Holtzmann, Robert (1873)

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Prof. Dr. phil. Dr. h. c. Robert Holtzmann

Robert Holtzmann (Lebensrune.png 17. Oktober 1873 in Heidelberg, Großherzogtum Baden; Todesrune.png 27. Juni 1946 in Halle) war ein deutscher Historiker und Hochschullehrer für Mittelalterliche Geschichte sowie Reserve- bzw. Landwehroffizier des Deutschen Heeres. Zu seinen vielen bekannten Schülern gehörte auch Prof. Dr. phil. Helmut Karl Otto Beumann (1912–1995). Holtzmanns internationales Ansehen wurde vom NS-Dozentenführer Karl August Eckhardt anerkannt, denn er war zum damaligen Zeitpunkt der einzige deutsche Vertreter im internationalen Historiker-Ausschuß.

Werdegang

Holtzmann besuchte das humanistische Gymnasium in Straßburg, Reichsland Elsaß-Lothringen. Nach der Reifeprüfung im Jahre 1892 absolvierte er den Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger im 4. Unter-Elsässischen Infanterie-Regiment Nr. 143 der Preußischen Armee. Er studierte Geschichte an den Universitäten Straßburg und Berlin, 1897 promovierte er mit der Dissertation „Wilhelm von Nogaret – Rat und Großsiegelbewahrer Philipps des Schönen von Frankreich“ zum Dr. phil. Von 1897 bis 1902 war er Mitarbeiter der „Monumenta Germaniae Historica“. Seit dem 21. April 1898 war er in seinem Stammregiment Sekondeleutnant der Reserve.

1902 habilitierte er sich für Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Straßburg mit der Arbeit „Kaiser Maximilian II. bis zu seiner Thronbesteigung 1527–1564“ und wurde Privatdozent. 1907 erhielt er den Professorentitel. Am 27. Januar 1909 wurde er in Straßburg zum Oberleutnant der Reserve befördert. 1910/11 wurde er an die Landwehr (Landwehrbezirk Straßburg) überwiesen. 1913 erhielt Holtzmann dem Ruf auf ein Ordinariat an der Universität Gießen, dabei schied er aus der Landwehr am 10. Juni 1913 aus und erhielt die Erlaubnis, weiterhin die Landwehruniform tragen zu dürfen.

Ab 1914 leistete er im Ersten Weltkrieg bei der 1. Nassauischen Infanterie-Regiment Nr. 87 (21. Division) Kriegsdienst an der Westfront. Am 26. Oktober 1914, während der Schlacht an der Maas, wurde er dabei zum Hauptmann der Landwehr a. D. befördert. 1916 wurde er bei der Schlacht von Verdun schwer verwundet. Nach der Genesung wechselte Holtzmann noch im selben Jahr als ordentlicher Professor an die Universität Breslau, 1923 nach Halle und 1930 als Nachfolger Albert Brackmanns zur Universität Berlin, wo er 1939 emeritiert wurde.[1] Am 28. August bis 4. September 1938 nahm er u. a. mit Fritz Röhrig am 8. Internationalen Kongreß für Geschichtswissenschaft in Zürich teil. Im Dezember 1943 mußte er finanzielle Hilfe beantragen, da sein Haus durch den Bombenterror stark beschädigt worden war.

Neue Deutsche Biographie

In Straßburg besuchte H. Schule und Universität. Sein Lehrer Paul Scheffer-Boichorst verpflichtete ihn 1897 als Mitarbeiter für die MGH. Nach der Habilitation 1902 folgten Dozentenjahre in Straßburg, 1913 der Ruf auf den Lehrstuhl für mittelalterliche Geschichte in Gießen. 1916 ging er – nach einer Kriegsverletzung aus dem Heeresdienst entlassen – an die Universität Breslau. Von Halle, wohin er 1923 berufen wurde, kam er 1930 als Nachfolger Albert Brackmanns als Ordinarius an die Berliner Universität (1939 emeritiert). Einen geplanten Neubeginn der Lehrtätigkeit nach 1945 verhinderte der Tod. Von Straßburg her mit einem Blick auf deutsch-französische Verbindungen und die französische Verfassungsgeschichte ausgerichtet, widmete er sich dazu seit den Breslauer Jahren Ostbeziehungen des mittelalterlichen Reiches und suchte dort um 1920 keineswegs übliche Kontakte zur slawischen Philologie. In Halle gehörte er zu den Initiatoren einer Umgestaltung der Historischen Kommission und gab damit der Landesgeschichte neue und weitreichende Impulse. Durch eine aktive Mitarbeit im Comité international und die Mitherausgabe der internationalen Bibliographie der Geschichtswissenschaft war er über die deutschen Grenzen hinaus geschätzt, mit der Neuherausgabe von Gebhardts Handbuch der Deutschen Geschichte (1930) und von W. Wattenbachs, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter (seit 1938) erwarb er sich eben solche Verdienste wie durch die vorbildliche Interpretation der Chronik Thietmars von Merseburg (1939).[2]

Familie

Robert Holtzmann war der Sohn des Theologen Prof. Dr. theol. Dr. phil. h. c. Heinrich Julius Holtzmann und der Sara Henriette Karoline „Lina“, geb. Weber (1840–1889/97). Die Politikerin Adelheid Steinmann (1866–1925) und der Hygieniker Friedrich Holtzmann (1876–1948) waren seine Geschwister. 1914 heiratete er seine Verlobte Charlotte (Todesrune.png 1963), Tochter des Gustav Schwalbe (1844–1916), Professor der Anthropologie und Anatomie in Leipzig, und der Clara, geb. Heine.

Mitgliedschaften

  • Mitglied des deutschen Historikerverbandes (1928 bis 1930 Vorsitzender)
  • Mitglied des Sondershäuser Verbands Akademisch-Musikalischer Verbindungen (SV)
  • Mitglied der Historischen Kommission für Schlesien
  • Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Wehrpolitik und Wehrwissenschaften

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Goethe-Medaille

Schriften (Auswahl)

  • Wilhelm von Nogaret. Rat und Großsiegelbewahrer Philipps des Schönen von Frankreich. Freiburg i. Br. u. a. 1898
  • Kaiser Maximilian II. bis zu seiner Thronbesteigung 1527–1564, 1902
  • Französische Verfassungsgeschichte von der Mitte des neunten Jahrhunderts bis zur Revolution, Verlag von R. Oldenbourg, München und Berlin 1910
    • Unveränderter Nachdruck der 1. Auflage, München 1965
  • Die Weiber von Weinsberg. Zugleich ein Beitrag zur Kritik der Paderborner Annalen, in: „Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte“ (WürttVjhhLG). Neue Folge 20, 1911, S. 413–472
  • Aus der Geschichte des Rheingebietes, in: „Der Deutsche und das Rheingebiet“, Nr. 8, 1926, S. 90–132
  • Der Kaiser als Marschall des Papstes. Eine Untersuchung zur Geschichte der Beziehungen zwischen Kaiser und Papst im Mittelalter, in: „Schriften der Straßburger wissenschaftlichen Gesellschaft in Heidelberg“. Neue Folge 8, Berlin 1928 (49 S.)
  • Reichsverfassung und Gegenwart, Rede zur Verfassungsfeier am Sonnabend, dem 9. Juli 1932, in der neuen Aula der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin (1932)
  • Die Lausitz in der Gründungsurkunde des Bistums Brandenburg, in: „Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte“, Nr. 46, 1934, S. 362–368
  • Die Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg und ihre Korveier Überarbeitung, Berlin 1935 (4. Auflage Leipzig 1939)
  • Kaiser Otto der Große. Berlin 1936
  • Geschichte der sächsischen Kaiserzeit (900–1024), München 1941
    • 6. Auflage, München 1979, ISBN 3-7667-0478-8

Herausgeberschaften und Editionen

  • Wilhelm Wattenbach: Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter, Heft 1 bis 4, Band 1, 1938 bis 1943
    • 2. unveränderte Auflage, Tübingen 1948
  • Aufsätze zur deutschen Geschichte im Mittelelberaum, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1962
  • Die Italienpolitik der Merowinger und des Königs Pippin, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1962 (2., unveränd. Aufl.)
  • Chronik / Thietmar von Merseburg. Nachdruck der Ausgabe von 1957, Berlin 1962
  • Der Weltherrschaftsgedanke des mittelalterlichen Kaisertums und die Souveränität der europäischen Staaten, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1964

Literatur

  • Kritische Beitrage zur Geschichte des Mittelalters, Festschrift für Robert Holtzmann zum sechzigsten Geburtstag, Verlag Dr. Emil Ebering, Berlin 1933

Fußnoten

  1. Robert Holtzmann, Archiv der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  2. Holtzmann, Robert, in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 562