Meier, Silvio
Silvio Meier ( 12. August 1965 in Quedlinburg, 21. November 1992 in Berlin-Friedrichshain) war ein Ost-Berliner Hausbesetzer und Anhänger der linksextremen Szene Berlins. 1992 wurde er auf dem U-Bahnhof Samariterstraße in Berlin-Friedrichshain bei einer Auseinandersetzung mit Skinheads durch sein eigenes Messer getötet.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Silvio Meier wurde 1965 in Quedlinburg (DDR) geboren. Er war Aktivist der sogenannten „Offenen Arbeit“ der Evangelischen Kirche in der DDR. Er gehörte zu den Organisatoren eines Element-of-Crime-Konzertes am 17. Oktober 1987 in der Berliner Zionskirche.
Am 21. November 1992 griffen Meier und seine Freunde acht Jugendliche, sogenannte Skinheads, an und rissen einem von ihnen einen Aufnäher mit der Aufschrift „Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein“ von der Jacke. Bei einer erneuten Begegnung kam es zu einem Handgemenge, bei der Meier Messerstiche (durch sein eigenes Messer) abbekam und verstarb, zwei seiner Begleiter wurden dabei verletzt.
Die Jugendstrafkammer des Kriminalgerichts Moabit verurteilte den 17jährigen Sandro S., der die tödlichen Messerstiche ausgeführt hatte, am 2. Oktober 1993 in einem Jugendstrafverfahren wegen Totschlags zu einer Freiheitsstrafe von viereinhalb Jahren. Die Mitangeklagten, der 18jährige Sven M. und der 17jährige Alexander B., erhielten Freiheitsstrafen von dreieinhalb Jahren beziehungsweise acht Monaten, letztere wurde zur Bewährung ausgesetzt. Die restlichen Festgenommenen wurden nicht angeklagt.
Unmittelbar nach dem Tod Meiers richteten Linksextremisten am U-Bahnhof Samariterstraße eine Mahnwache ein. Seither findet an diesem Ort jedes Jahr eine von Antifagruppierungen organisierte „Silvio-Meier-Gedenkdemonstration“ statt, welche oft im Vorfeld und im nachhinein Krawalle und Auseinandersetzungen mit der Polizei auf den Plan ruft.[1][2]
Nachwirken
In der U-Bahn-Station wurde eine Gedenktafel angebracht. Die BVG ließ die Tafel mehrmals entfernen und „entschied“ sich – nach entsprechendem Druck in der veröffentlichten Meinung – dafür, sie an ihrem Platz zu belassen. Bei der Renovierung des U-Bahnhofes im Jahr 2005 verschwand die Gedenktafel ebenfalls, wurde aber durch die verantwortliche Baufirma ersetzt und wieder angebracht.
Straßenbenennungen
Im Dezember 2011 überklebten Linksextremisten in Königs Wusterhausen widerrechtlich ein Straßenschild und versahen es mit der Aufschrift „Silvio-Meier-Straße“. Wenig später überklebten Nationalisten den Aufkleber mit der Aufschrift „Silvio-du-Opfer-Str.“.[3]
Am 26. April 2013 wurde die Gabelsbergerstraße in Berlin-Friedrichshain nach dem kriminellen Linksextremisten umbenannt[4] und heißt nun, zum Verdruß vieler Anwohner, Silvio-Meier-Straße.
Silvio-Meier-Preis
2016 wurde erstmals der „Silvio-Meier-Preis für Engagement gegen Rechtsextremismus, Rassismus, Ausgrenzung und Diskriminierung“ an Ute Donner und Irmela Mensah-Schramm verliehen.[5] Der Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg zeichnet 2017 die Anti-AfD-Initiative „Aufstehen gegen Rassismus“ mit dem Silvio-Meier-Preis aus.
Familie
Meier hatte mit Christiane Schidek (mit welcher er zu Silvester 1989 ein Haus in der Schreinerstraße 47 besetzte) einen Sohn (Felix, geb. 1991). Das Haus wurde legalisiert und wird auch „Villa Felix“ genannt.
Verweis
- Abgerufen am 21. November 2012. Archiviert bei WebCite®.Maria Fank: Wo ist eigentlich Silvio?, Deutsche Stimme, 21. November 2012