Standschützen
Die Standschützen waren eine regionale und bei Bedarf paramilitärische Traditionsgemeinschaft in Tirol. Schießstandswesen bedeutet ebenfalls Standschützen. Landesschützen bedeutet nicht Standschützen.
Inhaltsverzeichnis
Unter der Fahne Tirols
In Tirol und Vorarlberg gab es schon seit dem 15./16. Jahrhundert Schießstände, Schützenkompagnien und Standschützengilden. Zum freiwilligen Waffendienst für die Heimat bereit, wurden sie beim Aufbieten nach Gerichtsbezirken und Städten geordnet. Der 13. August 1809, die Schlacht am Bergisel, wurde Gedenktag der Schützen. Auch in der Zeit regulärer Armeen zogen die Standschützen mit in den Krieg, so 1848/49, 1859 und 1866. In den folgenden Jahrzehnten wurden die Körperschaften zur Pflege des Scheibenschießens im Sinne der Landesverteidigung gefördert.
1887 wurde das Schützenwesen in Tirol und Vorarlberg als Institut der Landesverteidigung Teil der bewaffneten Macht, wohlgemerkt: nicht k. u. k., sondern k. k.. Mit dem Landesverteidigungsgesetz wurden Landesschützen und Landsturm formiert und durch das Schießstandswesen ergänzt. Im Landesverteidigungsgesetz vom 25. Mai 1913 § 17 wurde das Schießstandswesen/Standschützen und die Veteranenvereine dann auch als landsturmpflichtig bezeichnet. Nochmal, da diverse Literatur hier nicht auseinanderhalten kann: bewaffnete Macht bedeutet Landsturm und Landesschützen als Gebirgstruppen der Landwehr. Landesschützen sind keine Standschützen. Die wiederum ergänzten auf freiwilliger Basis als vierte Linie die bewaffnete Macht der nur zweiten Linie aus Landesschützen und dritten Linie/Wahl des Landsturms.
Erster Weltkrieg
Auf Tiroler zu den Waffen, gedenkt der Taten Eurer Väter!
Für Gott, Kaiser und Vaterland!
Mit dem Aufruf vom 31. Juli 1914 wurden die Standschützen örtlich bis zur Kompanieebene zusammengefaßt. Die Unteroffiziere und Offiziere wurden selbst gewählt. In Erinnerung an Major Andreas Hofer gab es nur Dienstränge bis zum Major. Da meist nur die Schützenoffiziere den dreijährigen Militärdienst zumeist als einfache Soldaten geleistet hatten, wurde zuerst eine Grundausbildung angesetzt, häufig noch in Nationaltracht oder Schützenrock mit eigenem Stutzen (Gewehr). Nach der Vereidigung wurden wichtige Objekte oder Gefangene gesichert. Bis Anfang 1915 wurden die tauglichsten Jahrgänge für die Armee gemustert, es blieben die Männer im Alter unter 18 und über 45. Nachdem schon im Frühjahr 1915 ersichtlich wurde, daß sich Italien auf die Eroberung des Isonzogebietes, Südtirols und von Triests vorbereitete, wurden am 18. Mai die Standschützen zur Front mobilisiert. Zu ihnen meldeten sich Tausende, die zuvor nicht Standschützen waren und nicht der Wehrpflicht unterlagen. Daraus wurden 15 Nord- und Osttiroler, 24 Deutsch-Südtiroler, sechs Vorarlberger Bataillone und zwei Kompanien gebildet. Die italienisch sprechenden Welschtiroler stellten sechs Bataillone und 12 Kompanien. Die Bataillonsstärke war je nach Bevölkerungsdichte und Wehrfähigkeit sehr unterschiedlich, von weniger als 200 (Rattenberg) bis zu 800 Mann (Lienz).
Die regulären Soldaten Tirols waren außerhalb ihrer Heimat in Galizien und den Karpaten gegen die Russen im Einsatz, v. a. die vier Regimenter der Tiroler Kaiserjäger und die drei Landesschützenregimenter. In Tirol standen noch Besatzungsabteilungen der Landesschützen (ab 1917 Kaiserschützen) in Festungswerken und Landsturm in Gendarmerie- und Grenzposten[1]. Die Bataillone der Standschützen hielten ihre Stellen bis zum Kriegsende 1918, während andere Einheiten längst fahnenflüchtig geworden waren. Die italienischsprachigen Welschtiroler wurden nach Ergreifung durch die italienischen Gegner nicht als Kriegsgefangene betrachtet, sondern festgenommen und deportiert. Stärkemeldungen des Militärkommandos Innsbruck:
Zeitpunkt | Verpflegung-Stärke | Gefechts-Stärke |
---|---|---|
19. Mai 1915 | 24.137 | 23.700 |
20. Juli 1915 | 20.500 | 19.386 |
15. Oktober 1915 | 19.000 | 17.605 |
1. Februar 1916 | 16.375 | 14.451 |
1. November 1916 | 14.034 | 10.814 |
19. Mai 1917 | 11.142 | 9.146 |
Literatur
- Das Standschützenbataillon Bregenz im Weltkriege. 1935
- Karl Kelz: Die Standschützen des Gerichtsbezirkes Feldkirch im Weltkrieg 1914–1918. 1934
- Rudolf Huchler: Das Standschützen-Bataillon Dornbirn im Weltkriege. 1927
- Wolfgang Joly: Standschützen – Die Tiroler und Vorarlberger k.k. Standschützen-Formationen im Ersten Weltkrieg. Organisation und Einsatz. 1998
- Anton von Mörl: Standschützen verteidigen Tirol 1915–1918. 1958
- Ulrich Nachbaur: Für Gott, Kaiser und Vaterland? Oberschützenmeister Carl Ganahl und seine Feldkircher Standschützen in den Revolutionsjahren 1848/49. In: "... haßt als warmer Republikaner die Fürsten" : Beiträge zur Revolution 1848/49 in Vorarlberg. 1998. S. 75–138
- Fritz Weiser: Kaiserschützen, Tiroler-Vorarlberger Landsturm und Standschützen. 1933