Neurath, Konstantin Franz von

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Nach dem Abitur auf dem Gymnasium in Stuttgart studierte Freiherr von Neurathan der Eberhard Karls Universität Tübingen Rechtswissenschaft und wurde am 18. November 1824 Mitglied des Corps Allemannia I. Er wechselte an die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Die beiden höheren Justizdienstprüfungen bestand er als jeweils bester Proband. Im neuen Ministerium unter Karl von Varnbüler amtierte von Neurath seit dem 4. Oktober 1864 als Chef des Justizministeriums bis zum Eintritt in den nach dem Deutschen Bruderkrieg erbetenen Ruhestand am 27. April 1867.

Konstantin Franz Justus Johannes von Neurath, seit 1851 Freiherr von Neurath (Namensreihenfolge nach dem Familienarchiv, zuweilen aber auch Constantin Justus Franz; Lebensrune.png 22. April 1807 in Wetzlar; Todesrune.png 8. September 1876 in Leinfelderhof) war ein deutscher Jurist und Diplomat. Er war Außenminister des Königreichs Württemberg.

Leben

„Von Neurath wurde am 22. April 1807 als einziger Sohn des Juristen Constantin Franz Fürchtegott von Neurath (1777–1817)[1] und dessen Ehefrau Charlotte geb. von Erath zu Erathsberg (1789–1869) in Wetzlar geboren. Nach dem Studium der Rechte in Tübingen und Heidelberg trat er in den Justizdienst des Königreichs Württemberg ein. 1840 erfolgte seine Beförderung zum Kanzleidirektor im königlichen Justizministerium in Stuttgart und seine Ernennung zum Geheimen Legationsrat im königlich württembergischen Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten. In der Folgezeit war er für Württemberg in verschiedenen diplomatischen Missionen in Europa tätig, bis er nach Ausbruch der März-Revolution im Jahre 1848 aufgrund seiner konservativen Haltung aus dem diplomatischen Dienst ausschied. Er zog sich ins Privatleben zurück und begann Botanik, Geologie und Chemie zu studieren. Ende 1850 wurde er von König Wilhelm I. (1781–1864, reg. seit 1816) wieder in den Dienst zurückberufen und als Vertreter Württembergs zu den Dresdner Ministerialkonferenzen von 1850 bis 1851 entsandt. Kurz darauf erfolgte seine Erhebung in den königlich württembergischen Freiherrenstand und seine Ernennung zum Mitglied der Kammer der Standesherren auf Lebenszeit. Noch im selben Jahr (1851) übernahm er in inoffizieller Funktion den Vorsitz im Geheimen Rat des Königreichs Württemberg, zu dessen offiziellem Präsidenten er 1855 ernannt wurde. 1851 wurde er auch Chef des Außenministeriums, ab 1852 mit dem Titel eines Ministers. Aufgrund eines erneuten Dissenses mit König Wilhelm I. bat er 1854 um seine Entlassung. Nach dem Regierungsantritt König Karls (1823–1891, reg. seit 1864) reaktiviert, wurde von Neurath 1864 zum Justizminister ernannt. Als solcher nahm er an den preußisch-württembergischen Waffenstillstands-Verhandlungen nach dem für Württemberg verlorenen Deutschen Krieg von 1866 teil. Als erklärter Gegner der Hegemonial-Bestrebungen des preußischen Ministerpräsidenten Otto Graf (ab 1871 Fürst) von Bismarck (1815-1898, von 1867 bis 1871 Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes, von 1871 bis 1890 deutscher Reichskanzler) wollte er die diesbezüglichen Friedensbedingungen nicht mittragen, trat deshalb von seinem Amt zurück und schied nunmehr endgültig aus dem Staatsdienst aus.“[2]

Landesarchiv Baden-Württemberg

„Im Mai 1976 übergab Frau Winifred von Mackensen geb. Freiin von Neurath, Leinfelder Hof (Stadt Vaihingen/Enz), das 6. lfd. m. umfassende Archiv der Familien von Neurath dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Das Archiv, das die Geschichte der Familie durch schriftliche Quellen und bildmäßige Zeugnisse vom 17. bis zum 20. Jahrhundert dokumentiert, befand sich in sehr schlechtem zustand. Die wohl in den 1920er Jahren hergestellte Ordnung, die in einem wiederaufgefundenen Findbuch festgehalten ist, war zerstört. Ein Teil des Schriftguts war dazuhin durch tierische Schädlinge, insbesondere durch Mäuse, erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden. Eine detaillierte Verzeichnung und eine Neuordnung des Bestands war unerläßlich. Hierbei wurden, soweit möglich, Grundelemente der früheren Ordnung übernommen. Der Bestand gliedert sich nunmehr in vier Hauptgruppen I. Herkunft und Geschichte der Familie (Bü 1-11) II. Einzelne Angehörige der Familie (Bü 12-407) III. Verwandte Familien (Bü 408-425) IV. Gutsverwaltung Kleinglattbach und Leinfelder Hof (Bü 426 - 456) Von den vier Hauptgruppen ist die zweite nach Inhalt und Umfang die bei weitem bedeutendste, und innerhalb dieser zweiten Hauptgruppe ist die Gruppe II 14, die Leben und Wirken von Konstantin Franz Justus Freiherrn von Neurath (1807-1876) dokumentiert, mit großem Abstand die gewichtigste. Sie allein umfaßt (Bü 54-330) mehr als die Hälfte des Bestands. Dies ist nicht verwunderlich, bekleidete doch Konstantin Franz Justus Freiherrn von Neurath im Königreich Württemberg höchste Staatsämter (Außen- und Justizminister, Präsident des Geheimen Rats). Sein schriftlicher Nachlaß enthält eine Vielzahl staatspolitisch bedeutsamer Dokumente, die in verschiedener Hinsicht die amtlichen Akten zu ergänzen vermögen. Aber nicht nur Konstantin Franz Justus Freiherrn von Neurath spielte im württembergischen Staats- und Königsdienst eine hervorragende Rolle, mehrere andere Angehörige der Familie tragen hier gleichfalls hervor. Dem Archiv, das namentlich auch viel kulturgeschichtlich interessantes Quellenmaterial enthält, kommt daher für die Landesgeschichtsforschung insgesamt große Bedeutung zu. Aus dem Bestand ausgegliedert und in die Bibliothek des Hauptstaatsarchivs Stuttgart übernommen wurden die folgenden drei in keinem erkennbaren Zusammenhang mit dem Schriftgut des Familienarchivs stehenden Bücher: 1. Die Wappen des immatrikulierten Adels des Königreichs Württemberg (1846) 2. Adolf Stoll, Der junge Savigny (1937) 3. Adolf Spemann, Dannecker (1909) Der Bestand wurde von dem Unterzeichneten geordnet und verzeichnet. Die Reinschrift des Repertoriums fertigte Frau Else Schwelling. Stuttgart, 20. November 1979 Paul Sauer“[3]

Familie

Konstantin Franz von Neurath heiratete 1841 seine Verlobte Emilie Freiin von Reck auf Autenried (1818–1858), aus der Ehe sind zwei Kinder entsprossen. Sein Sohn Konstantin Sebastian Freiherr von Neurath (1847–1912), ebenfalls Jurist, war Oberkammerherr des Königs von Württemberg und gehörte von 1881 bis 1890 als Abgeordneter dem Reichstag an. Dieser war der Vater des späteren deutschen Reichsaußenministers und Reichsprotektors von Böhmen und Mähren Konstantin Freiherr von Neurath.

Auszeichnungen (Auszug)

Fußnoten

  1. Konstantin Franz’ Vater Constantin Franz Fürchtegott von Neurath war im November 1817 kurzzeitig württembergischer Justizminister. Sein Großvater Johann Friedrich Albert Constantin Neurath wurde 1791 als von Neurath in den untitulierten Adelstand des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation erhoben. Ursprünglich war die Familie im hessischen ansässig. Im ausklingenden Spätmittelalter siedelte sie auf pfälzisches Gebiet über. 1782 war die Familie in ihre alte Heimat zurückgekehrt und am höchsten Gericht des Ersten Reiches, dem Reichskammergericht im mittelhessischen Wetzlar, zu Macht und Ehren gekommen.
  2. Münzen der Antike sowie Münzen, Medaillen, Banknoten und Orden aus Deutschland
  3. Familienarchiv Freiherren von Neurath (zu Kleinglattbach), Landesarchiv Baden-Württemberg