Rezeption von Hitlers Reden in der BRD
Die Rezeption von Hitlers Reden sind in der BRD vorwiegend negativ, wenngleich Hitler in den Systemmedien allzeit präsent ist.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Die Reden Hitlers waren in den letzten Jahrzehnten kaum Gegenstand wissenschaftlicher Arbeiten und Diskussionen. Dagegen ist sein schriftliches Hauptwerk „Mein Kampf“ in der Vergangenheit mehrfach untersucht und in Auszügen und mit Kommentaren versehen herausgegeben worden. Das Fehlen einer ebenso gründlichen wie kritischen Auseinandersetzung mit Hitlers Reden sticht dem Wissenschaftler schmerzlich ins Auge.
Max Domarus hat nach dem Zweiten Weltkrieg als erster hierzu umfangreich publiziert. Ab 1932, als Hitler zum bedeutendsten Parteipolitiker aufgestiegen war, archivierte Domarus alle öffentlichen Reden, Äußerungen, Aufrufe, Erlasse, Pressegespräche etc. bis zum Zusammenbruch des Dritten Reiches, derer er habhaft werden konnte.
Das Ergebnis dieser Sammlung veröffentlichte er 1962/63 in zwei Bänden (in neueren Ausgaben in vier Bände unterteilt). Seinerzeit erntete Domarus für die Herausgabe der Hitler-Reden Lob, mittlerweile sind zahlreiche Mängel seiner Arbeit augenfällig, und wissenschaftlichen Ansprüchen genügt sie nicht mehr. Domarus war es gar nicht darum gegangen, alle Reden und sonstigen Äußerungen im vollen Wortlaut wiederzugeben, sein Ziel war eher eine Art Geschichtsbuch zu schaffen, eventuell mit lexikalischem Charakter. So ist schon zu bemängeln, daß aufgrund der satztechnischen Umsetzung nicht immer einwandfrei zwischen Domarus' Kommentar und der jeweils wiedergegebenen Rede unterschieden werden kann, da der Herausgeber inmitten eines Hitler-Textes eigene Äußerungen einfließen läßt; die zudem verwendeten unterschiedlichen Schriftgrößen tragen ebenfalls nicht immer zur Klärung bei. Die unvollständig wiedergegebenen Reden wurden von Domarus mit dem Hinweis auf die sog. „Parteierzählung“ (eine Wortschöpfung von Domarus) gekürzt. Dennoch gilt das Werk von Domarus (noch) als unverzichtbar, wenn man nicht die Originalquellen aus der NS-Zeit zur Hand nehmen kann/will.
In den folgenden 40 Jahren erschienen zwei weitere Publikationen, die sich komplementär ergänzen. Hier ist zunächst das Werk „Hitler – Sämtliche Aufzeichnungen 1905–1924“ (1980) von Eberhard Jäckel und Axel Kuhn zu nennen. Dieses Buch enthält allerdings, wie seit vielen Jahren bekannt ist, 76 Kujau-Fälschungen, was seinen Wert etwas einschränkt.
Die zweite Veröffentlichung ist die umfassende 13bändige Dokumentation „Hitler – Reden - Schriften - Anordnungen“ (1992–2003) des Instituts für Zeitgeschichte. Sie setzt dort an, wo Jäckel und Kuhn aufhörten, nämlich mit dem ersten öffentlichen Auftritt Hitlers nach dessen Inhaftierung Ende Februar 1925, und spannt den Bogen bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten Ende Januar 1933.
Auf die letztgenannte Publikation mußte der Historiker Rainer Zitelmann verzichten, als er 1985 seine Dissertation über Hitler als Revolutionär einreichte. Er hatte seinerzeit in den Originalreden Hitlers recherchiert und wollte dessen sozial-, wirtschafts- und innenpolitisches Weltbild anhand eigener Aussagen rekonstruieren. Wie Zitelmann schreibt, war sein Ziel, die „Attraktivität und Massenwirksamkeit Hitlers und des Nationalsozialismus historisch zu begreifen“. Sein Buch brachte durchaus Neues zutage und fand in der Fachwelt Fürsprecher wie Gegner.
Anmerkung
Zum Autor Max Domarus: Seine familiäre Herkunft und ein eventueller akademischer Abschluß („Historiker“) liegen im Dunkeln (kein Eintrag in der Deutschen Biographischen Enzyklopädie (DBE) oder bei Munzinger). Sein vierbändiges Werk ist hinsichtlich der wiedergegebenen Texte und beschriebenen Geschehnisse unzuverlässig und äußerst tendenziös; es beinhaltet eine Vielzahl von Verunglimpfungen, Verleumdungen, unterstellenden Anschmierungen der Führungspersonen des Deutschen Reiches und der nationalsozialistischen Organisationen – in den Angloländern war es nach dem Krieg ein Verkaufserfolg. „Der Große Wendig“ benutzt die Veröffentlichung unkritisch als Quelle (vgl. dort Bd. I, S. 597; Bd. III, S. 154).