Monumenta Germaniae Historica

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Die „Monumenta Germaniae Historica“ befindet sich seit 1967 im Gebäude der Bayerischen Staatsbibliothek

Die Monumenta Germaniae Historica – Gesellschaft für Deutschlands ältere Geschichtskunde (MGH; auch Monumenta Germaniae historica) bis 1945 mit Sitz in Berlin gab die wichtigste Sammlung mittelalterlicher Quellentexte zur deutschen Geschichte heraus. Die bedeutendste Errungenschaft der Gesellschaft – neben der Herausgabe der Urkundeneditionen – war und ist die auf Quellen beruhende Erschließung der deutschen Geschichte seit Anbeginn des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation mit Bezugnahme auf die dahinführende Geschichte der Germanen und Urgermanen.

„Die auf die 1819 vom Reichsfreiherrn Karl vom Stein gegründete ‚Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde‘ zurückgehenden Monumenta Germaniae Historica haben die Aufgabe, durch kritische Quellen-Ausgaben und -Studien der wissenschaftlichen Erforschung der mittelalterlichen Geschichte Deutschlands und Europas zu dienen. Dieses Ziel verfolgen sie dadurch, dass sie in ihren Editionsreihen mittelalterliche Textquellen der Forschung zugänglich machen und durch kritische Studien zur wissenschaftlichen Erforschung der deutschen und europäischen Geschichte beitragen. Die Aufgaben der Monumenta Germaniae Historica haben sich in den letzten Jahrzehnten durch die Einbeziehung neuer Quellengruppen und durch die Vermehrung der Forschungsbereiche stetig erweitert. Neben Werken der Geschichtsschreibung, Urkunden, Gesetzen und Rechtsbüchern werden auch Briefsammlungen, Dichtungen, Memorialbücher und Necrologe, politische Traktate und Schriften zur Geistesgeschichte herausgegeben.“[1]

Erläuterung

Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtkunde zur Beförderung einer Gesammtausgabe der Quellenschriften deutscher Geschichten des Mittelalters.jpg

1935 ging die „Monumenta Germaniae Historica“ in das „Reichsinstitut für ältere deutsche Geschichte (Monumenta Germaniae historica)“ auf, dessen Präsident zusätzlich die Leitung über das Preußische Historische Institut in Rom erhielt.

Von der Stunde Null in das 21. Jahrhundert

1945 wurde sie von Vertretern aller deutschen Akademien einschließlich der Österreichischen Akademie der Wissenschaften wiederhergestellt. Die Gesellschaft hat seit 1949 ihren Sitz in München im Gebäude der Bayerischen Staatsbibliothek; der Freistaat Bayern verlieh dem Institut 1963 die Rechtsform Körperschaft des öffentlichen Rechts. Im Jahr 2004 begannen die MGH, finanziell gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, ihre sämtlichen Editionen, die älter als drei Jahre sind, in Form von digitalisierten Scans und als Volltexte online zu stellen. Seit 2014 werden die Bände der Monumenta Germaniae Historica vom Harrassowitz Verlag herausgegeben.

Geschichte

Die „Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde“ wurde am 20. Januar 1819 in Frankfurt am Main auf Initiative von Heinrich Friedrich Karl Reichsherr vom und zum Stein („Ich habe nur ein Vaterland, das heißt Deutschland.“) gegründet. Die Mitglieder der ersten Stunde waren vier Jahre nach dem Sieg beim Siebten Koalitionskrieg und dem Freiheitskampf gegen die Tyrannei Napoleons vereint in romantischer Vaterlandsliebe, Begeisterung für ein Deutsches Reich statt dem Deutschen Bund und Kleinstaaterei, das Verlangen nach Deutscher Einheit und dem tiefen Verlagen nach der Rückkehr der Reichsherrlichkeit.

Man schrieb das Jahr 1819. Am 20. Januar, einem Mittwoch, „um zwei Uhr des Nachmittags“ trafen sich in der Privatwohnung des preußischen Ministers a. D. Karl Freiherr vom Stein (1757-1831) am Ort der Bundesversammlung Frankfurt die Bundesgesandten Bayerns, Badens, Württembergs und Mecklenburgs, um die „Societas aperiendis fontibus rerum Germanicarum medii aevi“ – die „Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde“, genauer zunächst deren Zentraldirektion zu gründen. Der Gesandte Bayerns, Johann Adam Freiherr von Aretin (1769-1822), hatte zusammen mit dem württembergischen Gesandten (Karl August Freiherr von Wangenheim) Stein bereits im Vorfeld bei seinen Plänen intensiv unterstützt. Letzterer schrieb wenig später: „Seit meinem Zurücktreten aus öffentlichen Verhältnissen beschäftigte mich der Wunsch, den Geschmack an deutscher Geschichte zu beleben, ihr gründliches Studium zu erleichtern und hierdurch zur Erhaltung der Liebe zum gemeinsamen Vaterland und Gedächtnis unserer großen Vorfahren beizutragen. Meine Absicht war auch, dahin zu wirken, daß die durch die Umwälzung des Jahres 1803 zerstreuten vielen Urkunden sorgfältig gesammelt und gegen den Untergang aufbewahrt würden, welches aber hauptsächlich von Maßregeln der Regierungen abhängt und wozu der Entschluß von einzelnen nicht ausreicht.“ [...]
Stein hatte bis zu seinem Tod 1831 ein Viertel der Kosten aus seinem Privatvermögen zugeschossen. Man darf bitte auf gut Bayerisch kommentieren: Respekt – Herr Minister a. D.! [...] … Preußen, die Fürsten und die meisten Bundesstaaten versagten auf voller Linie. Einmal brach es aus Stein heraus: „Man macht kostbare naturhistorische Expeditionen von Wien, München und Berlin nach Ägypten, Nubien, Brasilien, dem Kap, man erforscht die Geschichte der Pharaonen, das Leben und Weben der Kolibris, Gazellen und Affen mit und ohne Schwänzen, aber für die Geschichte unseres Volkes geschieht nichts.“ München bzw. unausgesprochen seine Akademie wird bei dieser forschungsgeschichtlich eindrucksvollen Klage gegen die bereits damals nicht nur in der finanziellen Ausstattung übermächtigen Naturwissenschaften in einem Atemzug mit Wien und Berlin genannt. Eine großzügige Ausnahme bildete 1821 die Vermittlung einer jährlichen Spende von 100 Dukaten über einen Zeitraum von 10 Jahren durch die emanzipierte Fürstin Therese von Thurn und Taxis (1773-1839), Gattin des letzten Prinzipalkommissärs beim Immerwährenden Reichstag in Regensburg, des Fürsten und vermögenden Postunternehmers Karl Alexander von Thurn und Taxis (1770-1827).
Der bereits am 12. Juni 1819 zu einem Ehrenmitglied gewählte Kronprinz Ludwig von Bayern (1786-1868) beauftragte im selben Jahr die bis 1944 im Wilhelminum an der Neuhauser Straße neben St. Michael untergebrachte Bayerische Akademie der Wissenschaften, einen jungen Gelehrten nach Rom zu schicken, um dort gemeinsam mit Stein an Handschriften der Vatikanischen Bibliothek zu arbeiten. Erst seit 1834 finanzierte sich das Unternehmen MGH durch auf Empfehlung des Bundestages zustande gekommene feste Jahresbeiträge fast aller deutschen Regierungen. Es handelte sich hierbei um das einzige wissenschaftliche Vorhaben, das vom Bundestag zur gemeinsamen Sache erhoben wurde. [...] In die Gründungszeit fällt eine aus der kulturhistorischen Retrospektive bedeutungsschwere Episode: Das kurze und im Grundeergebnisschwache Engagement des Freiherrn Johann Wolfgang von Goethe. Seine Bemühungen um Beschreibungen von Handschriften in Jena sowie der Taufschale Friedrich Barbarossas, von der er 600 Lithographien herstellen ließ, zeigen, dass seine Interessen und Talente auf anderem Gebiete weitaus besser zur Geltung kamen. Die Übernahme der wissenschaftlichen Leitung der Monumenta durch Georg Heinrich Pertz (1795-1876), zeitweilig zusammen mit Johann Friedrich Böhmer (1795-1863), führte zu einer Verwissenschaftlichung des Unternehmens. Mit der Berufung von Pertz zum Oberbibliothekar der Königlich Preußischen Bibliothek 1842 kam es faktisch zur Verlegung des Sitzes der Gesellschaft von Frankfurt nach Berlin. [...]
Es gelang jedoch der Reichsregierung und der Berliner Akademie unter der Federführung Theodor Mommsens (1817-1903), des Begründers der Reihe der Auctores antiquissimi, die Residenzpflicht des Vorsitzenden in Berlin gegen den Willen der bayerischen Regierung durchzusetzen. Das Unternehmen wurde in den Reichshaushalt übernommen, es blieb aber eine selbstständige Körperschaft. Neben Goethe darf sich die gelehrte Gesellschaft mit Mommsen als Nobelpreisträger für Literatur schmücken: 1902 erhielt er die Auszeichnung für seine Römische Geschichte, sein Liber Pontificalis bei den MGH, eine Sammlung von päpstlichen Biographien und stolzen Mitteilungen päpstlicher Bauleistungen blieb unvollendet. In heutigem Sprachgebrauch der Monumentisten eine Editionsleiche des Genies, auf das wir selbstredend stolz sind. Ein Jahr nach dem Tod des äußerst gelehrten Vorsitzenden der Zentraldirektion, Georg Waitz (1813-1886), kam es 1887 zu einer Änderung der Statuten: Nach der Präsentation von mindestens zwei Kandidaten durch die Zentraldirektion ernannte der Kaiser den Vorsitzenden, der damit auch Reichsbeamter wurde. [...]
Der Krieg hinterließ unvermeidliche Spuren: Neben den großen Verlusten an Mitgliedern und Mitarbeitern beschreibt Friedrich Baethgen rückblickend: „Schwerwiegende Verluste sind auch in sachlicher Hinsicht eingetreten, besonders dadurch, daß das wichtigste Depot von wissenschaftlichen Materialien, das … im Salzbergwerk von Neu-Staßfurt (heute Sachsen-Anhalt) untergebracht war, durch ein von ausländischen Arbeitern angelegtes Schadenfeuer vernichtet wurde; die Monumenta sind dadurch … um Jahre und Jahrzehnte zurückgeworfen … . [...] Präsident Theodor Mayer (1883-1972) veranlasste 1944 auf Grund der Kriegszerstörungen in Berlin die Auslagerung der Bibliothek sowie die Übersiedelung der meisten Mitarbeiter nach Schloss Weißenstein in Pommersfelden bei Bamberg, dessen Schlossherrin Gräfin Ernestina von Schönborn (1880-1965) war. Pommersfelden wurde zum „Zentral-Asyl der deutschen mittelalterlichen Historiker im Zusammenbruch“, urteilt der Kirchenhistoriker Johannes Haller. Die Monumenta waren in Bayern angekommen.“[2]

Publikationen

Die von 1819/20 (Band I, herausgegeben von J. Lambert Büchler und Dr. Carl Georg Dümge) bis Band XII (1872/74) erschienene Zeitschrift „Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtkunde[3] zur Beförderung einer Gesammtausgabe der Quellenschriften deutscher Geschichten des Mittelalters“ war das Publikationsorgan der Monumenta Germaniae historica und enthält quellenkundliche Beiträge. An die Stelle des „Archivs“ traten das „Neue Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde zur Beförderung einer Gesamtausgabe der Quellenschriften deutscher Geschichten des Mittelalters“ Band 1-50 (1876-1935), „Deutsches Archiv für Geschichte des Mittelalters“ Band 1 - 7 (1937-1944; herausgegeben von Geheimrat Prof. Dr. Karl Brandi, Prof. Dr. Wilhelm Engel und Prof. Dr. Walther Holtzmann) und ab Band 8 (1951 ff) „Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters“.[4]

Präsidenten

Statue des Ministers Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein vor dem Preußischen Landtag, Sitz des Berliner Abgeordnetenhauses, dem ehemaligen Haus der Flieger.

Die Präsidenten der Monumenta Germaniae Historica waren von der Gründung bis heute:

  • 1823–1873 Georg Heinrich Pertz
  • 1875–1886 Georg Waitz
  • 1886–1888 Wilhelm Wattenbach (kommissarisch)
  • 1888–1902 Ernst Dümmler
  • 1902–1905 Oswald Holder-Egger (gewählt; Ernennung ausgeblieben)
  • 1905–1914 Reinhold Koser (bis 1906 kommissarisch)
  • 1914–1919 Michael Tangl (kommissarisch)
  • 1919–1935 Paul Fridolin Kehr
  • 1936–1937 Wilhelm Engel (kommissarisch)
    • Nach einem Ruf an die Universität Würzburg plante er die Verlegung des Reichsinstituts dorthin, verlor aber bereits ein Jahr später sein Amt.
  • 1937–1942 Edmund Ernst Stengel
    • Professor Dr. phil. Stengel lehnte eine Verschmelzung des „Reichsinstituts für ältere deutsche Geschichte“ mit dem am 19. Oktober 1935 eröffneten „Reichsinstitut für Geschichte des neuen Deutschlands“ unter Prof. Dr. Walter Frank ab.
  • 1942–1945 Theodor Mayer
  • 1947–1959 Friedrich Baethgen
  • 1959–1970 Herbert Grundmann
  • 1971–1994 Horst Fuhrmann
  • 1994–2012 Rudolf Schieffer
  • 2012–2014 Claudia Märtl
  • seit 2014 Marc-Aeilko Aris (kommissarisch)

Bekannte Mitglieder und Mitarbeiter (Auswahl)

Verweise

Fußnoten

  1. Vgl.: Geschichte der Monumenta Germaniae historica im Auftrage ihrer Zentraldirektion bearbeitet von Harry Bresslau, in: „Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde“, Bd. 42, 1921; Vorwort
  2. Christian Lohmer: Bayern und die Monumenta Germaniae Historica, Vortrag vom 19. Januar 2013
  3. In späteren Ausgaben in Geschichtskunde korrigiert.
  4. Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde