Ausländische Freiwillige der Wehrmacht
Ausländische Freiwillige der Wehrmacht waren militärische Einheiten im Zweiten Weltkrieg, die aus Angehörigen fremder Staaten gebildet wurden und die in der Wehrmacht dienten. Ihre Soldaten stammten aus neutralen und verbündeten Ländern oder solchen, die vom Deutschen Reich aus präventivkriegstaktischen Gründen besetzt worden waren.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Nach dem Wehrgesetz vom 21. Mai 1935 durften nur Soldaten „arischer Abstammung“ dienen, im Wehrgesetz vom 26. Juni 1936 wurde im § 15 des Wehrgesetzes die Arier-Klausel gelöscht, nun durften auch „Nicht-Arier“ dienen, auch „jüdische Mischlinge“ konnten in der Wehrmacht dienen, aber nicht Vorgesetzte sein. Ab 1939 konnten auch „Ausländer“, die als „Volksdeutsche“ eingestuft wurden, dienen, ab 1941 offiziell auch Ausländer im allgemeinen.[2] Auch ausländische Frauen wurden verpflichtet, ihre Zahl ist nicht bekannt.[3]
Insoweit die Soldaten die Staatsangehörigkeit von Kriegsgegnern Deutschlands besaßen, wird dieser Dienst in der Wehrmacht als „militärische Kollaboration“ bezeichnet. Alleine in den Ostlegionen der Wehrmacht (Kalmücken, Aserbaidschanern, Nordkaukasiern, Armeniern, Georgiern, Turkestanern, Krimtataren und Wolgatataren), in der Wlassow-Armee und in anderen Einheiten dienten zusammen etwa 1.000.000 Sowjetbürger. Auch bei der Waffen-SS gab es Hundertausende Freiwillige (→ Ausländische Freiwillige der Waffen-SS).
Ausländische Verbündete und Freiwillige der Wehrmacht
Gemeinsam mit der Wehrmacht kämpften im Zweiten Weltkrieg Truppenteile unterschiedlicher Stärke folgender Staaten:[5]
- Italien (als Waffenbrüder bis Juli 1943 (Fall Achse); danach Italienische Waffen-SS bis 1945)
- Finnland (bis Februar 1944), darunter 350 VS-Amerikaner finnischer Abstammung der „Finnisch-amerikanischen Legion“ (Amerikanuomalainen). Die ASL bestand aus 2 Kompanien.
- Rumänien (bis 23. August 1944, freiwillige Legionäre der „Eisernen Garde“ bis Mai 1945)
- Ungarn (bis Ende 1944, bis Februar 1945 in Budapest bei der Schlacht um Ofen-Pest)
- Slowakei (bis Anfang 1945)
- Bulgarien (bis September 1944)
- Kroatien (Kroatische Legion; bis Anfang 1945)
- Sowjetunion, etwa 4- bis 600.000 in u. a. der Russischen Befreiungsarmee, Ostlegionen, Polizei und weitere Sonderverbände (der Wehrmacht in operativen Fragen unterstellt)
- Spanien (Freiwillige; ab den Kämpfen um Leningrad 1942 → Blaue Division)
Sonstige Truppen
- Volksdeutsche und ausländische Freiwillige
- etwa 600.000 Hilfswillige
- unter anderem Soldaten der Roten Armee und ethnische Minderheiten in der Sowjetunion
- Indien (Legion „Freies Indien“)
- Naher Osten (Legion „Freies Arabien“)
- Nordgermanien und Balten
- Georgien (1941 bis 1945, 30.000 bis 40.000 → Georgische Legion)
Ausländer bei der Kriegsmarine und Luftwaffe
Nicht nur im Heer dienten Massen von Ausländern, auch die Kriegsmarine bediente sich der Möglichkeit von Freiwilligen. Die Anzahl der ausländischen Freiwilligen der Kriegsmarine lag bei etwa 10.000. Diese Marineangehörigen trugen die blaue bzw. feldgraue Uniform der jeweiligen Einheit der Kriegsmarine, in die sie eingegliedert waren, allerdings ergänzt um ein Ärmelschild und (für die sogenannten Ostfreiwilligen) eine Landeskokarde statt der deutschen Kokarde.
Es wurden Ärmelabzeichen für Dänen, Flamen, Wallonen, Niederländer, Spanier, Finnen, Esten, Letten, Franzosen, Kroaten, Galizier, Kaukasier und Ukrainer ausgegeben. Als einzige geschlossene Marineeinheit von ausländischen Marinefreiwilligen gab es eine kroatische Marinelegion in Bataillonsstärke, die mit gut 1.000 Mann und erbeuteten sowjetischen Kleinfahrzeugen am Schwarzen Meer für Sicherungsaufgaben eingesetzt wurde.
Weiter existierte noch eine ca. 1.500 Mann umfassende dänische Marinewacheinheit, die es eine eigene Uniformierung aus Beständen der Landespolizei gab. Für den Marinestützpunkt La Pallice (u. a. mit einem U-Boot-Bunker) wurde Anfang 1943 eine ca. 300 Mann starke französische Kriegsmarinewerftpolizei geschaffen, die eine ähnliche Uniform wie die Dänen trugen. Neben einem Hoheitszeichen ähnlich dem der Polizei am linken Oberarm wurde am rechten Ärmel ein französisches Wappenschild getragen.[6]
Auch die Luftwaffe hatte zahlreiche Freiwillige vom Flugzeugführer bis zum Wachsoldaten der Fliegerhorste. Hier ein repräsentatives Beispiel: Einer der germanophilsten Dänen war Poul Sommer, ein Leutnant und Marineflieger der Königlichen Dänischen Luftwaffe, der sich (mit sechs weiteren dänischen Jagdfliegern und einem Kampfflieger) zur deutschen Luftwaffe meldete. Er kämpfte im Jagdgeschwader 54 an der Ostfront, wo er mehrere feindliche Flugzeuge abschoß. Später wurde er zum Jagdgeschwader 27 nach Sizilien kommandiert, wo er weitere Erfolge zu verzeichnen hatte. Nach seiner Rückkehr nach Dänemark war er für die Schaffung einer Wacheinheit verantwortlich, die die Flugplätze und Einrichtungen der Luftwaffe in Dänemark schützen sollte.
Diese Einheit war das „Vagtkorpset det tyske Luftvaaben i Danmark“ (Wachkorps der deutschen Luftwaffe in Dänemark). Dieses wurde üblicherweise „Sommers Vagtkorps“ genannt. Die Angehörigen dieses Wachkorps trugen die blau-grauen Uniformen der deutschen Luftwaffe. Wie üblich waren die Offiziere meist Deutsche. Im Februar 1944 eröffnete die Einheit seine eigene Korps-Schule (Korpset Skole) in Jonstrup. Insgesamt beinhaltete das Korps 1.200 Mann, aufgeteilt in fünf Kompanien (eine in Kopenhagen und die anderen auf Flugfeldern in ganz Dänemark verteilt).
Weitere Einheiten (Auswahl)
- Légion des volontaires français contre le bolchévisme
- 1. Kosaken-Division
- XV. Kosaken-Kavallerie-Korps
- Deutsch-Arabische Legion
- Division „Weißer Adler“
- Legion „Freies Arabien“
- Sonderverband „Bergmann“
Siehe auch
- Die Brandenburger (Spezialeinheit)
- Sonderverband 288
- Reichsneger
- Bewertung der Armeen
- Ausländische Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges
Archiv (1. November 2018)
Bildergalerie
Soldaten der Turkistanischen Legion in Frankreich beim Schach; Ende 1944 dem Osttürkischen Waffen-Verband der SS zugeführt.
General der Kavallerie Philipp Kleffel begrüßt ausländische Freiwillige der Wehrmacht aus Spanien von der Blauen Division.
Wolga-Tartaren beim Vorbeimarsch
Deutsche Landser und ihre schwarzen Hilfskräfte im Zweiten Weltkrieg
Dunkelhäutiger ausländischer Freiwilliger der Wehrmacht mit EK 2, Infanterie-Sturmabzeichen, Ostmedaille und Verwundetenabzeichen
Freiwilliger der Wehrmacht in Splittertarn
Asiatische Freiwillige des Ost-Bataillons 43[7] nach der Gefangennahme durch die United States Navy in der Normandie
Freiwillige der Wehrmacht aus Asien
Nationale Feierstunde der Zentrale Freies Indien (Azad Hind) in Berlin im November 1943 anläßlich der Gründung der Provisorischen Indischen Nationalregierung durch Subhas Chandra Bose. Staatssekretär Wilhelm Keppler spricht.
Inspektion einer Kompanie der Legion „Freies Indien“ mit deutschen Führern in Frankreich, 1944
Ein Bild der Kameradschaft, das von der Nachkriegsgeschichte gerne verleugnet wird
Mit Sturmabzeichen ausgezeichnete stolze sowjetische Freiwillige der Wehrmacht mit Angehörigen in der Sowjetunion
Ukrainische Freiwillige der Wehrmacht an der Ostfront, 15. Juli 1942
Ritterkreuzverleihungszeremonie für Generalleutnant Augustin Munos-Grande
Frewillige des Sonderverbandes „Bergmann“
Literatur
- Franz W. Seidler: Avantgarde für Europa: Ausländische Freiwillige in Wehrmacht und Waffen-SS[8], Pour le Mérite – Verlag für Militärgeschichte (2004), ISBN 978-3932381263
- Rolf-Dieter Müller: An der Seite der Wehrmacht – Hitlers ausländische Helfer beim „Kreuzzug gegen den Bolschewismus“ 1941–1945, Ch. Links Verlag (2007), ISBN 978-3861534488