Olmützer Punktation

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Die Olmützer Punktation (Punktation = Aufsatz über die Hauptpunkte; auch: Vertrag von Olmütz) vom 29. November 1850 wurde im mährischen Olmütz unter russischer Vermittlung zwischen Österreich und Preußen abgeschlossen.

Nachdem das aufständische Ungarn in der Revolution von 1848/49 am 13. August 1849 die Waffen niederlegte, hatten die Habsburger wieder Zeit, sich Preußen zu widmen, das einen Zusammenschluß der deutschen Staaten ohne den Vielvölkerstaat der Habsburger anstrebte. Ein Streitpunkt war die Schleswig Holsteinische Frage, ein anderer Kurhessen. Unter Österreichs Ministerpräsident/Kanzler Felix zu Schwarzenberg wurde zum 1. September 1850 der Deutsche Bundestag/Bundesversammlung als Gegenpart zum preußisch dominierten Erfurter Unionsparlament nach Frankfurt am Main einberufen. Preußen unterstützte die deutschen Schleswiger im dänischen Lehen, Frankfurt den dänischen König. Als Kurhessen zur Durchsetzung seiner reaktionären Politik Truppen aus Bayern und Österreich erbat, protestierte Preußen, dessen Etappenstraßen in die westlichen Teile Preußens durch Kurhessen gehen und zog Truppen zusammen. Schwarzenberg hatte sich schon im August mit dem russischen Kanzler Nesselrode in Bad Ischl verständigt, am 12. Oktober schlossen Bayern, Österreich und Württemberg das Bregenzer Schutz- und Trutzbündnis, vom 17. bis 28. Oktober folgten von Rußland moderierte Verhandlungen mit Österreich und Preußen in Warschau mit dem Ergebnis der Planung weiterer Konferenzen in Wien und Dresden.

Am 8. November kam es zu einem Vorpostengefecht zwischen Preußen und Bayern bei Bronnzell (Osthessen) unter Verlust eines Trompeterschimmels. Unter russischem Druck schloß für Preußen Otto Theodor Freiherr von Manteuffel den Vertrag von Olmütz. Das zuerst Preußen die am 6. November begonnene Mobilmachung einstellen mußte, wurde als Demütigung empfunden. Das Geschehen jener Tage ist heute wenig bekannt, die Protagonisten des Preußisch-Österreichischen Kriegs von 1866 haben diese Ereignisse nicht vergessen. Über den Vertrag von Olmütz äußerte Bismarck in den Ratifizierungsgesprächen im Preußischen Landtag am 3. Dezember 1850 verteidigend:

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Warum führen große Staaten heutzutage Krieg? Die einzig gesunde Grundlage eines großen Staates, und dadurch unterscheidet er sich wesentlich von einem kleinen Staate, ist der staatliche Egoismus und nicht die Romantik, und es ist eines großen Staates nicht würdig, für eine Sache zu streiten, die nicht seinem eigenen Interesse angehört […] Eroberungen wollen wir nicht machen. Ich will hier nicht erörtern, inwiefern dies zu bedauern ist, und inwiefern jemand einen Krieg vielleicht gern führen könnte, der keinen anderen Grund hat, als daß sein König und Kriegsherr sagt: dies Land gefällt mir, ich will es besitzen. Diese Frage bleibt für jetzt außer Spiel.

– Geißler, Gerhard: Europäische Dokumente aus fünf Jahrhunderten. 1939. S. 613f.


Literatur

  • Burian, Peter: Die Olmützer Punktation von 1850 und die deutsche Frage. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht. Heft 11. 1974. S. 668 – 676.
  • Hoffmann, Joachim: Russland und die Olmützer Punktation vom 29.11.1850. In: Forschungen zur osteuropäischen Geschichte. Band 7. 1959. S. 59-71.
  • Buchheim, Karl: Preussische Pressepolitik zur Zeit der Olmützer Punktation 1850/51. In: Publizistik - Vierteljahreshefte für Kommunikationsforschung. Heft 1. 1958. S. 15-25.
  • Kaernbach, Andreas: Preußen, Olmütz und die deutsche Frage – die deutschlandpolitischen Konzepte Preußens im Vorfeld der Dresdener Konferenz. In: Flöter/Wartenberg (Hg.): Die Dresdener Konferenz 1850/51 – Föderalismus des Deutschen Bundes versus Machtinteressen der Einzelstaaten. 2002. S. 67-81.
  • Bremm, Klaus-Jürgen: Olmützer Punktation – Diplomatischer Sieg Wiens über Berlin. In: Geschichte und Wissen. Heft 14. 2012. S. 46-49.
  • Novemberkrise 1850 und Restitution des Bundes. In: Angelow, Jürgen: Von Wien nach Königgrätz – Die Sicherheitspolitik des Deutschen Bundes im europäischen Gleichgewicht (1815-1866). 1996. S. 153-162.