Saturn (Mythologie)
Saturn (lat. Saturnus) war in der römischen Mythologie der Gott des Ackerbaus und der Begründer der Zivilisation und der gesellschaftlichen Ordnung. Er war urprünglich ein etruskischer Gott, der von den Römer übernommen wurde und bereits im 3. Jahrhundert v. d. Z. mit dem Kronos aus der griechischen Mythologie gleichgesetzt wurde. Saturn galt als Gott des Ackerbaus und als eine Art Verkörperung des goldenen Zeitalters. Verheiratet war er mit Ops. Das Hauptfest des Saturnus waren die sogenannten Saturnalien, die jeweils am 17. Dezember eines jeden Jahres gefeiert wurden.
Sein Tempel in Rom stand am Fuße des Kapitols und beherbergte den Staatsschatz. Zu seinen Symbolen gehörte die Harpe, ein gebogenes und gezahntes Erntemesser. Manchmal erscheint auch die falx, das Messer des Silvanus. Alle Schilderungen über Saturn sind entweder verklärt oder verdüstert worden. An den Saturnalien erinnerte man sich aber bewußt nur an die positiven Seiten des Gottes.
Inhaltsverzeichnis
Mythologie
Saturn war der rebellische Sohn von Uranus, dem ersten höchsten Gott. Mit einem Stein und einer Sichel bewaffnet besiegte er seinen Vater, der ihn darauf verfluchte und prophezeite, daß auch Saturn seinerseits von seinem Sohn abgesetzt werden würde.
Um dies zu verhindern, verschlang Saturn nach der Geburt jedes seiner Kinder. Als sein Sohn Jupiter geboren wurde, täuschte ihn seine Gemahlin und brachte Jupiter in eine Höhle[1], wo er aufgezogen wurde. In einem rund 10jährigen Krieg wurde Saturn dann durch Jupiter besiegt und musste zu Janus nach Latium flüchten. Zum Dank für die Aufnahme, offenbarte er den Einwohner Latiums die Kunst des Ackerbaus.
Kultus
Der Saturnkult war von seinem Ursprung her ein typisch stadtrömischer Kult, der sich in der Kaiserzeit bis nach Nordafrika ausdehnen konnte. Der dort verehrte Baal Hammon wurde Saturn gleichgesetzt. Bereits in der Frühzeit der römischen Republik (möglicherweise 497 v. d. Z.) wurde auf dem Forum Romanum ein Saturntempel erbaut. Der Tag der Einweihung, der 17. Dezember, bildete zugleich den Auftakt für das populärste römische Fest, die Saturnalien. Zuerst an nur einem Tag gefeiert, weitete es sich in der Kaiserzeit bis zum 23. Dezember aus. Es soll an die glückliche Regentschaft des Saturnus erinnern.
Bei diesem karnevalartigen Fest nahm man den Sklaven ihre Fußfesseln ab und die soziale Hierarchie wurde manchmal umgestellt, indem die Herren ihre Sklaven bedienten. Auch herrschte an den Saturnalien Redefreiheit und jeder musste sich die Kritik gefallen lassen. Der Wein floss bei diesen Festlichkeiten in Strömen und selbst der sonst so gestrenge Cato billigte seinen Sklaven eine Extraration Wein zu. Horaz berichtete, daß nüchtern gebliebene beinahe auffielen und Martial nennt das Fest „die feuchten Tage“. Das sonst von der Obrigkeit verpönte Würfelspiel konnte offen gespielt werden. Unter einem rex bibendi (Saturnalienkönig) pflegte man in gebildeten Kreisen geistreiche Konversation. Außerdem schenkte man sich gegenseitig Öllämpchen und Tonfiguren. Eigene Marktstände lieferten dazu das Material[2]. Selbst für die Schüler bedeuteten die Saturnalien endlich Ferienzeit, da der Erziehungsbetrieb im allgemeinen auf Feiertage sonst keine Rücksicht nahm. Die Saturnalien erhielten sich bis in die christliche Zeit als Fest von ausgesprochen volkstümlich-ausgelassenem Charakter, dem modernen Fasching/Karneval nicht unähnlich.
Mittelalter und Neuzeit
Im Mittelalter zählte man Saturn vor allem zu den Planetengöttern. Hier fiel ihm die leidige Aufgabe des Unglücksplaneten zu. Die unter seinem Zeichen Geborenen galten als Kinder des Saturn und waren Ausgestoßene der Gesellschaft. In der Renaissance versuchten Künstler und Gelehrte, die dunklen Seiten des Saturn sowie seine spätantike Melancholie positiv zu bewerten. Man sah in ihnen nun die notwendigen Voraussetzungen und Eigenschaften für schöpferisches Denken sowie zur Schaffung großer Werke. Die Kinder seines Zeichens galten nun als besonders begabt für eben diese Leistungen.
Da Saturn als äußerster Punkt im Sonnensystem galt (der Planet Uranus wurde erst 1781, Neptun 1846 und der mittlerweile entplanetierte Pluto 1930 entdeckt), symbolisierte er den Planeten der Kälte. In den meisten Darstellungen, vor allem in der Gartenplastik, steht somit auch die Figur des Saturn für den Winter.
Literatur
- Georg Wissowa:
- Religion und Kultus der Römer. C.H. Beck`sche Verlagsbuchhandlung, München 1902, S. 91-100
- Saturnus. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 4, Leipzig 1915, Sp. 427–444