Massaker von Marzabotto

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Bei dem Massaker von Marzabotto handelt es sich um eine Geschichtsfälschung zu Lasten Deutschlands bzw. der Waffen-SS und besonders des Truppenführers Walter Reder. So hätten angeblich deutsche Soldaten im Herbst 1944 in einer Gemeinde nahe Bologna ein Massaker mit über 700 Opfern angerichtet.

Vorgeschichte

Es gab von deutscher Seite im Gebiet Marzabotto keine Repressalien, obwohl solche aufgrund des völkerrechtswidrigen Kampfes der Partisanen durchaus legitim gewesen wären. Die unklare Zahl von Toten besteht aus gefallenen Partisanen, aus Zivilisten, welche in die Kämpfe gerieten sowie aus den Toten eines US-amerikanischen Bombenangriffes auf den Ort Marzabotto.

Allein zwischen Juni und August 1944 verloren 7.000 Soldaten der Wehrmacht durch die Anschläge kommunistischer italienischer Partisanen ihr Leben, 25.000 wurden verwundet. Im Herbst 1944 hatten italienische Partisanen im Raum von Bologna wieder deutsche Soldaten getötet. Ein 14jähriger Junge, der mit einer Pistole aufgegriffen wurde, bezeichnete Marzabotto als Hauptquartier der Partisanen-Brigade „Stella Rossa“ (Roter Stern).

Deutsche Verbände umstellten den Ort und schossen erst, als Widerstand geleistet wurde. Bei den Kämpfen um den Ort kamen auch eine Reihe von Zivilisten ums Leben, da diese von den ebenfalls in zivil kämpfenden Partisanen nicht unterschieden werden konnten. Der Linzer Ritterkreuzträger Walter Reder kommandierte die Aufklärungsabteilung der bereits im russischen Partisanenkampf geschulten 16. SS-Panzergrenadier-Division, und so konnte ein Teil der Brigade „Stella Rossa“ gefangengenommen werden, unter anderem auch deren Chef Mario Musolesi, genannt „Il Lupo“ (Der Wolf).

Freilich, wo deutsche Werwölfe 1945 alliierte Soldaten angriffen, fiel die Antwort nicht anders aus. Als sowjetische Truppen beispielsweise aus einem Haus der Crusemark-Straße in Berlin-Pankow beschossen wurden, holten sie sämtliche Männer aus den Häusern und exekutierten sie. Ähnlich verfuhren die Amerikaner in Aachen. Es versteht sich von selbst, daß diese Aktionen „rechtmäßig“ waren, da es sich bei den Opfern „nur“ um Deutsche handelte.

Das „Massaker“, das es nie gab

Neben der offiziellen „Massaker“-Version hat die Mailänder Zeitschrift „Gente“ schon 1955 eine völlig andere Variante ins Spiel gebracht. Im Zusammenwirken mit Gebirgstruppen und Fallschirmjägern hatte die aus der Gotenlinie in Italien herausgelöste SS-Panzeraufklärungsabteilung 16 unter SS-Sturmbannführer Walter Reder entscheidenden Anteil an der raschen Vernichtung zweier im Rücken der deutschen Hauptkampflinie operierenden kommunistischen Partisanen-Brigaden. Die Aufklärungsabteilung war ein Truppenteil der 16. SS-Panzergrenadier-Division „Reichsführer SS“.

Nach schweren und verlustreichen Kämpfen waren am 24. August 1944 die Gebirgsstellungen der Brigade „Lunnense“ in den Apuania-Bergen bei Carrara Vinca und am 29./30. September 1944 die von der Brigade „Stella Rossa“ annektierten Gehöfte und Ortschaften sowie deren Feld- und Riegelstellungen zwischen dem Monte Sole und dem Monte Salvaro erobert worden. Während der gesamten deutschen Operation blieb die Ortschaft Marzabotto jedoch außerhalb des Wirkungsbereiches aller in der Gefechtszone eingesetzten Waffen. In dem Städtchen selbst herrschte völlige Ruhe. Lange nach diesen Kämpfen erlitt die Bevölkerung von Marzabotto Schaden, als die Front näherrückte und die Ortschaft das Ziel alliierter Bombenangriffe und VS-amerikanischer Artillerie wurde. Kein Soldat der SS-Panzeraufklärungsabteilung 16 und auch nicht deren Kommandeur betraten jemals die Ortschaft Marzabotto. Die staunenden Touristen aus aller Welt, die Jahr für Jahr die Reste von Marzabotto besuchen, können neben einer täuschenden Bildtafel 1830 in Stein gemeißelte Namen der „Opfer“ des angeblichen deutschen Massenmordes besichtigen. Die erwähnte Zahl dieser Fälschung war – wie die Mailänder Zeitschrift „Gente“ nachwies – mittels eines einfachen Verfahrens zustandegekommen: sämtliche Tote der Kriegsjahre in Marzabotto und Umgebung wurden addiert (einschließlich der Opfer des Partisanenkrieges und der VS-amerikanischen Luftangriffen), er fand unter den Namen auch zahlreiche Personen, die noch – 1961 – am Leben waren. Und hinter der Glasscheibe gab es nicht die Überreste von 1830, sondern nur 808 Personen, darunter 195 österreichische Kriegsgefangene aus dem Ersten Weltkrieg, die bei der Minenräumung für ihre Gewahrsamsmacht starben.

Der Mythos

„Einige Tage nach der Schlacht gegen die Brigade Stella rossa desertierte ein junger Soldat seiner Einheit, ein Elsässer namens Julien Legoli. Er lief zu den Amerikanern über und erzählte eine vollkommen aus der Luft gegriffene Geschichte über ein Massaker in Marzabotto, auf direkten Befehl und unter persönlicher Kontrolle von SS-Sturmbannführer Reder. Über die Motive des Deserteurs kann nur spekuliert werden. Vermutlich hatte er die Nase voll vom Krieg und wollte sich mit seiner Erzählung bei den Feinden eine günstige Ausgangslage schaffen. Bekanntlich liebt man den Verrat, nicht aber den Verräter! Und Legolis Lage war heikel: Als Elsässer wurde er von den Alliierten als doppelter Verräter betrachtet. Erstens, weil er – als französischer Staatsbürger – sich freiwillig zur Waffen-SS gemeldet hatte, und zweitens, weil er von dort desertierte. Um sein Leben zu retten, brauchte er gewichtige Gründe! Die Amerikaner waren nicht besonders beeindruckt von seiner Geschichte, doch war sie interessant genug, um sie an ihre französischen Kollegen weiterzuleiten; und so wurde Legoli zum römischen Büro des französischen Nachrichtendienstes Deuxiéme Bureau überstellt. Das verschlechterte seine Aussichten und so spann er die Geschichte weiter: Reder hätte in Marzabotto ohne jeden Grund die Erschießung von 1830 Zivilisten, darunter 5 Priester sowie eine größere Anzahl Frauen und Kinder befohlen und dann die ganze Stadt niederbrennen lassen. Das Deuxiéme Bureau leitete diese Angaben an die Badoglio-Regierung weiter. Die Kommunisten und der britische Militärsender in Bari verbreiteten die Geschichte, und allmählich wurde daraus ein ‚etabliertes Faktum‘, eine allgemein bekannte ‚historische Tatsache‘ – und aus Reder wurde ein ‚Kriegsverbrecher‘. Der Marzabotto-Mythos war geboren.“[1]

Legoli verschwand später spurlos. Beim Schauprozeß gegen Walter Reder fehlte er, seine angeblichen Aussagen reichten aus. Wahrscheinlich war er vom französischen Geheimdienst zuvor liquidiert worden.[2]

Der Leiter der deutschen Gestapo, Heinrich Müller, erklärte in einem Gespräch nach dem Krieg dazu folgendes:[3]

Fragesteller: „Was wissen Sie über die Brigade Roter Stern? Als ich im OSS war, hatte ich mit ihnen zu tun.“
Müller: „Wo operierten sie?“
Fragesteller: „Nördlich von Bologna, in den Bergen. Monte Sole. Marzabotto.“
Müller: „Sagt mir nichts. Soweit ich mich entsinne, kam es im September oder Oktober 1944 zu einem größeren Aufstand. Die Brigade Roter Stern könnte damit zu tun gehabt haben.“
Fragesteller: „Ein Kommunist namens Wolf, El Lupo, war der Chef.“
Müller: „Ich spreche nicht italienisch. Deutsch schon, selbst hochdeutsch, englisch selbstverständlich, wenn es sein muß, und etwas russisch. Welch theatralische Namen. Die ‚Volks-Befreiungsbrigade von Minsk‘: eine Handvoll verängstigter Bauern, fanatischer Kommunisten und kleiner Jungs. Nicht mehr als 30 Leute. Sie kannten diese Leute? Warum fragen Sie nach ihnen?“
Fragesteller: „Angeblich wurden dort Ende 1944 Tausende von italienischen Zivilisten von SS-Leuten umgebracht.“
Müller: „Damals wurden überall Menschen umgebracht. Nachdem wir die besetzten Gebiete geräumt hatten, schlachteten sich Franzosen und Italiener wegen irgendwelcher alten Schulden gegenseitig ab. Manchmal ging es dabei um Politik, manchmal auch nur um den Besitz einer Kuh. Wenn es ein derartiges Massaker gegeben hätte, hätte ich gewiß davon gehört. Ich kann mich aber nicht daran erinnern. Das heißt noch lange nicht, daß es keines gab, aber von so vielen Toten hätten wir gehört.“

Siehe auch

Literatur

Verweise

Fußnoten

  1. Vierteljahreshefte für freie Geschichtsforschung​ 2004, Heft 4
  2. Der Große Wendig: Band 3: Kapitel 659, Das Massaker von Marzabotto, S. 654
  3. Gregory Douglas: Geheimakte Gestapo-Müller, II. Band, Kapitel Mussolinis Ende