Königspfalz Werla

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Werla ist eine Königspfalz bei Schladen in Niedersachsen.

Lage

Die Pfalzanlage liegt etwa 15 km südlich von Wolfenbüttel und 15 km nordöstlich von Goslar. Sie befindet sich im freien Gelände zwischen Schladen und Werlaburgdorf. Eine Zufahrt für Fahrzeuge besteht nicht. Sie ist über einen Wanderweg zu erreichen entlang der Wedde und dann links entlang der Oker durch die Flußniederung. Ein günstiger Ausgangspunkt ist auch das Heimathaus "Alte Mühle" in Schladen. Nach 2 Kilometern erreicht man das 17 m hohe Geländeplateau des Kreuzberges, auf dem die ehemalige Pfalz lag.

Geschichte

Name

Die Herkunft des Namens Werla ist nicht eindeutig. Der Corveyer Mönch Widukind erwähnte diesen Begriff um 967 und beschrieb damit eine feste Burg oder einen befestigten Ort, an dem sich der König Heinrich I. befand.

Pfalzfunktion

Die erste urkundliche Erwähnung der Pfalz Werla erfolgte 931 in einer Urkunde von König Heinrich I. Sie enthält die Königsaufenthalte der deutschen Herrscher zwischen 926–1180 von Otto I., Otto II. Otto III., Heinrich II., Konrad II. und Friedrich I. (Barbarossa). Das Dokument nennt auch die einzelnen Monate des Aufenthalts, denn die Herrscher zogen durch das Land von einer zur anderen Pfalz. Der damalige Hofstaat zur Unterhaltung des Königsaufenthaltes wird heute auf 300–1.000 Personen geschätzt. Die Anlage im heutigen südlichen Landkreis Wolfenbüttel hatte daher eine erhebliche Bedeutung für die Könige des Deutschen Reiches.

Die Blütezeit der Pfalz mit ihren zahlreichen Königsaufenthalten lag zwischen etwa 920–1020. Danach deutete sich unter Heinrich II. bereits die künftige Rolle der Kaiserpfalz Goslar an, wo inzwischen am Rammelsberg reiche Silbererzvorkommen ausgebeutet wurden. Auf seinen Befehl wurde 1017 die Pfalzfunktion dorthin übertragen. Sein Nachfolger, Konrad II., hielt noch eine Reichsversammlung an der alten Stätte Werla ab, aber seine Bemühungen konzentrieren sich bereits auf den neuen königlichen Bezirk am Nordrand des Harz. Das letzte Mal lud 1180 ein deutscher König zum Hoftag auf der Werla ein: Friedrich Barbarossa wählte mit Bedacht diesen so sehr in der sächsischen Geschichte verwurzelten Ort, um die Bestrafung Herzog Heinrichs des Löwen in die Wege zu leiten.

Verfall und Vergessen

Im 12. Jahrhundert kam es aus bisher unbekannten Gründen zur Erweiterung der Hauptburg um die beiden Vorburgen mit überdimensionierten Ausmaßen. Möglicherweise war eine Stadtgründung geplant. Kurz danach wurde die gesamte Anlage aufgegeben und verfiel. Die Angehörigen des Wirtschaftshofes blieben wahrscheinlich weiterhin im Bereich der Vorburgen der Pfalz sesshaft und bildeten die Siedlung Werla. Da sich Spuren einer dauerhaften Besiedlung um 1500 verlieren, dürften die Menschen ihre Hofstellen in das nahe Burgdorf, das heutige Werlaburgdorf, verlegt haben. Nachdem man die oberirdischen Mauern der Pfalzanlage wahrscheinlich für den eigenen Hausbau abgetragen hatte, geriet sie in Vergessenheit. Von der Existenz der Pfalz zeugten rund 50 überlieferte Schriftquellen aus dem 10. bis 13. Jahrhundert, wie Königsurkunden und Chronikberichte. In ihnen wird zwar die Werla wörtlich genannt, sie konnte aber über Jahrhunderte nicht mehr lokalisiert werden.

Grabungsgeschichte

Erste Grabung 19. Jahrhundert

Etwa 4 m hoher Gedenkstein, 1875 auf dem Pfalzgelände aufgestellt

Erste Lokalisierungsversuche der Pfalz Werla gab es im 19. Jahrhundert, wo ihre Lage in Werle in Mecklenburg oder in Werl in Westfalen vermutet wurde. Eine Eingrenzung auf den Raum Schladen ergab sich durch das Urkundenstudium des Gelehrten H.A. Lüntzel Mitte des 19. Jahrhunderts. Ortsansässige Bauern hatten berichtet, dass sie auf dem Kreuzberg Steine aufgepflügt hätten. 1875 führte der Bauinspektor der Kaiserpfalz Goslar E.F.A. Schulze eine kurze Grabung vor, die einige Fundamente zutage treten ließ. Dies nahm man als „Nachweis“ für die alte Königspfalz Werla ohne einen wissenschaftliche Beweis dafür zu haben. Es wurde ein Gedenkstein aufgestellt, der heute noch neben einer markanten Linde steht. Um 1920 forschte der Lehrer Franz Kaufmann aus Schladen nach der Werla und lenkte das archäologische Interesse auf das heutige Werlaburgdorf. Das führte 1926 zu einer kurzen Versuchsgrabung, bei der man nicht mit weiteren Funden rechnete.

Luftbilderkundung 20. Jahrhundert

Ab 1934 kam es durch eine „Werla-Kommission“ mit Hilfe des Reichsarbeitsdienstes zu organisierten Grabungen, die bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 anhielten. Dabei wurden großflächig Mauerfundamente im inneren Bereich der Pfalz untersucht. Zu sensationellen Entdeckungen führten 1937 Luftbilder der Fliegerbildschule Hildesheim. Erstmals kam dabei in der Archäologie Stereofotografie zum Einsatz. Die Luftbilder zeigten streifenförmige Bodenverfärbungen in den angrenzenden Ackerflächen und ließen die gewaltigen Ausmaße der Gesamtanlage von 600 × 600 m erkennen.

Grabungsende 1964

Die Hauptburg gilt archäologisch als vollständig erschlossen nach einer groß angelegten Ausgrabungskampagne von 1957–64. Die beiden Vorburgen wurden nur stichprobenhaft untersucht, um sich auf die Hauptburg zu konzentrieren. Bei den Grabungen wurden tausende Einzelfunde geborgen, bei denen es sich mehrheitlich um Keramik, aber auch um Eisen- und Bronzestücke handelte. Die gefundenen Münzen, u.a. aus Rostock, Göttingen und Bremen, stammten aus dem 13. Jahrhundert. Hinweise auf die zeitweiligen hochangesehenen Besucher der Pfalz fehlen, die frühere königliche Anwesenheit spiegelt sich nur in den Baulichkeiten der Anlage.

Großveranstaltung 2005

Am 21. und 22. Mai 2005 fand auf dem Gelände der Pfalz eine Großveranstaltung mit dem Titel "Pfalz Werla-Leben vor 1000 Jahren" statt. Bei dem eventartigen Ereignis erhielten Besucher die Möglichkeit, eine Zeitreise ins Mittelalter zu unternehmen. 300 Akteure, 130 Zelte, ein Dutzend Pferde und fünf Geschütze präsentierten 17.000 Besuchern drei Zeitinseln:

  • Europa um das Jahr 1000 mit Vorführung kriegerischer Auseinandersetzungen und Einblicken in die Lebens- sowie Ernährungsgewohnheiten
  • Welfen und Staufer-Zeit des Mittelalters mit höfischem Leben
  • Spießbürger und Pulverdampf zu Zeiten des Spätmittelalters mit Wehrtechnik und Handwerk einer städtischen Gesellschaft.

Die Großveranstaltung sollte die Bewerbung Braunschweigs zur Kulturhauptstadt Europas 2010 unterstützen, was sich durch eine Entscheidung gegen Braunschweig 2005 erübrigte.

Grabung seit 2007

Unter der Leitung des Archäologen Markus Blaich begannen im Frühjahr 2007 erneute Nachgrabungen im Bereich der Kernburg (Kapelle, Estrichbau und Westtor). Diese Bereiche wurden innerhalb des Jahres 2007 gänzlich freigelegt. Des Weiteren wird die Innere Vorburg vollständig geomagnetisch prospektiert. Zusammen mit den Ergebnissen einer Begehung der Flächen und den dabei entdeckten Fundstücken ist eine genauere Lokalisation ehemaliger Wirtschaftsgebäude und deren Gruppierung möglich.

Im Mai 2008 wurde der nächste Grabungsabschnitt begonnen, wobei vorrangig eine Sicherung der freigelegten Fundamente durchgeführt wurde. Ausgrabungen fanden am westlichen und südlichen Teil der Wehrmauer sowie im Bereich von Turm IV statt. Kleinere Nachgrabungen wurden in den Arealen südlich der Kapelle durchgeführt. Als erste Rekonstruktion der Wehrmauer wurde ein kurzes Teilstück (6 m Länge, 1,40 m Breite und 1,70 m Höhe) errichtet. Mittlerweile ist geplant, die Reste der Pfalz zum "Archäologischen Park Kaiserpfalz Werla" zu gestalten.

Siehe auch

Literatur

  • Robert Slawski: Königspfalz Werla Forschungsreise in das 10. Jahrhundert, Zelter Verlag, 1. Auflage, Braunschweig 2005, ISBN 3-931727-05-X.
  • Carl-Heinrich Seebach: Die Königspfalz Werla. Die baugeschichtlichen Untersuchungen, Karl Wachholtz Verlag, Neumünster 1967
  • Hans Adolf Schultz: Burgen und Schlösser des Braunschweiger Landes, Braunschweig 1980, ISBN 3-87884-012-8
  • Ernst Andreas Friedrich: Wenn Steine reden könnten. Landbuch-Verlag, Hannover 1989, ISBN 3-7842-0397-3