Heinkel He 162
Die Heinkel He 162 (auch „Salamander“ oder im Volksmund „Spatz“ genannt) war ein deutsches Jagdflugzeug mit Strahltriebwerk und Schleudersitz, das in kürzester Zeit gegen Ende des Zweiten Weltkrieges entwickelt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Bereits beim Erstflug am 6. Dezember 1944 in Wien erreichte der Erprobungsflieger, Flugkapitän Gotthold Peter, mit dem Strahlflugzeug bzw. Luftüberlegenheitsjäger eine Geschwindigkeit von mehr als 800 km/h. Im Führerkanzel saß der Flugzeugführer auf einem mit Sprengkartuschen operierenden Schleudersitz. Direkt dahinter befand sich der Haupttank (695 Liter). Die beiden MGs waren in den Rumpfseiten installiert. Bug- und Hauptfahrwerk wurden hydraulisch eingezogen. Der einteilige Flügel der He 162 war bis auf die nach unten geknickten Randkappen („Lippisch-Ohren“) ganz aus Holz hergestellt. Haupt- und Hilfsholm waren T-förmig konstruiert. Die Beplankung wies eine Dicke von vier bis fünf Millimetern auf. Landeklappen ließen sich hydraulisch auf 45 Grad ausfahren. Sie waren wie Querruder, Höhenleitwerk, Höhenruder und Seitenruder aus Aluminium gefertigt, die beiden Seitenleitwerke dagegen aus Holz. Das Triebwerk BMW 003 wurde mit drei Bolzen am Rumpf befestigt. Es war durch zwei seitlich aufklappbare Verkleidungen zugänglich. Als Anlasser diente ein Riedel-Zweitaktmotor. Die Ausstattung der He 162 wurde auf ein Minimum beschränkt, mit Funkgerät, Visier und sehr einfacher Führerkanzelinstrumentierung. Als Technischer Direktor des Wiener Heinkel-Werkes Dipl.-Ing. Carl Francke[1] maßgeblich für die Entwicklung der He 162 verantwortlich.
- „Durch Tag- und Nachtschichten gelang es, die He 162 M1 (Werk-Nr. 200001) schon am 6. Dezember und damit einige Tage vor dem Zieltermin aus der Montagehalle zu rollen. Noch am selben Tag startete Flugkapitän Gotthold Peter in Schwechat/Heidfeld zum Jungfernflug. Er dauerte etwa 20 Minuten und verlief einigermaßen zufriedenstellend. Allerdings hatte eine der Hauptfahrwerksklappen wegen Strukturmängeln versagt und riss größtenteils ab. Obwohl die Ingenieure das Problem zunächst genauer untersuchen wollten, fand am 10. Dezember ein offizieller Vorführflug der He 162 M1 statt. Bei einem Überflug mit vollem Schub wurde die schlecht verleimte rechte Flügelnase überlastet und löste sich ab. Danach fielen das Querruder und die Randkappe ab, sodass die Maschine nach mehreren schnellen Rollen außer Kontrolle geriet und außerhalb des Platzes aufschlug. Flugkapitän Peter wurde getötet. Am 22. Dezember startete die He 162 M2 (Werk-Nr. 200002) unter der Führung von Dipl.-Ing. Carl Francke, dem damaligen Technischen Direktor des Wiener Heinkel-Werkes, zu ihrem Erstflug. Die He 162 M3 erfuhr in der Zwischenzeit einige notwendige Änderungen, zu denen neben einer Abwinklung der Flügelrandkappen nach unten auch eine geringfügige Vergrößerung der Seitenleitwerke gehörte. Damit sollte das nervöse Flugverhalten verbessert werden. Ferner war in der Rumpfspitze oberhalb des Bugfahrwerks die Mitnahme von Ballast möglich, um den Schwerpunkt etwas nach vorn verlagern zu können. Der Erstflug erfolgte am 16. Januar 1945, zwei Tage nachdem in Rostock die erste He 162 (noch mit nicht verstärkten Flügeln) abgehoben hatte. Als He 162 A-1 galt die M5 (Werk-Nr. 200005), die als Bruchzelle für statische Versuche diente und nicht flog. Die He 162 A-2 (M6, Werk-Nr. 200006) flog am 23. Januar 1945 zum ersten Mal. Mit ihr führte man im Rahmen der Flugeigenschaftserprobung Versuche zur Optimierung der Ruderkräfte durch. Sie war als letzte He 162 mit zwei MK 108 bewaffnet und ging bei ihrem elften Flug am 4. Februar 1945 durch Absturz verloren. Zu diesem Zeitpunkt hatte es gerade einmal 29 Flüge mit der He 162 in Wien gegeben. Ausgangsmuster für die Baureihe A-1 war die unbewaffnete He 162 M7 (Werk-Nr. 200007). Sie wurde in erster Linie für Flatterversuche verwendet und war mit einem Sicherheits-Bremsschirm ausgestattet. Als Alternative zur MK 108 waren zwei 20-mm-Kanonen des leichteren Typs MG 151/20 vorgesehen. Die M8 (Werk-Nr. 200008) erhielt als erste He 162 zwei dieser Kanonen. Wegen der Kriegssituation begann die Fertigung der He 162 parallel zur Flugerprobung. Für die Endmontage waren die Werke Heinkel-Nord in Rostock-Marienehe, Heinkel-Süd in Hinterbrühl bei Wien und Junkers in Bernburg sowie die Mittelwerke in Nordhausen vorgesehen. Mehrere der ersten Serienmaschinen wurden für die verschiedensten Versuchszwecke herangezogen. Die Tests erfolgten bei den in Marienehe gefertigten He 162 in Ludwigslust, Parchim und Rechlin, während die in Hinterbrühl produzierten Maschinen auf Flugplätzen im Großraum Wien erprobt wurden.“[2]
Technische Daten
Die am 12. September 1944 errechneten technischen Daten mit 2500 kg Gewicht waren:
- Spannweite: 7,20 m (7,00 m / 8,20 m)
- die Berechnungen spielten noch mit den Varianten 7 m und 8,20 m
- Länge: 8,00 m
- Fläche: 10,00 m²
- Gewicht: 2.525 kg (mit einer MK 108)
- Gewicht: 2.635 kg (mit zwei MK 108)
- Höchstgeschwindigkeit: 850 km/h
- Landegeschwindigkeit: 154 km/h
- Steigrate: in Bodennähe 17 m/s, in 9.800 m Höhe 4 m/s
- Reichweite: 610 km
- Flugdauer: 22 min
- Startstrecke: 570 m
Siehe auch
Literatur
- Heinkel – Anlauf-Bericht He 162 Nr. 5 – Geheime Mappe – Unterbau in der Seegrotte bei Wien (Vorschau und Möglichkeit zum Herunterladen als PDF-Datei)
- Peter Müller: Heinkel He 162 „Volksjäger“ – Letzter Versuch der Luftwaffe, Müller History Facts, Andelfingen 2006, ISBN 3-9522968-0-5
Verweise
- Heinkel He 162, Lexikon der Wehrmacht
- Bilder bei luftarchiv.de
- Bilder und technische Daten (englischsprachig)