Rede vom 19. Juli 1870 (Otto von Bismarck)

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Im neu zusammengetretenen norddeutschen Reichstag hielt Otto von Bismarck am Dienstag, dem 19. Juli 1870 eine kurze Rede, in der er die Kriegserklärung Frankreichs an Deutschland und damit den Beginn des Deutsch-Französischen Krieges mitteilte. Vorausgegangen war die Emser Depesche als vorgeschobener Kriegsgrund Frankreichs gegen Preußen. Die süddeutschen Fürsten befahlen aufgrund der französischen Kriegserklärung gegen das Königreich Preußen ebenfalls die Mobilmachung ihrer Truppen.

Geschichte

Schon am 16. Juli versammelte sich der Bundesrat. Otto von Bismarck gab dort eine historische Darstellung der politischen Lage und schloß mit den Worten:

„Wäre es dem französischen Kabinett lediglich darum zu thun gewesen, zum Zweck der Beseitigung dieser Kandidatur die guten Dienste Preußens in Anspruch zu nehmen, so hätte sich demselben hierfür in einem vertraulichen Benehmen mit der preußischen Regierung der einfachste und geeignetste Weg dargeboten. Die Aufnahme, welche die Rede des Herzogs von Gramont im Gesetzgebenden Körper gefunden, die von der französischen Regierung seitdem eingenommene Haltung, die von ihr gestellten unannehmbaren Zumutungen konnten dem Bundespräsidium keinen Zweifel darüber lassen, daß die französische Regierung es von vornherein darauf abgesehen hatte, entweder Preußens Demütigung oder den Krieg herbeizuführen. Der ersteren Alternative sich zu fügen, war unmöglich. Es bleibt keine Wahl mehr als der Krieg.“

In einem Rundschreiben vom 18. Juli an die Gesandten bei den deutschen und auswärtigen Höfen sagte Bismarck zur Richtigstellung der Tatsachen unter anderem:

„Wenn hiernach alle von den französischen Ministern angeführten Gründe für die Unvermeidlichkeit des Krieges in nichts zerfallen und absolut aus der Luft gegriffen erscheinen, so bleibt uns leider nur die traurige Notwendigkeit, die wahren Motive in den schlechtesten und seit einem halben Jahrhundert von den Völkern und Regierungen der civilisierten Welt gebrandmarkten Traditionen Ludwigs XIV. und des ersten Kaiserreichs zu suchen, welche eine Partei in Frankreich noch immer auf ihre Fahnen schreibt und denen Napoleon III., wie wir glaubten, glücklich widerstanden hatte. Als bewegende Ursachen dieser bedauerlichen Erscheinung können wir leider nur die schlechtesten Instinkte des Hasses und der Eifersucht auf die Selbständigkeit und Wohlfahrt Deutschlands erkennen, neben dem Bestreben, die Freiheit im eigenen Lande durch Verwicklung desselben in auswärtige Kriege niederzuhalten.“

Der Reichstag wurde vom König am 19. Juli mit einer hochpatriotischen Thronrede, wie man in Deutschland noch nie eine gehört hatte, eröffnet:

„Hat Deutschland derartige Vergewaltigungen seines Rechts und seiner Ehre in früheren Jahrhunderten schweigend ertragen, so ertrug es sie nur, weil es in seiner Zerrissenheit nicht wußte, wie stark es war. Heute, wo das Band geistiger und rechtlicher Einigung, welches die Befreiungskriege zu knüpfen begannen, die deutschen Stämme je länger, desto inniger verbindet; heute, wo Deutschlands Rüstung dem Feinde keine Oeffnung mehr bietet, trägt Deutschland in sich selbst den Willen und die Kraft der Abwehr erneuter französischer Gewaltthat.“

Bismarck teilte daraufhin mit:

Ich theile dem hohen Hause mit, daß mir der französische Geschäftsträger heute die Kriegserklärung Frankreichs überreicht hat.
(Stürmisches, nicht enden wollendes Bravo und Hochrufe und Händeklatschen von allen Seiten des Hauses und auf den Tribünen.)
Nach den Worten, die Se. Majestät der König soeben an den Reichstag gerichtet hat, füge ich der Mittheilung dieser Thatsache Nichts weiter hinzu!
(Begeistertes Bravo! auf allen Seiten)

In einem Rundschreiben vom 19. Juli an die Vertreter des Norddeutschen Bundes erklärte Bismarck die in der französischen Kriegserklärung angeführten Gründe für „erfundene Vorwände“. Dem Reichstag teilte er in der Sitzung vom 20. Juli die bereits mitgeteilten Aktenstücke mit und hob das Kuriosum hervor, daß das Auswärtige Amt von der französischen Regierung in der ganzen Angelegenheit nur eine einzige amtliche Mitteilung, die gestrige Kriegserklärung, erhalten habe.

Kriegserklärung Frankreichs an Deutschland im Wortlaut

Die Kriegserklärung Napoleons III. an Deutschland am 19. Juli 1870:[1]

Kriegserklärung Frankreichs vom 19. Juni 1870.jpg

Literatur

  • Wilhelm Müller: Fürst Bismarck. 1815-1898, Stuttgart 1898, S.139f. (PDF-Datei)

Fußnoten

  1. Quelle: Woldemar Rohland: Völkerrechtsquellen zum academischen Gebrauch herausgegeben, 1908, S. 202 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!