Schlacht auf dem Peipussee

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Eine der zahlreichen späteren Darstellungen des Schlachtgeschehens

Die Schlacht auf dem Peipussee, auch Schlacht auf dem Eise oder Eisschlacht genannt, fand am 5. April 1242 an den Ufern des Peipussee statt. Ein russisches Heer unter dem Nowgoroder Fürsten Alexander Newski besiegte versprengte Einheiten deutscher und dänischer Kreuzritter des Deutschen Ordens und des Schwertbrüderordens sowie ihre estnischen Verbündeten, deren Kommando unklar ist. Insofern handelte es sich wohl eher um einen kleineren, begrenzten Konflikt, der später zu einem Großereignis aufgebauscht wurde, das von russischer Seite entsprechend heroisiert wurde. Meyers Lexikon von 1888 weiß von dieser „Schlacht“ jedenfalls nichts. Die Ostsiedlung des Deutschen Ordens war zu diesem Zeitpunkt zumindest weitgehend abgeschlossen.

Verlauf

Das Aufeinandertreffen fand in der Südostecke des Peipussees nahe der Insel Rabenstein statt. Eröffnet wurde es bei Tagesanbruch mit einem Angriff der berittenen Truppe der Einheiten des Ordensheeres. Der Kampf ging, völlig unüblich (dies deutet auf eine erhebliche Unterzahl hin), in Keilformation gegen das russische Zentrum vor, das aus Nowgoroder Fußtruppen bestand. Diese wichen bis zum Ufer des Sees zurück, wobei ihre Reihen fast durchbrochen wurden. Auf den abschüssigen und vereisten Uferböschungen konnten die deutschen Ritter ihre Schlagkraft jedoch nicht voll entfalten. Zudem hielten die linke und die rechte Flanke des russischen Heeres allen Angriffen stand und verhinderten so, daß die Ordensritter ihren Teilerfolg im Zentrum nutzen konnten.

Die Endphase der Schlacht begann, als Newski seine Druschina, die er bis dahin in einem Hinterhalt zurückgehalten hatte, in den Kampf schickte. Diese Reitertruppe umging den rechten Flügel des deutschen Ritterheeres und griff es im Rücken an. Nunmehr von allen Seiten umringt und auf engstem Raume zusammengedrängt, gelang es den Rittern nicht mehr, ihre übliche Kampftechnik, den massiven Reiterangriff, anzuwenden.

Dagegen konnten die Nowgoroder Fußtruppen die Ritter mit Lanzen von ihren Pferden stoßen und anschließend erschlagen. Viele ertranken, als das Eis unter dem Gewicht der Panzerreiter stellenweise nachgab. Nur einzelnen Rittern gelang es, die Umzingelung zu durchbrechen und über das Eis in Richtung des etwa zehn Kilometer entfernten Westufers zu fliehen.

„Nach einer blutigen, aber unentschiedenen Schlacht am Peipussee kam es zwischen den streitenden Parteien zu einem Vergleiche (15. Juli 1397), durch welchen Wallenrode als Erzbischof anerkannt und dem Orden das Recht auf Heeresfolge aus den Bisthümern zugestanden wurde, wogegen Erzbischof und Orden versprachen, daß sie dem Bischof von Dorpat nie Gewalt anthun oder bewaffnet ihn angreifen wollten.“[1]

Historische Bedeutung

Von historischer Tragweite war der Kampf aber trotz allem, weil er nicht nur die Ostsiedlung des Deutschen Ordens beendete. Da in der Schlacht nicht nur Russen auf Deutsche, Dänen und Esten gestoßen waren, sondern auch orthodoxe auf katholische Christen, bestimmte ihr Ausgang langfristig auch die Einflußsphären der Ost- und der Westkirche im Baltikum.

Die Grenze durch den Peipussee bildete fortan auch die Grenze zwischen römischen und russisch-orthodoxen Christen. Derzeit ist diese Grenze zwischen Rußland und Estland gleichzeitig die EU-Außengrenze und mit bald 800 Jahren eine der ältesten Grenzlinien in Europa.

Als noch wichtiger aber erwies sich, daß Newskis Erfolg auf lange Sicht eine der Voraussetzungen für den Wiederaufstieg Rußlands nach dem Ende der Mongolenherrschaft schuf. Denn die Fürstentümer der nördlichen Rus konnten nun – wenn auch unter der Oberherrschaft der Tataren der Goldenen Horde – ihre Autonomie wahren. Der Sohn Alexander Newskis, Daniil Alexandrowitsch, erhielt von der Goldenen Horde das damals noch unbedeutende Teilfürstentum Moskau zum Lehen, das unter seinen Nachfolgern zur Keimzelle des russischen Zarenreichs werden sollte. Insofern begründete diese Schlacht auch die bis heute noch gültigen deutschen und russischen Hemisphären in Europa.

„Nach der ‚Eisschlacht‘ sind die Deutschen nicht mehr in eine Stellung gekommen, die ihnen Aussicht auf Ueberwältigung Nordwestrußlands gewähren konnte. Es bildete sich eine feste russisch-livländische Grenze und in der Folge nahm das gegenseitige Verhältniß den Charakter eines beständigen Fehdezustandes an dieser Grenze an, ohne irgend welche entscheidende Momente. Man würde fehl gehen, in der Schlacht auf dem Peipussee eine Entscheidungsschlacht in großem Stil zu sehen; weil sich eine verhältnißmäßig geringe Streitmacht gegenüber stand, besonders auf deutscher Seite. Ihre Bedeutung liegt darin, daß sich die deutsche Macht als durchaus ungenügend herausstellte, die ersten russischen Gegenstöße gegen das fortschreitende Vordringen abzuschlagen. Schon im Verluste Pskoros tritt das deutlich zu Tage. Ganz natürlich war es, daß besonders Nowgorod sich nicht unthätig erdrücken ließ. Da aber die Verhältnisse einen besonders energischen und verzweifelten Widerstand kaum erwarten ließen, so kam es darauf an, ob diese ersten Regungen des russischen Unabhängigkeitssinnes abgeschlagen werden konnten. Geschah das, so fiel die Beute nachher sehr wahrscheinlich den Deutschen zu. Das aber war eben im Grunde eine aussichtslose Sache. Die ganze deutsche Macht, sowohl in Preußen als auch in Livland, war noch viel zu wenig consolidirt und geschlossen, um sich mit Erfolg auf solche weitausgreifende Unternehmungen einlassen zu können.“[2]

Das Aufeinandertreffen wurde später durch die Sowjetunion unter Stalin mit dem Film „Alexander Newski“ von Sergej Eisenstein aus dem Jahr 1938 propagandistisch erhöht und mißbraucht. Es darf nicht verschwiegen werden, daß die Historizität der Schlacht von seriösen Historikern angezweifelt wird. Vielleicht gab es sie lediglich in Legenden.

Verweis

Fußnoten

  1. Geschichte der Ostseeprovinzen Liv-, Est-, und Kurland, S. 191 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  2. Rudolf Haym / Heinrich von Treitschke / Wilhelm Wehrenpfennig / Hans Delbrück: Preußische Jahrbücher, Band 70, S. 226 f. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!