Coler, Alwin von

Aus Metapedia
(Weitergeleitet von Alwin von Coler)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Alwin Gustav Edmund Coler, seit 19. Dezember 1884 von Coler.jpg

Alwin Gustav Edmund Coler, seit 19. Dezember 1884 von Coler (Lebensrune.png 15. März 1831 in Gröningen bei Halberstadt; Todesrune.png 26. August 1901 in Berlin) war ein deutscher Arzt und Sanitätsoffizier, zuletzt Generalstabsarzt der Preußischen Armee mit dem Range als Generalleutnant. Als Chef des Sanitätswesens war er maßgeblich für die Schaffung des modernen Militärmedizinalwesens in Deutschland verantwortlich. Seine Frau Edda und er wurden auf dem Invalidenfriedhof beigesetzt. Das Grab wurde nach der Deutschen Wiedervereinigung wiederhergestellt und mit einem Grabstein gekennzeichnet.

Werdegang

Prof. Dr. med. von Coler, Wirklicher Geheimer Ober-Medizinalrat, Generalstabsarzt der Armee, Chef des Sanitätskorps und seit dem 12. Februar 1889 Chef der Medizinal-Abteilung im Kriegsministerium und Direktor der militärärztlichen Bildungs-Anstalten der Kaiser-Wilhelm-Akademie und Präses der Prüfungs-Kommission für Ober-Militärärzte sowie zuletzt auch vortragender Rat im Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten[1] und Honorarprofessor für Heeressanitätswesen an der Friedrich-Wilhelms-Universität.
Alwin von Coler, Stammliste der Kaiser Wilhelms-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen, 1910
Grabstätte auf dem Invalidenfriedhof in Berlin, Feld F (Restitutionsstein von 2011)

Nach dem Abitur am Köllnischen Gymnasium studierte Coler ab 1852 am Friedrich-Wilhelms-Institut zu Berlin Medizin. Zu Beginn seines Studiums wurde er im Corps Marchia Berlin aktiv. 1856 wurde er mit einer Arbeit über die Einwirkung des Bleis auf den menschlichen Organismus zum Dr. med. promoviert. Im selben Jahr trat er in das Heeressanitätswesen der Preußischen Armee ein. Stabsarzt Coler nahm als Bataillonsarzt im Leib-Grenadier-Regiment (1. Brandenburgisches) Nr. 8 am Deutsch-Dänischen Krieg und am Deutschen Bruderkrieg teil. 1867 zum Medizinalstab der Armee kommandiert, trat er 1868 als Dezernent in die neu gegründete Militärmedizinalabteilung des Kriegsministeriums ein. Als Oberstabsarzt mit dem Range als Major und Divisionsarzt nahm er 1870/71 am Deutsch-Französischen Krieg teil als Divisionsarzt der 1. Division. Als er Ende 1870 / Anfang 1871 vom Kriegsschauplatz zurück in Kriegsministerium befohlen wurde, übernahm seine Stellung Oberstabsarzt 2. Klasse Dr. Rudolf Leuthold.

1873, inzwischen Oberstabsarzt 1. Klasse, wurde er Mitte/Ende 1874 zum Generalarzt II. Klasse befördert und wurde vorübergehend Korpsarzt des IV. Armee-Korps, allerdings sogleich wieder zur Militär-Medizinal-Abtheilung im Kriegsministerium kommandiert. Mit der Rangliste 1884 wurde er dann als Generalarzt I. Klasse geführt.

Als König von Preußen erhob Kaiser Wilhelm I. Coler am 19. Dezember 1884 in den erblichen preußischen Adel. Am 12. Februar 1889 wurde er zum Generalstabsarzt der Armee befördert, im selben Jahr wurde von Coler Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und trat im gleichen Jahr als Generalstabsarzt der Armee (seit 1891/92 im Rang eines Generalleutnants) an die Spitze des preußischen Militärsanitätswesens. 1892 wurde er gleichzeitig zum ordentlichen Honorarprofessor an die Berliner Universität berufen. Er führte die transportable Lazarettbaracke ein.

„Coler begründete durch organisatorische und verwaltungstechnische Maßnahmen von der Errichtung des Sanitätsoffizierskorps bis zur Regelung der Rang- und Einkommensverhältnisse der Militärärzte das moderne Militärmedizinalwesen in Deutschland. Er publizierte u. a.: Die militärärztlichen Bildungsanstalten zu Berlin, ihr Ursprung und ihre Entwickelung: Ansprache an die Festversammlung bei der Stiftungsfeier der Anstälten am 2. August 1889 gehalten (1889); Benutzungsordnung für die Sammlungen des Königlichen medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelm-Instituts zu Berlin (1891).“[2]

Um 1893 wurden im Auftrage der Medizinal-Abteilung des Kriegsministeriums jedoch an der Kaiser-Wilhelms-Akademie Schießversuche mit kleinkalibrigen Gewehren an unterschiedlichen Präparaten ausgeführt. Mit der Entwicklung neuer Handfeuerwaffen und kleinkalibriger Gewehre sowie damit verbundenen zunehmenden Schädigungen an Haut, Muskeln und Knochen waren auch die Anforderungen an die Versorgung von Schußwunden gewachsen. Die alten Bleigeschosse hatten eine relativ geringe Durchschlagskraft und blieben oft unter der Haut stecken. Mit der Kaliberverkleinerung traten hauptsächlich perforierende Verletzungen auf. 1894 schrieb von Coler gemeinsam mit Otto von Schjerning das Standardwerk „Ueber die Wirkung und kriegschirurgische Bedeutung der neuen Handfeuerwaffen – Vorträge aus den Sektionen für Militär-Sanitätswesen und Chirurgie auf dem XI. Internationalen Medizinischen Kongresse in Rom 1894“. 1895 ergänzte er die „Bestimmungen über die Aufnahme von Studirenden in die Kaiser Wilhelms-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen zu Berlin“ mit 17 Paragraphen.

Berliner Militärärzte im Labor von 1870–1895

„Gustav-Adolf von Lauer (1808–1889) wurde 1879 Direktor der Bildungsanstalten, 1889 Alwin von Coler (1821–1901), der ab 1892 ebenso ordentlicher Professor der Universität war. Beide Bildungseinrichtungen, die ‚Medicinisch-chirurgische Akademie für das Militär‘ und das ‚Medicinisch-chirurgische Friedrich-Wilhelms-Institut‘ bildeten eine fachliche Einheit, die als Einrichtung über den militärischen Bereich hinaus große Bedeutung erlangte. Ihre Absolventen hatten eine Vereinigung der beiden Teilbereiche der Heilkunde, Innere Medizin und Chirurgie vollzogen. Bedingt durch den Einfluss des Militärs in Preußen war somit das Nebeneinander der beiden Berufsgruppen auch in der zivilärztlichen Ausbildung nicht mehr aufrechtzuerhalten. Die militärärztliche Ausbildung wurde auf Universitätsniveau angehoben. […] v. Coler […] etablierte 1901 den wissenschaftlichen Senat der Kaiser-Wilhelms-Akademie, welcher als eine Art wissenschaftlicher Beirat des Heeressanitätswesens anzusehen war. Diesem Senat gehörten viele bedeutende Ärzte Deutschlands an. Er beriet bei allen Fragen der Ausbildung und Erziehung der Studierenden, befasste sich mit allen wesentlichen sanitätsdienstlichen Neuerungen, wählte für den Kriegsfall bereitzustellendes Kriegsgerät aus und gab Empfehlungen für die Einführung von Arznei- und Verbandmitteln.“[3]

Neue Deutsche Biographie

C. nahm als Militärarzt an den Feldzügen 1864 und 1866 teil und wurde 1867 auf Veranlassung des Generalstabsarztes H. Grimm in den Medizinalstab des preußischen Heeres berufen. Ein Jahr später, bei der Gründung der Medizinalabteilung des Kriegsministeriums,|wurde C. in diese Behörde übernommen. Am Kriege 1870/71 nahm er als Divisionsarzt teil. 1874 wurde er zum Generalarzt befördert. Von 1889 bis zu seinem Tode war C. Chef des Sanitätskorps und Direktor der militärärztlichen Bildungsanstalten. 1891 wurde er Honorarprofessor an der Universität Berlin. Bei der Reform des Militärmedizinal- und Feldsanitätswesens hat er sich große Verdienste erworben. C. entwarf die Kriegssanitätsordnung 1878 und die Friedenssanitätsordnung 1891. Die Errichtung des Sanitätsoffizierkorps, die Einführung des Waffendienstes der Mediziner, die Einführung der Chefärzte in das Heeressanitätswesen, die Regelung der Rang- und Einkommensverhältnisse der Militärärzte sind sein Werk. C. verbesserte die Ausbildung und die Fortbildung der Militärärzte, zum Beispiel schuf er die Operationskurse für aktive und dem Beurlaubtenstande angehörende Militärärzte. Weiter führte er eine Reihe von wichtigen wissenschaftlichen und technischen Einrichtungen in das Heeressanitätswesen ein. Als Organisator schuf C. das moderne Militärmedizinalwesen in Deutschland. Aus Anlaß seines 70. Geburtstages wurde die Bibliothek C. gegründet, in der medizinische Arbeiten in 42 Bänden bis 1921 erschienen sind.[4]

Familie

Alwin war der Sohn des Postmeisters von Bernau und späetern Obersteuerkontrolleurs Ludwig Heinrich Coler (Lebensrune.png 17. Juni 1795 in Kochstedt bei Wegeleben; Todesrune.png 15. Januar 1873 in Berlin) und dessen Ehefrau Sofie, geb. Gossens (Todesrune.png 4. Februar 1876 in Bernau). Sein jüngerer Bruder Karl Joseph/Josef Heinrich von Coler (Lebensrune.png 6. Februar 1846 in Bernau), zuletzt Oberstleutnant z. D., wurde schon vor ihm am 29. Oktober 1883 als Hauptmann und Kompaniechef im Infanterie-Regiment „von Stülpnagel“ (5. Brandenburgisches) Nr. 48 in den Adelstand erhoben. Sein Neffe war der spätere Oberst Ulrich von Coler.

Ehe

Coler heiratete am 19. Juni 1865 in Braunsfelde, Kreis Friedeberg Nm. seine Verlobte Edda Melitta Ottonie Sophie von Wedel[5] aus dem Hause Schönebeck[6] (Lebensrune.png 30. August 1841 in Berlin; Todesrune.png 9. März 1923 in Potsdam), die Tochter des preußischen Oberstleutnants und Gutsbesitzers Otto von Wedel, Gutsherr auf Hakenfelde bei Spandau, und der Laura Schroeder.

Kinder

Aus der Ehe sind vier Kinder entsprossen:

  • August Otto Ludwig Walter (Lebensrune.png 11. April 1866), Major ⚭ 29./30. September 1902 Adelheid Ida Alexandra Henriette Luise von dem Knesebeck (Lebensrune.png 26. März 1879); vier Töchter von 1903 und 1910
  • Edda Auguste (Lebensrune.png 17. Februar 1868) ⚭ 29. November 1893 Otto Helmut Friedrich Georg von Stenglin (Lebensrune.png 20. August 1859; Todesrune.png 2. August 1910), Oberstleutnant
  • Elisabeth Laura Sophie Auguste (Lebensrune.png 5. Mai 1870; Todesrune.png 16. Juli 1870)
  • Harry Johannes Edwin (Lebensrune.png 16. September 1872; Todesrune.png gefallen 27. Mai 1915), Major ⚭ 1898 Else Katharina Johanna Hasse (Lebensrune.png 13. Dezember 1878)

Auszeichnungen (Auszug)

Rangliste 1901
Prof. Dr. med. Alwin von Coler II.jpg

Fußnoten

  1. Zentralblatt für die gesamte Unterrichtsverwaltung in Preußen, 30. Januar 1900
  2. Biografie, Alwin von Coler
  3. Frank-Peter Kirsch: Berliner Militärärzte im Labor von 1870–1895, 2009
  4. Coler, Alwin Gustav Edmund von (seit 1884), in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 318–319
  5. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der briefadeligen Häuser, 1917, S. 162
  6. Handbuch des preussischen Adels, Band 1, 1892, S. 89