Wille zur Macht
Der Wille zur Macht ist ein von Friedrich Nietzsche geschaffenes Schlagwort, das ihm als Leitgedanke dient, der das menschliche Streben nach Macht und Geltung als universelles (auch naturphilosophisch zu verstehendes) Erklärungsmodell behandelt. Ebenso kann es als polemisches Schlagwort gegen den christlichen „Willen zur Ohnmacht“ (d. h. gegen Scheinheiligkeit und Glorifizierung von Schwäche) gesehen werden.
Das Werk
Mit dem „Willen zur Macht“ existiert eine Sammlung von Nachlaß-Schriften Nietzsches, in denen er im Rahmen seiner detailliert ausgeführten Dekadenz-Theorie näher auf den Begriff einzugehen versucht. Diese Theorie besagt, daß der zivilisatorische Niedergang zuerst im Einzelnen entstehe durch dessen Unfähigkeit, sich Reizen entgegenzustellen, Reizen nicht nachzugeben. Zivilisatorischer Niedergang gehe – diesen Beschreibungen zufolge – deshalb immer auch einher mit der persönlichen Entscheidung zum Niedergang.
Das Nachlaßwerk Nietzsches wird heute für gewöhnlich (auch in populären Leseausgaben) rein chronologisch abgedruckt, zusammen mit Exzerpten, Küchenzetteln und privaten Merkzetteln. Die von der Schwester Nietzsches in Auftrag gegebene Nachlaß-Kompilation „Der Wille zur Macht“ gilt den meisten Forschern als „unseriöse“, ja sogar als gefälschte Fassung der Ideen Nietzsches. Tatsächlich jedoch enthält diese Sammlung, die nach einer Gliederung von Nietzsche selbst geordnet wurde, seine Ideen in systematischer Form. Das entspricht zwar faktisch und erwiesenermaßen nicht seinem Ehrgeiz als Autor (nämlich die widersprüchliche Spannung zwischen einzelnen Aphorismen als Verführungsmittel einzusetzen), es klärt aber auf über die wirklichen Anschauungen Nietzsches, die unter kulturhistorischen Überfrachtungen (→ Zarathustra-Mythos) oftmals eher unkenntlich zu werden drohen.
Nur der Kröner-Verlag (Stuttgart) druckt Nietzsches „Der Wille zur Macht“ heute noch in der geschichtlich wirksamen Fassung des frühen 20. Jahrhunderts.