Feldluftschiffer

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Fesselballon der Feldluftschiffer

Die Feldluftschiffer (auch: Festungsluftschiffer) des Deutschen Heeres waren militärische Aufklärungseinheiten der Luftschiffwaffe des Heeres, die mit Fesselballons verschiedener Systeme ausgerüstet waren und der Gefechtsfeld- und Artilleriebeobachtung dienten. Ihre Blütezeit erlebten sie während des Ersten Weltkrieges an der Westfront. Der verwendete Ballontyp wird als Beobachtungs- oder Spähballon bezeichnet.

Erläuterung

Maschinenkanonen-Flakschutz für die Feldluftschiffer
Deutsche Feldluftschiffer an der Ostfront (beim Vormarsch in Rumänien), 1916

Als „Luftschiffer“ wurden damals alle Beteiligten an der Leichter als Luft-Technik, also auch Heißluft- oder Gasballonfahrer, bezeichnet. Feldluftschiffer betrieben keine Luftschiffe im heutigen Sinn, sondern Gasballons. Beide nutzen das Prinzip „Leichter als Luft“.

Unterschiede

Feldpost des Chefs des Feldflugwesens an den Luftschiffer Tillig

Die Feld- bzw. Festungsluftschiffer waren mit Drachen-Fesselballonen ausgerüstet und hatten die Artillerie- und Gefechts-Nahfeld-Beobachtung zur Aufgabe. Daher wurden sie vorzugsweise und sehr erfolgreich an der Westfront eingesetzt. Zu ihrer Versorgung waren den Einheiten Gasabteilungen usw. angegliedert. Das I. Bataillon des Garde-Korps und die Königlich Bayerische Luftschiffer-Abteilung dagegen, die beide Fesselballone zur Aufgabe hatten, wurden mit Kriegsbeginn zu Ersatzabteilungen für Festungsluftschiffer umgegliedert.

Heeresluftschiffahrt (Gliederung)

Friedensgliederung

Die Friedensgliederung bis zum 26. August 1914 – operativ von der Obersten Heeresleitung (OHL), administrativ von den Armeekorps (AK) geführt:

  • Generalinspektion des Militärverkehrswesens Berlin unter Generalleutnant Karl Heinrich von Hänisch mit dem Rang eines Kommandierenden Generals
    • Inspektion des Militär-Luft-und Kraftfahrzeugwesens Berlin (ILuK/IdLuK) unter Generalmajor/Generalleutnant Wilhelm Messing mit dem Rang eines Divisions-Kommandeurs
      • Inspektion der Luftschiffertruppen Berlin (ILuft/IdLuft) unter Oberst Kuno Friedrich von Barfus[1] mit dem Rang eines Regiments- oder Brigade-Kommandeurs
        • Garde-Korps (Berlin) – Ausbildung und Betrieb von Fesselballons
        • VIII. Armee-Korps (Koblenz) – Lenkluftschiffe
        • XIV. Armeekorps (Karlsruhe) – Lenkluftschiffe, Werfterprobungsbetrieb
        • I. Armeekorps (Königsberg) – Lenkluftschiffe

Kriegsgliederung

Bis 7. Oktober 1916

Kriegsgliederung der Luftschiffwaffe des Heeres (operativ bis 7. Oktober 1916):

Ab 8. Oktober 1916

Kriegsgliederung der Luftschiffwaffe des Heeres (operativ ab 8. Oktober 1916):

  • Oberste Heeresleitung
    • Kommandierender General der Luftstreitkräfte (KoGenLuft) unter Ernst von Hoeppner
      • Luftschiffe
      • Fliegerei
      • Wetterdienst
      • Flugabwehr
      • Flak (Heimatluftschutz)
Ballonführerabzeichen der Feldluftschiffer

Erster Weltkrieg

In der Schlacht an der Somme vom 24. Juni bis 26. November 1916 wurde mehr als die Hälfte der an der Westfront verfügbaren Feldluftschifferabteilungen (FLA) eingesetzt: 18 FLA mit 50 Ballons. Jedes Armeeoberkommando (A.O.K) verfügte erstmals über eine eigene Ballonzentrale. Ebenfalls zum ersten Mal bekamen die Feldluftschiffer den dringend benötigten aktiven Schutz durch Jagdflieger – der Feind hatte die Ballons und ihre Tätigkeit spürbar als wichtig und gefährlich eingestuft. Die Ereignisse des Jahres 1916 hatten die „Luftwaffe“ endgültig etabliert, die Aufgaben konkretisiert. Sowohl der Feind wie auch die deutschen Stellen wußten nun, was Flieger, Luftschiffer und Feldluftschiffer zu leisten und nicht zu leisten in der Lage waren. Auf deutscher Seite wurde am 8. Oktober 1916 die Dienststelle des „Kommandierenden Generals der Luftstreitkräfte“ (KoGenLuft) unter Generalleutnant von Hoeppner gegründet, der nun sämtliche Ersatz- und Ausbildungsangelegenheiten koordinierte. Insgesamt wurde die Kommandostruktur gestrafft und optimiert. Das deutsche Heer verfügte mittlerweile über 53 FLA mit 128 Ballonzügen, die von 53 Abteilungsstäben und sieben Ballonzentralen geführt wurden. Die FLA bzw. die Ballonzüge wurden zu Aufklärungs- und Gefechtsgruppen zusammengefaßt. Damit verbesserte sich die Leistungsfähigkeit dieser Truppe massiv.

Die Umstrukturierungen der Luftstreitkräfte durch den KoGenLuft hatte überall Auswirkungen, so auch bei den Lenkluftschiffen, speziell den Heeresluftschiffern. Aus vielerlei Gründen (siehe Link unten) kam es ab dem Frühjahr 1917 zur Einstellung der Heeresluftschiffahrt (d. h. des Fahrbetriebes mit Lenkluftschiffen). Das freiwerdende (Boden-)Personal wurde größtenteils an die Feldluftschiffer-Abteilungen abgegeben. Materialengpässe machten 1918 die Zusammenführung von je zwei Ballonzügen zu einem Ballonzug notwendig. Bis dahin galt die Regel „1 Ballonzug ≡ 1 Ballon ≡ 1 Aufstiegsstelle“. Die neue Struktur gewährleistete neue (schnellere) Material- und Personalverfügbarkeit. Im Sommer 1918 verfügte das Kaiserliche Heer über 186 Ballonzüge und 56 Abteilungsstäbe. Auf dem Höhepunkt ihrer Wirksamkeit erfuhren die Feldluftschiffer den bitteren Preis ihres Könnens: die höchsten Verluste ihrer Geschichte. Der Feind schoß auf die Ballons, da sie in ihrer neuen hohen Effizienz jede Bewegung feindlicher Kräfte umfassend und unverzüglich weitermeldeten. Die Verlustraten erinnern an die Lenkluftschiffahrt, die mit ihren wenigen Luftschiffen eine sehr große Bindung von feindlichen Kräften bewirkten. Auch die Feldluftschiffer waren von einer unbeachteten zu einer vielbeachteten, schwer bekämpften Waffe aufgestiegen. Ohne ihr Tun war keine taktische Nahgefechtsfeldaufklärung mehr denkbar.

„Zu den in Friedenszeiten gebildeten militärischen Formationen traten im Kriegsverlauf die nun neu geschaffenen Einheiten in den besetzten/verbündeten Ländern hinzu. Die personelle Gliederung richtete sich nach der Anzahl der dort stationierten Luftschiffe bzw. Luftschiffhallen. Für jedes am Lufthafen stationierte Luftschiff gab es ein Luftschiffkommando, das sich aus der eigentlichen Fahrbesatzung und dem Schiffspflegetrupp zusammensetzte. Der sogenannte Luftschifftrupp dagegen war zuständig für die Bewegung des Luftschiffes am Boden (d. h. für das Ein- und Ausfahren), für den Schutz des Lufthafens (Flugabwehr/Flak und Objektbewachung), für die Bedienung der Navigationseinrichtungen zur Orientierung der Luftschiffe am und zum Hafen (Signal-Fesselballone, Signal-Scheinwerfer sowie für allerlei logistische Tätigkeiten (Produktion und Versorgung mit Traggas, Verpflegung, Munition u.s.w.). […] Die Dienstbekleidung der Heeresluftschiffer entwickelte sich aus der Uniform der Garde-Pioniere. Die Grundfarbe war zunächst wie bei allen preußischen Verkehrstruppen marineblau mit roten Schulterklappen und einem gelben ‚L‘, später kam die Bataillonsnummer hinzu. Als Kopfbedeckung wurde der „Tschako“ Modell 1895 verwendet. Die Bataillone 1 und 2 trugen am Tschako den weißen Gardestern (zur Parade mit schwarzem Roßhaarbusch) und am Rock Litzen. Die Kopfbedeckung und die Uniform der anderen Bataillone (also 3, 4 und 5 entsprach der der Eisenbahntruppen 3 ). Ab 1911 trugen sämtliche Heeresluftschiffertruppen hellgraue Uniformen. Die Schulterklappen waren ebenfalls hellgrau mit einem roten ‚L‘ nebst arabischer Ziffer.“[2]

Ballonführerabzeichen

Das Ballonführerabzeichen war das Pendant zum kaiserlichen Militär-Flugzeugführer-Abzeichen der Fliegertruppe. Das Ehrenzeichen bekamen die Ballonfahrer der FLA, wenn sie das militärische Patent zum Führen eines lenkbaren Gasballons erwarben. Im Zweiten Weltkrieg gab es dagegen das Ballonbeobachterabzeichen als Leistungsabzeichen.

Siehe auch

Fußnoten

  1. Am 1. Oktober 1913 erfolgte die Gründung der Inspektion der Fliegertruppen (IdFlieg) und der Inspektion der Luftschiffertruppen (IdLuft), die dem Generalinspekteur des Militärverkehrswesens und der ILuK unterstellt waren und die die Flieger- bzw. Luftschifferbataillone der preußischen Armee einschließlich der landeshoheitlichen Einheiten von Sachsen und Württemberg – mit Ausnahme Bayerns – führten. Erster „IdFlieg“ war Oberstleutnant, später Oberst Walter von Eberhardt; erster „IdLuft“ war Oberst Kuno Friedrich von Barfus. Im Rahmen der Heeresverstärkung waren die Fliegerkräfte zu diesem Zeitpunkt auf vier Fliegerbataillone mit zwölf Kompanien, verteilt auf elf Stationen, angewachsen.
  2. Dislokation Luftschiffwaffe des Heeres