Thomsen, Hermann
Hermann Thomsen, später Hermann von der Lieth-Thomsen ( 10. März 1867 in Flensburg; 5. August 1942 auf Sylt), war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Kaiserlichen Heeres, der Vorläufigen Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt General der Flieger der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg. Der Ritter des Ordens „Pour le Mérite“ gilt als Mitbegründer der deutschen Luftstreitkräfte und, gemeinsam mit Oswald Boelcke, Vater der Jagdwaffe.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Hermann Thomsen, am 10. März 1867 in Flensburg geboren, entstammte einem alteingesessenen Dirnmarscher Bauerngeschlecht. Sein Großvater Peter Thomsen war mit Martha von der Lieth verheiratet und da sie die Letzte ihrer Familie war, erhielt das Ehepaar die Erlaubnis zum vereinigten Namen „von der Lieth-Thomsen“.
Militär
Er trat 1887 in die Armee beim Schleswig-Holsteinischen Pionier-Bataillon Nr. 9 ein und wurde 1889 zum Sekondeleutnant befördert. Nach Absolvierung der Kriegsakademie wurde Thomsen in den Großen Generalstab versetzt. Am 20. März 1911 zum Major befördert, wurde er 1913 der Inspektion des Militär-Luft- und Kraftfahrwesens unter dem späteren General der Infanterie Wilhelm Messing zugeteilt, dessen Adjutant er war. Am 17. Februar 1914 folgte seine Versetzung nach Hanau zum Stab des Eisenbahn-Regiments Nr. 2.
Erster Weltkrieg
Thomsen nahm als Ia der Gemischten Landwehr-Brigade „von der Goltz“ u. a. an der Schlacht bei Tannenberg teil, wurde im September 1914 als 1. Generalstabsoffizier dem Generalkommando des Reservekorps 24 zugewiesen, kämpfte bei Ypern und nahm später an dem Winterfeldzug in den Karpathen teil. Als dann der Ausbau der Luftwaffe immer größere Ausmaße annahm, wurde Oberstleutnant Thomsen am 27. März 1915 als „Chef des Feldflugwesens“ in das Große Hauptquartier berufen, dem Generalquartiermeister der OHL unterstellt und für den gesamten Ersatz an Personal und Material der Fliegertruppe sowie für Neuaufstellungen verantwortlich gemacht. Am 10. August 1916 ließ er die ersten Jagdstaffeln nach den Vorschlägen von Oswald Boelcke aufstellen.
Am 8. Oktober 1916 wurde er zum Chef des Generalstabes des Kommandierenden Generals der Luftstreitkräfte (Kogenluft) ernannt. Seine gigantische Arbeitsleistung zusammen mit Generalleutnant Ernst von Hoeppner und seine großen Verdienste auf diesem verantwortungsvollen Posten wurden am 8. April 1917 durch die Verleihung des Pour le mérite gewürdigt.
- „Der gewaltigen Schaffenskraft des Obersten Thomsen hat Deutschland zu verdanken, wenn sich während des Krieges unsere Luftstreitkräfte immer weiter erfolgreich entwickelten.“ — Erich Ludendorff in seinen „Kriegserinnerungen“
Thomsen, zum Oberst befördert, blieb auf seinem wichtigen Posten bis zum Waffenstillstand.
Sein Sohn Joachim von der Lieth-Thomsen (1896–1918) war Marineflieger und wurde im Juli 1917 über der Themsemündung abgeschossen. Er verstarb am 19. November 1918 in britischer Kriegsgefangenschaft (in einem Hospital in Dartford) und ruht auf der deutschen Kriegsgräberstätte Channock Chase.
Weimarer Republik
Er leitete dann noch die durch das Versailler Diktat geforderte Demobilisierung und stand kurze Zeit der damaligen Luftfahrt-Abteilung im Kriegsministerium vor. 1919 nahm er seinen Abschied, um auf den Augenblick zu warten, wo sein reiches Wissen und seine unschätzbaren Kenntnisse für das Vaterland wieder nutzbar gemacht werden könnten. 1923 bis 1928 Leiter der geheimen Verbindungsstelle zur Roten Armee und Sowjetregierung in Moskau (Zentrale Moskau)
Drittes Reich
In Anerkennung seiner geschichtlichen Verdienste um Aufbau und Führung der Luftstreitkräfte im Ersten Weltkrieg wurde Thomsen am 1. November 1935 vom Führer und Reichskanzler Adolf Hitler zum Generalmajor ernannt. 1939 erfolgte seine Beförderung zum General der Flieger. Er stand zudem zur besonderen Verfügung des Reichsmarschalls Hermann Göring.
Obwohl schon 75jährig und vollkommen blind, war von der Lieth-Thomsen zum Zeitpunkt seines Todes im Sommer 1942 noch immer aktiver Luftwaffenoffizier – ein Vorgang, der sein Ansehen als „Vater der Luftstreitkräfte“ erkennen läßt.
Tod
General der Flieger Hermann von der Lieth-Thomsen verstarb in einem Kurhotel auf Sylt und wurde nach einem Staatsakt auf dem Invalidenfriedhof in Berlin mit großen militärischen Ehren beigesetzt.
Beförderungen
- Fahnenjunker (1. Oktober 1887)
- Eintritt in das Schleswig-Holsteinische Pionier-Bataillon Nr. 9
- Fähnrich (18. August 1888)
- Sekondeleutnant (21. September 1889)
- Premierleutnant (16. Februar 1897)
- Charakter als Hauptmann (17. Mai 1902)
- Hauptmann (15. September 1904)
- Major (20. März 1911)
- Oberstleutnant (22. März 1916)
- Oberst (18. August 1918)
- zur Disposition gestellt (11. August 1919)
- Generalmajor (1. November 1935)
- Charakter als Generalleutnant (2. August 1937)
- Generalleutnant (1. März 1939)
- Charakter als General der Flieger (1. April 1939)
- General der Flieger (1. August 1939)
Auszeichnungen (Auszug)
- Zentenarmedaille, 1897
- Roter Adlerorden, IV. Klasse
- Preußischer Kronenorden, IV. Klasse
- Orden der Württembergischen Krone, Ritterkreuz (WK3)
- Orden der Eisernen Krone (Österreich), Ritter III. Klasse (ÖEK3)
- Schwertorden, Ritterkreuz I. Klasse (SS3a)
- Ehrenkreuz des Großherzoglich Mecklenburgischen Greifenordens (MG2c)
- Albrechts-Orden, Ritterkreuz I. Klasse (SA3a)
- Preußisches Dienstauszeichnungskreuz, 1912
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse
- Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern, 1916
- Pour le Mérite am 8. April 1917 als Oberstleutnant und Chef des Generalstabs des Kommandierenden Generals der Luftstreikräfte (KoGenLuft)
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. bis I. Klasse
- Gemeinsames Flugzeugführer- und Beobachterabzeichen