Bodensee

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Der deutsche Bodensee zwischen drei deutschen Landen

Unter der Bezeichnung Bodensee faßt man die drei im nördlichen Alpenvorland liegenden Teilseen Obersee, Untersee und Seerhein zusammen. Es handelt sich also um zwei räumlich nahe liegende Seen, die durch den Seerhein – einen Abschnitt des Rheins – miteinander verbunden sind. Der Bodensee grenzt an die BRD (Baden-Württemberg und Bayern), an die Nachkriegsrepublik Österreich (Vorarlberg) und an die Schweiz (St. Gallen, Thurgau und Schaffhausen).

Entstehung

Das Bodenseebecken wurde wesentlich während der Würm-Eiszeit durch den aus dem alpinen Rheintal austretenden Rheingletscher geformt, in dessen fluvioglazial erodiertem Zungenbecken der heutige Bodensee liegt. Dieser kann insofern als würmglazialer Zungenbeckensee oder Gletscherrandsee bezeichnet werden. Nach der Eiszeit bestand der Bodensee zuerst als ein See. Der Seerhein und die damit verbundene Trennung in zwei Seen entstand vor mehreren tausend Jahren durch die rheinische Erosion, die den Seespiegel absenkte und das heutige Seerheintal trockenlegte.

Zu- und Abflüsse

Hauptfluß des Obersees ist der Alpenrhein, Abfluß des Obersees ist der Seerhein, der wiederum Hauptfluß des Untersees ist. Abfluß des Untersees ist der Hochrhein. Der Alpenrhein und der Seerhein vermischen sich nur bedingt mit den Seewässern und durchströmen die Seen in meist gleich bleibenden Bahnen. Daneben gibt es zahlreiche kleinere Zuflüsse (236). Die wichtigsten Nebenzuflüsse des Obersees sind Bregenzer Ach, Leiblach, Argen, Schussen, Rotach, Seefelder Aach, Stockacher Aach, Aach (bei Arbon), Steinach, Goldach, Dornbirner Ach und Alter Rhein. Wichtigster Nebenfluß des Untersees ist die Radolfzeller Aach.

Testflug des Wasserflugzeuges „Wal“ am Bodensee Ende der 1920er. Das Wasserflugzeug „Wal“ war einer der genialsten Entwürfe Claude Dorniers. Die Vision Dorniers und seiner Mitarbeiter von einem leistungsfähigen zweimotorigen Wasserflugzeug war unter dem verbrecherischen Diktat der Versailler Verträge nicht umsetzbar. Nach dem zwischenzeitlich kompletten Verbot war ab Mai 1922 ein ziviler Flugzeugbau in Deutschland wieder möglich, aber die sogenannten Begriffsbestimmungen schränkten die Möglichkeiten sehr ein. Ein deutsches Flugzeug durfte demnach nicht schneller als 170 km/h sein und nicht weiter als 300 Kilometer fliegen können. Es gelang Claude Dornier und seiner Mannschaft, die Zelle seines Entwurfs am Rande des Bodensees in der neu errichteten, nach dem damaligen bayerischen Prinzregenten benannten Luitpoldkaserne auf der hinteren Insel des Bodensees zu bauen und geheime Testflüge auf und über dem Bodensee zu machen.
Die zehn wasserreichsten Zuflüsse des Obersees[1] mit ihren Einzugsgebieten:[2]
Fluß Mittl. Abfluß
m³/s (1978–1990)
Zuflußanteil
in %
Einzugsgebiet
km²
Anteil
in %
Alpenrhein 233 61,1 6.119 56,1
Bregenzer Ach 48 12,6 832 7,6
Argen 19 5,3 656 6,0
Alter Rhein
(Rheintal-Binnenkanal)
12 3,1 360 3,3
Schussen 11 2,9 822 7,5
Dornbirner Ach 7,0 1,8 196 1,8
Leiblach 3,3 0,9 105 1,0
Seefelder Aach 3,2 0,8 280 2,6
Rotach 2,0 0,5 130 1,2
Stockacher Aach 1,6 0,4 221 2,0
Summe der
10 Hauptzuflüsse
340 89,6 9.721 89,2
Gesamtzufluss 381 100,0 10.903 100,0

Sowohl die Niederschlagsmenge von durchschnittlich 0,45 km³/a als auch die Verdunstung von durchschnittlich 0,29 km³/a beeinflussen den Pegel des Bodensees verglichen mit dem Einfluß der Zuflüsse wenig.

Da der Alpenrhein Geschiebe aus den Bergen mitbringt und dieses Material dort sedimentiert, wird die Bregenzer Bucht in einigen Jahrhunderten verlanden. Für die Verlandung des gesamten Bodensees schätzt man einen Zeitraum von zehn- bis zwanzigtausend Jahren.

Pfahlbauten

Eine Auswahl von Fundstellen ist zusammen mit anderen Prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen seit 2011 als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt. Am deutschen Bodenseeufer sind über 70 Siedlungsplätze von Urkelten und Urgermanen bekannt, die unter anderem vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg durch seine ständige Arbeitsstelle in Hemmenhofen erfaßt und betreut werden.

Denkmalgeschützte Reste von unsichtbaren Pfahlbauten unter Wasser gibt es in Litzelstetten-Krähenhorn, Wollmatingen-Langenrain, Konstanz-Hinterhausen, Öhningen, Gaienhofen, Allensbach und Bodman-Ludwigshafen.

Eine Rekonstruktion einer derartigen Pfahlbausiedlung findet man im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen. Dieses 23 Pfahlbauhäuser umfassende Freilichtmuseum zeigt anschaulich den Alltag in der Jungsteinzeit und der Bronzezeit. In vier nachgebauten Dörfern können Besucher erleben, wie es bei den ersten Bauern, Händlern und Fischern am Bodensee ausgesehen hat.

Zweiter Weltkrieg

Vor und während des Zweiten Weltkrieges befanden sich zahlreiche Einheiten der Wehrmacht und Waffen-SS am Bodensee und im Bodenseegebiet, hier wurden oft geheime Übungen abgehalten, aber auch Truppen z. b. V. aus- und weitergebildet.

Bad Schachen

  • Lehrwerkstatt der Kriegsmarine für Schiffsmodellbau in Hoyren bei Bad Schachen

Bregenz

  • Eine der renommiertesten Bootswerften am Bodensee, die Vorarlberger Bootswerft Biatel in Hard bei Bregenz baute (als Firma Schwärzler unter der Leitung von Jakob Biatel) Sturmboote für die Deutsche Wehrmacht, Rettungsboote für die Kriegsmarine und Spezialfahrzeuge für die Pioniere aller Waffengattungen.

Friedrichshafen

  • Torpedo-Versuchsanlage auf dem ehemaligen Luftschiffbau-Zeppelin-Werk in Immenstaad bei Friedrichshafen.
  • 24. Armee: Die 24. Armee wurde im Oktober 1944 an der Grenze zur Schweiz aufgestellt. Sie setzte sich aus dem stellvertretenden Generalkommando des V. Armeekorps zusammen und hatte vom Februar bis April 1945 keine eigenen Kampfverbände. Ab März 1945 trug die 24. Armee die Bezeichnung „Festung Alpen“ (→ Alpenfestung) und war zeitweilig der 19. Armee unterstellt. Auch die 19. Armee war ein Verband mit kaum mehr als Divisionsstärke. Sie setzten sich aus Truppen aus dem Hauptquartier zusammen, die mit Einheiten aus Volkssturm und Grenzsicherungsbataillone aufgefüllt wurden. Die 24. Armee hatte den Auftrag einen möglichen Vormarsch der Alliierten über die neutrale Schweiz zu verhindern. Sie kam nicht über das Stadium einer reinen Rumpftruppe hinaus und kapitulierte im Mai 1945.
    • Division Nr. 405
    • Kampfgruppe „Friedrichshafen“
    • Kampfgruppe „Bodensee“

Radolfzell

Folgende SS-Einheiten waren in der Radolfzeller Kaserne stationiert:

  • 3. Ba­tail­lon der SS-VT-​Standarte „Ger­ma­nia“ (31. Juli 1937 – 18. August 1939) (→ SS-Verfügungstruppe)
  • 2 Kompanien der SS-VT-Flugabwehr MG-Abteilung (September-November 1939)
  • SS-​To­ten­kopf-​In­fan­te­rie-​Er­satz-​Ba­tail­lon I (16. Dezember 1939 – 30. November 1940) (→ SS-Division „Totenkopf“)
  • SS-Gruppenführer Lehrgang (1940/41)
  • Waffen-SS-Unterführerschule Radolfzell (USR) (15. Februar 1941 – 2. Mai 1945)

Ravensburg

In Ravensburg befand sich u. a.:

Filmbeiträge

Privataufnahmen aus demn 1930er Jahren

Filme mit Bezug auf den Bodensee

Fußnoten

  1. Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz in Baden-Württemberg: Informationen zum Jahrhunderthochwasser 1999 (PDF; 24 kB)
  2. Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (Hrsg.): Der Bodensee. Zustand – Fakten – Perspektiven. IGKB, Bregenz 2004, ISBN 3-902290-04-8, Kapitel 1.2 (PDF; 1,2 MB)