West, Mae

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Mae West (Aufnahme: 1934)

Mary „Mae“ Jane West (geb. 17. August 1893 in Brooklyn, Neu York; gest. 22. November 1980 in Hollywood) war eine VS-amerikanische Diva und Filmschauspielerin und Drehbuchautorin.

Leben

1932 hatte es bei den amerikanischen Filmpublikum ein Geschmackswandel eingesetzt, der als Folge des Tonfilms zu buchen war. Damals erhielt Marie Dreßler bei der jährlichen Rundfrage die meisten Stimmen, und der Kassenerfolg ihrer Filme lag bedeutend höher als der eines anderen Filmsterns. Die Zuschauer entschieden sich mit dieser Einschätzung für die wahre Schauspielkunst und gaben den Preis nicht mehr, wie ehedem, einem reizvollen jungen Mädchen, sondern einer vierschrotigen Sechzigjährigen, die betont derb und unelegant auftrat. Bis dahin war es Gesetz in Hollywood gewesen, daß die Hauptrolle eines Films allein der jugendlichen Liebhaberin zugeteilt werden durfte, ältere Personen fanden nur als Charakterdarsteller in Episodenfiguren Verwendung. Marie Dreßler wurde auch nicht, wie ehedem Mary Carr in Stummfilmen, als gütige, freilich im Bilde viel zu alte Mutter ganz junger Kinder dargestellt, sondern als Frau von unbestimmtem Alter, die das Recht, Anteil am Leben der neuen Generation zu haben, mit ebensoviel Zähigkeit wie Erfolg erkämpfte. Zu dieser Zeit erschien auf der amerikanischen Leinwand ein neuer Stern, dessen Anerkennung einen weiteren Schritt auf diesem Wege bedeutet. Mae West, deren Filme mit den größten Erfolgen gespielt wurden. Erst mit knapp 40 Jahren startete Mae West ihre Hollywood-Karriere als Leinwanddarstellerin, ein solches Alter hatte es bisher für einen amerikanischen Filmstern noch nicht gegeben[1].

Als Mary Pickford und Lillian Gish auf der Halle ihres Ruhmes standen, spielten sie nur junge, den Kinderschuhen kaum entwachsene Mädchen, wenn sie nicht sogar Kinder darstellten, hilflose Geschöpfe, die von der brutalen Außenwelt zertreten wurden. Ihnen eiferte eine Schar jüngerer Darstellerinnen nach, die Schönheit und Jugend zum Wettbewerb mitbrachten und sich durch diese vergänglichen Eigenschaften einige Jahre im Vordergrund halten konnten. Namen wie Edna Purviance, Mary Miles Minter, Agnes Ayres, Lois Wilson, Blanche Sweet sind heute völlig vergessen. Neben diesen blutjungen Schauspielerinnen konnte sich die Darstellerin im mittleren Alter nicht behaupten, sie wurde von der Filmhandlung auch nicht benötigt, denn Schicksal gab der amerikanische Film nur insofern, als er die Erlebnisse der Hauptdarsteller bis zur Heirat zeigte. Die Überwindung jener Schwierigkeiten, die sich diesem Ziel entgegenstellten und die nicht selten nur durch eine Reihe von Sensationseffekten bewältigt werden konnten, bildete den Kern der alten amerikanischen Filmhandlung.

Seit Mae West das Publikum erobert hatte, waren die Probleme der Filmhandlung mannigfacher geworden. Auch äußerlich hatte sich ein Umschwung vollzogen, denn Mae West, die von der Bühne kam und die daselbst durch den Realismus ihrer Darstellung Aufsehen erregte, verkörpert nicht mehr das Ideal der absoluten Schlankheit, sondern war jenem Frauentyp vergleichbar, der um die Jahrhundertwende des 19. Jahrhunderts auf den Bühnen herrschte — Mae West war vollschlank. Für den Sieg dieser Schauspielerin waren viele Amerikanerinnen dankbar, alle jene, die sich dem Modeideal der Magerkeit anzupassen versuchten, die aber nur durch Hungerkuren die vorgeschriebene Linie einhalten konnten und sich im Grunde recht unglücklich fühlten, daß sie viele Tafelfreuden vorübergehen lassen mußten.

Mae West setzte sich im Film wie auf der Bühne mit Hilfe ihres rücksichtlosen Temperaments durch. Sie war eine Volksschauspielerin, die ihre Herkunft aus einfachen Kreisen nicht verleugnete und trotz eleganter Aufmachung, immer die Tochter eines Ringkämpfers blieb. Aber weil sie echtes Bühnenblut besaß und eine große Komodiantin war, deshalb gelang es ihr, das Filmpublikum mit ihrem Typ als Zeiterscheinung zu erobern.

1936/37 wurde die Schauspielerin die Zielscheibe einer Hetzkampagne des Pressemoguls William Randolph Hearst. Als der Film „Every Day’s A Holiday“ (1938) von der Kritik verrissen wurde, trennte sich die Filmgesellschaft Paramount im gleichen Jahr von ihrem Star. In den 1940ern drehte Mae West nur noch zwei Filme, für Universal stand sie mit W.C. Fields in der Westernkomödie „Mein kleiner Gockel“ (1940, „My Little Chickadee“) vor der Kamera, das Drehbuch hatten Mae West und W.C. Fields geschrieben.

Sie kehrte zum Theater zurück, brachte 1944 das von ihr verfasste Stück „Katharina die Große“ in Neu York auf die Bühne und ging ein Jahr später damit auf Tornee. Mitte der 1950er Jahre gab sie in den VSA Gastspiele, außerdem war sie Gaststar in Fernseh-Serien und spielte Schallplatten ein; ihre besten Songs veröffentlichte sie 1955 mit dem Album „The Fabulous Mae West“.

Die üppige Blondine verkörperte den lebenslustigen, leicht aggressiven Vamp als Kontrast zur prüden amerikanischen Gesellschaft. Tabus akzeptierte sie nicht, mit Zensoren und Frauenvereinen stand sie stets auf Kriegsfuß, dennoch verdiente sie 1935 das zweitgrößte Privateinkommen, direkt nach dem Verleger und Medien-Tycoon William E. Hearst. Denn Mae West, neben Theda Bara und Jean Harlow „der“ Vamp des amerikanischen Kinos, war ein Kassenmagnet, gewiefte Geschäftsfrau und einfallreiche Autorin. Sie selbst bezeichnete sich als die größte Leinwandpersönlichkeit seit Rudolph Valentino, die Amerikaner nannten sie respektlos die „Statue of Libido“ und die amerikanischen Fernsehausstrahlungen ihrer Filme aus den 1930er, 1940er Jahren brachten bis ins hohe Alter Fan-Post von 200 Briefen pro Woche.

1970 trat sie 78-Jährig noch einmal in dem Transvestitendrama „Myra Breckenridge“ (Myra Breckinridge – Mann oder Frau?) auf, einem unglaublichen Filmdesaster von Michael Sarne, laut Kritikermeinung einer der schlechtesten Filme aller Zeiten. Mit 85 Jahren kehrte die trotz des hohen Alters immer noch jugendlich wirkende Mae West in „Sextette“ (1978) an der Seite von Tony Curtis, Timothy Dalton und den Rockstars Keith Moon und Alice Cooper erneut auf die Leinwand zurück und parodierte sich in diesem Streifen, der an der Kinokasse zum Flop wurde, selbst.

Mae West, das Sex-Symbol der 1930er Jahre, starb am 22. November 1980 im Alter von 88 Jahren in ihrem Heim in Hollywood an den Folgen eines Schlaganfalls. Bereits im Spätsommer 1980 hatte sie, bedingt durch einen Sturz mit einer schweren Gehirnerschütterung einen ersten Schlaganfall erlitten. Die letzte Ruhe fand sie auf dem „Cypress Hill Cemetery“ in Neu York Stadt.

Filmographie

  • 1932: Night After Night
  • 1933: Sie tat ihm unrecht (She Done Him Wrong)
  • 1933: Ich bin kein Engel (I’m No Angel)
  • 1934: Belle of the Nineties
  • 1935: Goin' to Town
  • 1936: Klondike Annie
  • 1936: Auf in den Westen (Go West Young Man)
  • 1937: Every Day’s a Holiday
  • 1940: Mein kleiner Gockel (My Little Chickadee)
  • 1943: The Heat’s On
  • 1970: Myra Breckinridge
  • 1978: Sextette

Schriften

  • 1959: Goodness Had Nothing to Do With It
  • 1967: The Wit and Wisdom of Mae West

Fußnoten