Seebataillon

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The Germans to the front! – deutsche See-Soldaten (Marine-Infanteristen) eines Seebataillons als Kolonial- bzw. Schutztruppe in China; Gemälde „Die Deutschen an die Front, 22. Juni 1900“ von Carl Röchling, 1902

Seebataillone bzw. See-Bataillone waren deutsche Marine-Infanterie-Einheiten in Bataillonsstärke. Den Verbandstyp Seebataillon gab es bei der Königlich Preußischen Marine, der Marine des Norddeutschen Bundes, der Kaiserlichen Marine und der Deutschen Marine der BRD. Das diesen vorausgehende brandenburgische Marinier-Corps wurde am 1. Oktober 1684 etwa gleichzeitig mit der kurbrandenburgischen Marine gegründet und existierte über die Auflösung dieser Marine 1721 hinaus. Erst 1757 durch Umwandlung des Bataillons de Marine in das Garnisons-Bataillon No. XII hörte das Marinier-Corps auf, als Marineinfanterie zu bestehen.

Königlich Preußische Marine, Norddeutscher Bund und Deutsches Reich

Hans Heinrich von Scheliha (Lebensrune.png 11. Dezember 1856 in Frankfurt/Main; Todesrune.png 30. Dezember 1929 in Oldenburg) war Kommandeur des II. und dann des I. See-Bataillons. Als Brigadekommandeur schwer kriegsversehrt an der Westfront wurde Generalmajor z. D. von Scheliha nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Charakter als Generalleutnant endgültig verabschiedet.

Das erste Seebataillon Deutschlands ging am 13. Mai 1852 aus dem zwei Jahre zuvor in Stettin aufgestellten Königlich Preußischen Marinier-Korps hervor. Es erfüllte u. a. die Aufgabe der Marineinfanterie an Bord der Kriegsschiffe. 1870 hatte das Seebataillon eine Stärke von fünf Kompanien mit 22 Offizieren und 680 Unteroffizieren und Mannschaften, Standort des Bataillonsstabs war Kiel. Nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 und der Umwandlung in die Kaiserliche Marine wurde das Seebataillon um eine sechste Kompanie verstärkt. Am 1. Oktober 1886 wurde das Seebataillon geteilt, Stab und I. Halbbataillon blieben in Kiel, während das II. Halbbataillon nach Wilhelmshaven verlegt wurde. Am 12. März 1889 wurden die beiden Halbbataillone in eigenständige Seebataillone zu vier Kompanien umgewandelt. Am 3. Dezember 1897 wurde ein drittes Seebataillon aus der 1. und 2. Kompanie des I. Seebataillons und der 3. und 4. Kompanie des II. Seebataillons gebildet und zum Schutz des Deutschen Pachtgebiets Kiautschou nach Tsingtau verlegt (→ Boxeraufstand). Die 1889 errichtete Inspektion der Marineinfanterie Kiel unterstand dem Stationschef der Marinestation Ostsee im Reichsmarineamt. Das III. Stammseebataillon – der Verband, der den Personalersatz für die Verwendung in China ausbildete – wurde aufgrund allerhöchster Kabinettsorder vom 31. Mai 1905 aufgestellt.

Marine-Stabswache

Von 1854 bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1881 war die Marine-Stabswache dem Seebataillon angegliedert bzw. unterstellt. Die Angehörigen der Marine-Stabswache hatten den Kommandanten bei der Aufrechterhaltung der Disziplin und Ordnung an Bord zu unterstützen.

Heerestruppe

Die Offiziere der Marineinfanterie ergänzten sich seit 1866 nur noch aus der Armee, wohin sie nach ihrer Dienstzeit (in der Regel zwei Jahre) wieder zurückkehrten. Die Unteroffiziere kamen zum Teil aus Armee-, zum Teil aber auch aus verschiedenen Marinelaufbahnen. Die Mannschaften kamen aus der nichtseemännischen Bevölkerung.

Standorte und Garnisonen

1914 bestanden folgende Seebataillone:[1]

  • I. Seebataillon in Kiel
    • 4. April 1908 bis 20. April 1910 unter Major Hans Heinrich von Scheliha, 20. April 1910 bis 7. September 1916 unter Major Lessing, später als Oberstleutnant und Oberst Kommandeur des Marine-Infanterie-Regiments 1
  • II. Seebataillon in Wilhelmshaven
    • 16. März 1905 bis 4. April 1908 unter Major Hans Heinrich von Scheliha, 4. April 1908 bis 30. Januar 1909 unter Major Ernst von Below, 1. März 1909 bis 1. Oktober 1913 unter Major Paul von Lettow-Vorbeck
  • III. Stamm-Seebataillon in Cuxhaven
  • III. Seebataillon in Tsingtau

Hinzu kamen das Ostasiatische Marine-Detachement (OMD)[2] in Peking und Tientsin und eine Kompanie aus Soldaten des I. und II. Seebataillons als Marine-Detachement im international besetzten Skutari in Albanien.

„Ab dem 17. Jahrhundert begann in Skutari wieder ein langsamer Aufstieg als administratives und wirtschaftliches Zentrum des Sandschaks. Dennoch kam es immer häufiger zu Aufständen gegen die osmanische Herrschaft. So gehörte die Stadt der albanischen Befreiungsbewegung „Liga von Prizren“ an. Als solche war sie von besonderem Interesse für Serbien und die Montenegro. Die Stadt verteidigte sich im Balkankrieg sieben Monate gegen die gemeinschaftliche Belagerung und fiel dann im April 1913. Jedoch wurde durch Beschluß der Botschafterkonferenz von London deren Abzug zugunsten des neu gegründeten Staates Albanien noch im Mai 1913 durchgesetzt. Zur Sicherung wurde ein internationales Schutzkorps gebildet. Der deutsche Anteil wurde zunächst durch das Landungskorps des Kreuzers SMS „Breslau“ gestellt. Jedoch schon am 2. Juli 1913 wurde eine zuvor in Wilhelmshaven aus dem I. Seebataillon und dem II. Seebataillon gebildete Marine-Infanterie-Kompanie in Pola zur Ablösung eingeschifft und am 6. Juli 1913 in Albanien gelandet. Da die Österreicher ihr bataillonsstarkes Sicherungs-Detachement unter Major Franz Peter am 4. August 1914 abziehen wollten, bereitete auch das deutsche Detachement den Abmarsch vor. Nach 45 km Fußmarsch wurde es am 6. August 1914 in San Giovanni di Medua auf dem k. u. k. Dampfer „Sophie von Hohenberg“ eingeschifft und noch am selben Tag in Castelnuovo-Cattaro ausgeschifft. Damit fand der Standort Skutari sein Ende.“

Einsatz

Seit 1895 wurden Seesoldaten nicht mehr an Bord von Kriegsschiffen eingesetzt, sondern die Seebataillone als Interventionstruppe in den Kolonien. So wurde eine Kompanie 1894 gegen meuternde Kolonialtruppen nach Kamerun entsandt. Während der Gewaltausbrüche gegen Ausländer in China 1900/01 wurden das I. und II. Seebataillon unter Verstärkung durch eine Pionierkompanie und eine Feldbatterie als „Marine-Expeditionskorps“ nach Ostasien entsandt. 1904 ging während des Hereroaufstands ein Verband in Bataillonsstärke zur Unterstützung der Schutztruppe nach Deutsch-Südwestafrika. 1905/06 unterstützte ein Detachement Marineinfanterie die kaiserliche Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika, u. a. beim Maji-Maji-Aufstand. Mit Ende der Belagerung von Tsingtau am 7. November 1914 kapitulierten die deutschen Truppen in Kiautschou. Dadurch kamen etwa 4.700 Deutsche in japanische Kriegsgefangenschaft. 76 Schwerverwundete wurden den Briten überstellt.

Erster Weltkrieg

Im August 1914 bildeten Teile der Seebataillone und Reservisten die Marine-Infanterie-Brigade unter Generalmajor Carl von Wiechmann, die am 23. August zur Marine-Division erweitert wurde und nur bis zum 28. November 1914 bestand. Bereits am 24. November war die 2. Marine-Division gebildet worden. Die ehemalige Marine-Division wurde dann als 1. Marine-Division neu aufgestellt. Beide Divisionen bildeten das Marinekorps Flandern unter Admiral z. D. Ludwig von Schröder (genannt der Löwe von Flandern). Am 3. Juni 1917 wurde die 3. Marine-Division aufgestellt, die dann ebenfalls dem Marinekorps Flandern unterstellt war. Die Stärke des Korps betrug 60–70.000 Mann, von denen etwa 10.000 während des Ersten Weltkrieges fielen.

Die Marinedivisionen kamen 1914 in Antwerpen, 1915 in Ypern, 1916 an der Somme, 1917 in Flandern und bei den Offensiven 1918 zum Einsatz. Nach dem Waffenstillstand vom 11. November 1918 bildeten Freiwillige die FreikorpsSchwarze Jäger“, Marine-Brigade „Ehrhardt“, Marine-Brigade „von Loewenfeld“ und weitere, die nach siegreichem Kampf gegen Spartakisten und Kommunisten teilweise in die Reichswehr übernommen wurden.

Bildergalerie

Bundeswehr

Auch die Deutsche Marine der Bundeswehr verfügt über ein Seebataillon mit dem Wahlspruch „Vom Land zum Meer – Vom Meer zum Land“. Es bildet zusammen mit der Kampfschwimmerkompanie des „Kommandos Spezialkräfte der Marine“ (KSM) die infanteristische Komponente der Marine.

„Am 1. April 2014 wurde nach 1959 und 1988 das mittlerweile dritte Seebataillon der Bundeswehr aufgestellt. Beheimatet in der Eckernförder Preußer-Kaserne ist der ca. 800 Mann und Frau starke Verband in viele Bereiche gegliedert. Er besteht aus vier Einsatzkompanien – Bordeinsatz-, Küsteneinsatz-, Minentaucher- und Aufklärungskompanie –sowie einer Unterstützungskompanie. Aber auch der Bereich Stab, Ausbildung und Weiterentwicklung schließen sich an. Zusammen stellen sie ein außergewöhnliches und umfassendes Fähigkeitsspektrum dar. Im Rahmen ihrer Bündnisverpflichtungen findet dieses Spektrum insbesondere bei internationalen Einsätzen zur Krisenbewältigung, Konfliktverhütung und Friedenssicherung weltweit Anwendung. Die Aufgabenbereiche erstrecken sich von Hilfs-, Rettungs- und Evakuierungseinsätzen über den Schutz von Seewegen, Schiffen, Häfen, strategisch bedeutsamen Positionen, bis zum Schutz vor asymmetrischer Bedrohung und terroristischen Angriffen. Der Verband führt außerdem die Aufklärung, Identifizierung und Bekämpfung von Kampfmitteln unter Wasser und an Land durch. Das Seebataillon, auch „das Grün der Marine“ genannt, ist mit modernster Technik ausgestattet. Es verfügt über zahlreiche geschützte Fahrzeuge, ferngesteuerte Unterwasserdrohnen sowie kleine Flugdrohnen. Die Spezialisten arbeiten meist in kleinen, sehr gut ausgebildeten und hoch motivierten Teams. Alle körperlich und geistig topfit. Da der Verband aus unterschiedlichen Bestandteilen zusammengesetzt wird, sind die im Bundeswehr Sprachgebrauch beschriebenen ‚tailored missions‘ (maßgeschneiderte Einsätze) möglich, in denen reaktionsschnelle und einzeln zusammengestellte spezialisierte Truppenteile und Gerät in den Einsatz gehen.“[3]

Siehe auch

Fußnoten

  1. Aufstellung des Preußischen Seebataillons mit allen Stellenbesetzungen
  2. Das Ostasiatische Marine-Detachement war der letzte Rest des vormaligen Ostasiatischen Expeditionskorps.
  3. Das Seebataillon der Bundeswehr