Torpedoversuchsanstalt Tollensesee
Die Torpedoversuchsanstalt Tollensesee war eine der Torpedoforschungseinrichtungen der Wehrmacht.
Inhaltsverzeichnis
Torpedokrise
Im Jahre 1939 entschloß sich das Oberkommando der deutschen Marine in Kiel ihrer Marineversuchsanstalt Eckernförde eine neue Außenstelle hinzuzufügen. Grund dafür waren Probleme der deutsche U-Bootflotte mit ihren Torpedos. Bereits Anfang der 40iger Jahre sprach man auf Geheimsitzungen des Oberkommandos trotz anfänglicher Erfolge der U-Boot-Waffe erstmals von einer Torpedokrise. Immer mehr Frontberichte besagten, daß die Torpedos G7a und G7e zu einem hohen Prozentsatz an Fehlzündungen litten, zu tief steuerten oder gänzlich versagten. Insbesondere mit den magnetischen Zündern gab es zu Kriegsbeginn große Probleme und die U-Boote mußten sich einige Zeit mit den weniger effizienteren Aufschlagzündern zufrieden geben. Als Ursache für diese technischen Fehler wurde vom Oberkommando mangelnde Grundlagenforschung angesehen, vor allem in Sachen Zündpistolen und Tiefenapparate. Für die Ursachenforschung waren in Eckernförde jedoch keine Möglichkeiten und die Torpedoversuchsanstalt Gotenhafen war mittlerweile an die Luftwaffe übergeben worden, so daß auch dort keine Kapazitäten mehr zur Verfügung standen. Konsequenz der Torpedokrise war eine Umorganisation der Torpedoversuchsanstalt Eckernförde. Auf der Suche nach geeigneten Standorten stieß man auf den Tollensesee in Neubrandenburg. Dieser bot mit seiner Ausdehnung und Lage ideale Bedingungen. In den Jahren 1941-1942 errichtete die Marineversuchsanstalt Eckernförde zwei Außenstellen: eine in der Danziger Bucht bei Gdynia und eine am Tollensesee bei Neubrandenburg. Das Torpedoforschungszentrum, dessen Wappen einen Falken mit einem Torpedo zwischen den Krallen zeigte, zog von Warnemünde nach Gdingen. Am Tollensesee entstand die sogenannte „Industrieversuchsanstalt des Oberkommandos der Marine in Neubrandenburg“, kurz IVN. Auf dieser Außenstelle sollten vor allem Industrieentwicklungen getestet und Torpedos eingeschossen werden. Das Einregeln und Einschießen der Torpedos war eine aufwendige Sache. Es wird davon ausgegangen, daß jeder frontverwendungsfähige Torpedo einen Monat lang auf einer TVA feineingestellt wurde. Lag die Abweichung in den vorgegebenen Toleranzwerten, wurde der Torpedo mit einem entsprechenden Protokoll an die U-Bootflotte ausgeliefert. Im Übungsbetrieb sollen etwa 40 % der Gesamtproduktion verloren gegangen sein, was viel über die Fundmöglichkeiten im Tollensesee aussagt. Ein Torpedo kostete seinerzeit 50.000 Reichsmark, was heute etwa 600.000 EUR entspricht.
Torpedos
Die Hauptwaffe der U-Boote war der Torpedo. Auf den deutschen U-Boote wurden zwei Grundtypen Torpedos eingesetzt: Einmal der G7a, der mit einem Alkoholdampf-Motor arbeitete und der G7e, der elektrisch angetrieben wurde. Der G7a hatte eine größere Reichweite, verriet sich aber gerade Tagsüber und bei ruhigem Seegang durch eine markante Blasenspur. Der G7e zog keine Blasenspur, war jedoch in seiner Reichweite eingeschränkt. Er mußte alle drei bis vier Tage aus den Torpedorohren gezogen und „geregelt“ werden. Eine Weiterentwicklung war der T-IIIa(G7e) FAT, ein flächenabsuchender Torpedo, der auf einen Zickzackkurs programmiert werden konnte.Wenn der FAT nach dem Ende seiner vorgegebenen Laufstrecke sein Ziel nicht getroffen hatte, führte er eine Wendung nach 800 bis 1.600 m durch und wiederholte dieses Manöver, bis er entweder sein Ziel traf oder die Batterien erschöpft waren. Vor dem Abschuß eines FAT mußte das U-Boot-Rudel im Geleitzug gewarnt werden, damit die Boote sich entfernten oder auf mindestens 50 m Tiefe gehen konnten. Einem FAT war es egal, was er traf, einen Frachter oder ein U-Boot aus dem eigenen Rudel! Ab 1942 wurde der akustisch zielsuchende Torpedo TV (G7e) eingesetzt. Der TV (Zaunkönig-Torpedo) sollte ursprünglich gegen die Eskorten der Geleitzüge eingesetzt werden, eignete sich aber wegen seiner geringen Geschwindigkeit und Lauflänge (5,7 km bei 24 Knoten) nicht dazu. Der TV reagierte auf Schraubengeräusche der Frachter und lenkte sich selbständig. Aktiviert wurde er schon nach einer Laufstrecke von 200 m. Nach dem Abschuß aus dem Heckrohr mußte das U-Boot sofort auf 60 m Tiefe gehen, um den TV nicht mit seinen eigenen Schraubengeräuschen auf sich zu ziehen. In der Praxis gab es immer wieder Probleme mit der TV. Oft lief er unter den Schrauben der Frachter hindurch und explodierte erst hinter dem feindlichen Schiff. Zudem reagierte er nur auf ein Schraubengeräusch einer bestimmten Frequenz. Sobald die Frachter oder Eskorten sehr viel langsamer oder schneller fuhren, konnte der TV nicht mehr reagieren. Im Kriegsverlauf entwickelten die Alliierten den „Foxer“, ein Gerät, das hinter den Schiffen hergezogen wurde und die Schallwellen einer Schiffsschraube simulierte. Dies sollte die TV ablenken. In der Praxis war der „Foxer“ aber eher ein „Klotz am Bein“. Das Aussetzen und Einholen des Gerätes nahm viel Zeit in Anspruch. Zudem konnten durch die Geräusche U-Boot-Rudel angelockt werden, die den Geleitzug ohne „Foxer“ gar nicht gehört hätten. Versuche wurden auch mit „optischen“ Torpedos gemacht. Dieser sollte über eine Fotozelle auf den Schatten des Schiffes reagieren. Doch trübes Wetter und damit dunkler Himmel verwirrten die Elektronik. Nachts war ein solches Torpedo logischerweise überhaupt nicht zu gebrauchen. Die Versuche wurden aufgegeben. Ebenso wurden Versuche mit drahtgelenkten Torpedos und Torpedotypen mit Walter-Antrieb entwickelt. Die Entwicklung setzte aber zu spät ein und diese Typen kamen gar nicht mehr zum Einsatz. Es wurden zwei verschiedene Zünderarten eingesetzt: Der Aufschlag- und der Magnetzünder, der auf das magnetische Feld des Schiffsrumpfes reagierte. Der Magnetzünder reagierte erst, nachdem der Torpedo sich unter dem Schiffskiel befand, und die Sprengladung dem Schiff mit der Druckwelle praktisch „das Genick brach“. Somit konnte mit relativ kleinen Sprengladungen eine größtmögliche Zerstörungskraft erreicht werden. Der Aufschlagzünder reagierte erst bei Kontakt mit dem Schiffsrumpf und riss bei gleicher Sprengladung nur ein Loch in die Bordwand. Durch Schließen der Schotts zum beschädigten Rumpfteil konnte das Opfer so häufig weiterfahren und mußte mit einem zweiten Torpedo beschossen werden.
Bau der TVA Neubrandenburg
Im Herbst des Jahres 1941 begann man im See mit der Errichtung einer künstlichen Insel. Zur Durchführung des Baus wurde ca. 1.000 Arbeiter benötigt. Ein Großteil davon waren polnische und jugoslawische Häftlinge. Auf in den Untergrund gerammten Holzbuhnen und mit Beton ausgefüllten Spundwandkästen entstand ein zweistöckiges Gebäude mit Kommandoturm mitten auf dem See, mit einem Schienenanschluß zu den Werksanlagen des späteren RWN-Geländes. Auf Loren konnte Material über eine Brücke zur Insel transportiert werden. Es gab einen Landungssteg für Barkassen und eine Slipanlage zum Hieven gewasserter Torpedos. Die große Werkshalle auf dem Wasser war etwa 60 m lang und 30 m breit. Die Insel sollte ab 1942 das Kernstück der Anlage, die zweistöckige Kommandozentrale aufnehmen.Die künstliche Insel besaß sechs Torpedorohre, zwei für den Unterwasserabschuß wie bei einem U-Boot und vier für den Überwasserabschuß wie bei einem Torpedoschnellboot. Dennoch existierten keine echten wasserdichten Unterwasserräume. Die Torpedorohre für den UW-Abschuß wurden oben in der Werkhalle geladen und dann über Gleitschienen in die Unterwasserposition abgesenkt. Dafür besaß das gewaltige Bauwerk zwei Einschnitte in der Südfront, die noch heute zu sehen sind. Das wuchtige Gebäude mit dem etwa 30 m hohen Meßturm enthielt alle technischen Einrichtungen für die Erprobung deutscher Entwicklungen und ausländischer Beutetorpedos. Der Turm war auf das damals modernste ausgestattet; er besaß u. a. eine elektrische Kontrolltafel ähnlich den Gleisschaltbildern der Eisenbahn, die den Torpedolauf „live“ zeigte. Neben den Techniktests wurden auf der TVA auch Torpedomechaniker ausgebildet. Insgesamt arbeiteten hier etwa 400 Marineangehörige und einige Zivilbeschäftigte.
Torpedoversuche
Hauptaufgabe der TVA Neubrandenburg war jedoch das Testen, Einstellen und Einschließen der Torpedos, sowie Versuche in der Grundlagenforschung. Diese umfaßte Zündung, Steuerapparaturen und Motoren, also Start, Geradeaus- und Tiefenlauf, Zielgenauigkeit sowie Geschwindigkeit. Der Lauf der Torpedos wurde über den gesamten Seeverlauf mittels Kabel verfolgt. Dazu verlegt man ein Hauptkabel am Ufer, das in festen Abständen Abzweigungen in den See und dort Sensoren hatten.Gleichzeitig wurde der Torpedo von 4 Plattformen im See überwacht. Die genauen Arbeitsabläufe auf den Arbeitsplattformen sind zwar nicht bekannt, doch ist davon auszugehen, dass sie auch der abschnittsweisen Sperrung des Seegebietes für den Torpedoschuß dienten. Immerhin war der See während des gesamten Krieges für die Öffentlichkeit freigegeben. Er wurde allein bei Übungsbetrieb gesperrt. Zur Signalisierung dienten wahrscheinlich große Signalmasten, denen der damaligen Reichsbahn ähnlich, die auf den Plattformen montiert und beim Schuss gesenkt oder gehoben wurden. Die Plattformen wurden vor Ort gebaut und montiert. Sie bestanden aus zwei Reihen mehrerer hintereinander montierter runder Tanks mit einem Durchmesser von ca. 1 mund einer Länge von ca. 5 m, die oben mit einem Deckel wasserdicht verschlossen wurden. Auf den Tanks befand sich ein Holzboden, auf dem die Torpedos im Bug- und Heckbereich zwischengelagert werden konnten. Die Plattformen lagen über die Laufstrecke der Torpedos verankert. Sie waren etwa 30 bis 40 m lang und 6 m breit. Auf ihnen befanden sich teilweise kajütenartige Aufbauten (mit Kanonenofen) mit Reling obenauf, von wo vermutlich der Lauf der Torpedos (Blasenbahn!) beobachtet wurde. Die Plattformen hatten keine eigene Maschine und wurden mit Booten in ihre Position gezogen. Zum Manövrieren hatte jede Plattform ein großes Ruder am Heck. Bei Bedarf wurde am hinteren Steuerstand ein großes Steuerrad montiert und das Ruder mittels Kettenzug bewegt. Genaueres kann derzeit nicht gesagt werden, denn die wenigen noch lebenden Zeitzeugen fühlen sich noch immer zum Schweigen verpflichtet. Außerdem wurden die Torpedos nach dem Testlauf von sogenannten Torpedofangbooten aufgenommen. Diese warteten in einer während des Testlaufs per Funk übermittelten Einfangszonen auf das ankommende Torpedo und brachten es anschließend zur Insel zurück. In der Regel ankerten die „Torpedofänger-Motorboote“ vor Meiershof. Die Übungsköpfe der Torpedos waren im Testbetrieb voll Wasser, das gegen Ende der Laufstrecke per Preßluft ausgedrückt wurde, so daß die Torpedos aufschwammen. Um leichteren Orten sonderten sie bei Tage ein Rauchsignal ab, während nachts sogar eine Lampe am Übungskopf brannte. Etwa vor Alt Rehse lag das stählerne Zielschiff „Lommel“ mit gewaltigen Auffangnetzen. Über die Fangnetze im hinteren (südlichen) Seeteil wurde viel spekuliert, gefunden hat sie bis heute niemand. Zahlreiche Torpedos müssen noch vor Alt Rehse und Meiershof liegen. Unscharfe Übungstorpedos hatten meist einen rot-weißen Anstrich. Die Torpedos sind in einem erstaunlich guten Zustand und überall im See zu finden. Sie ragen wie übergroße Mikados aus dem Seeboden. Teils ragen sie mit dem Heck, jedoch überwiegend mit dem Bug aus dem Boden. Besonders interessant erscheint Militärhistorikern, daß die Techniker der TVA auch Beutetorpedos analysierten. Den Beweis lieferten mehrere zu DDR-Zeiten gefundene ausländische Torpedos, so auch ein 8 m langer „Aal“ der US-Marine mit vier elektrischen Schraubenantrieben. Wer heute nach Nonnendorf spaziert, kann am See noch zahlreiche Betonklötze mit einem eingeprägten „K“ finden. Hier lief das Hauptmeßkabel der Torpedoversuchsstrecke entlang. Immer an so einem Würfel zweigte ein Sensorkabel in den See ab, um die Laufgeräusche der Torpedos auf der ganzen Strecke von bis zu 10 km aufzuzeichnen. Außerdem wurden auf der Insel die geheimnisvollen Heißluftdampfgeschosse entwickelt und erprobt. Über diese Geheimwaffe wurde auch nach dem Krieg nahezu nichts bekannt. Zeitzeugen berichten von gar nicht seltenen explosionsartigen Bränden auf der Insel während des Versuchsbetriebs, deren Spuren immer rasch beseitigt wurden.
Ende der TVA Neubrandenburg
Im April 1945 stand in Neubrandenburg, wie überall in Deutschland, das Ende des Dritten Reiches kurz bevor. Die Wehrmacht war schon auf dem Rückzug und ein Kommando stand bereit, die Versuchsanlage zu vernichten. Nichts sollte dem Feind in die Hände fallen. Am Abend des 28. April 1945 wurde von den Deutschen alle Unterlagen vernichtet. Zuerst erfolgte die Zerstörung der Kommandozentrale. Danach wurde die künstliche Insel sowie einige Bauwerke an Land in Brand gesetzt. Die Signalplattformen wurden versenkt und alle Einrichtungen unbrauchbar gemacht. Die schon vorbereitete Sprengung der Kommandozentrale konnte jedoch nicht durchgeführt werden. Nach dem Krieg übernahmen die russischen Besatzer die Anlage und nutzten die noch übrig gebliebenen Gebäude auf der Landseite. Nach zweimaligem erfolglosen Versuch, die Kommandozentrale zu sprengen und einzuebnen, baute man ein Leuchtfeuer auf die Trümmerinsel und überließ sie der Natur. Im Jahre 1947 wurde das Gelände wieder der Stadt Neubrandenburg übergeben. Die Torpedofangboote wurden am Kriegsende versenkt und danach teilweise gehoben. Im See fand man 1949/50 fünf Wracks von Torpedofangbooten unterschiedlicher Bauart (IBIS, FLAMINGO, HELGA, ADLER und FLAMINGO) sowie das Erprobungs- und Torpedofangboot LOMMEL. Dieses Boot war durch Sprengung und Öffnen der Seeventile von der eigenen Besatzung versenkt worden. Im April 1949 wurde das Wrack freigespült und danach gehoben. Interessant ist dabei das Schicksal des Zielschiffs Lommel, das nach seiner Bergung und Flottmachung im Mai 1950 den Namen LUMME erhielt. Es führte als erstes Schiff der DDR für die „Volkspolizei See“ seinen Dienst auf der Ostsee durch.
Torpedoversuchsanstalt heute
Die Trümmerinsel erreicht man am besten mit dem Schlauchboot. Da die gesprengte Insel ein erhebliches Gefahrenpotential birgt, herrscht an der Insel Tauchverbot. Die Insel selbst darf nicht betreten, sondern allein vom abseits verankertem Boot aus betaucht werden. In Inselnähe ist größte Vorsicht geboten, denn Betontrümmer und gefährliche Pfosten sowie Bewehrungseisen ragen bis kurz unter die Wasseroberfläche. Es ist dringend davon abzuraten, irgendwo ins Wasser zu springen.Sowie man in die Unterwasserwelt der alten Torpedoversuchsstation eintaucht, kann man von der Oberfläche bis auf etwa 13 m Tiefe das Fundament und die Überreste des ehemaligen Überwassergebäudes bestaunen. Richtung Wassersportzentrum entdeckt man die Gittermastreste des Schienenanschlusses. Die heutige Trümmerinsel scheint in der Mitte durch einen Wassergraben geteilt. In dieser Region kann die Insel in mehreren Tiefenhorizonten durchtaucht werden. Unter die Trümmer ins Inselinnere sollte jedoch nur getaucht werden, wenn die Sicht relativ gut ist, d.h. im Tollensesee mindestens 5 bis 8 m beträgt. Auch wenn die Insel früher keine echten Unterwasserräume hatte, so sind durch die Zerstörung riesige Betontrümmer so gefallen, daß sie auf Buhnen und Spundwänden aufliegen und im Verbund mit Bewehrungseisen nahezu geschlossene Räume und galerieartige Gänge bilden. Viele der alten Eisen sind mit großen Süßwasserschwämmen bewachsen. Man findet Farbvariationen von schmutziggelb bis hellgrün. Während gelblichweiß bis braunrötlich als die „Originalfarben“ von Süßwasserschwämmen gelten, sind hellgrüne Schwämme von Algen besiedelt.
Arbeitsboot 442
Ein weiterer interessanter Tauchplatz befindet sich etwa schräg unterhalb des Aussichtsturms vor Brehms Hütte. Hier liegt auf 17 bis 18 m Tiefe ein großes Boot. Der acht m lange und drei m breite Rumpf liegt leicht schräg am Hang, umgeben von Muscheln auf Hartboden. Das Boot besitzt zwei kräftige Schlepphaken und einen Holzausbau. Nach seiner Beschriftung handelt es sich um das Arbeitsboot 442. Im Boot liegen aufgerollt noch viele Meter Kabel, möglicherweise war dieses Boot beim Verlegen und Reparieren der Sensorkabel im Einsatz.
Torpedofangboote
Ein Torpedofangboot liegt in 24 m Tiefe. Es ist acht m lang und 2,8 m breit. Achtern steht im Boot ein riesiger Diesel von beinahe „Kachelofengröße“. Bei diesem Boot wird derzeit noch vermutet, daß es sich eines der Torpedofang- und Abschleppboote handelt, von denen die Torpedoversuchsanstalt einige betrieb. Der Beweis steht jedoch noch aus.
TVA-Zielplattformen
Das Wrack der Plattform PL-2 liegt in 27 m Tiefe kopfüber auf dem Grund, die Aufbauten liegen zerdrückt seitlich in den Schlamm gerammt. Die Plattform wurde einst von acht teilweise zerstörten Schwimmern getragen und vermutlich absichtlich versenkt. An aufgerissenen Anlagenteilen sind innere Verstrebungen, Röhren und Druckbehälter erkennbar. Das Steuerruder der Plattform ragt etwa zwei m vom Grund auf, die Schwimmkörper im Bugbereich stecken tief im Grund. Die Plattform PL-2 war geschätzte 35 m lang und sechs m breit. An der Anlage hängen Netzreste und im Umfeld findet man Reste von Signalmunition, Fragmente von Übungstorpedos und historische Bierflaschen. Etwas entfernt von PL-2 stecken mehrere Übungstorpedos aufrecht mit dem Leitwerk und Schraube nach oben im Grund. Ein Torpedo klemmt unter einer Ecke von PL-2. Man vermutet, daß diese Plattform 1945 mit einer Decksladung Torpedos absichtlich versenkt wurde und umgeschlagen ist. Wie Dartpfeile haben sich die Stahl-Aale in den Grund des Tollensesees gebohrt. Nach Auskunft der Tauchbasis wurden die Torpedos bereits von Tauchern des Munitionsbergungsdienstes und von Unterwasserarchäologen besichtigt, die das an diesem Platz für unbedenklich erklärt haben. Die Plattform PL-3 liegt hingegen aufrecht in 25 m Tiefe. Sie ist 43 m lang und 4,5 m breit. Diese Plattform hat überdimensionierte Doppelpoller an allen vier Ecken sowie ein weißes Deckshaus mit Fenstern und Tür, auf dem sich die Treppe und eine Reling befinden. Ein Flaggenmast hängt verbogen herab. An Deck liegt ein Signalmast mit vier großen Winkern. Der Kettentrieb der Hilfsruderanlage ist noch sehr gut zu sehen. Außerdem ist gut erkennbar, daß alle Schwimmkörper zur planmäßigen Versenkung aufgeschraubt wurden. Beide Plattformen liegen nicht weit von der TVA-Insel weg, was wahrscheinlich damit zu tun hat, daß ein genaues Schießen mit damaligen Torpedos überwiegend auf 300 bis 2.000 m Entfernung stattfand, auch wenn sie eine Maximallaufstrecke von 10 km hatten.