Beresowski, Boris
Boris Abramowitsch Beresowski (russ. Борис Абрамович Березовский; geb. 23. Januar 1946 in Moskau; gest. 23. März 2013 in einer Villa in Surrey, London[1][2][3]) war ein jüdischer Wirtschaftsverbrecher[4] und vormals einer der in Rußland tätigen Oligarchen.[5] Beresowski wurde in Rußland wegen Korruption und Geldwäsche gesucht und lebte bis zu seinem Tode im „politischen Asyl“ in England, seine Familie lebt in Israel.
Er galt als einer der zwielichtigsten Oligarchen, verfügte über beste Kontakte zu Jelzin und stieg schnell zum reichsten Mann Rußlands auf. Putin, den er zu Beginn finanziert hatte, zwang ihn ins Exil. Das Vermögen des ehemaligen Medien-Tycoons schmolz laut „Forbes“ von drei Milliarden Fed-Dollar im Jahre 1997 auf 620 Mio. Fed-Dollar im Jahr 2004.[6]
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Herkunft
Boris Abramowitsch Beresowski (auch Beresovsky, Beresowskij) wurde am 23. Januar 1946 in Moskau geboren. Sein Vater, ein vormaliger Bauarbeiter aus Tomsk, war früh nach Moskau gezogen und dort als Rabbiner hoch geachtet. Im Dezember 2003 ließ Beresowski seinen Namen offiziell in „Platon Elenin“ ändern.
Ausbildung
Nach der Schule studierte Beresowski bis 1967 am Forsttechnischen Institut. Danach besuchte er bis 1973 die Fakultät für Elektronik und Rechentechnik und die Mechanisch-Mathematische Fakultät der Staatlichen Lomonossow-Universität in Moskau. 1983 promovierte er zum Doktor der Technischen Wissenschaften über das Thema Entscheidungstheorie.[7]
Wirken
Nach dem Studium arbeitete Beresowski im Institut für Steuerungsfragen (damals Institut für Automatisierung und Telemechanisierung der Akademie der Wissenschaften der UdSSR), leitete dort Laboratorien und wirkte als Dozent der Verwaltungswissenschaften. Wie er später sagte, entwickelte er schon damals seinen Hang zu pragmatischen, zielgerichteten Lösungen. Im Jahre 1991 wurde er korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften.
Beresowski, der Autohändler und Medienunternehmer
Nach dem Zerfall der Sowjetunion engagierte er sich in der Wirtschaft. Grundlage von Beresowskis späterem exorbitanten Reichtum bildete die weitgehend unkontrollierte Privatisierung von russischen Staatsunternehmen. Beresowski beteiligte sich u. a. an der Gründung einer Autofirma.
1973 arbeitete er mit dem Automobilkonzern AwtoWAS (Lada) zusammen, für den er in seinem Institut eine Software entwickelt hatte.[8] Er gründete gemeinsam mit AwtoWAS die Autohandelsfirma LogoWAS (russisch ЛогоВАЗ). In der Zeit der Hyperinflation in Rußland baute er das größte Autohandelsnetz des Landes auf.
1992 wurde er Generaldirektor dieser Aktiengesellschaft, die sich unter dem Schirm des Autowerks zu einem führenden Unternehmen entwickelt hatte. Im Herbst 1993 gründete er die AG.[9] In den folgenden Jahren türmte Beresowski Anteile an Banken, Fluglinien und Ölgesellschaften auf, darunter auch die Firma Sibneft.[10] Eine Tochtergesellschaft der Sibneft wurde von Alexej Djatschenko, dem Schwiegersohn des damaligen russischen Präsidenten Boris Jelzin, geleitet.
Beresowski schuf sich über Beteiligungen auch erheblichen Einfluß auf die russischen Medien. Es begann mit der von Beresowski maßgeblich betriebenen Umwandlung des Staatsfernsehens in die Aktiengesellschaft, an der er 2000 40 % der Aktien hielt. Etwas später kontrollierte Beresowski auch einen Radiosender, einen Nachrichtendienst, zwei große Tageszeitungen und zwei Illustrierte. Im Jahre 1994 beteiligte sich Beresowski als Hauptaktionär an der Fernsehgesellschaft ORTV, die den größten und flächendeckenden Sender Rußlands ORT unterhielt. Im Juli 1999 erwarb Beresowski das Moskauer Verlagshaus Kommersant, Herausgeber der angesehenen Wirtschaftszeitung „Kommersant Daily“.
Im Sommer 1994 entging Beresowski nur knapp einem Attentat, als sein Mercedes 600 in die Luft gesprengt wurde. Beresowski wurde nur leicht verletzt.[11]
Beresowski wurde dadurch immer wieder Zielscheibe von Angriffen aus einem Teil der russischen Presse, die nicht Finanzindustriellen oder Konkurrenten gehörte und in der spekuliert wurde, wie Beresowski zu seinem Vermögen gekommen war. Besonders scharf griff ihn eine amerikanische Zeitschrift an, die ihn sogar mit dem Mord an einem populären Fernsehmoderator in Verbindung bringen wollte und ihn gar den „Paten der Paten Rußlands“ nannte.[12] Im Jahr 1995 wurden im Zusammenhang mit der Ermordung des ORTV-Direktors Listjew Ermittlungen gegen ihn aufgenommen.
Beresowski, der „Pate des Kreml“
In Rußland stieg Beresowski, der als „Pate des Kreml“ galt, schnell zum reichsten Mann des Landes auf.[13] Im Wahlkampf 1996 unterstützte Beresowski mit seinem Sender ORT und finanziellen Zuwendungen maßgeblich die Wiederwahl von Boris Jelzin zum Präsidenten Rußlands („Unser Haus Rußland“). Er initiierte zu diesem Zweck die sogenannte „Sieben-Bankiers-Bande“ („Semibankirowschtschina“), einen Zusammenschluß reicher Oligarchen, die, in der Folge mit Geld und „administrativen Maßnahmen“ versuchte, den bei 0,6 Prozent der Umfragewerte liegenden Jelzin im zweiten Wahlgang noch einmal ins Präsidentenamt zu bekommen.[14] Im Oktober 1996 überraschte Präsident Boris Jelzin die Öffentlichkeit mit der Ernennung Beresowskis zum stellvertretenden Vorsitzenden des Sicherheitsrates und Tschetschenien-Beauftragten der Regierung, was für erhebliche Kritik sorgte. Die Kaukasusrepublik Tschetschenien, ein Teil Rußlands, hatte sich im November 1991 einseitig für unabhängig erklärt, was zunächst zu einem Konflikt in der Kaukasusrepublik mit der nicht-tschetschenischen Bevölkerungsgruppe und schließlich 1994 zum Krieg mit Rußland führte, der 1996 mit einem Waffenstillstand vorübergehend endete. Als Tschetschenien-Beauftragter verhandelte Beresowski im Januar 1997 mit Erfolg über die Freilassung von 21 russischen Soldaten, die von Tschetschenen als Geiseln genommen worden waren. Im November 1997 gab Beresowski sein Amt im Sicherheitsrat — nach eigenen Angaben auf eigenen Wunsch – auf, vermutlich wurde er aber ein Opfer von Intrigen im Kreml. Von April 1998 bis März 1999 bekleidete er ein weiteres Staatsamt als Exekutivsekretär der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS).[15]
Im Spätsommer 1999 machten Berichte über milliardenschwere Finanztransaktionen, Schmiergeldaffären und Geldwäsche weltweit die Runde. Auch Beresowski geriet ins Kreuzfeuer der Korruptionsvorwürfe. Beresowski verfügte in der Schweiz über Geschäftskonten mit mehr als 200 Mio. Fed-Dollar und Privatkonten mit mehr als 70 Mio. Fed-Dollar. Verdächtigt wurden Beresowskis Firmen der angeblichen Veruntreuung von Geldern der von Jelzins Schwiegersohn Valerij Okulow geleiteten Fluggesellschaft Aeroflot. Im April 1999 erging Haftbefehl gegen Beresowski, der aber nach wenigen Tagen aufgehoben wurde.
Neben seinen politischen Kontakten hatte er auch persönlich großen Einfluß auf den in seiner zweiten Amtszeit geschwächten Jelzin. Er war eine der ganz wenigen Personen, die jederzeit Zugang zu ihm hatten. Westliche Medien bezeichneten Beresowski auch als „Graue Eminenz“ hinter Jelzin. Laut eigener Aussage war es auch Beresowski, der den vermeintlich schwachen und leicht manipulierbaren Wladimir Putin als Nachfolger für Jelzin auswählte.[16]
Bei den Duma-Wahlen am 19. Dezember 1999, bei denen die Kommunisten mit Abstand (24,29 % und 113 Mandate) gewannen, bewarb sich Beresowski mit Erfolg als Direktkandidat in der Kaukasusregion Karatschai-Tscherkessien. Er unterstützte mit seinen Medien massiv Ministerpräsident Wladimir Putin und dessen Wahlblock „Einheit“. In seiner Neujahrsansprache überraschte Präsident Jelzin mit seinem vorzeitigen Rücktritt zum Jahresende und der Lancierung Putins als Nachfolgekandidat im Präsidentenamt. Es hieß damals, daß Beresowski bei diesem Wechsel im Hintergrund tätig geworden sei. Sehr bald ging Beresowski jedoch im Zusammenhang mit Putins beabsichtigter Stärkung der Zentralgewalt auf Distanz zum Präsidenten und wandelte sich vom Förderer zum scharfen Kritiker Putins.[17] Nachdem die Duma die Einwände des Föderationsrates gegen die Neuregelung überstimmt hatte, legte Beresowski aus Protest am 17. Juli 2000 sein Duma-Mandat nieder. Zuvor hatte Beresowski scharfe Kritik an Putins Plänen geäußert. Beresowski warf ihm u. a. vor, den Tschetschenienkrieg fortzusetzen, mit der russischen Wirtschaftselite gebrochen zu haben und im Begriff zu sein, den Föderalismus zu zerstören. Diese Schritte und die Attacken des Kreml gegen das russische Großkapital würden, so Beresowski, zu einer demokratieschädlichen Machtballung bei der Zentralregierung führen. Putin setzte seine Pläne jedoch durch und steigerte mit dem Vorgehen gegen Beresowski, Gussinski und andere im Volke unbeliebte (jüdischen) Oligarchen seine Popularität. Als Grund für Putins Aktivitäten nannte die Beresowskis Nichteinhalten eines informellen Stillhalteabkommens, wonach russische Magnaten zwar frei wirtschaften durften, aber von Regierungsseite enge Grenzen für ihre politischen Ambitionen gesteckt bekamen.[18]
Beresowski baute derweil sein Geschäftsimperium weiter aus. Am 28. Februar 2000 wurde berichtet, daß Beresowski und Roman Abramowitsch Mitte Februar 2000 die Kontrolle über 60 % der russischen Aluminiumindustrie übernommen hätten. Rußland ist nach den VSA der wichtigste Aluminiumproduzent der Welt. Auch weiterhin blieb Beresowski im Streit mit seinem einstigen Protegé. So beschuldigte Beresowski Putin im September 2000, ihn erpressen zu wollen, seinen Anteil von angeblich 49 % am wichtigsten Fernsehsender ORT wegen kritischer Berichterstattung an den russischen Staat abzutreten, der 51 % an dem Sender hielt. Putins Ziel sei es, alle Medien in Rußland zum Schweigen zu bringen. Beresowskis Beteiligung ging Ende 2000 über Roman Abramowitsch tatsächlich an den Staat, der Abramowitsch dafür Anteile an der weißruthenischen Ölfirma „Slawneft“ übergab.
„Politisches Asyl“ in London
Nachdem Beresowski schon des öfteren längere Zeit im Ausland verbracht hatte, ging er 2000 nach London ins Exil.[19][20] In seinen „Flüchtlingspaß“, den ihm die britische Administration ausgestellte, ließ er den Namen „Platon Elenin“ eintragen.[21] (Als „Platon“ tritt auch der Hauptdarsteller in Pawel Lungins Spielfilm „Der Oligarch“ auf, der von Beresowski handelt.)
Von Oktober 2001 an wurde er in Rußland mit Haftbefehl gesucht.[22] Ihm wurde vorgeworfen, 1994/95 2.000 Fahrzeuge des Wolga-Autowerkes „AvtoVas“ gestohlen zu haben. Beresowski war zu dieser Zeit Direktor von „Logo-Vas“, dem Unternehmen, das die Fahrzeuge vertrieb. Im Oktober 2001 wurde ein Haftbefehl gegen Beresowski ausgestellt, dem er sich durch Flucht ins Ausland entzog. Er wurde beschuldigt, bei seinen Finanztransaktionen mit Lada den Investoren die Anzahl von 2.033 Autos im Wert von 13 Millionen Fed-Dollar unterschlagen zu haben.
Von London aus versuchte Beresowski immer wieder, Einfluß auf die Innenpolitik Rußlands zu nehmen. Er unterstützte die „russische Opposition“ mit umfangreichen Geldmitteln.
Im Februar 2002 wurde mit finanzieller Unterstützung Beresowskis die Partei „Liberales Rußland“ gegründet. Beresowski hatte laut (10. Oktober 2002) „keinen Hehl daraus gemacht, daß er die Partei als politisches Instrument in seinem Kampf gegen den Kreml benutzen wolle“. Bereits ein halbes Jahr später wurde der Duma-Abgeordnete Wladimir Golowijow, wie Beresowski Co-Vorsitzender der neuen Partei, ermordet.[23]
Im Februar 2003 wurde die von Beresowski unterstützte Tageszeitung „Nowije Iswestija“ geschlossen.[24] Einen Monat später einigte sich Beresowski nach sechsjährigem Streit außergerichtlich mit dem Wirtschaftsmagazin „Forbes“.[25]
Beresowski stellte sich nach dessen Verhaftung im Oktober 2003 demonstrativ hinter den, in den westlichen Medien meist als „Putin-Kritiker“ bezeichneten, ebenfalls jüdischen Oligarchen Michail Chodorkowski.[26] Er unterstützte Iwan Rybkin bei den Präsidentschaftswahlen 2004 und arbeitete mit dem im November 2006 vergifteten Putin-Gegner Alexander Litwinenko (Moslem) zusammen.
Beresowki machte seinen Einfluß auch gegen die Putin-treuen Regierungen in vormaligen Sowjetrepubliken geltend. Im Frühjahr 2003 traf er sich in London auf Vermittlung seines früheren Geschäftspartners Badri Patarkazischwili mit dem georgischen Oppositionspolitiker und späteren Premierminister Surab Schwania (Jude). Schwania wiederum vermittelte finanzielle Mittel Beresowskis in die Ukraine, namentlich für den Präsidentschaftskandidaten Viktor Juschtschenko.
Im September 2003 lehnte Großbritannien den von Rußland gestellten Antrag auf Auslieferung von Beresowski ab. Beresowski war bereits zuvor „politisches Asyl“ gewährt worden, nachdem im April 2003 der zweite führende Kopf der Partei „Liberales Rußland“, Sergej Juschenkow, ein scharfer Kritiker des Tschetschenien-Krieges und des russischen Präsidenten, vor dem Eingang seines Hauses in Moskau erschossen worden war. Zur selben Zeit berichtete die „Sunday Times“,[27] Beresowski habe von einem russischen Spion mittels eines vergifteten Kugelschreibers ermordet werden sollen.
Im November 2003 wurde bekannt, daß Beresowski die Kommunistische Partei, nach Putins „Einheit“ stärkste Partei im Lande, mit einer Finanzspritze von mindestens drei Mio. Fed-Dollar unterstützt hatte.[28] Nachdem Präsident Putin im März 2003 für eine zweite Amtszeit wiedergewählt worden war, meinte Beresowski: „Jetzt wird Rußland ein totalitärer Staat“.[29] Auf die Gegner, so Beresowski, sei der Druck des Polizeistaates ausgeübt worden, ihnen wurde „der Mund zugehalten, andere wurden einfach ermordet.“ Beresowski bezeichnete Putin hinsichtlich seines Vorgehens im Tschetschenienkonflikt als „Terrorist Nummer eins“.[30]
Nach dem Wahlsieg Juschtschenkos Ende 2004 spielte Beresowski sogar mit dem Gedanken, nach Kiew zu ziehen, setzte ihn aber nicht um, weil er unter Umständen nach Rußland hätte ausgeliefert werden können.
Seine Verbindungen zu Rußland löste Beresowski Anfang 2006 vollständig mit dem Verkauf seiner Geschäftsanteile, darunter seiner Beteiligung an der Verlagsgruppe „Kommersant“, an seinen jüdischen Freund und Geschäftspartner Badri Patarkazischwili, der zwar auch mit internationalem Haftbefehl gesucht wurde, aber unbehelligt im Exil in Georgien lebte. Ursache des Verkaufs war nach Aussage von Beresowski, daß er die mit Patarkazischwili gemeinsamen Geschäftsaktivitäten nicht „durch seine politische Tätigkeit in Gefahr bringen“ wollte.[31] Im August 2006 erwarb der usbekische Geschäftsmann Alischer Usmanow, Präsident der Gasprom-Investholding, einer Tochterfirma von „Gasprom“, von Patarkazischwili die Anteile am „Kommersant“-Verlagshaus. Russische Beobachter sahen im Verkauf der Zeitung einen weiteren Schritt des Kreml, unabhängige Medien unter Kontrolle zu bringen.[32]
Im Juni 2006 rief Beresowski zum gewaltsamen Sturz der Regierung Putin auf. Damit handelte er sich eine Rüge des damaligen britischen Außenministers Jack Straw ein.[33] Dennoch rief Beresowski im April 2007 in einem Interview mit dem Guardian erneut zu einem gewaltsamen Umsturz der russischen Regierung auf.[34] Diese Aussagen relativierte er am gleichen Tag mit einer Erklärung, wonach er keine blutigen Methoden unterstütze, obwohl auf demokratische Weise Veränderungen nicht zu erreichen seien.
Im November 2006 verstarb in London der im dortigen Exil lebende russische Ex-Spion Alexander Litwinenko, nachdem er mit der radioaktiven Substanz Polonium vergiftet worden war.[35] Bei den Ermittlungen zu Litwinenkos Tod durchsuchte die Polizei auch Beresowskis Londoner Büroräume, wobei sie Poloniumspuren fand. Angeblich stand auch Beresowskis Name auf der Todesliste, die der „zwielichtige italienische Geheimdienstexperte Mario Scaramella Litwinenko am Tag seiner Vergiftung übergeben hatte“.[36] Beresowski hatte seit Jahren politische Verbindungen zu dem russischen Ex-Spion, der 2000 als Regierungskritiker aus Rußland geflohen und in England Beresowskis Sicherheitsberater geworden war. Er lebte u. a. in einem von Beresowski zur Verfügung gestellten Haus. Putins Partei hingegen verdächtigte Beresowski, Litwinenko als „gefährlichen Mitwisser“ ermordet und anschließend versucht zu haben, die Tat Putin in die Schuhe zu schieben.[37]
Korruption und Geldwäsche
2004 wurde Beresowski mit dem Mord an dem VS-amerikanischen Journalisten Paul Klebnikow in Verbindung gebracht. Klebnikow hatte Bücher über die Macht der Oligarchen, im speziellen über Beresowski und die Geldgeber des Tschetschenien-Krieges publiziert.
In der Schweiz nahm die Bundesanwaltschaft im November 2003 Ermittlungen gegen Beresowski auf. Er wurde verdächtigt, Geld gewaschen zu haben und Mitglied einer kriminellen Vereinigung zu sein.
In São Paulo, Brasilien, wurde gegen Beresowski wegen mutmaßlicher Verwicklung in einen Geldwäscheskandal im Zusammenhang mit dem SC Corinthians ermittelt. Diesbezüglich erließ ein brasilianisches Gericht im Juli 2007 einen Haftbefehl.[38][39][40]
2012 verlor Beresowski in London einen spektakulären und äußerst kostenintensiven Prozeß gegen den ebenfalls jüdischen und in London lebenden Oligarchen Roman Abramowitsch.[41] Beresowski hatte umgerechnet mehr als 3,5 Milliarden Euro gefordert, weil Abramowitsch ihn zum übereilten Verkauf von Öl-Aktien unter Preis überredet haben soll. Am Ende ging Beresowski leer aus und mußte noch erhebliche Anwaltskosten in Höhe von 100 Millionen Pfund zahlen.[42][43][44]
Tod
Am 23. März 2013 wurde Beresowski von einem Angestellten tot im Bad seines Hauses in Ascot aufgefunden. Die vorläufigen Untersuchungen zur Todesursache deuteten auf einen Tod durch Erhängen hin,[45] Spuren eines Kampfes wurden nicht gefunden.
Auszeichnungen
- 1995: Manager des Jahres
- 1997: Mäzen des Jahres, Preis der russischen Gesellschaft für Förderung von Wissenschaft und Bildung
Familie
Beresowski war in dritter Ehe verheiratet und hatte einen Sohn und drei Töchter. Zuletzt lebte er in London. Beresowski soll regelmäßig 16jährige Mädchen aus Lettland und Rußland nach England eingeflogen haben, und vergnügte sich mit ihnen im Fond seiner Edelkarosse – bei 225 km/h.[46]
Literatur
- Paul Klebnikow: Der Pate des Kreml: Boris Beresowski und die Macht der Oligarchen. Econ, München 2001, ISBN 3430154758
- Alexander Gentelev: Die Oligarchen (Fernsehdokumentation TVP1/Arte/Télé Europe et al.), 2005?
- Patrick Forbes: Russlands Paten (Beresowski, Chodorkovski) (Fernsehdokumentation BBC), 2006
Galerie
Wladimir Gussinski und Boris Beresowski
Verweise
- Boris Beresowski auf netstudien.de
- Boris Beresowski taz Magazin vom 10. Mai 2003
- Beresowskij kennt die Gefahr auf faz.net vom 4. Dezember 2006
- Boris Beresowski – Eine jüdische Karriere
- David Duke: Israel: The Promised Land for Organized Crime (3 Teile), YouTube, Kanal David Duke, 3. März 2011 (mehrfacher Reupload wegen YouTube-Zensur)