Dresden (kleiner Kreuzer)
Die SMS „Dresden“ (Dresden I) war ein Kleiner Kreuzer der deutschen Kaiserlichen Marine und das Typschiff der nach ihr benannten „Dresden“-Klasse.
Inhaltsverzeichnis
Schiffsdaten
- Bauwerft: Blohm & Voss, Hamburg
- Baunummer: 195
- Baukosten: 7.460.000 Mark
- Stapellauf: 5. Oktober 1907
- Indienststellung: 14. November 1908
- Verbleib: Am 14. März 1915 selbst versenkt
Schiffsmaße und Besatzung:
- Länge
- 118,3 m (Lüa)
- 117,9 m (KWL)
- Breite 13,5 m
- Tiefgang max. 5,54 m
- Verdrängung
- Konstruktion: 3.664 t
- Maximal: 4.268 t
- Besatzung 361 Mann (10 Seeoffiziere, 4 Maschineningenieure, ein Marinearzt, zwei Fähnriche zur See, einen Zahlmeister, 13 Deckoffiziere und 330 Mannschaftsdienstgrade)
Antrieb:
- Maschine
- 12 Marinekessel
- 2 Satz Parsons-Turbinen
- Maschinenleistung 18.880 PS (13.886 kW)
- Höchstgeschwindigkeit 25,2 kn (47 km/h)
- Propeller 4 dreiflügelig ⌀ 1,95 m
Bewaffnung:
- 10 × Sk 10,5 cm L/40 (1.500 Schuß)
- 8 × Sk 5,2 cm L/55 (4.000 Schuß)
- 2 × Torpedorohr ⌀ 45 cm (5 Schuß)
Panzerung:
- Deck: 20–80 mm
- Sülle: 100 mm
- Kommandoturm 20–100 mm
- Schilde: 50 mm
Geschichte
Die „Dresden“ war das einzige deutsche Schiff, das nach der vernichtenden Niederlage in der Schlacht bei den Falklandinseln am 8. Dezember 1914 entkommen ist, wird von Kreuzeren der britischen Royal Navy unter Mißachtung der chilenischen Neutralität im Ersten Weltkrieg bei der Robinsón-Crusoe-Insel „Juan Fernandez“ überfallen und angegriffen. Die Besatzung versenkte ihr Schiff selbst, damit endete das deutsche Ostasiengeschwader.
- „Die ‚Dresden‘ versteckte sich in den Chilenischen Fjorden, versorgte sich unter anderem aus dem Troß-Schiff ‚Sierra Córdoba‘, das der deutsche Lotse Albert Pagels in die Verstecke führte, die er zuvor ausgekundschaftet hatte. Aber dieses Versteckspiel vor der immer zahlreicheren britischen Flotte (die nun auch noch japanische Hilfe herbeirief) war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Ohne sicheren Nachschub an Kohle, Proviant und vor allem Ersatzteilen konnte kein Auslandskreuzer lange durchhalten. Die erstaunlich einfallsreiche Hilfe der deutschen Landsleute, deren ‚Liebesgaben‘, aber auch deren Hilfe bei Reparaturen, haben letztlich das unausweichliche Ende nur herausgezögert: Die ‚Dresden‘ endete, ohne Kohlen, mit geschundenen Maschinen und ausgelaugter Mannschaft in der Cumberland-Bucht vor Más-a-Tierra, wie die Robinson-Crusoe-Insel bis 1966 hieß. Sie versenkte sich unter dem Beschuß von drei englischen Kriegsschiffen selbst und liegt heute in 68 Meter Tiefe als Monumento National.“ — Dr. Rüdiger May[1]
Gefallene
Acht deutsche Marineangehörige fielen bei dem Kriegsverbrechen durch Beschuß und der anschließenden Selbstversenkung.
Verbleib
Die „Dresden“ liegt seit der Selbstversenkung auf dem Grund der Cumberland-Bucht in 60 m Tiefe. Die Besatzung wurde in Chile interniert, wo sie sich selbst versorgen mußte. Mehreren Leuten gelang es, mit der Tinto zu fliehen und nach Deutschland zurückzukehren. So auch dem Oberleutnant zur See Wilhelm Canaris. Die übrige Mannschaft der „Dresden“ kehrte erst am 30. Dezember 1919 nach Deutschland zurück.
Internierung
Die Insel Quiriquina ist ca. 10 km² groß, die höchste Erhebung liegt bei ca. 120 m, im NW befindet sich ein Leuchtturm und an der SO-Spitze befand sich ein kleines Fort, welches zum Militärbezirk von Talcahuano gehörte. Weltweit bekannt ist diese Insel für ihre prähistorischen Fossilienfunde. Auch wenn das Schiff gesunken war, ging das Leben auf Land wie auf einem Schiff weiter. Der Tagesdienst beinhaltete viele unterschiedliche Arbeiten, dem militärischen Exerzieren, Körperertüchtigung und Dienstunterricht. Es gab eine Schmiede, eine Tischlerei, Schneiderei, Schuhwerkstatt, Großküche, Pachtkantine, eine Transporteinheit in Form eines Ochsenkarrens und alles wichtige, was ein kleines autonomes Gemeinwesen braucht, um zu funktionieren. Auch Turnen und allgemeiner Unterricht waren wichtiger Bestandteil des Tagesdienstplanes. Der „Deutsche Gesang-Verein zu Concepcion“ erbaute ein Vereinshaus, das Sängerheim „Wartburg“, die Konzerte waren beliebt. Unter Leitung des Oberhoboistenmaat Strausfeld aus Bad Doberan musizierte die Bordkapelle mit neuen Instrumente nicht nur für den Exerzierplatz, sondern auch zu den vielen Festen auf Quiriquina und dem Festland, zur Freude der chilenischen und deutschen Einwohner (→ Deutsch-Chilenen) von Conception und Talcahuano. Der Tagesdienstablaufplan auf Quiriquina:
- 06.00 Wecken-Morgenroutine
- Aufstehen, Kojemachen, Waschen und Anziehen, Aufklaren
- 06.40 Morgenmusterung
- Besatzung divisionsweise angetreten, 1. Vollzähligkeitsmeldung
- 07.00 Frühstück
- Durch Backschafter im Mannschaftraum und den Messen vorbereitet
- 07.45 Dienstbeginn
- Arbeitseinteilung in den Divisionen, Zu- und Abkommandierungen
- 11.00 Dienstende
- Aufklaren der Arbeitsbereiche und sammeln auf dem Vorplatz
- 11.20 Mittagsmusterung
- 2. Vollzähligkeitsmusterung des Tages, Postausgabe
- 11.40 Essenausgabe
- Backschafter zum Essenempfang und Aufbacken, Kantine öffnet
- 12.00 Mittagessen
- Essen und Mittagsruhe
- 14.00 Dienstbeginn
- Weiterführung der Arbeiten bzw. Neueinteilung
- 15.40 Kaffepause (20 min)
- Kaffee und Schmalzstullen am Arbeitsplatz, durch Dienste organisiert
- 17.15 Dienstende
- Arbeit beenden, Werkzeug reinigen, Stationen aufklaren
- 18.00 Abendbrot
- Abendbrot außer Landgänger, die aufs Festland fuhren
- 20.20 Rein Schiff
- Säubern aller Unterkünfte, Deck- und Offizierskammern
- 20.45 Abendmusterung
- 3. Vollzähligkeitskontrolle, Bekanntgabe wichtiger Meldungen
- 21.45 Zapfenstreich
- Mannschaften in den Unterkünften, Pfeifen und Lunten aus
- 22.00 Nachtruhe
- Ruhe im Schiff, Licht aus
Kommandanten
- Korvettenkapitän Graf Harry von Posadowsky-Wehner – November 1908
- Kapitänleutnant Max Fleck – November 1908 bis Januar 1909
- Korvettenkapitän Graf Harry von Posadowsky-Wehner – Januar bis März 1909
- Fregattenkapitän Eduard Engels – April bis Juli 1909
- Kapitänleutnant Max Fleck – Juli bis September 1909
- Fregattenkapitän/Kapitän zur See Eduard Varrentrapp – September 1909 bis September 1911
- Fregattenkapitän/Kapitän zur See Max Köthner – September 1911 bis September 1912
- Fregattenkapitän Heinrich Retzmann – September 1912 (in Vertretung)
- Fregattenkapitän Fritz Lüdecke – September 1912 bis Dezember 1913
- Fregattenkapitän Erich Köhler – Dezember 1913 bis Juli 1914
- Fregattenkapitän/Kapitän zur See Fritz Lüdecke – Juli 1914 bis März 1915
Schiffsglocke (2006)
Am 24. Februar 2006 wurde die gut erhaltene 155 kg schwere Glocke des Schiffes geborgen, am 30. Mai 2007 traf sie in Deutschland mit dem Flugzeug ein. Am 20. Juni 2007 erfolgte die feierliche Übergabe an Deutschland.[4] Sie befindet sich im Bundeswehrmuseum in Dresden.
Gedenken 2015
Am 14. März 1915 ging der Kreuzer „SMS Dresden“ in der Cumberland-Bucht unter. Auf den Tag genau 100 Jahre später (14. März 2015) gedachten nun Deutsche, Engländer und Chilenen auf der Robinson-Crusoe-Insel diesem Kriegsereignis. Melitha Krause, Tochter des Obermatrosen Max Krause, und der deutsche Botschafter Hans Henning Blomeyer-Bartenstein legten Kränze nieder. Auch die britische Botschafterin Fiona Clouder, Nachfahren der deutschen Besatzung der „Dresden“, Mitglieder des Deutsch-Chilenischen Bundes sowie der chilenischen Marine als auch Inselbewohner und Offiziere der Bundeswehr nahmen teil.