Fremde Heere
Die Abteilung „Fremde Heere“ war eine im Oberkommando des Heeres (OKH) gegründete Dienststelle zur Bewertung der Feindlage. Sie war schon eine im Generalstab des Deutschen Heeres bereits im Ersten Weltkrieg bestehende Dienststelle zur Bewertung der Feindlage und wurde bei der Reichswehr weitergeführt. Aus der Dienststelle ging nach dem Kriege die Organisation Gehlen hervor, aus der 1956 der Bundesnachrichtendienst hervorging.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Abteilung formell aufgelöst (wie auch andere Dienststellen, wegen der Bestimmungen des Versailler Vertrages), aber unter dem Tarnnamen „Heeresstatistische Abteilung“ als „Abteilung T 3“ des Truppenamtes der Reichswehr weiterbetrieben. Dieser Abteilung war bis 1928 die „Gruppe Abwehr“ angegliedert, die anschließend als eigenständige Abteilung direkt dem Reichswehrminister unterstellt wurde. Diese Umstellung wurde zur Trennung von Nachrichtenbeschaffung und -auswertung vorgenommen. 1931 erfolgte die offizielle Rückbenennung in Abteilung Fremde Heere.
Zuständigkeiten (Wehrmacht)
Die Abteilung „Fremde Heere West“ (FHW) befaßte sich mit Auskundschaftung und Spionageabwehr in oder nach den westlichen Ländern. Die Leitung hatte anfangs der Chef der Abwehr, Admiral Wilhelm Canaris, inne. Die Abteilung wurde später dem Reichssicherheitshauptamt unterstellt.
Die Abteilung „Fremde Heere Ost“ (FHO), zuständig für den osteuropäischen Raum, befand sich unter der Führung von General Reinhard Gehlen.
Am 27. Mai 1940 stellte die Abteilung „Fremde Heere Ost“ den Aufmarsch von 700.000 Rotarmisten in der Ukraine fest, was der sowjetische Außenminister Molotow wahrheitswidrig leugnete. Dieser aggressive Akt war Voraussetzung und Auslöser des deutschen Präventivschlages, bekannt als Unternehmen „Barbarossa“.
Leiter der Abteilung T 3/Fremde Heere
- Friedrich von Boetticher (1920–1924)
- Curt Liebmann (1924–1928)
- Erich Kühlenthal (1928–1930)
- Herbert Fischer (1930–1933)
- Carl-Heinrich von Stülpnagel (1933–1936)
- Kurt von Tippelskirch (1936–1938)
Leiter der FHO
- 1. März 1939 – 31. März 1942 Eberhard Kinzel
- 1. April 1942 – 10. April 1945 Reinhard Gehlen
- 10. April 1945 – Mai 1945 Gerhard Wessel (mit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt; m. d. W. d. G. b.)
Leiter der FHW
- 1938 – 1. März 1943 Ulrich Liss
- 1. März 1943 – Juli 1944 Alexis Freiherr von Roenne
- 1944 – Mai 1945 Willi Bürklein
Siehe auch
- Dietrich F. Witzel: Unternehmen „Kirn“
- Lehr-Regiment „Kurfürst“
- Frontaufklärungskommando
Literatur
- David Thomas: Foreign Armies East and German Military Intelligence in Russia 1941–45, in: Journal of Contemporary History, Vol. 22, Nr. 2, 1987, S. 261–301
- Reinhard Gehlen: Der Dienst – Erinnerungen 1942–1971, von Hase & Köhler, Mainz u. a. 1971, ISBN 3-920324-01-3
- Magnus Pahl: Fremde Heere Ost – Hitlers militärische Feindaufklärung, Ch. Links Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-86153-694-9