Stoph, Willi

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Stoph mit Brandt 1970 in Erfurt

Willi Stoph (Lebensrune.png 9. Juli 1914 in Berlin; Todesrune.png 13. April 1999 ebenda) war ein deutscher Politiker, Opportunist und Ministerpräsident der DDR.

Leben und Wirken

Stoph stammte aus einer Arbeiterfamilie und schloß sich mit 14 Jahren dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands an. Er absolvierte eine Maurerlehre und trat 1931 der KPD bei.

Von 1935 bis 1937 leistete seinen Wehrdienst bei der Wehrmacht, arbeitete aber dennoch konspirativ gegen die nationalsozialistische Regierung. In einem ganzseitigen Artikel der Betriebsgemeinschaft Bau der Deutschen Arbeitsfront schwärmte er unter der Überschrift „Vom Bauplatz zum Kasernenhof“:

„Wer einmal beim Kommiß war und ein Manöver mitgemacht hat weiß, was wahre Volksgemeinschaft ist“ sowie
„Ein Erlebnis von bleibendem Wert war die Geburtstagsparade des Führers“.

Im Zweiten Weltkrieg diente Wiili Stoph an der Ostfront und wurde verwundet. Nach der „Befreiung“ wurden die sowjetischen Militärdiktatoren schnell auf den Opportunisten Stoph aufmerksam. Er soll nach 1945 in der UdSSR ein umfangreiches Schulungsprogramm (Politschule der KPdSU – die Lenin-Akademie und die sowjetische Frunse-Militärakademie) absolviert haben.

Stoph machte eine rasende Karriere in der SED, war maßgeblich an der Gründung des MfS beteiligt, von 1953 bis 1955 Innenminister und wurde 1956 Verteidigungsminister der DDR. Als Nachfolger von Otto Grotewohl wurde er 1964 Ministerpräsident der DDR. In den 1880er Jahren lieferten enge Verwandte von Stoph Schlagzeilen, da sie aus der DDR in die Westzone Deutschlands flüchteten.[1]

Unter fortdauerndem Druck von Flucht und Demonstrationen trat Stoph am 7. November 1989 mit der Regierung zurück. Am 8. November folgte geschlossen auch das Politbüro. Die Altherrenriege des Politbüros, darunter auch Stoph, hatte in der neuen Parteispitze keinen Platz mehr. Bis zur Neubildung der DDR-Regierung durch Hans Modrow am 13. November blieb Stoph geschäftsführend im Amt. Vor der Volkskammer bekannte er, daß der Ministerrat seine politische Verantwortung gemäß der Verfassung nicht voll wahrgenommen habe, allerdings sei seine Kompetenz wesentlich eingeschränkt gewesen. Die volle Verantwortung müsse er auch dafür übernehmen, daß versäumt worden war, die Probleme der Volkskammer vorzutragen und Lösungen vorzuschlagen. Erich Honecker und Günter Mittag bezeichnete er als die Hauptverantwortlichen für das Scheitern der bisherigen Politik. Schlagzeilen machte im November 1989 die „Entdeckung“ eines komfortablen Jagdhauses von Stoph inmitten eines Naturschutzgebietes östlich der Müritz in Mecklenburg. Da auch andere SED-Führer ähnliche Privilegien genossen, putschten diese Entdeckungen den Volkszorn auf. Nicht zuletzt deshalb wurden zahlreiche frühere Politbüromitglieder, darunter auch Honecker und Stoph, nicht nur aus dem ZK, sondern auch aus der SED/PDS ausgeschlossen.

Bereits am 8. Dezember 1989 wurden Mitglieder der alten SED-Führungsriege, darunter Stoph, in Haft genommen. Im Februar 1990 wurde Stoph jedoch aus gesundheitlichen Gründen aus der Haft entlassen. 1990 suchte Stoph politisches Asyl in der Sowjetunion – er wurde abgewiesen. Erst im Mai 1991 wurde Stoph im Zusammenhang mit den Ermittlungen wegen der Schüsse an der innerdeutschen Grenze erneut festgenommen, erhielt dann aber Mitte August 1992 mit Rücksicht auf seine angeschlagene Gesundheit (u. a. hochgradige Verkalkung) Haftverschonung.

Zwar gehörte Stoph zu den sechs Spitzenpolitikern, gegen die am 11. November 1992 vor dem Berliner Landgericht der Prozeß wegen der Todesschüsse an der Grenze und Mauer eröffnet wurde, doch wurde das Verfahren gegen Stoph wegen Verhandlungsunfähigkeit abgetrennt. Die endgültige Einstellung des Verfahrens gegen Stoph erfolgte am 21. Juli 1993. Ihm wurde eine Haftentschädigung zugebilligt. Sein Versuch, sein 1990 beschlagnahmtes Vermögen in Höhe von 388.000 Mark der DDR (rd. 200.000 D-Mark) zurückzuerhalten, blieb 1994 erfolglos.[2] Nur einen Teil durfte er zur Schuldentilgung verwenden. Als Pensionär lebte Stoph zurückgezogen bis zu seinem Tode in Berlin.

Familie

Willi Stoph ließ sich 1947 von seiner ersten Frau Marianne scheiden. Seine Sekretärin Alice, geb. Lütgens, Tochter eines Generaldirektors der DDR Handelsgesellschaft Textil, wurde seine zweite Frau. Stoph hatte vier Kinder.

Auszeichnungen

An Ehrungen hat Stoph die üblichen Auszeichnungen der DDR und sozialistischer Staaten erhalten, vom „Vaterländischen Verdienstorden in Gold“ bis zu den Ehrentiteln „Held der Arbeit“ und „Held der DDR“.

Fußnoten

  1. Prominente ohne Maske, FZ-Verlag 1986, ISBN 3924309019
  2. 13. August 1999: Führende frühere DDR-Politiker scheitern beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe mit ihrer Verfassungsbeschwerde gegen die Einziehung ihrer Ersparnisse. Die Verfassungsrichter bestätigen die Auffassung der vorgeschalteten Verwaltungsgerichte. Zu den Klägern zählten Erich Mielke, der inzwischen verstorbene Willi Stoph und die Erben von Hermann Axen.