August Prinz von Preußen

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August Prinz von Preußen (Gemälde von Franz Krüger, um 1817)

Friedrich Wilhelm Heinrich August Prinz von Preußen (Lebensrune.png 19. September 1779 in Friedrichsfelde; Todesrune.png 19. Juli 1843 in Bromberg) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, zuletzt General der Infanterie sowie Generalinspekteur und Chef der Artillerie. Er war der jüngste Sohn des Prinzen August Ferdinand, des Bruders Friedrichs des Großen.

Werdegang

August nahm 1806 als Oberstleutnant und Kommandeur eines Grenadier-Bataillons an der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt teil. Bei Prenzlau wurde er nach verzweifelter Gegenwehr von den Franzosen am 28. Oktober gefangengenommen und gemeinsam mit seinem Adjutanten (seit 1803) Carl von Clausewitz nach Frankreich verbracht. Nach 13monatiger Kriegsgefangenschaft freigegeben, machte er eine Reise durch die Schweiz und Oberitalien und ging darauf nach Petersburg. Von dort kehrte er März 1808 nach Königsberg zurück und wurde im August zum Generalmajor und Chef der Artillerie ernannt.

Befreiungskriege

Während der Befreiungskriege wohnte er im Jahre 1813 als Generalleutnant und Kommandeur der 12. Brigade beim II. preußischen Armee-Korps unter Friedrich von Kleist den Schlachten von Dresden, Kulm, Leipzig, Montmirail, Laon und Paris bei. Mehrmals entschied er mit seiner Brigade den Sieg, so insbesondere am 16. Oktober 1813 bei Markkleeberg.

Probstheida

Am 18. Oktober um 14 Uhr erhielt er einen entscheidenden Befehl:

„Die 12. Brigade nimmt Probstheida, den Mittelpunkt der feindlichen Stellung, mit Sturm!“

Probstheida aber war innen mit 8.000 Mann auserlesener Truppen besetzt, die hinter Gartenmauern und massiven Häusern in guter Sicherheit standen, und hinterwärts stand die Garde zur Unterstützung. Ein Soldat berichtete später:

„Der 18. Oktober war für unser Regiment noch mörderischer als der 16. Anfangs schien es, als sollten wir an diesem Tage einige Schonung genießen, da wir gar sehr zusammengeschmolzen waren. Die Brigaden Pirch und Klüx gingen vor uns her. Es hieß, wir sollten heute bloß die Reserve machen. Dies verkündete uns der Prinz August mit eigenem Munde. Er sprach ungefähr folgendes: ‚Kameraden, wir gehören heute zur Reserve. Sollten wir aber dennoch ins Feuer kommen, so werdet ihr bedenken, daß ihr dieselben Franzosen euch gegenüber habt, welche bei Großbeeren, bei Dennewitz, an der Katzbach, bei Kulm und bei Nollendorf von uns auf Haupt geschlagen worden sind. Ihr werdet alle, nebst mir, viel lieber das Leben als die Ehre des preußischen Namens verloren geben!‘ [...] Wir brachen also über Meusdorf und die Ziegelei gegen Probstheida hervor. Ein Kanonenfeuer, das sich kreuzte, war das erste, womit man die leichten Schützen, unter welchen ich mich befand, begrüßte. Es fehlte nicht viel, so wäre unser Trupp zersprengt worden, aber wir sammelten uns in Eile wieder und warfen uns in einen tiefliegenden Weg, der hart an den mannshohen, mit Schießscharten versehenen Gartenmauern des Dorfes hinweglief. Wir warteten den Augenblick ab, wo die Franzosen eben ein heftig Feuer gegen den übrigen Teil der noch nachrückenden Unsrigen abgebrannt hatten, stürzten dann plötzlich aus unserem Laufgraben hervor und nahmen in einem Schwung und Andrang das Dorf bis zur Mitte. Die überraschten Franzosen nahmen Reißaus vor uns und ließen sogar eine Batterie von zehn Stück Geschütz in das Dorfes Mitte im Stich. Voll Freude wollten wir soeben unsern köstlichen Fund in Empfang nehmen, als ein Geschrei hinter uns entstand: ‚Französische Reiterei hat das Dorf umgangen und kommt uns in den Rücken!‘ Ach! Da mußten wir die schönen Geschütze im Stich lassen, um uns hinter den Gebäuden vor der angekündigten Reiterei in Sicherheit zu stellen.
Diese Reiterei aber kam nicht; denn russische hatte sich schnell dagegen aufgemacht und sie wieder verjagt. Für uns war dies ein sehr unglücklicher Irrtum; denn einmal hatten wir die Eroberung der Kanonen versäumt, und zweitens waren die Franzosen, als sie uns abtrollen sahen, rasch wieder bei ihrer Batterie und schickten ein heulendes Hagelwetter von Kartätschen uns nach. Voll Grimm über die unglückliche Täuschung wollten wir durchaus mit einem zweiten Anlauf die Batterie gewinnen und das Dorf behaupten, aber die Franzosen waren nun schon aufmerksamer auf uns geworden und drangen mit so großer Übermacht auf uns ein, daß wir von Glück zu sagen hatten, wenn wir nur wieder mit ganzen Gebeinen aus dem Dorf hinaus waren. Es ging jetzt gar eilig und geschmeidig durch die Gärten und über die hohen Lehmwände hinweg. Die Franzosen aber waren dicht hinter uns und erwischten noch manchen, der auf der Mauer ritt. Draußen drückten wir uns zwischen den Schießscharten dicht an die Mauer, warteten bis die Franzosen ihre Gewehre abgefeuert hatten und verließen dann eiligst unseren gefährlichen Stand, um uns in einiger Entfernung in besserer Sicherheit aufzustellen. Wir waren zu sehr zusammengeschmolzen, um noch irgend etwas Neues versuchen zu können, und nahmen von jetzt an keinen weiteren Teil an der Schlacht. 2.500 Mann stark war unser Regiment in das Feld gerückt; nach Beendigung der Leipziger Schlacht zählte es noch 300 dienstfähige Männer; 18 Offiziere allein waren geblieben. Des Königs Majestät würdigte uns der Ehre, uns bei dem Zuge durch Leipzig sehr gnädig zu begrüßen. Nun unser Wille war gewiß gut gewesen. Der König erkannte es an. Alles Leid war vergessen.“

Probstheida wurde am 19. Oktober von der 10. und 9. Brigade (mit Unterstützung der 11. Brigade des Generalmajors von Zieten und die ausgebluetet 12. als Nachhut) besetzt und der Weg nach Leipzig war frei.

Siebter Koalitionskrieg

Nachdem er den Winter 1814/15 auf dem Wiener Kongreß zugebracht hatte, erhielt er am 30. Mai 1814 seine Beförderung zum General der Infanterie. Inzwischen ereilte ihm die Nachricht von Napoleons Flucht von Elba und seine erneute Ergreifung der Macht. Der Siebte Koalitionskrieg stand bevor. Als Generalfeldmarschall Karl Friedrich von Holtzendorff in der Schlacht von Ligny verwundet wurde, übernahm General der Infanterie Prinz August die Verantwortung als Kommandeur der Artillerie für die anstehende alles entscheidende Schlacht bei Belle Alliance. Nach dem Sieg der Alliierten erhielt zum 30. Juni 1815 (Übergabe am 23./24. Juni 1815) als Kommandierender General das Kommando über das II. Armee-Korps der Blücher-Armee als Nachfolger von Generalmajor Georg Dubislav Ludwig von Pirch (der nun eine Brigade übernahm und weiter an der Seite des Prinzen kämpfte), welches zur Belagerung der Festungen an der Nordgrenze Frankreichs bestimmt war. Er bewirkte mit der schweren Artillerie in kurzer Zeit die Übergabe von Maubeuge, Philippeville, Landrecy, Langich, Rocroy, Givet, Montmedy, Sedan und Mézières. Nach dem Kriege übernahm er wieder das Kommando der Artillerie, die unter seiner Leitung gänzlich umgestaltet und deutlich verbessert wurde.

Tod

August Prinz von Preußen starb in Bromberg am 19. Juli 1843 auf einer Inspizierungsreise, ohne legitime Nachkommenschaft. Aus dem Privatleben des Prinzen ist zu erwähnen, daß er, zur Zeit seiner französischen Gefangenschaft, im Hause der Madame de Staël, in Coppet mit Madame Récamier zusammentraf und, nachdem er sich in sie verliebt hatte, ernstlich entschlossen war, sie zu heiraten. Doch stellten sich politische und religiöse Gründe dieser Heirat entgegen.

Auszeichnungen (Auszug)

Spätere Ehrungen

Wegen der Verdienste Prinz Augusts bei der Umgestaltung und Verbesserung der preußischen Artillerie wurde 1889 das ‚ostpreußische Feldartillerieregiment Nr. 1‘ in ‚Feldartillerieregiment Prinz August von Preußen‘ umbenannt.

Literatur

  • v. Puttkamer und v. Höpfner: Erinnerungsblätter aus dem Leben des Prinzen August von Preußen (Gotha 1869)
  • Aus dem kriegsgeschichtlichen Nachlaß des Prinzen August von Preußen. In: Kriegsgeschichtliche Einzelschriften des preußischen Generalstabs, Heft 2, Berlin 1883
  • Ernst Graf zur Lippe-Weißenfeld: August, Prinz von Preußen. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 671–674