Volksempfänger
Am 18. August 1933 wurde auf der 10. Berliner Funkausstellung der Volksempfänger VE301 der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. VE stand dabei für Volksempfänger und 301 für den 30. Januar als Tag der Machtübernahme.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Der bereits in der Weimarer Republik von Otto Griessing entwickelte Volksempfänger war ein einfaches Rundfunkgerät, das für den Preis von 76 Reichsmark verkauft werden sollte. Am 28. April 1933 schlossen 28 radioempfängerproduzierende Firmen einen Vertrag zum Absatz von Rundfunkgeräten und verpflichteten sich zur Produktion des Volksempfängers.
Geschichte
Die deutsche Rundfunkgeschichte begann bereits am 29. Oktober 1923, als um 20.00 Uhr die erste Sendung des „Wirtschaftsrundspruchdienstes“ ausgestrahlt wurde. Die ersten Rundfunkgeräte kosteten 500 Reichsmark und waren auf die Frequenz dieses Spruchdienstes eingestellt. Die monatliche Abonnementsgebühren begannen bei 75 Mark. Parallel zu diesem System begannen findige Bastler in ganz Deutschland, Sende- und Empfangsgeräte zu bauen, mußten sich aber in Vereinen zusammenschließen, die eine „Audion-Versuchserlaubnis“ bekamen und zunächst auch senden durften.
Die Situation änderte sich erst 1930, als die staatliche Reichsrundfunkgesellschaft RRG gegründet wurde und diese durch einen Erlaß die „Stunde der Reichsregierung“ installierte, bei der jeden Abend ein Minister der Reichsregierung, unter ihnen auch Joseph Goebbels, zum Volke reden durfte, was alle Radiosender pflichtgemäß übertragen mußten. Der von der Reichsregierung geförderte und von jedem erschwingliche Volksempfänger VE301 machte dann aus dem Volke ein Volk der Radiohörer.
Sendungsempfang aus dem Ausland
Entgegen der heute oftmals geäußerten Behauptung, der Volksempfänger sei nicht in der Lage gewesen, andere Sender zu empfangen, war es durchaus möglich, ausländische Sender einzustellen. Es waren dies – über Mittelwelle – die Sender Beromünster in der Schweiz, der Londoner, Pariser und in den Kriegsjahren zusätzlich der Moskauer Rundfunk sowie der „Soldatensender Calais“.[1]
Als England und Frankreich dem Deutschen Reich 1939 den Krieg erklärten, wurde daher ein roter Zettel an jedes Radiogerät geklebt, der die Aufschrift trug:
- „Denke daran: Das Abhören ausländischer Sender ist ein Verbrechen gegen die nationale Sicherheit unseres Volkes.“
Verkaufszahlen
In den ersten beiden Produktionsjahren verkaufte sich der Volksempfänger sehr gut, da er weniger als die Hälfte eines handelsüblichen Modells kostete. Die Zahl der Rundfunkhörer stieg von 4,2 Millionen im Jahr 1932 auf 12,5 Millionen im Jahr 1939. Insgesamt wurden 830.000 Volksempfänger der ersten Serie produziert.
Zitate
- „Die Funkwellen sind wie der geistige Strom, der die Welt durchflutet. Jeder von uns ist an ihn angeschlossen, jeder kann sich ihm öffnen, um von ihm die Gedanken zu empfangen, die die Welt bewegen. […] Der unsichtbare geistige Strom aber, der vom Ursprung kommt und die Welt in Bewegung brachte, ist seinerseits in Schwingung versetzt, gerichtet und geleitet vom schöpferischen Wort, das am Anfang war und das den Erkenntniswillen seines Erzeugers in sich trägt. […] Der Sänger, Tonkünstler, Hörspieler, der vor dem Aufnahmeapparat steht, singt oder spielt nicht mehr unmittelbar auf dem Rundfunkinstrument und somit nicht mehr unmittelbar für den Hörer. Der Kontakt zwischen beiden, der durch die gleichzeitigen seelischen Schwingungen über die Brücke der unsichtbaren elektrischen Wellen hinweg zum intensiven Erleben führt, ist zerrissen.“ – Richard Kolb[2]
Siehe auch
- „Der Rundfunk als achte Großmacht“ (Joseph Goebbels’ Eröffnungsrede zur Funkausstellung)
Literatur
- Rolf Kosiek: Volksempfänger konnte Auslandssender empfangen, in: Der Große Wendig, 3. Band, S. 190
- Der Volksempfänger so noch besser – Erprobte Ratschläge für Hörer und Bastler, 1935 (mit Zip gepackte PDF-Datei)