Gussinski, Wladimir

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Wladimir Gussinski

Wladimir Alexandrowitsch Gussinski (Russisch, Владимир Александрович Гусинский; Lebensrune.png 6. Oktober 1952 in Moskau) war einer der wenigen jüdischen Oligarchen, die nicht aus der ehemaligen sowjetischen Führungsschicht stammen. Er gründete Firmen in verschiedenen Geschäftszweigen, seine Bank stieg zu einer der größten Finanzinstitutionen Rußlands auf und baute sich eines der mächtigsten Medienimperien auf. Als er Wladimir Putin zu mächtig wurde, ging er nach Israel.[1]

Werdegang

Der Mathematiker Gussinski entstammte einer jüdischen Familie, die unter der Sowjetherrschaft zu leiden hatte. Ein Großvater, ein reicher Industrieller, wurde unter Stalin erschossen, und eine Großmutter saß 10 Jahre in einem Gulag-Häftlingslager. Auch Gussinksi selber hatte keine engen Verbindungen zur sowjetischen Führungsschicht, sondern tummelte sich auf dem mehr oder weniger tolerierten sowjetischen Schwarzmarkt.[2]

Mit der beginnenden Liberalisierung ab Mitte der 1980er Jahre ging Gussinski in die Provinz und machte sich einen Namen als Impressario. Er organisierte/produzierte Theaterstücke, veranstaltete Konzerttourneen in Sibirien und zog Sportveranstaltungen auf. Bekannt wurde er dann 1986, als er die Goodwill Games für den VS-Milliardär und Besitzers des Mediensenders CNN, Ted Turner, in Moskau organisierte. Danach bekam er Probleme mit der KPdSU, und seine Karriere stagnierte. 1987 gründete er eine der ersten Kooperativen im Lande und verdiente ein Vermögen mit Kupferarmbändern, die er für drei Kopeken produzierte und für fünf Rubel verkaufte. Später produzierte er Kopien berühmter Kunstwerke sowie Damenwäsche und stieg in den Bau- und Immobilienbereich ein.

Most-Bank

Den großen Durchbruch in die oberste Liga der Oligarchen schaffte Gussinski 1989 mit der Gründung der Most-Bank. Ursprünglich war MOST eine Consulting-Kooperative, die ausländische Firmen bei ihren Geschäften in Rußland beriet. Später expandierte sie in Bankgeschäfte, um Gussinskis zahlreichen Handels- und Baufirmen besser finanzieren zu können. Der Aufstieg der Most-Bank ist eng mit wichtigen politischen Gönnern verbunden. Entscheidend war dabei der Moskauer Bürgermeister Juri Luschkow, der die Abwicklung der Stadtfinanzen auf die Most-Bank übertrug und den Most-Firmen zu zahlreichen großen Bauaufträgen verhalf. Gussinski kannte Luschkow aus der Zeit, als dieser noch Vizebürgermeister von Moskau und für die Vergabe von Lizenzen zur Gründung von Kooperativen zuständig war. Daraus entwickelte sich eine Freundschaft. Unter den großen russischen Banken galt die Mostbank nicht zuletzt wegen dieser Verbindungen zu Luschkow, aber auch zum führenden Reformer Anatoly Tschubais und dem langjährigen Premierminister Viktor Tschernomyrdin, als eine der politisiertesten Banken. Als Gussinski 1994/95 bei Boris Jelzin in Ungnade fiel, entzog ihm kurze Zeit später auch sein Gönner Luschkow die Autorisierung für die städtischen Gelder. Durch große Währungsspekulationen geriet die Mostbank in der großen Krise von 1998 wie so viele russischen Banken in eine Schieflage und mußte unter Staatsaufsicht gestellt werden. Gussinski zog sich immer stärker aus der Bank zurück, die im Oktober 2001 dann an die staatliche Wneschtorgbank verkauft wurde und schließlich im Juni 2001 endgültig in Konkurs ging.

Massenmedien

Gussinski fand ein anderes Geschäftsfeld, das ihn zunehmend in den Bann zog: das Mediengeschäft. 1993 gründete er mit Sewodni seine erste Zeitung und mit Hilfe seines alten Freundes Luschkow erlangte er die Kontrolle über die Fernsehgesellschaft „Kanal 4“. Gussinskis Fernsehsender eckte schon früh mit dem Kreml an, als er als erster über den beginnenden Tschetschenienkrieg berichtete. Gussinski hielt dem Druck stand und baute die unabhängige Berichterstattung aus. Ende 1994 befürchtete er jedoch eine Verhaftung und ging für sechs Monate nach London.

Als im Vorfeld der Wahlen von 1996 eine Rückkehr der Kommunisten an die Macht drohte, gehörte Gussinski jedoch zu den sieben großen Oligarchen, die Jelzins Wahlkampf finanzierten und unterstützten. Gussinskis Part war die Inszenierung einer Medienschlacht zugunsten von Boris Jelzin. Nach der erfolgreichen Wahl sollte der Lohn nicht lange warten. Gussinski erhielt die Lizenz für das erste landesweit zu empfangende private Fernsehnetzwerk (NTW), und sein Medienimperium Media-Most expandierte weiter: ein Satellitennetzwerk, Radiostationen (Echo Moskwy), Kinoketten, Filmproduktionen und Zeitschriften wie das Nachrichtenmagazin „Itogi“, in Partnerschaft mit „Newsweek“. Finanziert wurde der Aufbau von NTW und zahlreiche Medienbeteiligungen durch großzügige Kredite des Staates und des staatlichen Gazprom-Konzerns – als Dank für die Wahlkampfkampagne. Gegen Ende der Jelzin-Zeit kehrten Gussinskis Medien wieder zu einem liberalen und kritischeren Kurs gegenüber dem Kreml zurück. Im Fokus standen die Machenschaften der Jelzin-Familie.

Der „Krieg der Oligarchen“

Gussinski war bei der Privatisierung leer ausgegangen und wollte sich 1997 endlich seinen Anteil sichern: die Telefongesellschaft Svyazinvest. Gemeinsam mit der Alfa-Gruppe, der Credit Suisse First Boston und dem spanischen Telekom-Konzern Telefonica bildete er ein Konsortium. Bei der Auktion setzte sich jedoch erneut der Oligarch Wladimir Potanin durch. Gussinski fühlte sich betrogen und startete daraufhin zusammen mit dem Oligarchen Boris Beresowski eine Medienkampagne gegen Anatoli Tschubais und die Reformer, die als „Krieg der Oligarchen“ bekannt wurde. Infolge der Kampagne mußten Tschubais und der Privatisierungschef Alfred Koch zurücktreten. Gussinski verfolgte sehr ehrgeizige Projekte und sah sich schon als „russischer Murdoch“ (→ Rupert Murdoch). Der Schlüssel dazu sollte ein eigener Satellit sein. Dieses Projekt führte jedoch letztlich zu seinem Niedergang, da kurz vor dem Start des 123 Mio. $ teuren Satelliten 1998 die große Krise in Rußland ausbrach und die Wirtschaft einbrach. Die Mittelschicht als Hauptzielgruppe für seinen Sender brach weg. 1999 schuldete Media-Most staatlichen Stellen einige 100 Millionen DM, und anders als sein Konkurrent ORT des Oligarchen Boris Beresowski erhielt sein Fernsehsender nicht die versprochenen staatlichen Kredite und Übertragungsgebühren in Höhe von 100 Mio. $. Der Kreml behinderte die Gewährung neuer Kredite, um den kritischen Media-Most-Konzern ruhigzustellen.

Gussinski schlug dann mit Hilfe seiner Medien zurück und verschärfte die Kritik am Kreml und verlor endgültig die Gunst von Boris Jelzin. Ende 1999 verschaffte sich Gussinski dringend benötigte Finanzmittel durch einen Verkauf von Anteilen an den staatlich kontrollierten Gazprom-Konzern, der zugleich Hauptgläubiger von Media-Most war.

Korruption

Nach der Machtübernahme von Präsident Wladimir Putin verschärfte dieser den Kurs gegen Media-Most und leitete Ermittlungen ein, um einen seiner schärfsten Kritiker auszuschalten. Zuerst wurde der Verkauf der Mostbank an eine Tochtergesellschaft der Zentralbank auf Putins Order abgesagt. Es folgten im Mai 2000 Razzien gegen Gussinskis Firmen, und auf staatlichen Druck setzte der Gasmonopolist Gazprom, Hauptgläubiger vom Media-Most, mit Alfred Koch einen Erzfeind von Gussinski als Präsidenten der Gazprom-Medienbeteiligungen ein. Als ersten Schritt setzte Koch eine Vereinbarung außer Kraft, mit der 211 Mio. $ Schulden von Media-Most in eine Aktienbeteiligung umgewandelt werden sollten. Koch forderte statt dessen die sofortige Rückzahlung der 211 Mio. $ und im Juni 2001 weitere 262 Mio. $. Gussinski konnte nicht zahlen und saß einige Tage in Untersuchungshaft. Er wurde erst freigelassen, nachdem er einen Vertrag unterzeichnet hatte, all seine Media-Most-Aktien an Gazprom zu verkaufen. Gazprom zahlte ihm dafür 300 Mio. $ und übernahm die Schulden.

Nach seiner Freilassung flüchtete Gussinski ins Ausland und versuchte, den unter Zwang unterzeichneten Vertrag anzufechten – vergebens, ein russisches Gericht ordnete die Liquidierung von Media-Most an und übertrug große Teile an Gazprom. Eine der ersten Maßnahmen des neuen Besitzers: die Entlassung zahlreicher kritischer Journalisten. Auch im Ausland verfolgten ihn die russischen Behörden. 2001 stand er einige Monate in Spanien unter Hausarrest. Ihm wurde Betrug vorgeworfen, doch die spanischen Behörden lieferten ihn nicht aus. 2003 wurde er erneut verhaftet, diesmal in Griechenland, doch auch die Griechen lieferten Gussinski, der auch die israelische Staatsbürgerschaft besitzt, nicht aus.

Israel als neue Heimat

Gussinski war jahrelang der Vorsitzende der jüdischen Gemeinden in Rußland und hatte stets Kontakt zu israelischen Politikern, die ihn bei Moskaubesuchen regelmäßig aufsuchten. In Israel betätigt er sich auch geschäftlich. Er kaufte Anteile am israelischen Kabelfernsehkonzerns Matav (1997), den Nachrichtensender Israel Hadashot, Werbefirmen, Filmfirmen und Anteile an der führenden liberalen Tageszeitung „Maariv“ (1998: 27 % Anteil). Über seinen weltweiten Satellitensender RTVI beeinflußt er große Teile der russisch-(jüdischen) Auswander auf der ganzen Welt, speziell in den VSA und Israel. Da die aus Rußland stammenden Israelis mittlerweile einen großen Teil der jüdischen Bevölkerung in Israel ausmachen, stieg Gusinsks innerhalb weniger Jahre zu einem der wichtigsten Meinungsmacher in Israel auf. Dabei wechselte Gussinski auch schon mehrfach die politischen Seiten, zuletzt auf die Seite von Ministerpräsident Ariel Sharon. Im Dezember 2005 leitete die israelische Polizei Ermittlungen gegen Gussinski ein, der Vorwurf: Geldwäsche.[3]

Zitat

  • „Wie alle Juden habe ich zwei Heimatländer – Russland und Israel.“[4]

Galerie

Verweise

Fußnoten

  1. 20min.ch, 22. August 2008: Keine Gnade für Chodorkowski
  2. Der Schwarzhandel war schon zu Sowjetzeiten Wladimir Gussinskis Metier und er gilt als klassischer Entrepreneur.
  3. Russisch Monopoly – Wie entstanden Rußlands große Vermögen? Der Oligarch Wladimir Gussinski
  4. Russland aktuell