Anderson, Sascha
Alexander „Sascha“ Anderson (* 24. August 1953 in Weimar) ist ein deutscher Lyriker und Schriftsteller. Zu Beginn der 1990er Jahre wurde er als ehemaliger Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit enttarnt.
Werdegang
Bis zum Mauerfall verriet er Künstlerfreunde, Diplomaten und Journalisten an die Stasi. Er zerstörte sogenannte Künstlerzirkel in Dresden, Erfurt und im Ost-Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg durch seine stetige Informationsweitergabe an den DDR-Geheimdienst.
Beruflicher Werdegang
Nach Beendigung der Schule machte er in den Jahren 1969 bis 1971 eine Lehre als Schriftsetzer in Dresden. Ab 1972 arbeitete er als Hilfsarbeiter im Metallgewerbe, dann, 1973, wechselte er, ebenfalls als Hilfskraft, in ein Antiquariat. Zwischen 1974 bis 1975 folgte ein Volontariat bei der DEFA in Babelsberg. In den Jahren 1976 bis 1978 war Anderson „Autor“ an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam. Eigenartigerweise folgten dann berufsfremde Nebentätigkeiten wie etwa Nachtwächter in einer Molkerei oder Gleisbauarbeiter in der Braunkohlen-Arbeitskolonne im Strafvollzug Luckau, danach Hausmeister an der Versöhnungskirche in Dresden-Blasewitz.
Ab 1981 lebte Anderson als sogenannter freier Schriftsteller in Ost-Berlin. In den 1980er Jahren war er dort einer der bedeutendsten umtriebigen Initiatoren in der sogenannten alternativen Künstlerszene des Ostberliner Stadtteils Prenzlauer Berg, dies in Form von Liedertexten für alternative Musik und lyrischen Gedichten. Er tat sich sogar als solch besonderer Lyriker hervor, daß Werke von ihm – unter Beobachtung des MfS – in der BRD erschienen. Andersons Lyrikband „jeder satellit hat einen killersatelliten“ aus dem Jahre 1982, wurde in der BRD ein großer Erfolg.
Bereits Mitte der 1970er Jahre war Anderson schon unter verschiedenen Decknamen Mitarbeiter der Stasi und dort mit dem Führungskürzel IMB – Akürzung für Inoffizieller Mitarbeiter mit Feindberührung. Er bespitzelte und verriet vor allem seine Kollegen und Künstlerfreunde, die im Prenzlauer Berg – genau wie er – ihr Wohnumfeld wie auch ihren und künstlerischen Schaffensraum hatten.
Nach seiner Übersiedlung nach West-Berlin im Jahre 1986 ging Anderson weiter seiner Tätigkeit für die Stasi nach. Im Jahre 1987 erhielt er, zusammen mit [[Jürgen Fuchs],] den FDP-geförderten Thomas-Dehler-Preis des damaligen Bundesministeriums für innerdeutsche Beziehungen. Seine Enttarnung durch Wolf Biermann löste eine breite Debatte aus. Biermann beschuldigte Anderson im Oktober 1991, in seiner Rede zur Verleihung des Georg-Büchner-Preises, zunächst indirekt, einige Tage später in einem Gespräch direkt, der Stasi-Mitarbeit – Biermann-Zitat: „Schwätzer Sascha Arschloch, ein Stasi-Spitzel, der immer noch cool den Musensohn spielt und hofft, daß seine Akten nie auftauchen!“
Trotz dokumentierter Belege leugnete Anderson die Spitzeltätigkeit. Im Jahre 1996 wurde er vom Berliner Kammergericht nur zu einer Geldstrafe verurteilt. Im Jahre 2002 veröffentlichte Anderson seine Autobiographie, die bei den meisten Kritikern durchfiel, vor allem deshalb, weil nirgends ein nachvollziehbarer Grund für die Bespitzelungen durch ihn genannt wurde.
Anderson lebt heute in Frankfurt am Main.