Scharon, Ariel

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Ariel Scharon

Ariel Scharon (geb. 27. Februar 1928 als Ariel Scheinermann in Kfar Malal in der Scharonebene; gest. 11. Januar 2014) war ein israelischer Politiker und ehemaliger General. Von 2001 bis 2006 war er Ministerpräsident des Landes.

Werdegang

Herkunft

Ariel („Arik“) Sharon (Scharon) wurde am 27. Februar 1928 im Moschav (Gemeinschaftsdorf) Kfar Malal bei Tel Aviv geboren. Seine Eltern (Ashkenazim-Juden), hießen ursprünglich Scheinermann, waren aus Osteuropa eingewandert und hatten sich später in Sharon — nach dem Sharon-Tal — umbenannt. Vater Shmuel, ein zionistischer Idealist, lehrte den Sohn schon als Kind den Umgang mit Waffen. Scharons Mutter Vera soll als Hebamme in Brest-Litowsk Menachem Begin auf die Welt geholt haben.[1][2]

Ausbildung

Ariel Scharon studierte ab 1952 ein Jahr lang an der Hebräischen Universität in Jerusalem Geschichte und Orientalistik. Von 1957 bis 1958 besuchte er das Staff College Camberley, eine britische Militärakademie. Anschließend absolvierte er bis 1962 ein Jurastudium (LL.B) an der Universität Jerusalem.

Wirken

Seit Anfang der 1940er Jahre wirkte Scharon in radikal-militanten zionistischen Gruppen mit.

Schon mit 14 Jahren schloß er sich der Organisation „Hagana“ an, die gegen die britische Mandatsherrschaft kämpfte und zusammen mit der Terrororganisation „Irgun“ von Menachem Begin in der zionistischen Herut-Partei aufging, die nach der Proklamation des Staates Israel am 14. Mai 1948 gegründet wurde. In dem der Proklamation folgenden 1. Nahostkrieg war Ariel Scharon Zugführer in der Alexandroni-Brigade. 1949, als Israels Territorium bereits um ca. ein Drittel größer war, als es der UNO-Teilungsplan vorgesehen hatte, wurde er zum Kompaniechef befördert, kurze Zeit später zum Kommandeur einer Aufklärungseinheit.

In den 1950er Jahren kommandierte er die „Einheit 101“, auf deren Konto u.a. das Massaker an Arabern in Quibya ging.[1] Den von ihm in den Kriegen von 1956 und 1967 geführten Kampftruppen wurde nachgesagt, daß sie keine Gefangenen machten. Von fanatischen Anhängern ließ er sich als „König von Israel“ feiern.

Während einer gemeinsamen britischen, israelischen und französischen Invasion des Suezkanals 1957, kommandierte Ariel Sharon Einheiten, welche ägyptische Kriegsgefangene sowie zivile sudanesische Arbeiter umbringen ließ, welche die Juden gefangen hatten. Eine Gesamtzahl von 273 unbewaffneten Gefangenen wurden exekutiert und in Massengräber gekippt.[3] Dieses Geschehen konnte fast 40 Jahre lang unterdrückt werden, bis es in der Ausgabe vom 16. August 1995 im Daily Telegraph publik wird.

1973 gelangte Sharon in die Knesset (israel. Parlament), 1977 wurde er Landwirtschafts-, 1981 Verteidigungsminister. Er war die treibende Kraft der israelischen Libanon-Invasion 1982.[1]

Operation Frieden für Galiläa

Ab dem 16. bis zum 18. September 1982 orchestriert der damalige Verteidigungsminister und zukünftige Premierminister von Israel, Ariel Sharon, die Invasion des Libanon, in welcher für Aufhellung des Himmels gesorgt wird, um das Töten von etwa 1.000 bis 2.000 Männern, Frauen und Kindern in den Sabra- und Shatila-Massakern zu ermöglichen. Sie nennen diese Operation, in jüdischem Englisch, „Operation Frieden für Galiläa“, Sharon lenkt dann seine Aufmerksamkeit auf die Hauptstadt Beirut, und in einer Serie von Luftangriffen auf zivile Ziele werden mindestens 18.000 Libanesen und Palästinenser getötet.[3]

Sogar ein offizieller israelischer Untersuchungsbericht machte ihn für das Massaker von Sabra und Schatila mitverantwortlich. Trotzdem blieb Scharon auch in den folgenden Jahren Mitglied des Kabinetts, abwechselnd als Minister ohne Geschäftsbereich, Handels- und Industrieminister sowie Wohnungsbauminister. 1998 wurde er Außenminister. 2001 wählten ihn 62,5% der Israelis zum Ministerpräsidenten.

Zweites Massaker im Jenin-Flüchtlingslager

2002 ordnet Kriegsverbrecher Sharon mit dem Massaker in den Jenin-Flüchtlingslagern im Westjordanland einen weiteren jüdischen Massenmord an. VSA-Präsident George W. Bush fordert daraufhin den sofortigen israelischen Truppenrückzug aus allen palästinensischen Städten, was zu tun sich Ariel Sharon öffentlich weigert. Bushs Antwort auf dieses Verhalten ist am 18. April 2002: „Ariel Sharon ist ein Mann des Friedens.“ [3]

In Sharons zweiter Amtszeits begann Israel im Jahr 2003 mit der Errichtung eines 720 km langen Trennungszaunes, teils auf palästinensischem Gebiet.

Ende der Ära Sharon

Ein jähes Ende fanden Scharons politische Zukunftspläne und Ambitionen durch einen schweren Schlaganfall am 4. Januar 2006. Nachdem der 77-jährige Premier bereits im Dezember 2005 einen leichteren Gehirnschlag erlitten hatte, danach aber wieder in sein Amt zurückkehren konnte, fiel Scharon jetzt in ein Koma, aus dem er nie mehr erwachte. Die Regierungsgeschäfte als nun amtierender Ministerpräsident sowie die Führung der Kadima-Partei übernahm Vizepremier Ehud Olmert. Neue Außenministerin an Stelle des zurückgetretenen Silvan Shalom (Likud) wurde am 18. Januar 2006 Tzipi Livni.

Im Wahlkampf (2005) präsentierte die Kadima Ariel Scharon auf ihren Plakaten und Fernsehspots dann auch als eine Art nationalen „Übervater“ und Symbolfigur eines neuen Israel.[4]

100 Tage nach seinem Schlaganfall erklärte die Regierung Olmert den im Koma liegenden Scharon am 11. April 2006 offiziell für amtsunfähig.

Veröffentlichungen

„Warrior“ (Krieger) lautet der Titel der 1989 erschienenen Memoiren von Ariel Scharon.

Familie

Nach dem Tode seiner ersten Frau Margalit (1961) heiratete Ariel Scharon deren Schwester Lili, die im Jahr 2000 an Krebs starb. Er hatte zwei Söhne, Omri und Gilad, ein dritter Sohn, Gur, starb im Alter von elf Jahren, als er mit einer Waffe spielte. Scharon besaß eine 600 Hektar große Farm in der Negev-Wüste. Nach einem Schlaganfall Anfang Januar 2006 fiel der lange Jahre schwer übergewichtige Scharon in ein Koma.

Zitate

  • „Israel könnte das Recht haben, andere vor Gericht zu stellen, aber bestimmt hat niemand das Recht, das jüdische Volk oder den israelischen Staat vor Gericht zu stellen.“[5]
  • „Man erkennt mit der Zeit immer deutlicher, welche Teufelei Ariel Sharon beging, als er 2005 den abrupten Abzug der israelischen Truppen aus dem Gaza-Streifen befahl. Dies war kein geordneter Rückzug einer Ordnungsmacht, die ihre Mission erfüllt hatte, vielmehr ein mephistophelischer Beschluß, die zurückgelassene Region ihren schlimmsten Gefährdungen auszuliefern.“ -- Peter Sloterdijk[6]
  • Es hat nie einen Friedensprozeß gegeben, und es wird nie einen Friedensprozeß geben. Die palästinensische Nation existiert nicht und kann nicht existieren, weil die palästinensische Gesellschaft - westliche Medien und Politiker suchen diese Realität zu leugnen - eine Ansammlung von tribalen, religiösen und kriminellen Familien und Banden ist. Scharon kam zum einzig vernünftigen Schluß: einseitige Abtrennung, Annexion der Territorien im Westjordanland, im Austausch für dasselbe Land anderswo. Nächster Schritt: skrupellose Verteidigung Israels gemäß den Regeln von Hama, (nach der syrischen Stadt Hama, die von Präsident Assad, dem Vater, nach einer Revolte völlig ausgelöscht wurde). Das heißt: Töte deine Feinde, bevor sie dich töten, und sei stolz darauf.
    Scharon war ein erstaunlicher Taktiker und Stratege. Er verstand früh, daß die Juden einen gräßlichen Fehler gemacht hatten, als sie versuchten, ihr Heimatland im Herzen des Nahen Ostens zu gründen, denn das bedeutete: Sie mußten akzeptieren, daß sie nur überstehen konnten, wenn sie gewillt waren, nach den Regeln von Hama zu leben. Scharon konnte damit umgehen. Ihm war gleichgültig, was der Westen über ihn denken würde. Ihm ging es nur darum, was seine arabischen Feinde denken würden. Er war ein großer Mann.“ -- Leon de Winter[7]

Verweise

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 1,2 David Korn: Wer ist wer im Judentum? - FZ-Verlag ISBN 3-924309-63-9
  2. Internationales Biographisches Archiv 18/2006
  3. 3,0 3,1 3,2 Andrew Carrington Hitchcock: Satans Banker: Die Finanzgeschichte der globalen Vereinnahmung durch Rothschild und Co. - J.K.Fischer-Verlag, 2009, ISBN 978-3941956667
  4. vgl. Süddeutsche Zeitung, 9. März 2006
  5. BBC, 5. März 2001: UK Clashes mar Mid-East inquiry:
    „Israel may have the right to put others on trial, but certainly no one has the right to put the Jewish people and the State of Israel on trial.“
  6. Peter Sloterdijk: Zeilen und Tage. Notizen 2008-2011. Suhrkamp Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-518-42342-4, S. 111
  7. „Besorgnis und Betroffenheit, aber auch Freude über Scharons Schicksal“, Die Welt (welt.de), 6. Januar 2006