Riehl, Wilhelm Heinrich

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Wilhelm Heinrich von Riehl, Verfechter der „germanischen Waldfreiheit“: „Der Wald allein läßt uns Kulturmenschen noch den Traum einer von der Polizeiaufsicht unberührten persönlichen Freiheit genießen.“ In: Land und Leute

Wilhelm Heinrich Riehl, ab 1883 von Riehl (Lebensrune.png 6. Mai 1823 in Biebrich; Todesrune.png 16. November 1897 in München) war ein deutscher Journalist, Novellist und Kulturhistoriker. In seinen Werken betonte er früh soziale Strukturen und gewann so Einfluß auf die Entwicklung der Volkskunde im 19. Jahrhundert, als deren wissenschaftlicher Begründer er gilt.

Leben

Sein 40. Todestag, am 16. November 1937, gab besonderen Anlaß, dieses hervorragenden Mannes und seines Werkes zu gedenken, der 1823 in Biebrich bei Wiesbaden geboren wurde. Übereinstimmend wurde die gegenwartsnahe Bedeutung Riehls festgestellt und der Wert seines Werkes für das nationalsozialistische Deutschland betont. Wilhelm Heinrich Riehl hat mit seinem Lebenswerk in reichstem Maße erfüllt, was er sich als 21jähriger vorgenommen hatte. Er gab 1844 das von seiner alleinstehenden Mutter und mit schwersten Opfern ermöglichten Theologiestudium auf, um sich ganz dem bis dahin noch unbekannten „Studium des deutschen Volkes und seiner Gesittung“ zu widmen. Riehl hat sich mit dieser Arbeit unschätzbare Verdienste um die deutsche Volksforschung erworben. Sie zählen ihn zu jenen Männern des 19. Jahrhunderts, deren Bedeutung erst im dritten Reich ganz verstanden und voll gewürdigt wurde.

Auf weiten Fußwanderungen, die durch ganz Deutschland führten, hatte Riehl, „der Wanderer des 19. Jahrhunderts“, sich jene gründliche Kenntnis vom deutschen Volk und Land erworben, die eine Voraussetzung seines Werkes bildete und dieses lebendig machte. Er wurde so vom Wanderer durchs Land zum sehenden Wanderer durch das Leben und den Geist des deutschen Volkes. Sein Ziel wurde „das Studium des deutschen Volkes und die Ergründung der Naturgesetze des Volkslebens“. Nach der anfänglich freudigen Aufnahme seiner Werke wurde die Kluft immer größer, die Riehl vom Geiste des ausgehenden 19. Jahrhunderts trennte. Der hemmungslose Fortschrittstaumel, die von fremden Werten zielbewußt geschürte und geführte Zersetzung des deutschen Lebens ging auch über Riehls Werk, über sein strenges, volkshaftes Denken instinktlos und kalt hinweg. Der Liberalismus leugnet jegliche völkischen Kräfte und Bindungen, denen Riehl das Wort gesprochen hatte.

Viele Arbeitsgebiete waren sehr vielseitig. Seit 1845 war er Schriftleiter in Frankfurt am Main, Karlsruhe, Wiesbaden und Augsburg. Im Jahre 1854 wurde er Professor der Staatswissenschaften und 1859 für Kulturgeschichte an der Universität München, seit 1885 dann auch Direktor des bayerischen Nationalmuseums und General Konservator der Kunstdenkmäler und Altertümer Bayerns. Er nannte seine Arbeit eine Beschäftigung mit „sozialer Volkskunde“, „Kulturstudien“ und „Dichterische Gestaltung“.

So verschieden die Gebiete scheinbar auch waren, auf denen Riehl arbeitete, so tragen doch alle seine Arbeiten ein gemeinsames, kennzeichnendes Merkmal: die nahe Verbindung zum Volke!

Volkskunde, Kunst- und Kulturgeschichte, Volkswirtschaft, Philosophie, Musik, Religion, musikgeschichtliche und novellelische Arbeiten wachsen hier zu jener „harmonischen Totalität des Wissenfeldes“ zusammen, von der Riehl selbst einmal sprach, und die bei ihm in Volk und Volkstum ständig ihrem gemeinsamen und beherrschenden Mittelpunkt fanden. Riehl hat mit seinem Werke in einer Zeit, da Volk und Wissenschaft bereits in verhängnisvoller Weise voneinander entfernt worden waren, ein Beispiel volksverbundener Wissenschaft gegeben, das auch heute noch vorbildlich ist. Zu diesem ersten Wesensmerkmal des Riehlischen Werkes gesellt sich ein zweites, das entscheidend war für Riehls Stellung in der geschichtlichen Entwicklung der deutschen Volkstumswissenschaft: die bewußte Hinkehr zur Gegenwart und Aufgaben, diese politische Zielsetzung, die manchmal fast als ein Versuch politischer Willensbildung erscheint.

Die hier nur ganz kurz mögliche Behandlung einiger Teilgebiete werden die angeführten Grundgedanken zu der Lebensarbeit dieses großen Forschers noch deutlicher hervortreten lassen. Aus der deutschen Volkskunde ist Wilhelm Heinrich Riehl jedenfalls heute nicht mehr wegzudenken, seine Bedeutung als einer ihrer entscheidenden Wegbereiter und Mitgründer steht endgültig fest.

So fand beispielsweise die grundlegende Forderung Riehls erst im dritten Reich ihre restlose Erfüllung, nachdem konfessionelle oder liberale Interessen und Vorteile sich nicht mehr wie bisher entgegenstellen konnten:

„Die Volkskunde ist gar nicht als Wissenschaft denkbar, solange sie nicht den Mittelpunkt ihrer zerstreuten Untersuchung in der Idee der Nation gefunden hat.“

Riehl wollte aber diese Volkstumsarbeit nicht als eine unverbindliche und vielleicht rührselige Beschäftigung mit Altertümern betrachtet wissen, sondern stellte entscheidende politische Forderungen. Er verlangte und wies den Weg von der Kenntnis zur Erkenntnis und von dieser zur politischen Tat.

Seinen Wanderungen verdankte Riehl unter anderem zu einem großen Teil seine Erkenntnis von dessen ungeheurerer politischer Bedeutung für Volk und Staat. Er erkannte in ihm den Träger der völkischen Überlieferungswelt, in dem allein noch „die Geschichte alten, deutschen Volkstum leibhaftig in die moderne Welt herüberragt“, er sah in ihm den treuesten Träger jener Werte und Bindungen, die im Liberalismus des Zweiten Reiches allenthalben angegriffen wurden, ohne die aber doch das deutsche Volk nicht leben kann. Vor allem aber erkannte Riehl im Bauerntum und in der Familie den Lebensquell des deutschen Volkes und ermaß daraus beider politischer Bedeutung.

Riehl Arbeit galt jedoch nicht nur einem Stande, sondern immer dem Volke in seiner Gesamtheit. Er wußte auch von der Notwendigkeit einer deutschen Sozialpolitik. Diese bildete sein Hauptanliegen, dem seine gesamte volkswissenschaftliche Arbeit dienen sollte. In einer für seine Zeit erstaunenswerten Sicherheit erkannte Riehl die immer drängendere soziale Frage und wußte vor allem, daß diese für den deutschen Arbeiter nicht nur in einer Lohn-, sondern mehr noch in einer Gesinnungsfrage bestand. Heimat und Gemeinschaft war ihm wiederzugeben – und deshalb forderte Riehl als einer der ersten die nationale Lösung der sozialen Frage.

Während nun die wissenschaftliche Arbeit Wilhelm Heinrich Riehls heute allgemein für die deutsche Volkskunde gewürdigt wird, sind seine Erzählungen noch in weiten Kreisen unseres Volkes völlig unbekannt. Und doch hat Riehl selbst diese sehr hoch eingeschätzt, sie sogar einmal als das Dauerhafteste bezeichnet, das er geschrieben habe, Kleinbilder deutschen Lebens, in denen das gestaltet wird, was das deutsche Volk in einem Jahrtausend seiner Geschichte bewegte.

Zu seiner politischen Einstellung schrieb Riehl in den begonnenen – in Buchform aber nie veröffentlichten – „Erinnerungen meines Lebens“:

„Allezeit eine konservative Natur, bin ich doch durch das Jahr 1848 erst bewußt konservativ geworden.“

Sonstiges

Riehl zu Ehren wurde im Jahre 1958 eine von der Handwerkskammer Düsseldorf als Stiftung gegründete Einrichtung des zweiten Bildungsweges, das Wilhelm-Heinrich-Riehl-Kolleg, nach ihm benannt.

Werke (Auswahl)

weiteres

Literatur

  • Friedrich Metz: Wilhelm Heinrich Riehl, in: Willy Andreas und Wilhelm von Scholz (Hrsg.): Die großen Deutschen. Neue Deutsche Biographie. Vier Bände, Propyläen Verlag, Berlin 1935–1937 , Bd. 4, S. 7–23

Verweise