Mahraun, Artur

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Jungdo-Hochmeister Artur Mahraun, 1925; Pseudonyme als Schriftsteller: „Heinrich Meister“ und „Dietrich Kärrner“

Artur Robert Rudolph Mahraun (nach amtlichen Quellen auch Arthur; Lebensrune.png 30. Dezember 1890 in Kassel; Todesrune.png 27. März 1950 in Gütersloh) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres, der Freikorps und der Vorläufigen Reichswehr, zuletzt Hauptmann, sowie Politiker, Schriftsteller und Gründer des Jungdeutschen Ordens. Mit seinen politischen Vorstellungen, welche nach Auffassung einiger Historiker der Konservativen Revolution zuzuordnen sind, geriet Mahraun in Gegensatz zur NSDAP.

Werdegang

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Hauptmann a. D. Artur Mahraun
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Mahraun trat 1908 in den Militärdienst ein und war Teilnehmer am Ersten Weltkrieg. Das Kriegsende erlebte er nach einer Verwundung während eines Genesungsurlaubs in Kassel, wohin sich die Oberste Heeresleitung nach dem Waffenstillstand zurückzog. Hier sammelte Mahraun Freiwillige und gründete am 10. Januar 1919 die Offiziers-Kompagnie Cassel (OKC), eine Zeitfreiwilligen-Organisation. Am 15. Mai 1920 wurde Mahraun als Hauptmann der Reserve aus dem Heeresdienst entlassen. 1930 gründete er die „Volksnationale Reichsvereinigung“ und war kurzzeitig Mitglied der DDP. Einige seiner Schriften wurden in der DDR auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[1]

Neue Deutsche Biographie

Nach dem Besuch des Gymnasiums [Anm.: Wilhelm-Gymnasium in Kassel] trat M. 1908 als Fahnenjunker in das Infanterie-Regiment Nr. 83 ein (1910 Leutnant). Aus dem Kriege 1914-18 als Träger hoher Auszeichnungen heimgekehrt, wurde er in die Reichswehr übernommen, aus der er 1920 als Hauptmann ausschied. Aus einem Anfang 1919 von ihm aufgestellten Freiwilligen-Verband, der „Offiziers-Kompagnie Cassel“, entstand im März 1920 der „Jungdeutsche Orden“. Als nationalistischer Wehrverband war dieser anfänglich der politischen Rechten zuzurechnen, von der sich M. indessen nach wenigen Jahren absetzte. So hat er schon 1925 die Verständigung mit Frankreich, dann ein franz.-deutsches Bündnis gefordert; der geheimen Zusammenarbeit der Reichswehrführung mit Sowjetrußlands Roler Armee hat er sich widersetzt. In der Innenpolitik auf Ausgleich, zumal Überwindung der Klassengegensätze bedacht, wandte er sich gegen den Flaggenstreit, der die Konfrontation eines schwarz-weiß-roten und eines schwarzrot-goldenen Lagers bedeutete. Entschiedener Kritiker des Parteienwesens, legte er 1927 im „Jungdeutschen Manifest“ den Entwurf eines „Volksstaates“ („Der Staat sind wir“) vor, in dem die Willensbildung in einen pyramidenförmigen Aufbau verlegt ist, der von der Basis der Nachbarschaft über Zwischenstufen zur somit indirekt gewählten Staatsspitze emporführt. Ohne dieses später modifizierte Fernziel aufzugeben, beteiligte sich M. angesichts der bedrohlich anwachsenden Radikalismen 1930 an der Gründung der Deutschen Staatspartei, die er als Instrument zur Durchsetzung dringend gebotener Reformen verstand. Als er sich in seinen diesbezüglichen Hoffnungen enttäuscht sah, widmete er sich wieder ganz dem Orden. In der schweren Wirtschaftskrise der frühen 30er Jahre forderte er bäuerliche Kleinsiedlungen in den Ostprovinzen und einen Freiwilligen Arbeitsdienst. Den Nationalsozialismus lehnte er entschieden ab. […] Nach 1945 beschränkte er sich, von wenigen Versammlungsreden abgesehen, auf die schriftstellerische Tätigkeit. Das schriftstellerische Werk ist umfangreich, aber, da es M. im Selbstverlag herausgab, über den Kreis der Anhänger hinaus kaum beachtet worden.
Das vor 1933 Erschienene bezieht sich überwiegend auf das Zeitgeschehen; später hat M. auch Romane geschrieben und Sammlungen seiner Gedichte publiziert. Von teilweise autobiographischer Bedeutung sind „Gegen getarnte Gewalten“ (1928) und „Politische Reformation“ (1949). Seine Lehre von der Gemeinschaft hat M. ausgeführt in „Gemeinschaft als Erzieher“ (1934), „Ordina, Grundsätze für das Gemeinschaftsleben“ (1935), „Die redliche Gemeinde“ (Ps. Dietrich Kärrner, 1939) und „Wille und Schicksal“ (Ps. Dietrich Kärrner, 1940). Eine Modifizierung des in „Das Jungdeutsche Manifest“ (1927) skizzierten Staatsbildes findet man besonders in „Der Protest des Individuums“ (1949). Als ein Vermächtnis anzusehen ist die 1963 aus dem Nachlaß herausgegebene umfangreiche Dichtung „Der redliche Rebell“. Der Begriff der Gemeinschaft geht bei M. dem der Nachbarschaft vorauf. Die gedachte Gemeinschaft, als „Zusammenfassung von Menschen zur Lösung einer gemeinsamen Aufgabe“, ist unbedingt von mäßiger Kopfzahl, also überschaubar. Dem in sie eingefügten Einzelmenschen wird keine Selbstaufgabe zugemutet; für ihn sollen „Eigenleben“ und „Gemeinschaftsleben“, als zwei „Sphären oder Halbkreise“, einander ergänzen. Soziologismus wird erkennbar, wenn M., der das Zeitalter der Masse durch die Bildung von Gemeinschaften beenden will, in den Eigenschaften und Handlungen des Menschen den „Widerschein einer bestimmten Lebensordnung“ sieht. Von seinem Staatsbild, wie er es 1927 im „Manifest“ skizziert hatte, rückte M. nach 1945 insofern ab, als er nun die Nachbarschaft und den auf solche Basis gegründeten Stufenbau nur als „zusätzliche Einrichtung“ vorsah und damit die frühere Forderung nach Beseitigung der durch die Parteien beschickten Parlamente aufgab. Nach seinem Tode kam es zur Gründung von Nachbarschaften, wie er sie angeregt hatte; diese Bewegung, die ihren Schwerpunkt in Niedersachsen hatte, verebbte jedoch bald. Inzwischen besteht Geistesverwandtschaft mit einer Reihe jüngerer Bestrebungen und Forderungen nach Gliederung der Gesellschaft in überschaubare Bereiche.[2]

Adreßbücher

  • 1919 bis 1921, Kassel: Mahraun, Artur, Oberleutnant, Schlangenweg 21 (dort ebenfalls Vater Hans, Geh. Reg.-Rat; Bruder Max, Apotheker)
  • 1929, Berlin: Mahraun, Artur, Schriftsteller, W50, Neue Ansbacher Straße 6 II
  • 1930, Berlin: Mahraun, Artur, Schriftsteller, W50, Neue Ansbacher Straße 6 II
  • 1934 bis 1937, Berlin: Mahraun, Artur, Hauptmann a. D., Schöneberg, Hewaldstraße 6
  • 1941, Berlin: Mahraun, Artur, Hauptmann a. D., W62, Bayreuther Straße 7

Verlagsanschrift (Adreßbuch des Deutschen Buchhandels):

  • 1932 bis 1933: Jungdeutscher Verlag Artur Mahraun, Berlin SW 48, Friedrichstraße 218. Gegründet 22. Oktober 1922. Inh.: Artur Mahraun. Verlag Jungdeutscher und Volksnationaler Schriften. Verlag der politischen Führerzeitschrift „Der Meister“ und der Schriftenreihe „Der Staatsbürger“. Auslieferung in Leipzig. Zeitschriften nur direkt.

Familie

Artur wurde am 30. Dezember 1890 in Kassel um 13.00 Uhr (Standesamt Kassel Nr. 1939/1890) als dritter Sohn des Regierungs-Assessors und späteren Geheimen Regierungsrats bei der landwirtschaftlichen Verwaltung in Kassel Hans Victor Ernst Mahraun (1853–1944) aus Königsberg und seiner Frau Elisabeth Olga Marie, geb. Wohlgemuth (1858–1940) aus Danzig geboren. Vater Hans, Sohn des Königsberger Rechtsanwaltes Robert Mahraun (1802–1854) und der Wilhelmine, geb. von Jagemann, schrieb 1926 „Die Geschichte der Familie Mahraun“, in der er die Familiengeschichte in die Zeit des Deutschen Ritterordens im 16. und 17. Jahrhundert zurückverfolgen können. In von ihm eingesehenen Schriften des Deutschen Ordens finden sich schon früh Hinweise auf Mitglieder der Familie Mahraun. Dies dürfte die Erklärung dafür sein, weshalb Artur Mahraun seine Organisation Jungdeutscher Orden nannte und manche Gebräuche und Begriffe des Deutschen Ritterordens übernahm.

Seine Brüder waren der Apotheker Max Rudolf Ferdinand Hans Mahraun (Lebensrune.png 9. Juli 1886 in Danzig) und Carl Arthur Hans Mahraun (Lebensrune.png 11. Mai 1888 in Danzig). Carl Arthur Hans diente ebenfalls in der Preußischen Armee, u. a. in Montigny, Kreis Metz, Reichsland Elsaß-Lothringen. Er heiratete am 20. Dezember 1913 Wilhelmine Irma Auguste Rudolph (Lebensrune.png 30. Oktober 1893 in Liverpool; Todesrune.png 5. Juli 1961 in Kassel).

Ehe

1916 heiratete Oberleutnant Mahraun seine Verlobte Charlotte Ullrich (1893–1977), die Kriegshochzeit fand in Jena statt. Charlotte war die Tochter des Geheimen Regierungsrats Benno Ullrich in Merseburg und der Margarete, geb. Conti. Aus der Ehe sind drei Töchter entsprossen: Margret, Ulrike und Dorothee.

Auszeichnungen (Auszug)

Schriften (Auswahl)

  • Die Arbeit des Jungdeutschen Ordens: Die erste Aufgabe, Cassel: Jungdeutscher Verlag, 1924 (15 Seiten) (Zweite Auflage, 41.–50.000, 1925)
  • Das Jungdeutsche Manifest: Volk gegen Kaste und Geld; Sicherung des Friedens durch Neubau der Staaten, Berlin: Jungdeutscher Verlag, 1924, (204 Seiten)
  • Der nationale Friede am Rhein 1926
  • Waffen, Weiber und Soldaten: Kleine Geschichten aus großer Zeit, Berlin: Nachbarschafts-Verlag, 1937 (246 Seiten)
  • (als Dietrich Kärrner) Gösta Ring entdeckt Värnimöki. Ein Zukunftsroman, Berlin: Nachbarschafts-Verlag, 1938 (312 Seiten)
  • (als Dietrich Kärrner) Verschollen im Weltall. Ein Zukunftsroman, Berlin: Nachbarschafts-Verlag, 1938 (304 Seiten)
  • (als Dietrich Kärrner) Per Krag und sein Stern. Ein Zukunftsroman, Berlin: Nachbarschafts-Verlag, 1939 (312 Seiten)
  • Die Nachbarschaft: Eine neue Idee zur Demokratisierung Deutschlands unter Berücks. d. west-östl. Gegensätze, Remscheid: Ziegler, 1948 (23 Seiten)
  • Politische Reformation: Vom Werden einer neuen deutschen Ordnung, Gütersloh: Nachbarschafts Verlag, 1949 (215 S.)
  • Deutschland ruft!, Gütersloh: Nachbarschaftsverlag, 1949 (37 Seiten)
  • Der Protest des Individuums, Gütersloh: Nachbarschafts-Verlag, 1949 (47 Seiten)
  • Politische Reformation: Vom Werden einer neuen deutschen Ordnung, Gütersloh: Nachbarschafts-Verlag, 1949 (215 Seiten)
  • Der redliche Rebell, Gießen: Walltor-Verlag, 1963, (306 Seiten), eine zweite Auflage erschien noch im selben Jahr.

Literatur

Verweise

Fußnoten

  1. Artur Mahraun im Bundesarchiv - Akten der Reichskanzlei
  2. Mahraun, Artur, Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 693-694