Kisch, Egon Erwin

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Egon Erwin Kisch

Egon Erwin Kisch, eigentlich Egon Kisch (Lebensrune.png 29. April 1885 in Prag; Todesrune.png 31. März 1948 ebenda) war ein jüdischer Kommunist, Schriftsteller, Journalist und Reporter. Nach dem Titel eines seiner Reportagebände ist er auch als „der rasende Reporter“ bekannt.

Werdegang

Egon Erwin Kisch wurde am 29. April 1885 in der böhmischen Hauptstadt Prag geboren. Er war Sohn des jüdischen Tuchhändlers Kantorovicz und dessen Frau Ernestine, geb. Kuh.[1] Sein wirklicher Name war Egon Kisch, den zweiten Vornamen Erwin begann er erst später als sein literarisches Pseudonym zu verwenden.

Seine ersten Schuljahre verbrachte er in privaten Schulen, die sich in katholischen Klöstern befanden (1891 lernte er in der Seidlschen Schule im Servitenkloster zu St. Michael, ab 1892 in der sogenannten Piaristenschule am Piaristenkloster).

Wirken

Kisch war eine Zeit lang Redakteur an der Prager „Bohemia“ und später Journalist in Wien. Der junge Reporter machte sich einen Namen, indem er Kriminalfälle und politische Intrigen aufdeckte. So kam er z. B. durch seine ungewöhnliche Kombinationsgabe hinter das vom österreichischen Generalstab streng gehütete Geheimnis um den Spionagefall des Obersten Alfred Redl (1913). Kisch konnte seine Entdeckung als Dementi, herausgegeben von „hoher Stelle“ durch die Zensur schmuggeln, so daß der Wiener Hof und die Weltöffentlichkeit aufmerksam wurden und der Skandal die Donaumonarchie erschütterte.

Nach dem Ersten Weltkrieg betrieb der Reservekorporal Kisch, der 1920 sein Kriegstagebuch unter dem Titel „Schreib das auf, Kisch“ herausgab, bolschewistische Agitation. 1918 war er einer der Führer der „Roten Garde“ in Wien. Wegen seiner politischen Umtriebe wurde Kisch zu drei Monaten Haft verurteilt und aus Österreich ausgewiesen. Er ging nach Berlin, wurde 1919 KPÖ-Mitglied[2] und schloß sich 1925 zusätzlich der stalinistischen KPD an.[3] 1929 war er Gründungsmitglied des „Bundes Proletarisch-Revolutionärer Schriftsteller“, einer absolut moskautreuen Organisation.[3] Kisch hielt sich mehrfach längere Zeit in Stalins Gulag-Reich auf (z. B. 1925/26, 1931/32), ohne vom kommunistischen Glauben abzufallen oder gar zu protestieren.[3][4] 1933 tauchte er wieder in Prag auf. 1936 machte er in Spanien Propaganda[5] für den Anschluß Iberiens an das Imperium Stalins.[3] Von 1940 bis 1946 hielt sich der „rasende Reporter“ dann in Mexiko auf, 1946 kam er nach Prag zurück. Er schrieb u. a. „Geschichten aus sieben Ghettos“ (1934).

Einiges spricht dafür, daß Kisch von einem stalinistischen Liquidierungskommando umgebracht worden ist.[6] Jedenfalls sind die Umstände seines Todes 1948 in Prag mysteriös.[3][7] Das SED-Zentralorgan „Neues Deutschland“ notierte zu seinem Tod: „Das Werk Egon Erwin Kischs lebt, ist fester Bestandteil der kommunistischen Sache, für die er gefochten hat. »Egonek« ist unter uns und wird unter uns bleiben.“

1982 beschäftigte sich der tschechische Journalist Jiri Hodac mit der „Affäre Redl“, jener ersten großen Sensation, die mit Kischs Namen verbunden ist (1913). Hodac bezeichnet den Sensationsfall Redl ä la Kisch in weitesten Teilen als falsch und erfunden, was den „Münchner Merkur“ zu der Frage veranlaßte: „Log der rasende Reporter [wie] gedruckt?“

Fußnoten

  1. Egon war der zweite von den insgesamt fünf Söhnen, die Hermann und Ernestine Kisch hatten. Die Familie wohnte in einem Renaissancehaus „Zu den zwei goldenen Bären“ in der Melantrichgasse (heute Melantrichova); im Erdgeschoß des Hauses befand sich ihre Tuchhandlung. Entsprechend der jüdischen Tradition wurde Egon beschnitten.
  2. 1919 in die Kommunistische Partei eingetreten, betrieb er bolschewistische Agitation.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 David Korn: Wer ist wer im Judentum? - FZ-Verlag. ISBN 3-924309-63-9
  4. Als kommunistischen Reporter bereiste er alle fünf Kontinente. Überall sammelte er Indizien für den Prozeß, den er der „kapitalistischen Gesellschaftsordnung“ zu machen gedachte. Häufig weilte er in Moskau, ständig in Fühlung mit der Sowjetregierung, die ihn zum Professor der Zeitungswissenschaften an der Universität Charkow ernannte.
  5. Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg auf roter Seite.
  6. 1946 wieder in Prag, starb er einige Wochen nach der Machtergreifung seiner Genossen – enttäuscht über die Wirklichkeit des »sozialistischen Alltags«.
  7. Am 31. März 1948 starb Kisch plötzlich in Prag, wie es hieß, an einem Schlaganfall. Er war tatsächlich vorher schon lange ernstlich krank. Trotzdem knüpften sich seinerzeit an seinen Tod mancherlei Vermutungen über ein unnatürliches Ende, vor allem wohl deshalb, weil er in der haßerfüllten Nachkriegstschechechoslowakei als deutschsprachiger Jude einige Schwierigkeiten hatte, von der Partei enttäuscht war und später zahlreiche Freunde den Säuberungen des Jahres 1952 tatsächlich zum Opfer fielen.