Zveno

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Schreibfeder.png

Die Ansicht, daß eine Reform notwendig sei, um den Staat nicht der Auflösung entgegenzuführen, entwickelte sich in einer für Bulgarien und seine soziale Struktur typische Weise: eine kleine intellektuelle Gruppe, ohne über Bindungen zu größeren politischen Kreisen oder weitreichenden Anhang im Volk zu verfügen, entwickelte eine Art von Ideensystem und versuchte mit mehr oder minder gewaltsamen Mitteln an die Macht zugelangen, um ihre Anschauungen in die Tat umzusetzen.

– Kurt Haucke: Bulgarien - Land * Volk * Geschichte * Kultur * Wirtschaft. 1942. S. 51.

Die Zwenogruppe bildete sich um 1933 (1927[1]). Führer waren Oberst Damian Weltscheff/Velchev (nach Munzinger-Archiv Chef der Militärliga, nach Chary Mitglied der Militärliga), bereits am Staatsstreich von 1923 gegen die Regierung Stambulijski (1919-23) und dessen parteifeindlichen Bauernbund beteiligt, Kimon Georgieff/Georgiev und der Sozialdemokrat Dimo Kazasov. Zusammengesetzt war die Gruppe aus amnestierten Bauernbündlern und Offizieren mit republikanischer und antimonarchischer Gesinnung. Innenpolitische Ziele waren ein autoritäres und ständegeführtes Land, außenpolitisch wurde die Annäherung an Jugoslawien im Interesse eines Großsüdslawien angestrebt.
Die nach Stambulijski folgenden Mehrparteien-Regierungen von 1923-26 und 1926-34 führten das Land in der Weltwirtschaftskrise, hier Agrarkrise, immer weiter in den Abgrund. Korruption, Bandenwesen (IMRO, Kommunisten), Verhältniswahlrecht mit Parteienzersplitterung oder Verschuldung nahmen weiter zu. Der Balkanpakt vom Februar 1934 zeigte die Isolierung des Landes in Südslawien.
Am 9. Mai 1934 wurde die/das Sobranje, das Parlament, durch den Zaren Boris aufgelöst. Nachdem der mit der Regierungsbildung beauftragte Muschanoff den Zaren am 18. Mai die Erfolglosigkeit meldete, putschten zum 19. Mai Zweno unter Damian Weltscheff und Militärliga und setzten eine außerparteiliche und außerparlamentarische Regierung unter Oberst Kimon Georgieff ein. Im Zuge der Verbote aller Gewerkschaften und Parteien löste sich Zweno selbst auf. Nach einigen Monaten der Wühlarbeit wurden die Zweno-Vertreter, die Zvenari, allen voran der gefährliche Weltscheff ausmanövriert und die Königsdiktatur installiert.
In der am 17. Juni 1942 verbreiteten Erklärung zur Gründung der Vaterländischen Front (Otechestven Front/OF) wurde neben den Kommunisten (BKP), den Agrariern und Sozialdemokraten auch Zweno genannt. Zu vermuten ist, dass es dabei nur noch um den Namen Zweno ging um eine große antifaschistische Volksfront zu simulieren. Außer dem als Zvenari fungierenden Peter Dimitrov und einigen „Ministern“ hatte dieser Telefonzellenverein wohl keine funktionierende Struktur.[2] Weltscheff fungierte hier als Kriegsminister.[3] Nach dem Einmarsch der Roten Armee dauerte es bis 1948 alle Konkurrenzunternehmen der Kommunisten auszuschalten, darunter Zweno.

Fußnoten

  1. Richard Crampton: The Historical Legacy: The Problem of Political Stability in Bulgaria before 1944. In: Wolfgang Höpken (Hg.): Revolution auf Raten: Bulgariens Weg zur Demokratie. 1996. S. 9-26. hier S. 22.
  2. Spas Raikin: Rebel With a Just Cause: A Political Journey Against the Winds of the 20th Century. Band 2. 1922-1951. 2001. S. 192.
  3. Frederick Chary: The History of Bulgaria. 2011. S. 122.