Nurflügelflugzeug
Ein Nurflügelflugzeug, auch Nurflügler genannt, ist ein Flugzeugtyp ohne klassischen Rumpf und ohne Höhenruder; es besteht nur aus zwei mittig verschmelzenden Tragflächen.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung des Flugzeugtyps
Bereits 1903 entwickelte der aus Süddeutschland (Österreich) stammende Ignaz Etrich, Pilot und Flugzeugkonstrukteur, das erste Nurflügel-Flugzeug und meldete 1905 ein Patent darauf an. 1910 wurde von dem Unternehmen Junkers & Co. ebenfalls ein mit Motorantrieb weiterentwickeltes Nurflügelflugzeug als Patent angemeldet.
Seit etwa 1934 experimentierten die deutschen Brüder Reimar und Walter Horten mit Nurflüglern, die ohne Flugzeugrumpf stabil flogen. Mit diesen Segelflugzeugen gewannen sie diverse sportliche Preise. Sie waren übezeugt, daß das Nurflügelflugzeug den Markt revolutionieren würde.
Horten H IX (Strahljäger)
Es war ein Meilenstein in der Geschichte der Luftfahrt, als schon bei den ersten Versuchsflügen 1944 (Testpilot: E. Zille) sensationelle Flugeigenschaften des ersten motorgetriebenen Nurflüglers festgestellt wurden. 1945 wurde dann unter der Leitung der Ingenieure Horten im Auftrag von Reichsmarschall Hermann Göring ein geheimer Kampf-Strahljäger entwickelt und gebaut. Der Erstauftrag belief sich auf 40 Jäger. Kriegsbedingt kam die Horten IX jedoch nicht mehr zur Serienproduktion.
Das Kampfflugzeug „Horten H IX“, auch unter dem Namen „Horten 229“ bekannt, war ein Meisterstück deutscher Ingenieurskunst. Das fast vollständig aus Holz bzw. Sperrholz (Flügel), Plexiglas (Kabinendach) und Stahl (Pilotenkabine) gebaute Flugzeug mit spektakulärer Ansicht und neuen Konturen war in mehrfacher Hinsicht perfekt und sämtlichen anderen Flugzeugen der Welt der Zeit weit überlegen.
So war es
- der erste betriebsfähige, sogenannte „Nurflügler“,
- ausgestattet mit zwei Strahltriebwerken und über 1.000 Km/h schnell,
- mit speziellem „Tarnkappenmaterial“ behandelt,
- mit einer Reichweite von etwa 1.000 km.
Horten H XVIII (Strahllangstreckenbomber)
Reimar Horten arbeitete später, bis zum Kriegsende an der Entwicklung der Horten H XVIII, einem großen Langstrecken-Nurflügel-Bomber mit sechs Triebwerken und 43 Metern Spannweite, welcher auch zu Interkontinental-Atlantikflügen verwendet werden konnte. Der Einsatz hätte furchtbare Folgen gehabt.
Nachkriegszeit
Eine nach (anderen Quellen weitere drei) fast fertiggestellte „Horten H IX“ Modellbezeichnung: V-3 bis V-6 wurden am 14. April 1945 von der VS-Armee 160 Kilometer nordöstlich von Frankfurt am Main in einem Lager entdeckt. Sie wurde, wie auch andere Geheimwaffen, gestohlen und nach Kriegsende unter dem Decknamen Seehorse (dt.: Seepferd) vermutlich erst nach England und dann nach Arizona in die VSA verschifft. Ersten Untersuchungen der Alliierten sowie der VSA-Industrie zufolge konnte dieses Fluggerät nach den bekannten physikalischen Gesetzen der Naturwissenschaft angeblich nicht flugfähig gewesen sein. Versuche mit dem amerikanischen Nurflügler YB49 wurden eingestellt, nachdem der Testpilot Glenn Edwards wegen Instabilität des Prototyps in Kalifornien tödlich abgestürzt war. Unterdessen stellte das amerikanische Unternehmen Northorp, welches übrigens seinen Sitz nur einige Blocks neben der Lagerstätte der beschlagnahmten Horten hatte, der erstaunten Welt zwei Jahre nach Kriegsende ein Nurflügelflugzeug vor.
Northorp produziert heute als Nachfolgemodell den schweren strategischen Tarnkappenbomber B-2 Spirit (Preis: 2 Milliarden VSA-Dollar) für die VSA-Streitkräfte sowie die unbemannte Aufklärungsdrohne RQ-4A Global Hawk.
Rekonstruktion
Eine Gruppe von amerikanischen Luftfahrtexperten rekonstruierte im Jahre 2009 in dreimonatiger Arbeit die „Horten H IX“. Danach kam man zu erstaunlichen Erkenntnissen: Das Flugzeug, jetzt „Hitlers Tarnkappenbomber“ genannt, hätte den Verlauf des Zweiten Weltkrieges durch sein Tempo und die Tarneigenschaften entscheidend verändern können. Parallel entstand eine spannende Filmdokumentation: Sie zeigt, daß die Testergebnisse beeindruckend waren: Wenn die Luftwaffe mit diesem Strahljäger in 15 Metern Höhe mit einer Geschwindigkeit von 1.000 km/h geflogen wäre, hätten die Engländer sie erst zweieinhalb Minuten vor dem Eintreffen am Zielort orten können, nicht genug zum Agieren. Die damaligen englischen Frühwarnsysteme erfaßten Flugzeuge bereits lange (etwa 180 km) vorher, d. h. schon beim Sammeln zum Anflug über den Kanal. Der beteiligte Luftfahrtingenieur Aldo Spadoni stellt überwältigt fest: „Die Horten H IX war moderner Tarntechnologie um mehr als dreißig Jahre voraus. Hätten die Deutschen sie in Serie produziert, wäre der Krieg anders verlaufen.“