Großer Generalstab

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Der „Große Generalstab“ 1871: In der Mitte (unten), mit dem im Deutsch-Französischen Krieg insgesamt achtmal an verschiedene Heerführer verliehenen Großkreuz des Eisernen Kreuzes, befindet sich der Chef des Generalstabes der Armee, Generalfeldmarschall Helmuth Graf von Moltke. Die meisten Generäle führen den Offiziersdegen mit sich.

Der Große Generalstab war der Generalstab im Deutschen Kaiserreich, der mit der Planung und Führung von Kriegen beauftragt war. Im engeren Sinne war der Große Generalstab für die kontinuierliche Untersuchung, Ausarbeitung und Überprüfung der Pläne für die Mobilmachung sowie für militärische Kampagnen verantwortlich. Sitz dieser Institution war seit ihrer Gründung 1871 das Generalstabsgebäude in Berlin. Der Große Generalstab wurde mit der Bismarckschen Reichsverfassung am 1. Januar 1871 geschaffen.

Erläuterung

Deutscher Generalstab im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71; „Kriegsrat in Versailles“, Gemälde von Anton Alexander von Werner (links sitzend: Wilhelm I., König von Preußen und später erster Kaiser des Deutschen Reiches; rechts vorne sitzend: Otto von Bismarck, Begründer des Deutschen Reiches und später erster Reichskanzler; Mitte unter dem Spiegel sitzend Chef des Generalstabes Generalfeldmarschall Helmuth Karl Bernhard von Moltke); im Hintergrund von links nach rechts die Flagge Preußens neben der Flagge des damals noch Norddeutschen Bundes.

Generalstab des Feldheeres

Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde der Große Generalstab durch Erweiterung um Teile des bayerischen, sächsischen und württembergischen Generalstabes und weiterer Fachdienste zum Generalstab des Feldheeres umgegliedert und später in Oberste Heeresleitung (OHL) umbenannt

Großes Hauptquartier

Im „Großen Krieg“ war der Sitz des Großen Generalstabs im Großen Hauptquartier, das im Laufe des Krieges mehrmals verlegt wurde. Die Institution endete am 28. Juni 1919 mit dem Friedensvertrag von Versailles, in dem die Auflösung des Großen Generalstabs erzwungen wurde. Paul von Hindenburg resignierte am 3. Juli 1919, Wilhelm Groener am 15. Juli 1919.

Entstehung des Großen Generalstabs

Militärischer Auftrag

Der preußische „Generalstab der Armee“ (Preußische Armee) führte mit zuversetzten Generalstabsoffizieren aus Württemberg und zukommandierten Generalstabsoffizieren aus Sachsen und Bayern im „Großen Generalstab“ des Kaiserlichen Heeres die militärische Planung im Reich durch. Der Generalstab wurde in den zentralen, den „Großen Generalstab“ in Berlin und in die Truppengeneralstäbe bei den Korps-Kommandos bzw. Generalkommandos und die Generalstabsoffiziere bei den Divisionen unterteilt.

Der Chef des Großen Generalstabes nannte sich „Chef des Generalstabes“ und war gleichzeitig Fachvorgesetzter aller Generalstabsoffiziere. Schon in Preußen hatte der Generalstab seit von Moltke eine besondere, auch politische Bedeutung. Er war äußerst einflußreich, da er seit 1883 zusammen mit den Kommandierenden Generälen und den Oberbefehlshabern Immediatrecht beim Kaiser als „Oberster Kriegsherr“ (Deutsches Reich) und „Chef der Armee“ (Preußen) und damit faktisch die Möglichkeit hatte, militärische Entscheidungen vorbei an Reichskanzler und Reichstag zu treffen.

Der „Große Generalstab“ untergliederte sich in mehrere Abteilungen.

Gliederung

  • Die 1. Abteilung befaßte sich mit Rußland.
  • Die 2. Abteilung war die Aufmarschabteilung.
  • Die 3. Abteilung befaßte sich mit Frankreich und England.
  • Die 4. Abteilung war für die Festungen dieser Staaten zuständig.
  • Die 5. Abteilung befaßte sich mit Italien und Österreich-Ungarn.
  • Die 6. Abteilung war die Manöverabteilung.

Chef des Großen Generalstabes

OHL

Nach der Demission des Generals von Falkenhayn wurden Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff mit der Heeresführung beauftragt. Diese neue Führungsform wurde Oberste Heeresleitung genannt. Juristisch stand von Hindenburg vor, faktisch können die Jahre 1917 und 1918 als Militärdiktatur Ludendorffs gedeutet werden. Die Bezeichnung OHL wurde später historisch nicht korrekt auf die Heeresführung der Generäle von Moltke und von Falkenhayn übertragen. Der Begriff darf strenggenommen auch nicht auf den Stab übertragen werden.

Generalstabswerk

Die kriegsgeschichtliche Abteilung des Großen Generalstabes war als Herausgeber für die Dokumentation der Kriege und Schlachten zuständig. Die Kriege Friedrichs des Großen sind zu einer feststehenden Grundlage für die Quellenforschung dieses denkwürdigen Zeitabschnittes geworden. Der Feldzug von 1866 in Deutschland wurde 1868 vom preußischen Generalstabswerk in fünf Bänden würdig und präzise dargelegt. Der deutsch-französische Krieg 1870/71 hat durch das große Generalstabswerk in fünf Bänden (durch den Verlag E.S. Mittler & Sohn GmbH vertrieben) seine erschöpfende und hehre Behandlung erfahren. Unzählige militärgeschichtliche Fachbücher wurden „auf Grund des Großen Generalstabwerkes“ (als reichhaltige und dankenswerte Quelle) herausgegeben.

Siehe auch

Literatur

  • Trevor N. Dupuy: Der Genius des Krieges – Das deutsche Heer und der Generalstab 1807–1945, übersetzt von Franz Uhle-Wettler, Ares, Graz 2009, ISBN 978-3902475510