Fabius, Laurent

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Fabius im Sicherheitsrat der Vereinigten Nationen, 19. September 2014

Laurent Fabius (Lebensrune.png 20. August 1946 in Paris) ist ein in Frankreich lebender, jüdischstämmiger, katholischer Politiker. Er war Premierminister (1984-1986) sowie Außenminister (2012-2016) Frankreichs.

Werdegang

Daniel Goldberg mit Laurent Fabius (2007)
Laurent Fabius und Benjamin Netanyahu (rechts), 25. August 2013

Laurent Fabius wurde am 20. August 1946 in Paris geboren.[1] Sein Vater, der das Kunstantiquariat Fabius Frères gegründet und ein Palais in Passy erworben hatte, war aschkenasischer Jude. Beide Elternteile konvertierten vom Judentum zum Christentum und erzogen ihre drei Kinder im katholischen Glauben. Fabiuss älterer Bruder François, der später das Antiquariat weiterführte, nahm als Reiter an den Olympischen Spiele 1972 teil. Fabius wiederum gewann im Studium als Herrenreiter das Pariser Springderby.

Laurent Fabius besuchte in Paris die Lycées Janson-de-Sailly und Louis-le-Grand. Er studierte an der Ecole normale supérieure (ENS), am Institut für politische Studien (Diplom) und 1971-1973 an der Ecole nationale d'administration (ENA).

Wirken

Laurent Fabius kam 1973 als einer der besten ENA-Absolventen an das Konsultativorgan Conseil d'Etat. Seit 1972 Mitglied der Sozialisten (PS), gewann Fabius das Vertrauen von François Mitterrand und unterstützte dessen Präsidentschaftskandidatur 1974 als Wirtschaftsexperte. Seine politische Laufbahn verankerte Fabius wie in Frankreich üblich auf lokaler Ebene. Der PS delegierte ihn ins nordfranzösische Departement Seine-Maritime, wo Fabius 1977-1995 als Vize-Bürgermeister (adjoint du maire) in der Arbeiterstadt Grand-Quevilly bei Rouen wirkte.

Nach steiler politischer Karriere bei den Sozialisten wurde er 1981 von Präsident Mitterrand zum Industrie- und Forschungsminister im Kabinett Mauroy ernannt und 1984 Ministerpräsident.[2] Er wurde 1986 von Mitterrand wieder abberufen, nachdem seine Politik zu einem Stimmungstief der Sozialisten bei den Wählern geführt hatte 1988 wurde Fabius zum Präsidenten der National-Versammlung gewählt.[3] Wegen politische-Verstrickung in den französischen Blut-Aids-Skandal stagnierte seine Karriere.[4][3][5] 1995 gelang ihm die Rückkehr in eine Spitzenfunktion der französischen Politik: Er wurde Fraktionschef der Sozialisten in der Nationalversammlung.[6][7] Angesichts der Wahlerfolge des rechten Front National rief er zum Boykott der Städte und Gemeinden mit Bürgermeistern aus der Bewegung Le Pens auf.[3] 2000/2001 amtierte er als Wirtschafts- und Finanzminister.[8]

Im August 2015 kritisierte Fabius den Grenzzaun in Ungarn scharf.[9]

Politische Chronologie

  • 1977–1983: Stellvertretender Bürgermeister von Grand-Quevilly (Seine-Maritime)
  • 1978–1981: Abgeordneter
  • 1981–1981: Delegierter Minister im Finanzministerium – Budgetverantwortlicher
  • 1981–1983: Delegierter Minister im Finanzministerium – Budgetverantwortlicher
  • 1981–1981: Abgeordneter
  • 1983–1989: Stellvertretender Bürgermeister von Grand-Quevilly (Seine-Maritime)
  • 1983–1984: Minister für Forschung und Industrie
  • 1984–1986: Premierminister
  • 1986–1989: Mitglied im Regionalrat der Haute-Normandie
  • 1986–1988: Abgeordneter
  • 1988–1993: Abgeordneter
  • 1989–1995: Stellvertretender Bürgermeister von Grand-Quevilly (Seine-Maritime)
  • 1989–1992: Europaabgeordneter
  • 1992–1995: Mitglied im Regionalrat der Haute-Normandie
  • 1993–1997: Abgeordneter
  • 1995–2001: Mitglied im Gemeinderat von Grand-Quevilly (Seine-Maritime)
  • 1995–2000: Bürgermeister von Grand-Quevilly (Seine-Maritime)
  • 1997–2000: Abgeordneter
  • 2000–2002: Minister für Wirtschaft, Finanzen und Industrie der Regierung von Lionel Jospin (Vgl. auch: Minister der Regierung Jospin)
  • 2000–2001: Stellvertretender Bürgermeister von Grand-Quevilly (Seine-Maritime)
  • 2000–2002: Mitglied im Rat des Départements Seine-Maritime
  • Stellvertretender Bürgermeister von Grand-Quevilly, Seine-Maritime
  • Seit 2002: Abgeordneter

Familie

Fabius hat drei Kinder: David (Lebensrune.png 1978) mit Ch d'Izarny Gargas {außerehelich} sowie Thomas (Lebensrune.png 1981) und Victor (Lebensrune.png 1983) mit seiner inzwischen geschiedenen Ehefrau Françoise Castro.

Auszeichnungen (Auszug)

Werke

  • Ungleichheit in Frankreich (1975)
  • Das Herz der Zukunft (1985)
  • Auf dem Weg zum Meer (1990)
  • Verletzende Wahrheiten (1995): Preis des politischen Buches 1996
  • Mit einer Ballade beginnt es (2003)
  • Eine gewisse Vorstellung von Europa (2004)

Fußnoten

  1. Laurent Fabius kam 1946 in Paris als Sproß einer jüdischen Familie zur Welt.
  2. Vom 17. Juli 1984 bis zum 20. März 1986 war er Premierminister von Frankreich.
  3. 3,0 3,1 3,2 David Korn: Wer ist wer im Judentum? - FZ-Verlag. ISBN 3-924309-63-9
  4. Im Verfahren wegen Infektionen durch HIV-kontaminierte Blutprodukte vor dem Gerichtshof der Republik, das sich über Jahre hinzieht, wird zunächst gegen ihn ermittelt, letztendlich wird er aber freigesprochen.
  5. Von 1992 bis 1993 war er Erster Sekretär (Vorsitzender) der Sozialistischen Partei.
  6. Fabius war unter dem ersten sozialistischen Präsidenten François Mitterrand Premierminister. Zudem leitete er das Industrieministerium sowie das Wirtschafts- und Finanzministerium und war zweimal Präsident der französischen Nationalversammlung.
  7. Von 1988 bis 1992 sowie von 1997 bis 2000 war er Präsident der Nationalversammlung.
  8. Von 2000 bis 2002 war er Minister für Wirtschaft, Finanzen und industrielle Entwicklung.
  9. euronews.com, 30. August 2015: Die Fertigstellung des 175 Kilometer langen Grenzzauns zwischen Ungarn und Serbien steht sinnbildlich für den Graben innerhalb der Europäischen Union beim Thema „Flüchtlingspolitik“. Fabius kritisierte das Vorgehen des EU-Partners Ungarn scharf. Die BRD zeige hier beherztes Verhalten und Frankreich stehe an seiner Seite. Fabius in einem Interview: „Aber Europa muss insgesamt seine Verantwortung übernehmen“. „Wenn ich sehe, daß einige Länder [im Osten] in Europa die Verteilung von Asylbewerbern nicht akzeptieren, dann finde ich das skandalös. Skandalös.“ „Ich empfinde das Vorgehen als sehr schwierig und hart. Ungarn ist ein Teil von Europa, ein Europa der Werte und diese Werte werden mit der Errichtung von Zäunen nicht respektiert.“