Überissel
Überissel (ndl: Overijssel; nsch: Oaweriessel) ist eine niedersächsische Provinz im Osten der heutigen Niederlande, die Hauptstadt ist Zwolle.
Inhaltsverzeichnis
Mittelalter
Hier ansässige germanische Stämme, wie die Tubanten, wurden um 800 von Missionaren wie Lebuinus, Plechelmus und Liudger christianisiert. Das Gebiet jenseits des Flusses, das erst nach überqueren der Issel betreten werden konnte, und damals noch aus den heutigen Provinzen Überissel und Drenthe bestand, wurde im dreizehnten Jahrhundert von den Bischöfen von Utrecht endgültig ihrem Gebiet zugeordnet. Völkische Aufstände, wie bei der Schlacht bei Ane, wurden mittels militärischen Eingreifens beendet. Dabei wurde die Burg Coevorden, Besitz der Grafen von Bentheim, enteignet. Orte am Ostrand des Gebietes wurden mit Stadtrechten versehen, so Rijssen (nsch: Riessen) (1243), Altensaal (1248) und Gohr an der Regge (1263).
Hansezeit und Einverleibung in die Niederlande
Das vierzehnte Jahrhundert wurde zur Blütezeit. Hansestädte wie Zwolle und Kampen prägten das Gebiet, in der Reichshansestadt Deventer an der Issel wohnte der Gelehrte Gerard Groote, der sich später zu den Brüdern vom gemeinsamen Leben bekannte. Seine Nachfolger gründeten das Kloster Windesheim, dessen bekanntester Bewohner Thomas von Kempen war. Nach 1648 wurde Überissel jedoch eine eher unbedeutende Grenzprovinz der dann vom Deutschen Reich abgetrennten nördlichen Niederlanden. Viele Adlige bauten hier ein Außenhaus, eine kleine Burg zum Verweilen während der Sommermonate. Ansässige Adlige, wie die Inhaber des Gutes Twickel bei Delden, verwalteten zudem Güter in Westfalen sowie den Gutshof Stovern bei Rheine. Sie unterstützten nicht immer die niederländischen Freiheitskämpfe, sondern standen oft zum Beispiel dem Münsteraner Bischof zur Seite. Die bäuerlich geprägte Bevölkerung dieser Gebiete konnte sich sprachlich durchaus besser mit den Nachbarn (nsch: Noabern) jenseits der 1648 entstandenen Grenze verständigen, als es mit den Holländern aus dem Westen der neuentstandenen Niederländischen Republik der Fall war.
Gegenwart
Die Textilherstellung des 19. und 20. Jahrhunderts änderte das Ansehen der kleinen Städte Almelo und Enscheid sowie des Dorfes Hengelo vollständig. Bis jetzt wohnen die meisten Einwohner der Provinz (um 320.000) hier, in der Nähe der heutigen Bundesrepublik Deutschland. Enscheid hat eine Universität, Zwolle und Deventer verfügen über Hochschulen. Die Region um Enscheid sowie um Hengelo und Almelo wird immer noch nach den hier einst ansässigen germanischen Tubanten Twente oder Twenteland genannt. Die Region um Deventer heißt Salland. Im Norden verläuft die Vechte (ndl: Overijsselse Vecht), die bei Zwolle in die Issel mündet. Ein Fernwanderweg, der „Vechtetalpfad“, wird von westfälischen und ostniederländischen Wanderverbänden vorbereitet. Nördlich von Zwolle gibt es zudem das Seengebiet „De Weerribben“.
Sprachliches
Obwohl die aus der niederfränkischen hervorgegangene, und als Hochniederländisch verwendete holländische Sprache ab dem 17. Jahrhundert als offizielle Landessprache gilt, hat sich über Jahrhunderte die Niedersächsische Mundart in den heutzutage niederländischen Provinzen Groningen, Drenthe, Überissel und Geldern teilweise behaupten können. Ein Versuch im Jahre 2012, diese Mundart als offizielle Niedersächsische Sprache (ndl: Nedersaksisch) anerkannt zu bekommen, scheiterte. Das Vorhaben wurde im übrigen ohne Mitwissen und deshalben ohne Mithilfe niedersächsischer Sprachgenossen aus der heutigen BRD durchgeführt.