Moltke, Helmuth Johannes Ludwig von

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Generalleutnant von Moltke, der neue Chef des Generalstabs, 1906.jpg

Helmuth Johannes Ludwig von Moltke, genannt Moltke der Jüngere (Lebensrune.png 25. Mai 1848 auf Gut Gersdorf; Todesrune.png 18. Juni 1916 in Berlin), war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee und des Deutschen Heeres, zuletzt Generaloberst (seit dem 27. Januar 1914) und Chef des Generalstabes des Feldheeres im Ersten Weltkrieg. Er gehörte zu den Gründern der „Deutschen Gesellschaft“ von 1914, die in der Form eines Klubs als ein Produkt des Burgfriedens und des Wortes: „Ich kenne keine Parteien mehr, sondern nur noch Deutsche!“ Männer der verschiedensten politischen Richtungen vereinigt. Er hat den Vortragsabenden dieser Gesellschaft stets beigewohnt.

Leben

Helmuth Johannes Ludwig von Moltke.jpg
Helmuth Johannes Ludwig von Moltke, genannt Moltke der Jüngere.jpg
Von der Goltz und von Moltke
Helmuth Johannes Ludwig von Moltke’ Grab
Berlin, Invalidenfriedhof
November und Dezember 1914

Von 1902 bis 1904 war von Moltke Kommandeur der 1. Division des Garde-Korps. Von 1904 bis 1906 war er Generalquartiermeister im Großen Generalstab und von 1906 (seit dem 16. Oktober 1906 General der Infanterie) bis zum 14. September 1914 als Nachfolger des Grafen von Schlieffen Chef des Generalstabes der Armee.

Er änderte den von Schlieffen aufgestellten Aufmarschplan gegen Frankreich, indem er zur Abwehr einer französischen Offensive gegen Süddeutschland zwei Armeen in Elsaß-Lothringen aufstellte. Die dadurch bewirkte Kräfteverschiebung und Schwächung des rechten Heeresflügels (von 1:7 auf 1:3) bedeutete die faktische Aufgabe des Planes.

Die Mißachtung der Quintessenz des Schlieffen-Planes („Macht mir den rechten Flügel stark“), die Schlieffen immer wieder angemahnt und die sich zu einem geflügelten Wort entwickelt hatte, führte im Ersten Weltkrieg – zusammen mit dem Fehlen einer straffen Leitung der Operationen durch von Moltke – zur deutschen Niederlage bei der Marneschlacht 1914. Das Scheitern dieser Gelegenheit zu einem frühen durchschlagenden Erfolg kann als ein Debakel angesehen werden, das zum Ausgang des Krieges erheblich und zu dem sich anschließenden Zweiten Dreißigjährigen Krieg gegen Deutschland beitrug.

Im August 1914 enthob von Moltke Generaloberst Maximilian von Prittwitz und Gaffron seines Oberbefehls über die 8. Armee (von Prittwitz und Gaffron hatte bei einem Telefonat mit Generaloberst von Moltke daran gezweifelt, die Weichsel gegen die Kaiserlich-Russischen Armee halten zu können), die dann durch Paul von Hindenburg übernommen und später in die Tannenbergschlacht geführt wurde.

Von Moltke wurde am 14. September 1914 durch Erich von Falkenhayn im Amt des Chefs der Obersten Heeresleitung ersetzt (ab November wurde Generalleutnant Adolf Wild von Hohenborn Generalquartiermeister), 1915/16 war er Chef des Stellvertretenden Generalstabes in Berlin.

Beförderungen und Dienststellen

Tod

Generaloberst zur Disposition Helmuth Johannes Ludwig von Moltke starb 18. Juni 1916 an einem Herzschlage bzw. Schlaganfall während der Trauerfeier für Generalfeldmarschall Colmar von der Goltz und wurde später auf dem Berliner Invalidenfriedhof beigesetzt, wo seit 1932 auch seine Gemahlin ruht. Die Leiche ist nach dem Gebäude des Generalstabes überführt worden, wo sie aufgebahrt wird. Im Laufe des Nachmittags fuhr als einer der Ersten der Reichskanzler im Generalstab vor und sprach der Witwe des Generalobersten von Moltke am Sarge des Entschlafenen sein tiefstes Beileid aus.

Nachruf, Frankfurter Zeitung

„Während der vom deutsch-asiatischen Verein in der Wandelhalle des Reichstages heute mittag veranstalteten Trauerfeier für den Feldmarschall Freiherrn von der Goltz, dem ein zahlreiches Publikum, darunter die Spitzen unserer Staats- und Reichsbehörden, beiwohnten, ist Generaloberst v. Moltke, der Chef des stellvertretenden Generalstabs, an einem Schlaganfall gestorben. Zu Beginn der Trauerfeier hatten verschiedene Redner gesprochen und dann ergriff, obgleich er nicht auf dem Programm stand, der Generaloberst das Wort und sprach improvisiert, damit auch ein Soldat über den Soldaten spreche, sehr frisch und warm empfundene Worte auf den verstorbenen Feldmarschall, der ihm ein treuer Freund gewesen wäre. Bald darauf, als sich Moltke auf seinen Platz gesetzt hatte, entstand Unruhe im Saal. Er hatte einen Schlaganfall erlitten, und die Versammlung wurde kurz abgebrochen. Der Leiter der Versammlung, Vizeadmiral Truppel, bat die Anwesenden, den Raum möglichst bald zu verlassen. […] Ein schöner Tod ist es gewesen mitten in der Betätigung freundschaftlicher und militärischer Gesinnung! Denn Moltke hatte das traurige Schicksal, daß er nach den ersten Wochen des Krieges erkrankt ist und der leitenden Stellung entsagen mußte, schwer empfunden und innerlich niemals überwunden. Er hat gerade hier in Berlin als Chef des stellvertretenden Generalstabes eine ihm sonst fremde, rege Tätigkeit entwickelt. Er hat zahlreiche Besucher empfangen, mit denen er über politische, militärische, soziale und wirtschaftliche Dinge sprach und manche Probleme die während des Krieges die Öffentlichkeit beschäftigt haben, haben ihn stark angezogen, und er hat sich an ihrer Lösung versucht. Man hatte zuweilen, wenn man mit dem hochragenden Manne sprach, das Gefühl, jemanden vor sich zu haben, der zeigen wollte, daß er gesund sei und daß er sich zum mindesten für gesund hielt. Er hat wohl auch geglaubt, nach dem Kriege noch manches sagen zu müssen. Solche Gedanken haben ihn beschäftigt und gequält. Wie sehr er unter der Entfernung vom Feldheer litt, hat er einmal vor einer Versammlung von Lettern deutscher Zeitungen zu erkennen gegeben, vor denen er offen aussprach, daß er aus der Überzeugung heraus, daß in dieser Zeit jeder seine Pflicht dort tun müsse, wo er hingestellt werde, die Stellung des stellvertretenden Generalstabes nach seiner Genesung übernommen habe. Er machte kein Hehl daraus, daß er in dieser Stellung wenig leisten könne und er gab auch zu erkennen, daß es bitter sei, der Untergebene früherer Untergebener sein zu müssen. Einen schwer tragenden und schwer ringenden Mann sah man seitdem vor sich; dem hat der schnelle Tod ein leichtes Ende gemacht. […]
Als ich vor wenigen Monaten in jenen ehrwürdigen Zimmern des Generalstabsgebäudes vor dem jetzt so plötzlich Verstorbenen stand, hatte ich die Empfindung, mit einem Manne zu sprechen, der, den furchtbaren körperlichen und seelischen Anstrengungen eines Riesenkrieges erlegen, doch bis zum letzten Atemzuge nur seiner Pflicht lebte. Das ist echt Moltkesche Tradition: Dies Schaffen bis zum Tode. Dies und das große Werk, das der Generaloberst an verantwortlichster Stelle schuf, lassen das deutsche Volk dem Verblichenen innigen Dank sagen und lassen ihn in der Erinnerung der Armee weiterleben als Persönlichkeit höchster Begabung und lautersten Wesens, als einen Charakter, dem jede Regung von Egoismus fremd war, als einen Menschen feinster Kultur, einer Kultur, die zur Güte wurde, wenn sie sich Freunden und Nahestehenden gegenüber äußerte. Der gesundheitliche Zusammenbruch, den der Verstorbene mitten im Kriege erleben mußte, der Verzicht auf die höchste Verantwortung, die ein deutscher Soldat im Kriege zu tragen hatte – das war wohl das Schwerste, was einer so edlen und innerlichen Natur vom Schicksal bereitet werden konnte. Sein menschliches Leid hat die Gestalt Moltkes dem, der den Verblichenen kannte, noch leuchtender, noch erhabener geformt. Helmuth Johannes Ludwig von Moltke, der Neffe des großen Feldmarschalls, ist am 23. Mai 1848 in Gersdorf in Mecklenburg geboren. Sein Vater Adolf von Moltke, des großen Strategen einziger Bruder, war dänischer Kammerherr und preußischer Landrat. Nach Absolvierung des Realgymnasiums trat Moltke als Fahnenjunker in das Füsilierregiment No. 86 im Jahre 1870 ein. 1876 bis 1879 besuchte er die Kriegsakademie, heiratete 1878 als Oberleutnant eine entfernte Verwandte, die Schwedin Elise Gräfin von Moltke-Huitfeldt, und wurde 1881 Hauptmann. Dieses Jahr war das bedeutsamste seines Lebens; denn damals zog ihn sein großer Oheim dauernd in seine Nähe. Das persönliche Verhältnis wurde noch intimer, als 1883 nach dem Tode der leiblichen Schwester des alten Feldmarschalls dieser ganz mit der Familie seines Neffen zusammenlebte. Eine unvergleichlich gute Schule hat der Hauptmann und (seit 1888) Major v. Moltke als Adjutant seines Onkels durchgemacht. Neun Jahre lang lebten die beiden in dem stillen Creifau zusammen, bis der Feldmarschall am 24. April 1891 in den Armen seiner Lieben verschied. Der Kaiser ernannte noch im selben Jahre den Lieblingsschüler des Feldmarschalls zu seinem Flügeladjutanten und seit dieser Zeit datierte – man kann wohl sagen – eine Freundschaft zwischen dem Kaiser und dem hochgewachsenen Offizier, dessen geistreicher Kopf doch die mecklenburgische Rundung nicht verleugnen konnte. Nachdem Moltke 1896 bis 1899 Kommandeur des Alexander Grenadierregiments, 1899 bis 1902 Kommandeur der ersten Garde-Infanterie-Brigade und 1902 bis 1904 Kommandeur der ersten Gardedivision gewesen war, wurde er 1904 als Generalquartiermeister in den Generalstab berufen.
Hier arbeitete er mit einer Persönlichkeit von ausgesprochener Genialität, dem Grafen Schlieffen zusammen, bei dessen Rücktritt Moltke als sein Nachfolger im Jahre 1906 die denkwürdigen, für die Anfangsoperationen des Weltkrieges so bezeichnenden Worte sprach: ‚Einen einheitlichen Willen zur Tat werden zu lassen durch das Werkzeug von Millionen von Menschen, das haben wir von Ihnen gelernt. Wir haben gelernt, was Sie anstrebten: Nicht Teilerfolge zu erzielen, sondern große vernichtende Schläge. Ihr Ziel war die Vernichtung des Gegners. Auf dieses Ziel sollten alle Kräfte gerichtet sein, und der Wille, der sie lenkte, war der Wille zum Siege. Dieser unbeugsame, leidenschaftliche Wille zum Siege ist das Vermächtnis, das Eure Exzellenz dem Generalstabe hinterlassen. Es wird an uns sein, es heilig zu haben.‘ Moltke hat damals nur mit großem innerem Widerstreben die Stelle eines Generalstabschefs der Armee angenommen. Er fühlte sich der Stellung nicht gewachsen und beugte sich als gehorsamer Soldat endlich nur dem Willen des Kaisers. Acht Jahre voller Arbeit waren ihm noch beschieden, bevor der Weltkrieg das deutsche Heer zu den Waffen rief. Die feindliche Presse erklärte ihn als Kriegshetzer, weil sie die hohe Kultur, die ihm eigen war, nicht kannte. Er hat diesen Verdacht durch persönliche Äußerungen während des Krieges von sich gewiesen, indem er entgegenhielt, daß er doch viel geeignetere Augenblicke zum Losschlagen in den vergangenen Jahren gefunden hätte. Auch all das, was der französische Botschafter Jules Cambon am 6. Mai 1913 über die angeblichen Äußerungen Moltkes berichtet, ist erdacht und unwahr. Moltke war sich mehr als mancher andere der Furchtbarkeit eines europäischen Krieges bewußt. Das Moltkesche Haus in Berlin war im Laufe der Jahre bekannt geworden durch die Gastfreundschaft, die in ihm waltete, durch die liebeswürdige Güte der Frau v. Moltke und durch die Tatsache, daß hier eine Stätte feinsten Geschmacks, edler Kunst, namentlich der schon vom alten Feldmarschall so sehr geliebten Musik entstanden war. Als der Krieg aber ausbrach, da war der Generaloberst mit ganzer Seele Soldat. Die großen Siegeswochen der ersten Zeit sind sein Werk gewesen. Was ihm zu danken ist und alles, was heute noch in Dunkel gehüllt ist, wird sich der historischen Kenntnis auf die Dauer nicht entziehen. Der verstorbene Generaloberst sagte während des Krieges selbst einmal: ‚Die Weltgeschichte läßt sich keine Lügen gefallen.‘ Dieser Satz wird auch dereinst vermögen die großen Verdienste des Generalobersten v. Moltke der Vergessenheit zu entreißen und sie kritisch in das richtige Licht zu stellen.“[1]

Familie

Abstammung

Von Moltkes Vater war der dänische Administrator und Preußische Landrat Bernhard Adolf Erdmann Georg von Moltke (1804–1871), seine Mutter war Adolfine Doris Auguste, geb. von Krohn, sein Onkel der Generalfeldmarschall Helmuth Karl Bernhard von Moltke. Zwei seiner fünf Geschwister waren Wilhelm Joseph Bernhard Friedrich Adolf Graf von Moltke (1845–1905; ∞ Ella Gräfin von Bethusy-Huc, sechs Kinder) und der preußische Staats- und Innenminister Friedrich Ludwig Elisa von Moltke (1852–1927).

Ehe

Premier-Lieutenant von Moltke heiratete am 1. August 1878 seine Verlobte Elisabeth „Eliza“ Gräfin von Moltke-Huitfeldt (1859–1932). Aus der Ehe sind vier Kinder entsprossen:

  • Wilhelm Karl Helmuth Adolf von Moltke (1881–1949)
  • Astrid von Moltke (1882–1961), verheiratet von Bethusy-Huc
  • Elsa Ebba Erika von Moltke (1885–1964)
  • Adam Detlev von Moltke (1887–1963)

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Ehrungen

  • Chef des Füsilier-Regiments „General-Feldmarschall Graf Moltke“ (Schlesisches) Nr. 38
  • Wilhelm Filchner benannte 1912 während der zweiten deutschen Antarktisexpedition eine Gruppe von eisfreien Felskliffs an der Küste von Prinzregent-Luitpold-Land in der Antarktis „Moltke-Nunataks“ zu Ehren von Friedrich Ludwig Elisa und Helmuth Johannes Ludwig von Moltke.

Veröffentlichung

  • Eliza von Moltke: Erinnerungen, Briefe, Dokumente, 1877–1916, ein Bild vom Kriegsausbruch, erster Kriegsführung und Persönlichkeit des ersten militärischen Führers des Krieges (1922) (PDF-Datei) [Moltkes Erinnerungen, herausgegeben von seiner Witwe]

Fußnoten