Konstantinische Schenkung

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Laurentius Vallas Traktat über die Fälschung in deutscher Übersetzung

Die sogenannte Konstantinische Schenkung (Constitutum Constantini oder Donatio Constantini) war eine kirchliche Fälschung aus dem 8. Jahrhundert, wonach Konstantin I. der Große im Jahre 315 angeblich als Dank für die Heilung vom Aussatz durch Papst Silvester I. die westliche Hälfte des Römischen Reiches der katholischen Kirche versprochen haben soll, als er die Hauptstadt seines Reiches von Rom ins östliche Konstantinopel verlegte. Die angebliche Schenkung galt als Grundlage für den weltlichen Herrschaftsanspruch des Papsttums, das damit seinen Weltmachtsanspruch rechtfertigen wollte und es dauerte bis ins späte Mittelalter, ehe die „Konstantinische Schenkung“ als dreiste Fälschung entlarvt wurde.

Inhalt der „Constitutum domni Constantini“

Über die vermeintliche Schenkung gab es eine Urkunde, welche die Kirche für echt ausgab, die in Handschriften verbreitet und in ihrem entscheidenden Teil in einem Nachtrag zum Decretum Gratiani (dist. 96 c. 14) dem Corpus juris canonici einverleibt wurde. Die Urkunde bezeichnete sich als Constitutum Constantini. Kaiser Konstantin legt darin das orthodoxe Glaubensbekenntnis ab, erzählt wie er vom Papst Silvester I. getauft und hierbei von seinem Aussatz geheilt worden sei.

In Dankbarkeit erkennt er den Primat des Papstes über alle christlichen Kirchen an und weist seiner geistlichen Umgebung den hohen weltlichen Würdenträgern entsprechende Stellungen an; dem Papst widmet er die Herrschaft über Rom, Italien und die abendländischen Provinzen, indem der Kaiser sich nach Byzantion (das spätere Konstantinopel) zurückzieht; denn es sei nicht recht, daß dort, wo das Haupt der christlichen Religion herrsche, ein irdischer Kaiser Gewalt habe. Das Mittelalter glaubte an den Inhalt der Urkunde, selbst Geister wie Dante (Hölle 19, 115), der Verfasser des Sachsenspiegels (3, 63, §§. 1, 2) und Walther von der Vogelweide.

Widerstände gegen die Fälschung

Schon der deutsche Kaiser Otto III. hingegen bezweifelte die Echtheit. Im 15. Jahrhundert erklärte dann Bischof Nikolaus von Kues, daß es sich bei der Konstantinischen Schenkung um eine Fälschung handele. Die Kirche hielt dennoch weiterhin an der Urkunde fest und sicherte sich damit weiterhin ihre Machtansprüche. Auch der römische Humanist Lorenzo Valla entlarvte die Fälschung[1] und der deutsche Humanist Ulrich von Hutten ließ dessen Traktat dann im Jahre 1517 drucken. Martin Luther sah auf Grund dieser kolossalen Lüge die katholische Kirche selbst als den eigentlichen Antichristen an:

Donatio Constantini ist eine schändliche Lüge, und weiß weder Hieronymus noch ein anderer Zeitgenosse Konstantins etwas hievon — ist eine böse Schrift voll Lügen und mit häßlicher lateinischer Sprache, die kaum zu übersetzen ist, geschrieben.[2]

Es kam zur Reformation, die ihren bisherigen Höhepunkt in den Anfängen der deutschen Volkskirche fand. Im 19. Jahrhundert war es Ignaz von Döllinger, der endgültig belegte, daß das Dokument eine Fälschung war. Mittlerweile hatte sich jedoch das Papsttum auf Grund der selbstfabrizierten Lüge global ausgebreitet und seine ursprünglichen Ziele erreicht.

Literatur

  • Johann Friedrich: Die Constantinische Schenkung (1889) (PDF-Datei)
  • Ignaz von Döllinger: Die Schenkung Constantins. Ein Beitrag zur kritischen Beleuchtung der Papstfabeln des Mittelalters, 1866 (PDF-Datei)
  • Ulrich von Hutten: Des Edlen Römers Laurentij Vallensis Clagrede wider die erdicht unnd erlogene begabung, so von dem Keyser Constantino der Römischen kirchen sol geschehen sein, 1520 (Bestellmöglichkeit des Nachdrucks)
  • Einer auß den hohen Artikeln, des Allerhayligsten Bäpstlichen Glaubens, genan[n]t Donatio Constantini, 1537 (PDF-Datei)
  • Laurentius Valla: Trattato ... della donatione ... fata da Constantino Magno ... a Papa Silvestro, 1546 (PDF-Datei)
  • Heinrich Alt: Donatio Constantini imperatoris facta (ut aiunt) Sylvestro papae, 1661 (PDF-Datei)
  • Karl Corino (Hg.): Universalgeschichte des Fälschens. 33 Fälle, die die Welt bewegten. Von der Antike bis zur Gegenwart. Fankfurt am Main (Eichborn) 1988, ISBN 3-8218-1384-9; S. 27-35.
  • Karlheinz Deschner: OPUS DIABOLI. Fünfzehn unversöhnliche Essays über die Arbeit im Weinberg des Herrn. Reinbek bei Hamburg (Rowohlt) 1987, ISBN 3-498-01270-3; darin: Die »Konstantinische Schenkung«, S. 131-142.

Verweise

Fußnoten

  1. De falso credita et ementita Constantini donatione declamatio
  2. zitiert in: Luthers sämtliche Werke, Bände 66-67, 1857, S. 190 (PDF-Datei)