Hilfswilliger
Als Hilfswilliger, kurz HIWI (auch HiWi oder Hiwi), wurden während des Zweiten Weltkrieges innerhalb der Wehrmacht die mindestens 600.000 Hilfskräfte aus den Reihen der Bevölkerung in den besetzten Ländern bezeichnet, die freiwillig auf Seiten der Deutschen zu kämpfen bereit waren. Die deutschen Landser und die Hiwis fanden ein denkbar gutes Verhältnis zueinander. Soweit sie nach Kriegsende in sowjetische Hände fielen, waren ihnen Liquidierung, zumindest aber Straflager und Zwangsarbeit sicher.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Nach dem Unternehmen „Barbarossa“ 1941 bestand in den Reihen der nicht-russischen Völker Sowjet-Rußlands eine große Bereitschaft, an der Seite der Deutschen gegen die Sowjetunion zu kämpfen. Viele Angehörige von nicht-russischen Völkern der Sowjetunion, aber auch Teile der russischen Bevölkerung, betrachteten die Deutschen als Befreier von der stalinistischen Herrschaft und waren bereit, als sogenannte „fremdvölkische“ Hilfskräfte in den Reihen der Deutschen Wehrmacht gegen die Sowjetunion zu kämpfen. Diese „Willigen“ entstammten sowohl Teilen der Zivilbevölkerung, als auch den Reihen der sowjetischen Kriegsgefangenen, für die sich hier eine Möglichkeit bot, gegen den verhaßten Bolschewismus zu kämpfen, sowie den schlechten Bedingungen in den Kriegsgefangenenlagern zu entkommen. Geschätzte 800.000 bis 1 Million Bewohner der Sowjetunion dienten als Hilfswillige und Freiwillige in Verbänden der Wehrmacht, ca. 200.000 waren innerhalb des Polizeidienstes tätig. Weitere hunderttausende sowjetische Bürger arbeiteten für die Besatzungsmacht, beispielsweise in deutschen Verwaltungsstellen, Wirtschaftsbetrieben oder innerhalb der Reichsbahn.
- „Viele Gefangene meldeten sich zum Dienst bei unseren Truppen, teils aus Erbitterung über die sowjetische Führung, die sie ins Feuer gehetzt hatte, teils um dem Gefangenenlager zu entgehen. Der Truppe kamen diese Meldungen nicht ungelegen. Sie hatte in den vergangenen Tagen und Wochen erhebliche Verluste erlitten, wieder mußten deshalb die Trosse ausgekämmt werden. Nun konnten ‚Hilfswillige‘ Troßdienste tun, Verpflegung nach vorne und Verwundete rückwärts bringen. Und das Erstaunlichste geschah: Diese struppigen ehemaligen Rotarmisten, die noch kurz erbittert gekämpft haben, erwiesen sich meist als tüchtige Helfer. Wenn sie nur anständig behandelt wurden, haben sie sich mit ganz geringen Ausnahmen zuverlässig bewährt und unsere Achtung und Anerkennung erworben.“ — Geschichte der 198. Infanterie-Division[2]
Während die Hiwis zunächst nur unbewaffnete Hilfsdienste für die deutsche Besatzungsmacht leisteten, führte der aus Sicht der Wehrmachtsführung ungünstige Kriegsverlauf und der sowjetische „Totale Krieg“, worunter vor allem eine exzessive Partisanentätigkeit hinter den deutschen Linien zu verstehen wäre, dazu, diese immer mehr in den bewaffneten Kampf einzugliedern. Eingesetzt wurden Hiwis jedoch weniger in Kämpfen direkt an der Frontline gegen die Rote Armee, sondern vor allem hinter der Front, im Rahmen der Bandenbekämpfung und dem Schutz vor Sabotageaktionen.
1943 wurden aus Teilen der „Hilfswilligen“ schließlich die „Freiwilligenverbände“ der Ostlegionen formiert. Doch erst 1944 war die Verzweiflung über die militärische Lage auf deutscher Seite so groß, daß man den zu Anfang bei den „Hilfswilligen“ sehr stark vorhandenen, zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits erheblich nachlassenden Widerstandswillen gegen die Sowjetunion in einer Russischen Befreiungsarmee (ROA, Wlassow-Armee) bündelte.
Welche Rolle diese Hilfswilligen in späteren Kriegsjahren spielten, unterstreicht z. B. eine Stärkemeldung der 18. Armee vom 1. Juni 1944, in der ausdrücklich auf die Hilfswilligen hingewiesen wird:
- Ist-Stärke: 195.303 Soldaten, 13.560 Hilfswillige; Gefallen: 3.269 Soldaten, 10.659 Hilfswillige.
Bildergalerie
Hilfswilliger der Wehrmacht an der Ostfront mit Stielhandgranate
Mit Sturmabzeichen ausgezeichnete stolze sowjetische Freiwillige der Wehrmacht mit Angehörigen in der Sowjetunion (Bild: Propaganda-Kompanie 501). Wie noch bis 1943 üblich, trugen auch kämpfende Hilfswillige oft noch ihre ehemaligen Uniformen, z. B. der Roten Armee.
Ukrainische Hiwis bzw. Freiwillige der Wehrmacht, 15. Juli 1942
Siehe auch
- Ostarbeiter
- Wehrmachthelferin
- Ausländische Freiwillige der Wehrmacht
- Ausländische Freiwillige der Waffen-SS