Karlstadt, Liesl
Liesl Karlstadt, eigentl. Elisabeth Wellano ( 12. Dezember 1892 in München; 27. Juli 1960 in Garmisch) war eine bayerische Soubrette, Schauspielerin und Kabarettistin. Sie bildete gemeinsam mit Karl Valentin eines der namhaftesten deutschen Komikerduos im 20. Jahrhundert.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jugend
Liesl Karlstadt, geboren am 12. Dezember 1892 in München als Elisabeth Wellano, war das fünfte von neun Kindern eines Münchner Bäckers. Nach einer Lehre als Verkäuferin war sie im neu gegründeten Kaufhaus von Hermann Tietz (Hertie) zunächst tätig, engagierte sich parallel jedoch als Musikerin – wie ihr späterer Partner Karl Valentin beherrschte sie eine ganze Reihe von Instrumenten. Bereits mit 17 Jahren versuchte sie sich als Volkssängerin und wurde mit 20 als Sängerin und Tänzerin in die Singspieltruppe von Adalbert Meier aufgenommen. Als Schauspielerin stand sie in Stücken wie „Kabale und Liebe“ und „Die Kameliendame“ auf der Bühne.
Im Jahr 1911 traf Karlstadt im Frankfurter Hof auf Karl Valentin – der Beginn einer überaus fruchtbaren und erfolgreichen Zusammenarbeit: Das Duo Valentin/Karlstadt zählt zu den berühmtesten und wegweisenden Komikerpaaren des 20. Jahrhunderts, deren Namen bis heute untrennbar miteinander verbunden sind. In den über 25 Jahren ihrer gemeinsam Auftritte kamen sie auf rund 400 Sketche, von denen eine große Zahl aus Liesl Karlstadts Feder stammte. Neben ihren Bühnenerfolgen gehörten Valentin und Karlstadt auch zu den Pionieren des Kinos. Bereits 1912 begannen sie, mit dem neuen Medium zu experimentieren.
Drittes Reich
Nach zahlreichen komödiantischen Stummfilmen in den 1920er Jahren, beschloß Karlstadt im Jahr 1930, professionellen Schauspielunterricht zu nehmen. Aber trotz eines gelobten Theaterauftritts in dem Stück „Sturm im Wasserglas“ fußte ihr Ruhm weiterhin auf der Zusammenarbeit mit Valentin, aus dessen übermächtigem Schatten sie sich nie ganz lösen konnte. Privat war das Verhältnis der beiden indes nicht immer so amüsant, wie es bei ihren Auftritten scheinen mochte. Nachdem der eigenwillige Valentin durch eine Fehlinvestition Karlstadts gesamtes Vermögen zerstört hatte, beging sie einen Suizidversuch. Nach ihrer Genesung folgte eine Reihe erfolgreicher Filme, wie „Der Bittsteller“ und „Beim Rechtsanwalt“ (beide 1936) – abermals an der Seite von Karl Valentin.
Wehrmachtsfreiwillige
1941 bis 1943 verbrachte Liesl Karlstadt im Zweiten Weltkrieg, zuerst als „Gefreiter Gustl“ getarnt, bei einer Gebirgsjägereinheit auf der Ehrwalder Alm, wo sie die Maultiere betreute. Ihr Kompaniechef Willi Schleif beförderte sie nach kurzer Zeit offiziell zum Obergefreiten und Hilfstragetierführer.
Nachkriegszeit
Karlstadts Popularität hielt auch nach Valentins Tod im Jahr 1948 an, wobei sie in den folgenden Jahren am Münchner Residenztheater und den Kammerspielen vermehrt in ernsteren Rollen Erfolge feierte. Beim Bayerischen Rundfunk bekam sie mit „Familie Brandl“ eine eigene Sendung. Im Kino war sie allerdings vorwiegend in Nebenrollen zu sehen. Zu ihren bekanntesten Filmen aus dieser Zeit gehören „Fanfaren der Ehe“ (1953), „Die Trapp-Familie“ (1956) und die Satire „Wir Wunderkinder“ (1958).
Tod
Am 27. Juli 1960 verstarb Liesl Karlstadt in Garmisch-Partenkirchen unerwartet an einem Gehirnschlag. In München ist ihr und Karl Valentin das „Valentin Karlstadt Museum“ gewidmet.
Filmographie
- Valentins Hochzeit (1913)
- Der Kuß (1913)
- Zirkus Schnabelmann (1920/21)
- Mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt auf der Oktoberwiese (1921)
- Der "entflohene" Hauptdarsteller (1921)
- Die Mysterien eines Frisiersalons (1922/23)
- Orchester- und Fliegerszene (1923)
- In der Schreiner-Werkstatt. Tonfilm-Imitation von Karl Valentin und Lisl Karlstadt (1928/29)
- Die beiden Musikal-Clowns (1928/29)
- Wochenschau von Karl Valentin und Liesl Karlstadt. Serie 14 (1929)
- Mit dem Fremdenwagen durch München (1929)
- Karl Valentin, der Sonderling (1929)
- Karl Valentin und Liesl Karlstadt (1929)
- Muß man sich gleich scheiden lassen? (1932)
- Im Photoatelier (1932)
- Eine Frau wie Du (1932/33)
- Die verkaufte Braut (1932)
- Orchesterprobe (1933)
- Mit Dir durch dick und dünn (1933)
- Es knallt (1933)
- Die tolle Anita [ST] (1933)
- So ein Theater! (1934)
- Liebe dumme Mama (1934)
- Im Schallplattenladen (1934)
- Der verhexte Scheinwerfer (1934)
- Der Theaterbesuch (1934)
- Der Geizhals (1934)
- Der Firmling (1934)
- Kirschen in Nachbars Garten (1935)
- Straßenmusik (1936)
- Mädchenpensionat. Prinzessin Dagmar (1936)
- Musik zu zwein (1936)
- Kalte Füße (1936)
- Ein verhängnisvolles Geigensolo (1936)
- Du bist mein Glück (1936)
- Donner, Blitz und Sonnenschein (1936)
- Die karierte Weste (1936)
- Die Erbschaft (1936)
- Der Bittsteller (1936)
- Beim Rechtsanwalt (1936)
- Ewig Dein (1937)
- Der Antennendraht (1938)
- Fasching (1939)
- Venus vor Gericht (1941)
- Der Trichter Nr. 14. Volkshumor aus deutschen Gauen (1941)
- Alarmstufe V (1941)
- Reise in die Vergangenheit (1942/43)
- Peterle (1942/43)
- Man rede mir nicht von Liebe (1943)
- Das Konzert (1943/44)
- Um eine Nasenlänge (1949)
- Nach Regen scheint Sonne (1949)
- Du bist nicht allein (1949)
- Die Treppe (1950)
- Die Sterne lügen nicht. Herr Megelein ist nicht zu sprechen (1950)
- Das doppelte Lottchen (1950)
- Das letzte Rezept (1951/52)
- Das kann jedem passieren (1952)
- Solange Du da bist (1953)
- Persil Waschmittel (1953)
- Fanfaren der Ehe (1953)
- Das Lachkabinett (1953)
- Feuerwerk (1954)
- Die verschwundene Miniatur (1954)
- Salzburger Geschichten (1956)
- Nichts als Ärger mit der Liebe (1956)
- Kleines Zelt und große Liebe (1956)
- II A in Berlin (1956)
- Die Trapp-Familie (1956)
- Dany, bitte schreiben Sie (1956)
- Heiraten verboten (1957)
- Ein Stück vom Himmel (1957)
- Wir Wunderkinder (1958)
- Meine 99 Bräute (1958)
- ...und nichts als die Wahrheit (1958)
- O diese Bayern (1959)
- Liebe auf krummen Beinen (1959)
- Die gute Sieben (1959)