Antichrist

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Der Antichrist oder auch Widerchrist (bei Luther Endechrist) ist nach der bereits in der christlichen Urzeit ausgebildeten Vorstellung der Apokalypse eine vom Satan gesendete Persönlichkeit, die kurz vor der erwarteten zweiten Erscheinung Christi als dessen Gegenspieler und Gegenmacht alle Macht des Bösen in der Welt zum Kampfe gegen die christliche Kirche zusammenfaßt, danach aber durch den wieder erschienenen Christus überwunden wird. Der Begriff stammt aus dem Neuen Testament und bezeichnet dort etwas, das „gegen den [von Gott] Gesalbten“[1] auftritt und falsche Lehren über ihn verbreitet.

Entstehung des Begriffs

Die Vorstellung vom Antichristen ist wahrscheinlich nicht bereits auf jüdischem, sondern erst auf christlichem Boden entstanden und hat erst unter dem rückwirkenden Einfluß des Christentums auch ins spätere Judentum Eingang gefunden. In den Reden Jesu wird zwar seine eigene Wiederkunft, der die Erscheinung vieler falscher (Pseudo-) Messiasse und Apostel[2] vorhergehen werde, aber nicht ein persönlicher Gegenmessias geweissagt. Erst die älteste Kirche hat die Begriffe Antichrist und Pseudochrist verbunden und dahin entwickelt, daß der „Mensch der Sünde“ oder der Antichrist sich selbst für Christus, ja für Gott ausgeben werde (2 Thess. 2,3 fg.). Infolge der Christenbekämpfung unter Nero begannen die Christen, in dem römischen Weltreich die Konzentration aller dem Reiche Christi feindseligen Mächte, in Nero selbst aber den persönlichen Antichrist zu erblicken,[3] von dem eine weit verbreitete, bis ins 5. Jahrhundert erhaltene Sage erzählte, daß er nicht gestorben sei und dereinst zum Kampfe gegen das Messiasreich wiederkehren werde. Dieser Vorstellung gemäß beschrieb die Offenbarung des Johannes das nichtchristliche („heidnische“) Rom. In darauffolgenden Zeiten ist die Vorstellung vom Antichristen insbesondere von denjenigen Kirchenlehrern ausgebildet worden, die überhaupt einer mehr sinnlichen Anschauung von den „letzten Dingen“ huldigten. Die Erwartung seiner Erscheinung war besonders stark bei denjenigen christlichen Gruppierungen vertreten, die noch im 2. und 3. Jahrhundert die baldige Wiederkunft Christi zur Stiftung des Tausendjährigen Reiches erwarteten (→ Chiliasmus). Dagegen trat diese Vorstellung in der geistigen Anschauungsweise der Alexandrinischen Schule in den Hintergrund, und der Antichrist wurde auch späterhin meist nur abstrakt als Personifikation des Irrtums und des Abfalls vom christlichen Glauben verstanden.

Papst und römische Hierarchie als Antichrist

Seit dem 13. Jahrhundert wurde es in denjenigen Parteien und Sekten des Christentums, die sich vom Papsttum entfernt hatten, gebräuchlich, den Antichristen in der römischen Kirchenhierarchie und der Person des Papstes zu finden (so u. a. Wilhelm von Ockham, John Wyclif, die Reformatoren), ja der Satz, daß der Papst der Antichrist sei, ging durch die Schmalkaldischen Artikel sogar über in den kirchlichen Lehrbegriff der Lutheraner. In der griechisch-morgenländischen Kirche wurde vorwiegend seit dem 15. Jahrhundert die sarazenisch-türkische Herrschaft oder auch Mohammed zum Antichristen, den schon Papst Innocenz III. 1213 als solchen bezeichnet hatte. Beim Eintritt des Jahres 1000, beim Beginn der Kreuzzüge, beim Hereinbrechen des Schwarzen Todes und anderer Heimsuchungen glaubte man die Ankunft des Antichristen nahe, und noch in der Neuzeit tauchte diese Vorstellung auf: So meinte man 1805 mit Napoleon I., 1848 und 1849 mit der Revolution, dann mit Napoleon III. den Antichristen gekommen.

Der Antichrist in der Dichtkunst

In der Dichtkunst erscheint der Antichrist namentlich in althochdeutscher Zeit, zuerst im Muspilli, dann öfter in Gedichten über den Jüngsten Tag und den Weltuntergang, so bei der Dichterin Ava, bei Freidank in einem Kapitel „von dem Endechriste“, vor allem in dem „Ludus de Antichristo“ (Spiel vom Antichristen), einem lateinischen, als Oratorium gedachten Drama mit reicher, meist stummer Handlung, von einem bedeutenden, sehr patriotisch gesinnten deutschen Dichter um 1060 auf Andeutungen in Adsos Traktat „De Antichristo“ aufgebaut. Hierbei erscheint der deutsche Kaiser (dem Dichter schwebt Barbarossas Heldengestalt vor) als derjenige, der alle Reiche der Welt erkämpft; der Antichrist hingegen, dem die Heuchler den Weg bahnen, gewinnt schnell alle Fürsten, nur der Kaiser widersteht und besiegt ihn. Als letztlich auch er, durch Scheinwunder überzeugt, dem Antichristen huldigt, schreitet Gott ein.[4]

Zitate

  • „Wenn wir eine Fiktion erschaffen, müssen wir auch eine Antifiktion erschaffen. Es gibt Christen, die von der drohenden Ankunft des Antichristen reden. Christus war ja eigentlich ein armer Kerl ohne Bildung, ein wenig verschroben. Wie er auf seinem Esel daherritt und für ein paar Dummköpfe predigte, die ständig für ihn da waren. Und er konnte in seinem ganzen Leben nur zwölf Jünger finden. Aber die Christen mußten auf die Idee vom Antichristen kommen, weil erst dann Jesus wirklich zum Christus wird, zum wahren Retter, der die Leute vor dem Antichristen rettet. Zweitausend Jahre sind vergangen. Niemand ist jemals einem Antichristen begegnet. Viele sind vom Christentum als Antichrist verdammt worden, aber mit dieser Verdammung wurde nur versucht, den Wunsch zu erfüllen, Christus zur Realität werden zu lassen. Eigentlich ist der Priester der Antichrist, der Papst ist der Antichrist, Tausende von katholischen und protestantischen Missionaren — das sind die wirklichen Antichristen. Der Antichrist ist längst gekommen. Der erste Antichrist war Petrus, der die Kirche gründete. Eigentlich hat Petrus, der erste Papst, viel mehr Schaden angerichtet als Judas. Judas hat die Arbeit Jesu sehr unterstützt. Hätte er Jesus Christus nicht an die Feinde verkauft, hätte man seinen Namen niemals gehört. Nur durch die Kreuzigung ist Jesus ins menschliche Bewußtsein eingegangen. Judas ist nicht wirklich sein Feind.“Osho (= Bhagwan Shree Rajneesh, 1931–1990)[5]
  • „Nach der Offenbarung des Antichrist soll die Welt tun, was sie will; dann muss Christus kommen mit einem Gericht.“Martin Luther[6]

Siehe auch

Literatur

Fußnoten

  1. altgr. ἀντὶ Χριστοῦ, ὁ Ἀντίχριστος
  2. Matthäus 24, 5.23.24
  3. vgl. Renan: L’Antichrist. Paris 1873 (deutsch Leipzig 1873); Philippi: Die biblische und kirchliche Lehre vom Antichristen. Gütersloh 1877
  4. von Zezschwitz: Das Drama vom Ende des römischen Kaisertums und von der Erscheinung des Antichristen, Leipzig 1878
  5. Osho: Wörterbuch der Erleuchtung A–Z, Goldmann Verlag, München 2004, ISBN 3-442-21671-0; Artikel „Antichrist“, S. 23 ff.
  6. In: Martin Luther. Tischreden, Seite 226, Stuttgart 1981, ISBN 3-15-001222-8