Forßmann, Werner
Werner Theodor Otto Forßmann ( 29. August 1904 in Berlin; 1. Juni 1979 in Schopfheim, Schwarzwald) war ein deutscher Arzt und Hochschullehrer. Praktizierend als Chirurg und Urologe, legte er die wissenschaftlichen Grundlagen für die Herzkatheterisierung und führte sie 1929 mit einem hochriskanten Selbstversuch als medizinische Untersuchungsmethode ein. 27 Jahre später – 1956 – erhielt er für das revolutionäre Verfahren zur Diagnostik von Herzerkrankungen den Nobelpreis für Medizin.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Werner Forßmann war das einzige Kind des Rechtswissenschaftlers Julius Forßmann und dessen Frau Emmy, geb. Hindenberg. Er legte die Reifeprüfung am humanistischen Askanischen Gymnasium in Tempelhof ab. Das Medizinstudium schloß er 1928 in Berlin mit dem Staatsexamen ab. Anschließend wurde er Assistenzarzt am Auguste-Viktoria-Krankenhaus Eberswalde.
Wirken
Hier führte er – als 25jähriger – 1929 die erste publizierte und über ein Röntgenbild dokumentierte Rechtsherzkatheterisierung beim Menschen an sich selbst durch. Er nutzte den Zugang über die rechte Vena cephalica, eine große Blutader an der Außenseite des Oberarms. Von dort schob er den Katheter 65 Zentimeter weit bis in die rechte Herzkammer und führte ihn durch die Oberarmvene in die Vena subclavia und von dort durch die Vena brachiocephalica und die obere Hohlvene in den rechten Herzvorhof. Dies dokumentierte er mit einer Röntgenaufnahme, für die er mit dem eingeführten Katheter in den Röntgenkeller der Klinik ging und mit Hilfe einer Röntgenschwester ein Bild von dem Schlauch in der rechten Herzkammer machte.
1929 wechselte er an die Berliner Charité und war dort eine Zeitlang unter dem Chirurgen und späteren Träger des Nationalpreises für Kunst und Wissenschaft[1] Ferdinand Sauerbruch tätig. Das von ihm entwickelte Verfahren wurde für seine Habilitation nicht anerkannt. Die Zusammenarbeit mit Sauerbruch gestaltete sich als unfruchtbar und problembehaftet, so daß Werner Forßmann an die Klinik Eberswalde zurückkehrte, wo er die Grundlagen der modernen Gefäßdarstellung ausarbeitete. Wenige Jahre nach seinem erfolgreichen Selbstversuch zeigte Werner Forßmann auch auf, daß Kontrastmittel im Herzen des Menschen gefahrlos angewendet werden können. Dies wurde zur Basis der modernen Herzdiagnostik.
Erst 1939 wurden seine Untersuchungsmethoden von zwei US-amerikanischen Wissenschaftlern aufgegriffen und zu einem wichtigen diagnostischen Verfahren der klinischen Praxis weiterentwickelt. Forßmann war seit 1931 unter anderem an der Berliner Charité, am Städtischen Krankenhaus Mainz, an der Chirurgischen Klinik Dresden (1935–38) und an der 3. Chirurgischen Universitätsklinik des Berliner Robert-Koch-Krankenhauses tätig.
Zweiter Weltkrieg
In dem von England 1939 entfesselten europäischen Krieg, den die in den USA tonangebenden Kreise durch Kriegseintritt des Landes zum Weltkrieg machten, diente Werner Forßmann seinem Land als Sanitätsoffizier.
Nachkriegszeit
Nach dem Zusammenbruch und Kriegsgefangenschaft arbeitete er dann in der urologischen Praxis seiner Frau und war von 1958 bis 1970 Chefarzt der Chirurgischen Abteilung des Evangelischen Krankenhauses in Düsseldorf. Er wirkte als Honorarprofessor an der Universität Mainz (1956) und der Medizinischen Akademie Düsseldorf (1964). 1972 veröffentlichte er das Buch Vorstoß ins Herz.
Nobelpreis für Medizin
Werner Forßmann erhielt für die Entdeckungen zur Herzkatheterisierung und zu den pathologischen Veränderungen im Kreislaufsystem 1956 den Nobelpreis für Medizin. Mit ihm ausgezeichnet wurden André Frédéric Cournand und Dickinson Woodruff Richards.
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- Leibniz-Medaille der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1954
- Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband
- Ehrendoktor der Medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin, 1977
- 1991 wurde das Eberswalder Krankenhaus (Berlin) in Werner-Forßmann-Krankenhaus umbenannt.
Siehe auch
Biographische Veröffentlichungen
- Selbstversuch – Erinnerungen eines Chirurgen, Droste Verlag, Düsseldorf 1972, ISBN 3-7700-0313-6
- Offizieller Lebenslauf von Werner Forßmann auf den Seiten der Nobelstiftung
Literatur
- Menno Aden: Kulturgeschichte der großen deutschen Erfindungen und Entdeckungen: Ein Lesebuch über 800 Jahre Innovation aus deutschen Landen, IFB-Verlag, 2019, ISBN 978-3942409872 [628 S.]
Fußnoten
- Geboren 1904
- Gestorben 1979
- Person Berlin
- Deutscher Erfinder
- Deutscher Hochschullehrer
- Deutscher Urologe
- Deutscher Chirurg
- Deutscher Nobelpreisträger
- Träger des Nobelpreises für Medizin
- Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften
- Sanitätsoffizier (Deutsches Reich)
- Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern und Schulterband
- Hochschullehrer (Universität Mainz)
- Hochschullehrer (Düsseldorf)
- Kriegsgefangener