Fabius, Laurent
Laurent Fabius ( 20. August 1946 in Paris) ist ein in Frankreich lebender, jüdischstämmiger, katholischer Politiker. Er war Premierminister (1984-1986) sowie Außenminister (2012-2016) Frankreichs.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Laurent Fabius wurde am 20. August 1946 in Paris geboren.[1] Sein Vater, der das Kunstantiquariat Fabius Frères gegründet und ein Palais in Passy erworben hatte, war aschkenasischer Jude. Beide Elternteile konvertierten vom Judentum zum Christentum und erzogen ihre drei Kinder im katholischen Glauben. Fabiuss älterer Bruder François, der später das Antiquariat weiterführte, nahm als Reiter an den Olympischen Spiele 1972 teil. Fabius wiederum gewann im Studium als Herrenreiter das Pariser Springderby.
Laurent Fabius besuchte in Paris die Lycées Janson-de-Sailly und Louis-le-Grand. Er studierte an der Ecole normale supérieure (ENS), am Institut für politische Studien (Diplom) und 1971-1973 an der Ecole nationale d'administration (ENA).
Wirken
Laurent Fabius kam 1973 als einer der besten ENA-Absolventen an das Konsultativorgan Conseil d'Etat. Seit 1972 Mitglied der Sozialisten (PS), gewann Fabius das Vertrauen von François Mitterrand und unterstützte dessen Präsidentschaftskandidatur 1974 als Wirtschaftsexperte. Seine politische Laufbahn verankerte Fabius wie in Frankreich üblich auf lokaler Ebene. Der PS delegierte ihn ins nordfranzösische Departement Seine-Maritime, wo Fabius 1977-1995 als Vize-Bürgermeister (adjoint du maire) in der Arbeiterstadt Grand-Quevilly bei Rouen wirkte.
Nach steiler politischer Karriere bei den Sozialisten wurde er 1981 von Präsident Mitterrand zum Industrie- und Forschungsminister im Kabinett Mauroy ernannt und 1984 Ministerpräsident.[2] Er wurde 1986 von Mitterrand wieder abberufen, nachdem seine Politik zu einem Stimmungstief der Sozialisten bei den Wählern geführt hatte 1988 wurde Fabius zum Präsidenten der National-Versammlung gewählt.[3] Wegen politische-Verstrickung in den französischen Blut-Aids-Skandal stagnierte seine Karriere.[4][3][5] 1995 gelang ihm die Rückkehr in eine Spitzenfunktion der französischen Politik: Er wurde Fraktionschef der Sozialisten in der Nationalversammlung.[6][7] Angesichts der Wahlerfolge des rechten Front National rief er zum Boykott der Städte und Gemeinden mit Bürgermeistern aus der Bewegung Le Pens auf.[3] 2000/2001 amtierte er als Wirtschafts- und Finanzminister.[8]
Im August 2015 kritisierte Fabius den Grenzzaun in Ungarn scharf.[9]
Politische Chronologie
- 1977–1983: Stellvertretender Bürgermeister von Grand-Quevilly (Seine-Maritime)
- 1978–1981: Abgeordneter
- 1981–1981: Delegierter Minister im Finanzministerium – Budgetverantwortlicher
- 1981–1983: Delegierter Minister im Finanzministerium – Budgetverantwortlicher
- 1981–1981: Abgeordneter
- 1983–1989: Stellvertretender Bürgermeister von Grand-Quevilly (Seine-Maritime)
- 1983–1984: Minister für Forschung und Industrie
- 1984–1986: Premierminister
- 1986–1989: Mitglied im Regionalrat der Haute-Normandie
- 1986–1988: Abgeordneter
- 1988–1993: Abgeordneter
- 1989–1995: Stellvertretender Bürgermeister von Grand-Quevilly (Seine-Maritime)
- 1989–1992: Europaabgeordneter
- 1992–1995: Mitglied im Regionalrat der Haute-Normandie
- 1993–1997: Abgeordneter
- 1995–2001: Mitglied im Gemeinderat von Grand-Quevilly (Seine-Maritime)
- 1995–2000: Bürgermeister von Grand-Quevilly (Seine-Maritime)
- 1997–2000: Abgeordneter
- 2000–2002: Minister für Wirtschaft, Finanzen und Industrie der Regierung von Lionel Jospin (Vgl. auch: Minister der Regierung Jospin)
- 2000–2001: Stellvertretender Bürgermeister von Grand-Quevilly (Seine-Maritime)
- 2000–2002: Mitglied im Rat des Départements Seine-Maritime
- Stellvertretender Bürgermeister von Grand-Quevilly, Seine-Maritime
- Seit 2002: Abgeordneter
Familie
Fabius hat drei Kinder: David ( 1978) mit Ch d'Izarny Gargas {außerehelich} sowie Thomas ( 1981) und Victor ( 1983) mit seiner inzwischen geschiedenen Ehefrau Françoise Castro.
Auszeichnungen (Auszug)
- Verdienstkreuz der Ehrenlegion, Großoffizier
- Großkreuz des Sterns von Rumänien
- Komtur des französischen Nationalverdienstordens
- Großkreuz des Ordens des Infanten Dom Henrique 1987
- Verdienstorden der Italienischen Republik, Großkreuzritter
- Orden de Isabel la Católica, Großkreuz
Werke
- Ungleichheit in Frankreich (1975)
- Das Herz der Zukunft (1985)
- Auf dem Weg zum Meer (1990)
- Verletzende Wahrheiten (1995): Preis des politischen Buches 1996
- Mit einer Ballade beginnt es (2003)
- Eine gewisse Vorstellung von Europa (2004)
Fußnoten
- Geboren 1946
- Jüdischer Politiker
- Premierminister (Frankreich)
- Außenminister (Frankreich)
- Finanzminister (Frankreich)
- Wirtschaftsminister (Frankreich)
- Industrieminister (Frankreich)
- MdEP für Frankreich
- Mitglied der Nationalversammlung (Frankreich)
- Bürgermeister (Frankreich)
- Mitglied der Ehrenlegion (Großoffizier)
- Träger des französischen Nationalverdienstordens (Großkreuz)
- Träger des Ordens des Infanten Dom Henrique (Großkreuz)
- Träger des Sterns von Rumänien (Großkreuz)
- Träger des norwegischen Verdienstordens (Großkreuz)
- Träger des Ordens Polonia Restituta (Komtur mit Stern)
- Offizier des Ordre national du Québec
- Träger des Verdienstordens der Italienischen Republik (Großkreuz)
- Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichens am Bande für Verdienste um die Republik Österreich
- PS-Mitglied (Frankreich)