Theodahad
Theodahad (auch Theodat, Deodat; lat. Flavius Theodahatus Rex) ( um 480; Dezember 536) war letzter männlicher Sprössling des Königsgeschlechts der Amaler, Graf von Tuscien und ostgotischer König von 534 bis 536.
Leben
Nach dem Tod Theoderichs des Großen am 30. August 526 herrschte Theoderichs Tochter Amalasuntha als Vormund ihres nur zehnjährigen Sohnes Athalarich. Sie machte, nach dem Tode Athalarichs 534 Königin geworden, ihren Cousin Theodahad zum Mitherrscher auf dem Thron (nicht, wie manchmal behauptet, zu ihrem Ehemann; seine Frau lebte noch), um ihre Position zu stärken. Diese Wahl war unglücklich, da der wegen seiner Habsucht und Gewalttätigkeit weitgehend unbeliebte Theodahad bereits in verräterischer Verbindung mit dem Hofe des oströmischen Reiches stand. Er förderte die Unzufriedenheit der Goten und schließlich wurde, entweder auf seinen Befehl hin oder mit seiner Zustimmung, Amalasuntha eingesperrt und im Frühjahr 535 ermordet.
Theodahad bat Papst Agapitus I., nach Konstantinopel zu reisen, um Kaiser Justinian I. von einer Invasion Italiens nach dem Tod Amalasunthas, die dem Kaiser freundlich gesinnt gewesen war, abzubringen. Das gelang Agapitus nicht, der byzantinische Feldherr Belisar landete 535 in Sizilien.
Theodahad wollte, im Gegensatz zur Gattin des oströmischen Kaisers Justinian I., Theodora I., keinesfalls den zu der Zeit in Konstantinopel lebenden und mit dem byzantinischen Reich verbündeten Vigilius als Papst und setzte im Juni 536 Silverius durch, bevor Vigilius in Rom eintraf.
Kurz darauf wurde Rom von Belisar besetzt. Theodahad bot an, sein Reich an Justinian abzutreten. Die rebellierenden Goten stürzten Theodahad und erhoben Witichis zum König, der Theodahads Tod befahl. Im Dezember 536 wurde Theodahad, auf der Flucht von Rom nach Ravenna, von dem Goten Optari getötet.
Beurteilung
Theodahad bot in der Geschichte das klägliche Bild eines Herrschers, der, zum Zeitpunkt seiner Krönung noch alle Möglichkeiten besitzend, sich – teils durch Verrat und teils durch Unfähigkeit – ebendieser Möglichkeiten beraubte. Besonders unrühmlich erscheint, nachdem der oströmische Angriff auf sein Reich erfolgt war, die feige und beinahe kriecherische Art, in der er dieses erbot, an Kaiser Justinian abzutreten.
Literatur
- Felix Dahn:
- Theodahad. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 37. Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 684–686.
- Ein Kampf um Rom - Historischer Roman (1876, 983 S.)
- Ein Kampf um Rom (Zweiter Band) - Historischer Roman (1888, 1815 S., Scan, Fraktur)
- Wolfgang Kuhoff: Theodahadus, Flavius, König der Ostgoten 534-536. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 11, Herzberg 1996, ISBN 3-88309-064-6, Sp. 824–832.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
Amalasuntha 526-534 | König der Ostgoten | Witichis 536-540 |