Dix, Otto

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Otto Dix
1991 erschienene BRD-Briefmarke mit der Darstellung einer Zeichnung von Otto Dix (Selbstbildnis im Profil nach rechts von 1922)

Wilhelm Heinrich Otto Dix (Lebensrune.png 2. Dezember 1891 in Untermhaus, heute Stadtteil von Gera; Todesrune.png 25. Juli 1969 in Singen am Hohentwiel) war ein deutscher Graphiker und Maler vorwiegend entarteter Werke. Er war einer der bekanntesten deutschen Vertreter des Expressionismus nach 1918. Seine Schaffenszeit ist von stilistischer Vielfalt gekennzeichnet, obwohl hauptsächlich seine Kriegsbilder einem breiten Publikum bekannt sind. Er schuf zahlreiche Werke, vor allem Portraits, und hinterließ mehr als 6.000 Zeichnungen und Skizzen. Viele seiner Kunstwerke wurden während des Dritten Reiches als entartete Kunst eingestuft.

Werdegang

Otto Dix wurde am 2. Dezember 1891 in Untermhaus bei Gera (Thüringen) als Sohn von Ernst Franz Dix (1862–1942) und dessen Frau Pauline Louise Amann (1864–1953) geboren und besuchte dort auch die Volksschule. Sein Vater war Eisenbahnarbeiter und in einer Eisengießerei als Former tätig. Die Mutter, eine Näherin, war musisch und künstlerisch interessiert.

Nach einer dreijährigen Lehre als Dekorationsmaler ermöglichte ihm ein Stipendium des Fürsten Reuß den Besuch der Kunstgewerbeschule in Dresden (1910–1914). Seit er einmal im Alter von 10 Jahren im Atelier des Malers F. Amann, einem Neffen seiner Mutter, Modell gestanden hatte, stand für ihn sein Berufsziel fest. Sein innerer Werdegang wurde durch die Lektüre von Nietzsches Werken im Alter von 20 Jahren stark beeinflußt.

Dix meldete sich 1914 als Kriegsfreiwilliger. Gleichermaßen stark von der Lektüre Nietzsches und dem Frontkämpfererlebnis des Ersten Weltkrieges geprägt – Dix stand an der Westfront – schuf Dix Gemälde von oft abstoßender Häßlichkeit, um die ihn anwidernden gesellschaftlichen Verhältnisse der Weimarer Republik anzuprangern. Die Bilder, welche er nach dem Kriege produzierte, wurden in einer sowohl technischen bzw. könnerischen Armseligkeit wie auch künstlerischen Perversität gemalt, die auch vor dem Äußersten in Ausdruck und Farbe nicht zurückschreckte. Der Krieg selbst, aber auch die Nachkriegszustände erscheinen bei ihm wie ein Alptraum.

Nach der Machtübernahme durch die nationalsozialistische Bewegung setzte ein Kampf zwischen begeisterten nationalsozialistischen Anhängern des „Expressionismus“, vor allem aus den Reihen des NS-Studentenbundes, und den Gegnern ein, die diese vorgebliche Kunstrichtung als entartet klassifizierten und die Oberhand gewannen. Dix wurde als Professor der Dresdner Kunstakademie entlassen, der er seit 1927 angehört hatte. Seine Werke wurden aus allen Museen und sonstigen öffentlichen Institutionen entfernt sowie teilweise in der Ausstellung „Entartete Kunst“ als abschreckende Beispiele präsentiert.

Er zog sich auf das Schloß seines Schwagers (Randegg bei Singen), dann auf einen Bauernhof in Hemmenhofen am Bodensee zurück, wo er vorwiegend Landschaften malte. 1945 diente er im Volkssturm, geriet in französische Kriegsgefangenschaft und kam im Februar 1946 wieder frei. Im Lager malte er eine Madonna mit Stacheldraht, ein Hinweis auf seine künftige Hinwendung zum Religiösen. Dix verweigerte sich der abstrakten West-Kunst und dem sozialistischen Realismus der DDR und arbeitete hochgeehrt als Solitär. Außerdem lehrte er als Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie.

Otto Dix starb am 25. Juli 1969 in Singen am Hohentwiel.

Werk

Quelle
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Bekannt wurde Dix in der Weimarer Republik als führender Vertreter der „Neuen Sachlichkeit“, die mit kühlem Blick die turbulente Gegenwart sezierte. „Es handelt sich nicht mehr darum zu ‚dichten‘. Das Wichtigste ist das Beobachtete“, faßte der Schriftsteller Joseph Roth diesen Stil im Vorwort seines Romans Die Flucht ohne Ende zusammen. Dix thematisierte vor allem die soziale Revolution der Massengesellschaft und den politischen Niedergang des wilhelminischen Deutschlands: Man benötige „Mut zur Häßlichkeit“, um diese Epoche charakterisieren zu können. So ist es verständlich, daß Dix in Gemälden wie Die Großstadt (1928) oder An die Schönheit (1922) mit konventionellen Vorstellungen des „schönen“ Menschen bricht, um in zeittypischen Szenen die Verformung der Menschen durch die Umstände und ihre eigene Willenlosigkeit und Dekadenz sichtbar zu machen. Derlei Verformungen nahm Dix auch an sich selbst wahr, wie seine Selbstportraits belegen. Wer in den Bildern von Otto Dix vor allem die sozialkritische Absicht sucht, geht fehl. Die Frage, ob sein Triptychon Der Krieg (1929–1932) ein „Antikriegsbild“ sei, ist zweitrangig: Dieses Bild zeigt „nur“, was die „Stahlgewitter“ mit Mensch und Welt angerichtet haben. Das Credo von Dix hätte sinngemäß lauten können: Du mußt beobachten, Du kannst Dich der Realität nicht entziehen.

Bemerkenswerterweise knüpfte Dix an die Techniken der Alten Meister an. Sein Werk stellt so eine Symbiose aus Tradition und Moderne dar. Stilistisch orientierte sich Dix an Dürer, Cranach, Grünewald (Isenheimer Altar) und Holbein dem Jüngeren. Thematisch aber suchte er die direkte Auseinandersetzung mit seiner Zeit. Nach 1933 änderte sich dies: Dix verlor seinen Lehrstuhl, galt als „entartet“ und zog sich nach Süddeutschland zurück, wo er sich Landschaftsstudien sowie vor allem christlichen Motiven zuwandte. Seine Portraits jener Zeit wirken auffällig harmonisch. Ihnen fehlt das fratzenhafte früherer Tage, die bunte Fassade, hinter der sich die Zerrissenheit seiner Epoche verstecken konnte.

Quelle: Sezession 45, Dezember 2011. Bildinnenteil: 120 Jahre Otto Dix


Familie

Das Ehepaar Dix hatte drei Kinder: die Tochter Nelly (1923–1955) und die Söhne Ursus (1927–2002) und Jan (Lebensrune.png 1928).

Galerie

Siehe auch