Sherlock Holmes – Die graue Dame
Filmdaten | |
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Originaltitel: | Sherlock Holmes – Die graue Dame |
Produktionsland: | Deutsches Reich |
Erscheinungsjahr: | 1937 |
Laufzeit: | 92 Minuten |
Sprache: | Deutsch |
Filmproduktion: | N.F.K. Neue Film KG Erich Engels |
IMDb: | deu • eng |
Stab | |
Regie: | Erich Engels |
Drehbuch: | Hans Heuer, Erich Engels |
Vorlage: | Müller-Puzika (Bühnenstück „Die Tat des Unbekannten“) |
Produzent: | Erich Engels |
Produktionsleitung: | Otto Jahn |
Ton: | Bruno Suckau |
Kamera: | Edgar S. Ziesemer |
Bauten: | Heinrich Richter, Paul Markwitz |
Besetzung | |
Darsteller | Rolle |
Hermann Speelmans | Jimmy Ward alias Sherlock Holmes |
Trude Marlen | Maria Iretzkaja |
Theo Shall | Harry Morrel, Erfinder |
Elisabeth Wendt | Lola, die „graue Dame“ |
Edwin Jürgensen | Iwan Baranoff |
Ernst Karchow | Kriminalinspektor Brown |
Werner Finck | John, Diener bei Ward |
Werner Scharf | Jack Clark |
Hans Halden | James Hewitt |
Henry Lorenzen | Archibald Pepperkorn |
Reinhold Bernt | Wilson, Kriminabeamter |
Eva Tinschmann | Frau Miller |
Ursula Herking | Sängerin im „Braunen Bären“ |
Maria Loja | Wirtin im „Braunen Bären“ |
Erich Nadler | Wirt im „Braunen Bären“ |
Max Mothes | Kapitän im „Braunen Bären“ |
Charles Willy Kayser | Arzt |
Paul Schwed | Londoner Polizist |
Eugen von Bongardt | Hotelportier |
Willy Meyer-Sanden | Generaldirektor |
Albert Probeck | Kellner im Hotel |
Egon Stief | Bandenmitglied |
Borwin Walth | Direktor |
Werner von Wulfing | Teddy, ein Ganove |
Fritz Draeger | Gast im Hotel Ritz |
Achim von Biel | Hotelportier |
Alfred Karen | Hotelgast |
Paul Ludwig Frey | Tänzer in der Hotelbar |
Max Diekmann | Ein Mitglied der Bande |
Siegfried Weiß | Ein Ganove |
Ludwig Bernauer | |
Harry Gillmann |
Sherlock Holmes – Die graue Dame ist ein deutscher Kriminalfilm von 1937. Die Uraufführung fand am 26. Februar 1937 statt.
Handlung
Harry Morrel, ein junger Erfinder, ahnt nicht, daß die junge Dame, die er vor einigen Wochen kennen und lieben lernte, Mitglied einer Verbrecherbande ist, die es auf seine Erfindung abgesehen hat. Als eines Abends unter merkwürdigen Umständen die Papiere, die die wichtigsten, unersetzlichen Aufzeichnungen seiner Erfindung enthalten, aus seinem Hause gestohlen werden, fällt auch nicht der Schimmer eines Verdachts auf Maria Iretzkaja, die er schon als seine zukünftige Frau betrachtet. Aber da taucht ein etwas merkwürdiger Herr auf, der sich Mr. Ward nennt und sich erbietet, Morrel gegen eine entsprechende Belohnung die Papiere zurückzubringen. Inspektor Brown von Scotland Yard allerdings, der die Bearbeitung des Falles übernimmt, betrachtet sich diesen Mr. Ward etwas genauer und kommt zu höchst verdächtigen Feststellungen. Mr. Ward hat, unbekümmert um den Verdacht, den die Polizei gegen ihn hegt, bereits seine Fäden gesponnen und erklärt noch am selben Abend Maria, daß er ein Interesse an den gestohlenen Papieren habe und daran ein hübsches Stück Geld zu verdienen hoffe.
Marias Versuche, zu leugnen, übergeht er mit einem Lächeln und droht ihr an, sich die Papiere auf andere Weise zu verschaffen, wenn sie nicht freiwillig ihn zum Partner wähle. Maria hat die Papiere tatsächlich in einem kaschierten Buch in ihrem Hotelzimmer verborgen, weigert sich aber auch, ihrem Auftraggeber diese Papiere auszuhändigen, bevor er nicht das ihr gegebene Versprechen erfüllt, ihren Bruder freizulassen, den Baranoff in seinem Auftragslande festsetzen ließ und zu erschießen drohte, falls Maria sich weigern würde, ihm zu Willen zu sein. Baranoff ist wütend über Marias plötzliche Widerspenstigkeit und droht.
Maria bleibt fest. Sie bleibt es auch, als ihre „Verbündeten“, Lola, James Hewitt und Jack Clark, in Wirklichkeit Kreaturen Baranoffs, die die Aufgabe haben, die unsichere Maria zu überwachen, empört auf Ablieferung der Papiere an Baradoff drängen, um in den Besitz ihres Lohnes zu kommen. – Als weiteren Grund ihrer Weigerung hat Maria das Auftauchen Mr. Wards vorgebracht, der an dem „Geschäft“ beteiligt werden will. Baranoff ist von diesem Störenfried weniger erfreut und gibt Jack den Auftrag, dafür zu sorgen, daß sie von Ward nicht mehr belästigt werden. Es gelingt Jack und Hewitt, Ward in eine üble Kneipe, den „Braunen Bär“, zu locken, wo Ward sich plötzlich einer unangenehmen Übermacht gegenübersieht. Bei dieser Gelegenheit erweist sich Ward jedoch als beachtenswerter Gegner, der vielleicht auch ohne das Auftreten des Inspektors Brown und seiner Beamten mit der Bande fertig geworden wäre. Brown gibt Ward nun zu verstehen, daß er die Zusammenhänge kenne und gibt ihm den guten Rat, die Papiere herauszugeben. Ward erklärt ihm lachend, daß er das sehr gern tun werde, wenn er sie selbst erst habe. – Inzwischen hat Morrel Maria Mitteilung von dem furchtbaren Verlust gemacht, der ihn betroffen hat. Sie steht dem verzweifelten jungen Mann hilflos, mit schlechtem Gewissen gegenüber, ohne ihm helfen zu können. Gewissensbisse peinigen sie – aber sie muß schweigen, wenn sie das Leben ihres Bruders retten will. Am nächsten Tage erhält Maria Wards Besuch in ihrem Hotelzimmer, der sie noch einmal zu überreden versucht, die Papiere herauszugeben. Als sie noch immer ableugnet, sie zu besitzen, gelingt es Ward mit Hilfe seines Dieners, eines etwas komischen Faktotums, durch eine List das Versteck der Papiere zu erraten. Maria sieht ein, daß sie dieser gegenüber machtlos ist. Das kaschierte Buch wird aufgeschlagen. Papiere sind nicht darin! Völlig vernichtet sieht Maria diese Tatsachen. In ihrer Verzweiflung vertraut sie sich Ward an.
Sie muß aber auch die Mitteilung von dem Verlust der Papiere machen. Baranoff rast, und warnt sie, mit diesem Ward etwa gemeinsame Sachen zumachen. Als Lola, Hewitt und Jack, Marias „Verbündete“, von dem erfahren, gibt es Sturm. Hewitt glaubt nicht an diesen Diebstahl, nimmt an, daß man ihn um seinen Anteil betrügen wolle und tobt, droht, die ganze Sache auffliegen zu lassen, indem er die Polizei benachrichtigt. Die Komplizen bieten zur Beruhigung eine Zigarette an, die er raucht, er bricht plötzlich ohnmächtig zusammen. Ward ist heimlich Zeuge dieser Szene, daß Hewitt durch den Genuß der Zigarette ermordet wurde. Gemeinsam mit seinem Diener John heckt er einen Plan aus, sich doch in die Sache einzuschalten. In Marias Hotelzimmer versteckt er sich mit Jack. Heimlich schleicht sich jemand in das Zimmer, macht sich am Bücherregal zu schaffen – da niest John. Der Eindringling entkommt, Ward flieht, er blickt um sich und sieht die vermißten Papiere am Boden liegen. – Ward holt die Papiere zurück, muß sich aber von Inspektor Brown bestätigen lassen, daß die Papiere völlig wertlos geworden sind, da sie kopiert wurden, und in dieser Gelegenheit will Brown Ward verhaften, es gelingt dennoch einmal, Zeit zu gewinnen, nachdem er verspricht, bis zum Abend die Sache in Ordnung zu bringen. – Nun macht Morrel auch Mitteilung von dem Stande seines Falles und sagt dem jungen Erfinder, daß das Haupt eine Dame sei, die allgemein „Die graue Dame“ genannt, Maria Iretzkaja heiße. Morrel stürzt aus allen Himmeln, wegen Browns Feststellung, muß aber schließlich doch einsehen, daß er recht hat: Maria hat seine Bekanntschaft bewußt gesucht, um sich in den Besitz der Papiere zu bringen. Dieser Schlag trifft ihn fast noch schwerer als der Verlust der Papiere. – Ward fährt schweres Geschütz auf: Er läßt durch seinen Diener John das Gerücht verbreiten, daß sein Herr den Mörder Hewitts kenne und noch an diesem Abend den Täter der Polizei übergeben werde. John bedient sich zur Verbreitung dieses Gerüchts eines jungen Mannes namens Pepperkorn, der die angenehme Eigenschaft besitzt, gerade immer dann aufzutauchen, wenn man ihn am wenigsten gebrauchen kann, und der in Lola rettungslos verliebt ist. – Am Abend des folgenden Tages hat Ward Inspektor Brown in sein Haus eingeladen. Alles ist vorbereitet.
John muß eine wenig beneidenswerte Rolle spielen. Er wird von Ward an den Schreibtisch placiert in der Nähe des Fensters, während Ward und Brown im Nebenraum gespannt auf die Ereignisse warten, die sich einstellen sollen. Kurze Zeit darauf fällt ein Schuß, John fällt vor Schreck aus dem Sessel – gleich danach läutet es an der Tür: Jetzt muß der kommen, der den für Ward bestimmten Schuß abfeuerte. Maria erscheint, aufgeregt, aufgelöst. Die Verzweiflung treibt sie zu Ward.
Sie will Ward um Hilfe bitten. Nicht lange darauf erscheint auch Lola, die Maria angeblich sucht. Draußen werden Baranoff und Jack aufgestöbert, die höflichst eingeladen werden einzutreten, und das höchst widerwillig tun. – Die ganze Gesellschaft ist versammelt. In der nun folgenden Szene gelingt es Ward, Lola als das eigentliche Haupt der Bande zu entlarven. Sie stahl die Papiere aus Marias Zimmer, sie gab Hewitt die vergiftete Zigarette, sie brachte die kopierten Papiere in Marias Zimmer zurück. Als Brown sie verhaften will, schreit sie auf und beschuldigt Ward, der eigentliche Täter zu sein, in dessen Auftrag sie gehandelt habe. – Brown ist einen Augenblick lang im Zweifel – da enthüllt Ward mit einem Lächeln seine Maske: Er stellt sich als Sherlock Holmes vor, der die Bande im Auftrage der Geheimpolizei verfolgte und die Rolle des Auch-Verbrechers nur spielte, um die Gegner in Sicherheit zu wiegen. – Die Täter sind entlarvt, Maria ist von dem furchtbaren Zwang befreit, unter dem sie handeln mußte – aber die Kopien sind nach wie vor verschwunden. – Während Maria und Morrel in einer Aussprache den Weg zueinander finden, untersucht Holmes noch einmal Lolas Zimmer. In diesem Zimmer liegt auch Lolas Pudel. Noch während Holmes sucht, erscheint Mr. Pepperkorn, um den Pudel zu holen. Holmes erfährt, daß Pepperkorn den Hund mit nach der Schweiz nehmen und dort bei Verwandten Lolas abgeben sollte. Holmes betrachtet sich darauf den Pudel genauer und findet, raffiniert versteckt, sorgfältig auf feinem Seidenpapier kopiert, die gesuchte Erfindung. – So ist auch der letzte Teil der Aufgabe gelöst – der Vorhang kann fallen über einen Fall, bei dem Sherlock Holmes beinahe Bekanntschaft mit dem Gefängnis gemacht hätte.