Reichenfels (Schiff)
Das Meeresschiff „Reichenfels“ war ein Frachter der deutschen Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg (1936–1942). Noch heute ranken sich Legenden um die MS „Reichenfels“, die u. a. Geheim- oder gar Wunderwaffen (ggf. neuartige Panzer) geladen haben soll, die dem Afrikakorps zum Sieg verhelfen sollten.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Um die Schiffe, die Nachschub für Rommels Panzerkorps nach Afrika bringen sollten, ranken sich Legenden. 4.000 Tonnen Artilleriemunition waren an Bord, 600 Tonnen Sprit für Panzer sowie 241 Fahrzeuge waren auf der offiziellen Ladeliste verzeichnet. Doch die „Reichenfels“ und ihr Konvoi kamen nie in Afrika an. Gegen 12 Uhr am 21. Juni 1942 griffen Torpedoboote der Royal Navy und Flugzeuge der Royal Air Force den Frachter an und versenkten das „Geisterschiff“.
MS „Reichenfels“: Bereitschaft und Einsatz
- Noch vor Beginn des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 in Triest (Italien) eingelaufen. Später nach Venedig verholt.
- Im Januar von der Kriegsmarinedienststelle Bremen als Versorgungsschiff Mittelmeer eingezogen.
- Im Mai 1940 als Versorgungsschiff für U-Boote an der Westküste Italiens eingesetzt.
- Im November 1940 als Transporter beim Unternehmen „Sonnenblume“[1] bereitgestellt und eingesetzt, um deutsche Truppen nach Afrika zu verschiffen.
Die „Reichenfels“ im Seekrieg 1941/42 (Auszug)
- 5.– 10.3.1941, Mittelmeer:
- Nordafrika-Konvoi mit den dt. Frachtern „Ankara“, „Kybfels“, „Marburg“ und „Reichenfels“ und Sicherung durch die Zerstörer „Vivaldi“, „Da Noli“, „Malocello“, „Folgore“ und „Lampo“, dem von Tripolis aus das Torpedoboot „Centauro“ entgegenläuft. Rückgeleit von Tripolis nach Neapel: dt. Frachter „Castellon“, „Ruhr“ und „Maritza“ mit Sicherung durch Hilfskreuzer „Ramb III“ und die T-Boote „Orione“ und „Pegaso“. Keine Verluste.
- 12.– 13.3.1941, Mittelmeer:
- Ital. Truppentransport von Neapel nach Tripolis mit den großen Fahrgastschiffen Conte Rosso, Marco Polo und Victoria. Nahsicherung durch Zerstörer Camicia Nera, Geniere und Folgore, Fernsicherung durch die Schweren Kreuzer Trieste, Trento, Bolzano mit den Zerstörern Carabiniere, Corazziere, Aviere und T-Boot Dezza. Gleichzeitig läuft ein Geleitzug für das Afrika-Korps mit den dt. Frachtern Castellon, Ruhr, Maritza, Leverkusen, gesichert durch die Torpedoboote Procione, Orsa, Orione, nach Tripolis und ein Rückgeleit mit den dt. Frachtern „Marburg“, „Reichenfels“, „Ankara“, „Kybfels“, gesichert von den Zerstörern Malocello, Vivaldi, Da Noli, nach Italien zurück. Keine Verluste.
- 15.– 19.3.1941, Mittelmeer:
- Bei Operationen der brit. 1. U-Flottille torpediert „Parthian“ (LtCdr. Rimington) am 16.3. bei Palmi den it. Dampfer Giovanni Bocaccio (3141 BRT), Truant (LtCdr. Haggard) dringt am 19.3. in den Hafen von Buerat ein, doch detonieren die Torpedos hinter dem Tanker Labor an der Pier. Am 16.3. läuft ein Nachschubgeleit mit den dt. Frachtern „Marburg“, „Reichenfels“ und der it. „Calitea“ unter Sicherung der Zerstörer „Vivaldi“, „Malocello“ und der T-Boote „Cigno“ und „Polluce“ von Neapel, eine Teilgruppe mit den dt. Transportern „Ankara“, „Kybfels“ und dem Zerstörer „Da Noli“ von Trapani aus; das Geleit erreicht am 18.3. Tripolis. Gleichzeitig läuft ein Rückgeleit mit den Frachtern „Castellon“, „Ruhr“, „Maritza“ und „Leverkusen“, gesichert durch die Torpedoboote „Procione“, „Orsa“ und „Orione“, nach Neapel zurück. Beide Geleite erleiden keine Verluste.
- 19.– 21.3.1941, Mittelmeer:
- Nachschub-Geleitzug mit den dt. Frachtern Arcturus, Santa Fé, Procida und Wachtfels, gesichert durch die Zerstörer Saetta, Fulmine und Baleno, läuft von Neapel nach Tripolis. Gleichzeitig läuft ein Rückgeleit mit den dt. Schiffen Adana, Aegina, Heraklea und Galilea unter Sicherung der Zerstörer Tarigo, Freccia und der T-Boote Missori und Pilo von Tripolis nach Neapel, dem 24 Stunden später ein zweiter Geleitzug mit den dt. Frachtern „Marburg“, „Reichenfels“ und „Kybfels“ unter Sicherung der Zerstörer „Vivaldi“, „Da Noli“, „Malocello“ und des T-Bootes „La Farina“ folgt. Alle drei Geleitzüge erreichen ihre Zielhäfen ohne Verluste.
- 20.– 31.3.1941, Mittelmeer:
- Vor Valona verfehlt das griech. U-Boot Triton (Oblt. Zepos) am 20.3. den Transporter „Argentina“ und das Torpedoboot „Medici“ und versenkt am 23.3. aus einem ital. Konvoi mit Sicherung durch das T-Boot „Castelfidardo“ den Transporter „Carnia“ (5451 BRT), der nach Brindisi eingeschleppt wird, dort sinkt, aber später geborgen wird. Ein Torpedoangriff auf den Transporter Anna Capano geht fehl. Bei einem Luftangriff von Ju 88 der 1./LG 1 am 21.3. wird der im brit. Marinedienst stehende Tanker Marie Maersk (ex-dän., 8271 BRT) vor Kreta beschädigt und verlegt zur Reparatur nach Piräus. — Am 25.3. legt das brit. Minen-U-Boot „Rorqual“ (LtCdr. Dewhurst) bei Capo Gallo westlich Sizilien eine Sperre, auf der am 26.3. aus einem Konvoi der it. Dampfer Verde (1432 BRT) und der Tanker Ticino (1470 BRT) und am 28.3. das T-Boot Generale Antonio Chinotto sinken. Mit Artillerie versenkt Rorqual am 30.3. den zuvor torpedierten it. Tanker Laura Corrado (3645 BRT) und am 31.3. mit 2 Treffern eines Fünferfächers das ital. U-Boot „Capponi“. Am 28.3. greift Utmost (LtCdr. Cayley) einen Neapel-Tripolis-Konvoi mit den dt. Dampfern Adana, Samos, Heraklea, Ruhr und Galilea, gesichert von den Zerstörern Folgore, Dardo und Strale, an, versenkt die Heraklea (1927 BRT) und torpediert die Ruhr (5954 BRT). Ein Geleit mit den dt. Schiffen „Ankara“, „Reichenfels“, „Marburg“ und „Kybfels“ und der it. „Calitea“ unter Sicherung durch die Zerstörer „Vivaldi“, „Da Noli“ and „Malocello“, das am 29.-31.3. von Neapel und Palermo nach Tripolis läuft, kommt ohne Verluste durch. Aus einem Rückgeleit mit den Transportern Aquitania, Galilea, Caffaro und Beatrice Costa und Sicherung durch die Torpedoboote Clio, Cigno, Calliope and Pegaso torpediert „Upright“ (Lt. E.D.Norman) am 31.3. die Galilea vor Tripolis. Das Schiff wird von Calliope und Pegaso eingebracht.
- 1.– 4.4.1941, Mittelmeer:
- Ital. Truppentransport von Neapel nach Tripolis: Fahrgastschiffe Esperia (11.398 BRT), Conte Rosso (17.879 BRT), Marco Polo (12.272 BRT) und Victoria (13.098 BRT), gesichert von den Zerstörern Tarigo, Euro und Baleno und den Torpedobooten Polluce und Partenope. — Zur selben Zeit Rückgeleit mit den Frachtern „Ankara“, „Marburg“, „Kybfels“, „Reichenfels“ und „Galilea“ unter Sicherung der Zerstörer „Vivaldi“, „Da Noli“ und „Malocello“. Keine Angriffe.
- 11.– 14.4.1941, Mittelmeer:
- Ein Geleitzug nach Tripolis mit den 5 dt. Frachtern Ankara, Marburg, Kybfels, Reichenfels und Galilea und Sicherung durch die it. Zerstörer Vivaldi, Da Noli, Mirabello und Dardo wird mehrfach ohne Erfolg von brit. Torpedoflugzeugen angegriffen, die von auf Sizilien stationierten dt. Jägern abgefangen werden; auch ein Nachtangriff von Swordfish-Maschinen, die eine Versenkung melden, bleibt ergebnislos. Ein Rückgeleit mit den dt. Frachtern Castellon, Arcturus, Wachtfels und Leverkusen, gesichert durch die Torpedoboote Orione, Orsa und Procione, erreicht Palermo und Neapel unbehelligt.
- 25.4.– 1.5.1941, Mittelmeer:
- Nordafrika-Geleitzug mit den dt. Schiffen „Marburg“, „Kybfels“, „Reichenfels“ und den it. „Birmania“ und „Rialto“, Nahsicherung durch die Zerstörer „Fulmine“ und „Euro“ und die Torpedoboote „Orione“, „Castore“ und „Procione“ und Fernsicherung durch die 3. und 7. Div. mit den Schweren Kreuzern „Trieste“ und „Bolzano“, dem Leichten Kreuzer „Eugenio di Savoia“ und den Zerstörer „Ascari“, „Carabiniere“ und „Gioberti“ wird wegen des Angriffs der 14. Z-Flottille umgelenkt und läuft am 25.4. von Palermo und Messina nach Tripolis aus, wo er nach weiterem Umlenken erst am 1.5. einläuft. Bei Kerkennah versenkt das brit. Unterseeboot „Upholder“ (LtCdr. Wanklyn) am 25.4. den it. Frachter „Antonietta Lauro“ (5428 BRT). Das brit. Unterseeboot „Usk“ (Lt. Darling) und der franz. Frachter „SNA 7“ (2679 BRT) gehen am 27.4. vermutlich auf der ital. Minensperre bei Kap Bon verloren.
- 4.– 7.5.1941, Mittelmeer:
- Ital. Großgeleit nach Nordafrika mit 7 Schiffen, dem Passagierschiff „Victoria“ (13.098 BRT), den schnellen Motorschiffen Andrea Gritti, Sebastiano Venier, Marco Foscarini, Barbarigo, Calitea und der dt. Ankara, gesichert von den Zerstörern Vivaldi, Da Noli, Malocello und den T-Booten Pegaso, Orione und Cassiopea; Fernsicherung durch 7. Div. (Leichte Kreuzer Eugenio di Savoia, Duca d'Aosta und Attendolo, Zerstörer Pigafetta, Zeno, Da Recco, Da Mosto, Da Verazzano). Auf dem Anmarsch der Deckungsgruppe greifen Pigafetta und Zeno westlich Sizilien einen Unterseebootskontakt an; es kann sich hierbei aber kaum um das brit. U-Boot „Usk“ handeln, da dieses vermutl. bereits am 27.4. auf einer Mine verlorenging. Brit. Luftangriffe am 5.5. bleiben ohne Erfolg. — Auf dem Rückmarsch deckt die Fernsicherung ein Rückgeleit mit den Dampfern „Marburg“, „Kybfels“, „Reichenfels“ (dt.), „Marco Polo“, „Rialto“ (it.) sowie den Zerstörern „Fulmine“, „Euro“ und den T-Booten „Procione“, „Orsa“, „Centauro“, „Cigno“, „Perseo“ als Geleit, der am 7.5. ohne Verluste Palermo erreicht.
- 15.– 21.3.1942, Mittelmeer:
- Ital. Nachschub-Unternehmen „Sirio“. Unter hohem Sicherungs-Aufwand marschieren die Transporter „Reichenfels“ und „Vettor Pisani“ von Neapel nach Nordafrika, der erste unter Geleit der T-Boote Polluce und Lince, der zweite unter Geleit der Zerstörer Vivaldi, Malocello, Pessagno, Zeno und der T-Boote Sirtori, Pallade und Prestinari. Ferndeckung durch Kreuzer Duca d’Aosta und die Zerstörer Scirocco und Grecale. Am 16.3. torpediert das brit. U-Boot „Unbeaten“ bei Tarant die Vettor Pisani, doch versagt der Aufschlagzünder. Beide Konvois erreichen am 18.3. unbeschädigt Tripolis, die Deckungsgruppe kehrt nach Tarent zurück. — Die it. Bosforo verlässt am 15.3. Tarent, wird aber vom 17.-19.3. in Navarino festgehalten und erreicht Bengasi am 21.3. Von Tripolis aus laufen am 17.3. Salona und Achaia nach Bengasi, gesichert vom T-Boot Calliope, die dt. Achaia (1778 BRT) geht kurz hinter Tripolis auf einer Defensiv-Minensperre verloren. Am 18.3. marschieren Monreale und Nino Bixio von Tripolis nach Neapel, gesichert von den Zerstörern Vivaldi, Pessagno, Malocello, Zeno und dem T-Boot Pallade. Sie erreichen am 20.3. unbehelligt ihr Ziel.
- 20.– 21.6.1942, Mittelmeer:
- Am 20.6. wird Tobruk durch das dt. Afrika-Korps eingenommen. Unternehmen der 3. S-Fl. (Kptlt. Kemnade) mit S 36, S 54, S 55, S 56, S 58 und S 59 von Derna aus gegen aus Tobruk flüchtende brit. Schiffe. 21.6.: Im Gefecht wird der südafrikan. Hilfsminensucher Parktown (250 BRT) versenkt, S 58 (Oblt. Geiger †) schwer beschädigt. Außerdem 1 Motorsegler und 6 LCS sowie 2 ML versenkt oder aufgebracht. S 55 (Oblt. Weber) kapert LCT 150 (296 ts). Angesichts des Erfolgs Rommels verzichtet Hitler (endgültig) auf die Eroberung des wichtigen britischen Stützpunktes Malta. Ein Nachschubkonvoi mit der ital. „Rosolino Pilo“ und der dt. „Reichenfels“ verläßt Neapel am 20.6. im Geleit der Zerstörer Da Recco, Strale und des Torpedobootes Centauro. Die Strale muß am 21.6. wegen Ruderschadens vor Ras el Ahmar auf Strand gesetzt werden, Centauro bleibt zu ihrer Assistenz in der Nähe, Da Recco läuft mit dem Konvoi weiter. Kurz darauf wird der Konvoi von brit. Flugzeugen mit Bomben und Torpedos angegriffen, die „Reichenfels“ (7744 BRT) wird getroffen und versenkt. Von Tripolis aus laufen die T-Boote „Circe“ und „Cantore“ der „Xª Flottiglia MAS“ (Regno d'Italia) (Deutsch: „10. Schnellbootflottille“, umgangssprachlich nur Decima MAS) zur Hilfe aus. Am Abend erreicht „Rosolino Pilo“ mit ihrem Geleit Tripolis ohne weitere Zwischenfälle. Die „Strale“ wird am 6.8. zum Totalverlust erklärt.
Schwesterschiffe
- MS „Ehrenfels“
- MS „Kandelfels“
- MS „Kybfels“
- MS „Goldenfels“
- MS „Hohenfels“
- MS „Tannenfels“
- MS „Neidenfels“
- MS „Moltkefels“