SMS „Leipzig“ (1905)

Aus Metapedia
(Weitergeleitet von SMS Leipzig (1905))
Wechseln zu: Navigation, Suche

Die SMS „Leipzig“ war ein Kleiner Kreuzer der „Bremen“-Klasse (manchmal auch als „Hamburg“-Klasse bezeichnet) der deutschen Kaiserlichen Marine. Der Stapellauf erfolgte am 31. März 1905 auf der Werft AG Weser in Bremen. Die Indienststellung bei der Kaiserlichen Marine erfolgte 20. April 1906, das kaiserliche Schiff daraufhin dem Kreuzergeschwader in Ostasien unterstellt. Die SMS „Leipzig“ wurde am 8. Dezember 1914 um 21.23 Uhr im Gefecht bei den Falklandinseln versenkt.

SMS „Leipzig“ (1905).jpg

Das Schiff

Schiffsdaten

  • Schiffstyp: Kleiner Kreuzer
  • Klasse: Bremen-Klasse
  • Bauwerft: AG Weser, Bremen
  • Baunummer: 143
  • Baukosten: 5.043.000 Mark
  • Stapellauf: 21. März 1905
  • Indienststellung: 20. April 1906
  • Verbleib: Am 8. Dezember 1914 versenkt

Schiffsmaße und Besatzung

  • Länge: 111,1 m (Lüa), 110,6 m (KWL)
  • Breite: 13,3 m
  • Tiefgang: max. 5,6 m
  • Verdrängung: Konstruktion: 3.278 t, Maximal: 3.816 t
  • Besatzung: 288 bis 301 Mann

Maschine und Antrieb

  • Maschine: 10 Marinekessel, 2 3-Zyl.-Verbundmaschinen
  • Maschinenleistung: 11.116 PS (8.176 kW)
  • Geschwindigkeit: max. 22,1 kn (41 km/h)
  • Propeller: 2 vierflügelig ∅ 3,9 m

Bewaffnung

  • 10 × 10,5 cm L/40 Sk (1.500 Schuss)
  • 10 × 5,3 cm L/55 Sk
  • 2 × Torpedorohr ∅ 45,0 cm (5 Schuß)

Panzerung

  • Deck: 20–80 mm
  • Sülle: 100 mm
  • Kommandoturm: 20–100 mm
  • Schilde: 50 mm

Die „Leipzig“ beim Seegefecht bei den Falklandinseln

Der Kleine Kreuzer SMS „Leipzig“, einer der Sieger des Seegefechts bei Coronel, wurde während des Seegefechts bei den Falklandinseln gegen einen übermächtigen Gegner der Royal Navy (u. a. vom Panzerkreuzer HMS „Cornwall“ und dem Leichten Kreuzer HMS „Glasgow“) versenkt. Nur 18 Besatzungsmitglieder überlebten das Gefecht, 315 kamen um, darunter auch der Kommandant, Fregattenkapitän Johann-Siegfried Haun. Von den deutschen Kreuzern entging nur die „Dresden“ der Vernichtung.

Den Kleinen Kreuzern blieb der Kampf mit überlegenen Gegnern nicht erspart, und auch sie kämpften bis zur letzten Granate. Auf dem Leichten Kreuzer „Leipzig“, im Gefecht mit „Glasgow“ und „Cornwall“, herrschten infernalische Zustände. Das Schiff war vorne und achtern in Brand geschossen worden, das Feuer außer Kontrolle. Es wütete derart, daß die Seitenwände des Schiffes und der Großmast weißglühend wurden. Und auch hier wurde die Flagge trotz der aussichtslosen Lage nicht eingeholt. Der Kampf zog sich bis gegen 19 Uhr hin. Nachdem die gesamte Munition der Leipzig verschossen war, wurden erfolglos Torpedos auf die Gegner abgeschossen. Um 19.17 Uhr gab Kommandant Haun den Befehl zur Sprengung, um 19.20 Uhr zum Verlassen des Schiffes. Gegen 19.50 Uhr wurde die „Leipzig“ noch einmal beschossen. Um 21.23 Uhr sank schließlich der Kleine Kreuzer „Leipzig“ durch Beschuß der „Cornwall“ und der „Glasgow“ sowie zweier weiterer kleiner Schiffe der Royal Navy.

Ein Augenzeuge des Untergangs berichtete 1917:

„‚Leipzig‘ wird nach Abdrehung von ‚Glasgow‘ und von ‚Cornwall‘ zerschossen, erst Achter- dann Vorderdeck unter Feuer. 7 Uhr abends keinen Schuß Munition mehr. Von 320 Besatzung kamen auf Befehl nur 100 zusammen zum Kaiserhoch und Nationalhymne absingen. Viele über Bord gesprungen, erfroren, ertrunken. 9 Uhr geht das Schiff mit Kommandant unter.“

Der erste Offizier der HMS „Kent“ berichtete einer englischen Zeitung als Augenzeuge des Heldenmutes der deutschen Männer der Kaiserlichen Marine:

„Ich wollte, meine Leute würden so heldenhaft zu sterben wissen, wenn es mal zum letzten Augenblick käme.“

Das Wrack Seiner Majestät Schiff „Leipzig“ liegt auf den Koordinaten ♁53° 55′ S, 55° 12′ W.

Schlachtverlauf

Die britische Übermacht

In der Nacht vom 7. zum 8. Dezember 1914 näherten sich die deutschen Kriegsschiffe den Falklandinseln. Die See war spiegelglatt; es herrschte leichter Nordwestwind, die Sicht war hervorragend. Bereits um zwei Uhr morgens war sechzig Seemeilen voraus Land auszumachen. Der Plan des Admirals sah vor, daß der Panzerkreuzer „Gneisenau“ sich zusammen mit dem Kreuzer „Nürnberg“ der Hafeneinfahrt von Port Stanley näherte; Männer der „Nürnberg“ sollten mit einem Boot die Einfahrt nach Minen absuchen, bevor das Schiff in den Hafen einfuhr. Während ein Landungszug eines Seebataillons den Gouverneur gefangennahm und die wichtigen Anlagen zerstörte, wollten die anderen Schiffe in einiger Entfernung die Rückkehr abwarten.

Bei der Annäherung wurden beide Schiffe, noch bevor eine Landzunge die Sicht in den Hafen freigab, gegen 9.30 Uhr von einem unsichtbaren Gegner mit schweren Kalibern – 30-Zentimeter-Geschützen – beschossen. Und gegen 10 Uhr verließ eine wahre Armada englischer Kriegsschiffe den Hafen – darunter, und das war das Todesurteil für das deutsche Geschwader, tatsächlich zwei hochmoderne und überlegene Schlachtkreuzer.

Nach vierstündiger Flucht erkannte Maximilian Graf von Spee, daß der Kampf nicht mehr zu vermeiden war. Er befahl den kleinen Kreuzern den Versuch, sich zu retten, und stellte sich mit den Panzerkreuzern „Scharnhorst“ und „Gneisenau“ gegen 13.30 Uhr dem ungleichen Gefecht, während „Nürnberg“, „Dresden“ und „Leipzig“ von einem Schwarm englischer Kreuzer verfolgt wurden. Der Kampf war aussichtslos. Die Engländer konnten außerhalb der wirksamen Reichweite der deutschen Geschütze bleiben und mit ihrer eigenen, mächtigen Artillerie den Gegner aus sicherer Entfernung vernichten. Die deutschen Granaten hatten auf die große Entfernung – sie betrug während des Gefechtes meist etwa 15.000 Meter – nicht mehr die Kraft, die Panzerung der feindlichen Schiffe zu durchschlagen.

„Sie haben doch recht gehabt“, lautete einer der letzte Winksprüche des Admirals an den Kommandanten der „Gneisenau“, Kapitän zur See Julius Maerker.

Eine Kapitulation kam für den Admiral und seine Offiziere nicht in Frage. Sie brauchten auch ihre Matrosen nicht zum Opfergang zu zwingen. Nach dem Zeugnis aller Überlebenden waren die Besatzungen, in voller Erkenntnis ihrer aussichtslosen Lage, von einem dämonischen Kampfeswillen erfüllt, diese Schlacht bis zur letzten Granate durchzustehen.

Sieg oder Tod

Als erstes ereilte das Flaggschiff des Grafen Spee nach zweieinhalbstündigem Kampf sein Schicksal. Kurz nach 16 Uhr war die Scharnhorst am Ende ihrer Kraft. Von zahllosen Treffern durchsiebt und brennend, sank sie schnell. Niemand der etwa 800 Besatzungsmitglieder wurde gerettet.

Die bereits stark angeschlagene „Gneisenau“ setzte den Kampf mit den beiden englischen Schlachtkreuzern, denen sich noch ein Panzerkreuzer hinzugesellte, fort. Weder Maerker, der besonnene Kapitän, noch seine Mannschaft dachten ans Aufgeben, sondern kämpften – trotz englischer Aufforderungen, endlich zu kapitulieren – weiter bis zum letzten Schuß Munition.

Die Zustände an Bord der „Gneisenau“, die im Laufe des Gefechtes 29 schwere Treffer erhielt und am Ende vollkommen durchlöchert war, waren höllisch. Bewegungen innerhalb des Schiffes wurden schließlich unmöglich; fast alle Türen waren durch Trefferwirkung verzogen und ließen sich weder öffnen noch schließen; die elektrische Beleuchtung war ausgefallen, die Schornsteine zerschossen und umgefallen; am Hauptverbandsplatz mußten die Schwerstverwundeten – nur solche konnten dort behandelt werden – übereinander gestapelt werden, bis schließlich ein 30-Zentimeter-Volltreffer alle Verwundeten und das Sanitätspersonal tötete. Brände wüteten überall. Erst als die gesamte Munition verschossen, alle Geschütze ausgefallen waren und auch die Maschinen keinen Dampf mehr liefern konnten, weder zum Fahren noch zum Betrieb der Pumpen, befahl Kapitän Maerker um 17.20 Uhr die Selbstversenkung.

Durch die zahllosen Schußlöcher kletterten die Matrosen ins Freie. Sie traten auf dem Deck an, der Kapitän brachte drei Hochs auf den Kaiser und „unsere brave alte ‚Gneisenau‘“ aus, dann kenterte das Schiff mit wehender Fahne. Auf dem Torpedoausstoßrohr standen noch vier Mann, die winkten und sangen „Deutschland, Deutschland über alles“ und gingen schließlich mit dem Schiff unter. Im eiskalten Wasser trieben 300 bis 400 Mann, die, wie ein Überlebender berichtete, ununterbrochen Verwünschungen auf die Engländer, Hochs auf den Kaiser und die ‚Gneisenau‘ ausbrachten.

John Esmondis, Midshipman auf H.M.S. „Invincible“, schrieb in einem Brief an seinen Vater:

„Es war absolut grauenvoll, all diese armen Deutschen, die ertranken und erbärmlich um Hilfe schrien, Hilfe, die wir nicht leisten konnten, weil die meisten unserer Boote zerschossen waren... Da waren eine Menge Männer, die schwammen, als wir das Schiff untergehen sahen; aber als wir die Untergangsstelle erreichten, war die Hälfte von ihnen bereits ertrunken. Es war schrecklich, sie im Wasser zu sehen, an unserer Bordwand, wie sie versuchten, sich an der schlüpfrigen Seite des Schiffes festzuhalten, dann abrutschten, es wieder und wieder versuchten. Sie kämpften hart um ihr Leben, aber viele versanken und waren schließlich nicht mehr zu sehen. Wir sahen Männer in ihrem Todeskampf; einige von ihnen hatten Arme und Beine verloren, und das Furchtbarste war, sie untergehen zu sehen, während sie eine rote Blutspur hinter sich herzogen.“

Nur 187 Mann wurden schließlich von den Engländern gerettet, von fast 800. Unter den Ertrunkenen war auch der Kapitän.

Die „Nürnberg“, ein Kleiner Kreuzer unter Kapitän zur See Karl von Schönberg, wurde trotz 38 erfolgreicher Treffer durch die eigenen 10,5-cm-Geschütze von dem artilleristisch drückend überlegenen Panzerkreuzer „Kent“ mit ihrem vierzehn 6-Zoll-(15,2-cm)-Schnelladegeschützen nach einem langen Artillerieduell zusammengeschossen und sank gegen 18.30 Uhr (bzw. nach Vizeadmiral z. D. Hermann Kirchhoff gegen 19.30 Uhr), deutsche Matrosen schwenkten dabei die Reichskriegsflagge. Von 322 bzw. 334 Mann kamen nur 7 Matrosen mit dem Leben davon.

Die „Dresden“ konnte als einziges Kriegsschiff dank ihrer überlegenen Geschwindigkeit und einer Regenbö entkommen. Die Nachricht von dem großen Unglück erreichte Deutschland über die „Dresden“. Einzelheiten mußten der englischen Presse entnommen werden: „Kampf bis zum letzten Mann und Untergang mit wehender Flagge.“

Diese Tradition stammt übrigens aus der englischen Marine und soll bis in die Tudor-Zeit zurückgehen. Geschwaderchef Admiral Frederik Doveton Sturdee und andere englische Offiziere fragten den ranghöchsten überlebenden deutschen Offizier, Fregattenkapitän Hans Pochhammer, warum die Deutschen auf einem gefechtsunfähigen, sinkenden, brennenden Schiff nicht die Flagge niederholen, um vom Gegner die Besatzung retten zu lassen? Pochhammer antwortete stolz: „Wir tun das eben nicht.“

Besonders das Ende des Kommandanten der SMS „Leipzig“, Fregattenkapitän Johann-Siegfried Haun, war ganz nach der Marinetradition geraten. Er ließ die Besatzung über Bord springen, folgte ihr aber trotz eindringlichen Bittens nicht:

„Sie wissen ja, der Kaiser hat mich zum Kommandanten dieses Schiffes gemacht, also gehe ich nicht eher von Bord, als bis es unter Wasser ist“ und wandte sich, eine Zigarre rauchend, zum Kommandostand.

Auf dem sinkenden Schiff sollen schwerverwundete Seeleute als letztes gefragt haben, ob die Fahne denn noch wehe, um dann beruhigt zu sterben. Die Leiche eines deutschen Matrosen wurde im Februar 1915, an eine Kartuschbüchse gebunden, an die brasilianische Küste angetrieben. In der Büchse fand sich die Kriegsflagge der „Scharnhorst“, die später ins Berliner Institut für Meereskunde gebracht wurde.

Bei der Schlacht waren beide Söhne des Admirals Graf Spee als Leutnants auf der „Gneisenau“ und der „Nürnberg“ gefallen. Die Witwe des Admirals, eine vorbildhafte Heldenmutter, sagte einem Berichterstatter:

„Ist es nicht schön, daß der eigene Vater meine lieben Kinder erst zum Sieg und dann in den Tod führen durfte?“

Der Untergang des deutschen Ostasiengeschwaders bei den Falklandinseln wurde zum maritimen Gegenstück des Opferganges der fast zeitgleich bei Langemarck gefallenen Soldaten des Heeres.

Gedicht (Der letzte Mann)

Heldengedicht von Heinrich Röser:


Kopie des verschollenen Gemäldes „Der letzte Mann“ von Professor Johannes „Hans“ Bohrdt (1857–1945). Es zeigt einen Seemann, der auf dem kaum noch aus dem Wasser ragenden Kiel des untergehenden Kreuzers „SMS Leipzig“ (es handelt sich nicht, wie zuweilen behauptet wird, um die SMS „Nürnberg“) kniet und dabei die Reichskriegsflagge der Kaiserlichen Marine nach oben hält. Berichte behaupten, es handele sich bei dem dargestellten Seemann um Fregattenkapitän Haun selbst. Die Tat an sich gilt jedoch als fest bestätigt. Vizeadmiral z. D. Hermann Kirchhoff schrieb bereits in dem 1915 bei Hesse & Becker in Leipzig herausgegebenen Buch „Der Seekrieg 1914–1915“ folgende Passage (S. 185): „Nach einem Bericht aus englischer Quelle teilt Konsul Stubenrauch noch folgende Episode von dem Untergang des kleinen Kreuzers ‚Leipzig‘ mit: Auf der ‚Leipzig‘ hatte sich die Mannschaft auf dem Vorderdeck aufgestellt und weigerte sich, der Aufforderung zur Übergabe nachzukommen. Als der Kreuzer schon gekentert war und einen Augenblick kieloben trieb, schwamm ein Matrose an das Schiff heran, kletterte hinauf, eine deutsche Fahne schwingend, und ging dann mit ihm unter.“
Sie haben gefochten eins zu vier,
Nun zieht Sie der Tod ins kühle Revier.
Sie haben gefochten vier zu eins,
Die Helden im Strahl des Ewigenscheins.


Nun brennt das Schiff an Bug und Heck,
Die Mannschaft steht auf Vorderdeck.
Und wie sie in die Tiefe sinkt,
Greift sie zur Mütze und grüßt und schwingt,


Bis das von Fluten begraben die Hand,
Hurra dem Kaiser und Vaterland!
Als sich vollendet das Geschick,
Kieloben treibt's einen Augenblick


Und reckt noch einmal den wunden Rumpf
Und gurgelt hohl und gurgelt dumpf.
Da plötzlich aus der Meeresflut
Taucht ein Matrose, ein junges Blut,


Der hält über See in höchster Not
In der Rechten die Flagge schwarz-weiß-rot.
Mit ihr erklimmt er das brodelnde Wrack,
Steht er, ein Fels, standhaft und strack,


Er schwingt mit kräftiger Seemannshand
Noch einmal die Flagge fürs Vaterland.
Und als der Rumpf in die Fluten versinkt,
Mit beiden Händen die Fahne er schwingt.


Und als die Welle den Kopf bedeckt,
Aus dem Wasser ein Arm noch die Fahne streckt.
Er läßt sie nicht, er nimmt Sie hinein;
Sie soll auch im Tod sein Begleiter sein.